Eine der wohl größten Schwierigkeiten, mit denen Anarchisten im täglichen Leben konfrontiert sind, ist die Suche nach zuverlässigen Gefährten. Menschen mit denen sie kontinuierlich Projekte der Revolte verwirklichen können, die untrennbar mit ihrem Leben verbunden sind - Projekte, die über die üblichen Formeln hinausgehen, die überall zu finden sind (Food Not Bombs, Critical Mass, Kollektivunternehmen....). Diese Projekte entwickeln sich leicht, weil sie wenig Nachdenken erfordern. Aus dem gleichen Grund scheinen die meisten Anarchisten wenig Probleme mit spontanen einmaligen nächtlichen Aktivitäten zu haben. Aber es ist schwierig, ein laufendes Projekt aufrechtzuerhalten, bei dem eine vereinte praktische und theoretische Anstrengung notwendig ist. Solche Projekte erfordern eine kontinuierliche Bewertung dessen, was wir tun und warum wir es tun, im Hinblick auf unsere revolutionären Wünsche, unsere Beziehungen zu Gefährten und anderen Menschen und die Realität, mit der wir konfrontiert sind. Sie stellen unser Leben immer wieder in Frage und bieten keine Möglichkeit uns zurückzulehnen und zu sagen: "Ich bin zufrieden, ich habe alles unter Kontrolle, ich habe keinen Grund, mit mir selbst zu kämpfen". Ich denke, dass wir das alle fürchten.

Für die meisten Anarchisten sind Anarchie und Revolution Abstraktionen die irgendwie extern sind, weil sich auch ihr eigenes Leben außerhalb abspielt. Sie sehen ihr Leben nicht als Gesamtheit und betrachten daher nicht, was sie damit auf dieser Ebene anfangen wollen. Sie haben daher nie das Bedürfnis, praktische Projekte als Ergebnis eines Lebens der Revolte zu schaffen, mit Beziehungen, die die von ihnen begehrte Welt widerspiegeln. Es geht hier nicht nur um ein persönliches Versagen einzelner Anarchisten. Es gibt konkrete soziale Gründe, warum Menschen es meist nicht schaffen, diesen Punkt der gedankenlosen Aktivität zu überwinden. Die soziale Realität, in der wir leben, formt eine eigene Totalität und drängt sie unserem Leben auf. Wenn wir diese erzwungene Totalität direkt anerkennen würden, wären wir mit einem Ultimatum konfrontiert, dem nur die wenigsten von uns bereit sind zu begegnen. Es bedeutet, dem Schrecken unserer gegenwärtigen Welt ins Auge zu sehen und sich dafür zu entscheiden, sich ihr in ihrer Totalität zu widersetzen. Es fällt uns leichter, unser Leben in getrennte Abläufe, Ereignisse, Räume und Momente aufzuteilen, um nicht die volle Tragweite dieser auferlegten Totalität sehen zu müssen. Aber diese Totalität ist die des Staates und des Marktes, die ineinandergreifende Herrschaft von Reichtum und Macht. Sie zwingt sich gerade dadurch auf, dass sie unser Leben in einzelne Abschnitte, unverbundene Momente, entfremdete Fragmente zerlegt. Unsere Tendenz, uns auf diese Weise zu schützen, spielt ihr also direkt in die Hände. Auf diese Weise getrennt, verlieren die Ereignisse, Beziehungen, Aktionen und Momente unseres Lebens ihre Bedeutung für uns als Individuen. Diese Tendenz zur Fragmentierung ist also etwas, das wir in jedem Moment bekämpfen müssen.

Aber um sie zu bekämpfen, müssen wir versuchen zu verstehen, wie sie konkret funktioniert. Es ist die Realität unseres täglichen Lebens, die endlose Abfolge sinnloser Interaktionen und Aktivitäten, an denen wir teilnehmen müssen: Arbeiten, Mieten, Kaufen und Verkaufen, Rechnungen bezahlen, mit Polizisten, Bürokraten, Chefs, Vermietern usw. umgehen, etc. All dies macht uns abhängig von der Totalität der sozialen Ordnung und verwandelt uns gleichzeitig in Atome, die in der bedeutungslosen, unaufhörlichen Bewegung des Handels, durch Umstände außerhalb unserer Kontrolle, meist zufällig aufeinander zu stoßen scheinen. In den Vereinigten Staaten hat sich daraus eine Ideologie entwickelt, die absurderweise den Namen "rugged individualism" trägt. Die Absurdität ist zweierlei. Zunächst einmal definiert diese Ideologie "Individualität" gerade im Sinne dieser atomisierten Existenz, in der jeder einzelne nichts anderes ist als eine Ziffer, gleichwertig und getrennt von allen anderen im Nichts. Zweitens werden diese atomisierten Wesen, die die "Individuen" dieser Ideologie sind, von der gesellschaftlichen Ordnung absolut abhängig gemacht, die ihr Leben als Konkurrenz um die gleichen belanglosen Ziele definiert und so ihre fortdauernde Identität und Trennung garantiert. An dieser erbärmlichen Abhängigkeit ist sicherlich nichts "rugged" (wild/robust) . Der Aspekt der sozialen Fragmentierung, den diese Ideologie zu rechtfertigen sucht - die Entfremdung -, spielt eine große Rolle bei unserer Unfähigkeit, echte Projekte der Affinität zu verwirklichen, die aus unserem eigenen Leben hervorgehen. Insbesondere wenn diese ideologischen Rechtfertigungen bereits in unsere eigene Vorstellung von Individualität eingedrungen ist.

Mir scheint, dass wir die Dinge noch oft fragmentiert und atomisiert wahrnehmen. Wir betrachten Arbeit, Mietzahlung, Kauf und Verkauf usw. als getrennte Probleme und entwickeln Lösungen wie Arbeitsvermeidung, Besetzen, Ladendiebstahl und Containern usw. (alles gute Dinge, die wir tun können, wohlgemerkt, aber nur im Rahmen der bewussten Gestaltung unseres Lebens in der Revolte gegen diese Welt). Da wir das Problem fragmentiert wahrnehmen, betrachten wir fragmentierte, oft isolierte Aktivitäten als Lösungen, und unsere Praxis bleibt die des Durchkommens in dieser Gesellschaft. Es bedarf also eines tiefgreifenderen Ansatzes für unsere Projekte, der die Totalität des Feindes vor uns und die Totalität dessen, was wir wollen, auf einer konkreten Ebene erkennt. Dies beginnt damit, dass wir unser Leben als eine eigene Totalität begreifen. Aber was bedeutet das?

Von Stirner bekommen wir den Hinweis, dass jede Person ihre eigene Basis sein muss, und von Vaneigem bekommen wir den weiteren Hinweis, dass dies eine "Umkehrung der Perspektive" erfordert, d.h. sich umzudrehen, um die Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten - unserer eigenen. Aber diese Hinweise bleiben nutzlos, wenn wir Individualität weiterhin so begreifen, wie es diese Gesellschaft tut, als etwas Abstraktes und isoliertes, als eine mystische "Natur" in jedem von uns, völlig losgelöst von den Beziehungen, die unser Leben ausmachen. Wenn wir Individualität auf diese Weise betrachten, werden wir nicht in der Lage sein, die Gesamtheit unseres Lebens zu erfassen, denn wir werden all die Beziehungen, Interaktionen und historischen und sozialen Realitäten verlieren, die mit dem verwoben sind, wer wir sind und wer wir werden. Der von dieser Gesellschaft auferlegte Begriff der Individualität steht als kristallines und reines Objekt außerhalb aller Beziehungen, aber echte handfeste Individualität ist in der Tat eine Beziehung. Ich bin wer und was ich bin in Bezug zu Esther, Dave, Tiger, Susannah, Mary, Ivy, Anais, Membrane, Brendan, Brandon, Avram, Mandy, der Frau im Café, den Predigern in der Kirche, zu der mich meine Eltern geschickt haben, meinen Eltern selbst, den Polizisten, dem Staat, der Wirtschaft, dem technologischen Apparat, etc., etc. Keine dieser Beziehungen bestimmt, wer ich bin, aber alle spielen eine Rolle dabei, wie ich erschaffe, wer ich bin. Eine Beziehung ist keine Kristall-Statue. Sie ist eine Aktivität, eine Bewegung. Somit ist dies auch die Beschaffenheit der Individualität. Ich möchte nicht missverstanden werden - meine Individualität ist nie fehlerhaft oder unvollkommen. Sie ist immer vollständig, aber das Ganze ist eine Bewegung - ein art Tanz mit anderen Menschen - und ist daher nie zu Ende. Ihr Ende kann nur der Tod sein.

Somit kann ich behaupten, dass meine Individualität eine Dialektik zwischen mir selbst, als begehrendes und handelndes Wesen ist, und dem Umfeld, durch das ich mich bewege (einschließlich aller persönlichen und sozialen Beziehungen, an denen ich direkt oder indirekt beteiligt bin).

Diese Dialektik - die Umkehrung der Perspektive - auf praktischer Ebene zu verstehen, bedeutet, all diese Beziehungen entweder als Bereicherung meiner selbst zu betrachten, die es verdient haben, gefördert und gestärkt zu werden. Oder sie sind Hindernisse auf meinem Weg, die ich aus meinem Leben entfernen und wenn nötig zerstören werde. Durch die Totalität dieser Gesellschaft wird das Bewusstsein für diese Dialektik zerstört. Durch die Verknüpfung von Individualität mit dem heiligen (d.h. privatem oder kollektivem "Besitz") Eigentum (als Identität, die sowohl bildlich durch den Wettbewerb um Prestige als auch buchstäblich durch die Identifizierende Ware erworben wird), wird sie in dieser Gesellschaft externalisiert und untergräbt so unser Bewusstsein für die Dialektik zwischen uns und der Welt um uns herum. Als heiliges Eigentum ist unsere Individualität nicht das was wir tun, sondern eine etwas außerhalb von uns, das wir kaufen müssen, das heißt, wir müssen darum konkurrierend kämpfen. Aber wie ich bereits erwähnt habe, entfremdet und homogenisiert uns dieser Wettbewerb und untergräbt damit jede echte Individualität.

Der Unterschied zwischen dem Verständnis von Individualität als wirtschaftliches Gut und dem von Individualität als relationale Aktivität lässt sich besser nachvollziehen, wenn man das Merkmal der Stärke betrachtet. In dieser Gesellschaft ist Stärke eine Art Privateigentum. Es ist die Fähigkeit des Menschen zur Verteidigung, zur Bewaffnung, um allein gegen die Welt zu stehen. Als solche ist sie begrenzt und messbar und daher leicht erschöpft. Diese Konzeption kann eine verzerrte Dynamik zwischen den Individuen erzeugen. Die Menschen sind oft bereit, die Schwäche anderer zu nähren, indem sie eine Art persönliche Almosen anbieten, die die anderen in ihrer Schwäche erhält und die Rolle des Helfers als starker Versorger bewahrt. Natürlich sind solche Beziehungen wechselseitig, und der Prozess verläuft größtenteils unbewusst. Schuldzuweisungen haben an dieser Stelle also keinen Sinn. Dennoch bewahren solche Beziehungen das private Eigentum an Stärke für denjenigen, der die "Fürsorge" leistet. Und wenn Stärke tatsächlich Privateigentum ist, wenn es einfach die Fähigkeit ist, äußeren Angriffen standzuhalten und allein gegen die Welt zu bestehen, ist es sinnvoll, so zu handeln. In der Tat kann man des anderen Held sein, indem man die eigene Kraft mit Bedacht einsetzt, um sie zu schützen, aber man kann nie wirklich Genosse oder Komplize sein und die Grenzen zwischen den individuellen Stärken aufbrechen, so dass sie miteinander verschmelzen und sich gegenseitig verstärken können. Da Anarchisten eine andere soziale Realität anstreben, müssen wir ein anderes Konzept von Stärke entwickeln. Eines, das auf der Ablehnung der Vereinzelung basiert, und auf der Entdeckung von Freude und Fülle, die wir ineinander finden können. Das bedeutet, zu erkennen, dass Stärke keine Ware mit begrenztem Angebot ist, um die wir konkurrieren, sondern dass sie vielmehr zunimmt, wenn sie geteilt wird. Es geht nicht um Selbstverteidigung und allein gegen die Welt stellen, sondern um die Fähigkeit, unsere Bedürfnisse in dieser Welt im Zusammenwirken mit anderen zu verwirklichen. In diesem Sinne ist es meine eigene Stärke, aber nicht als Privateigentum mit seinen Grenzen, sondern mein individuelles Potenzial, das ständig herausfordert und erweitert wird. Sie wird also nicht geschwächt, sondern erweitert, wenn ich sie mit der von anderen kombiniere, deren Ziele sich mit meinen überschneiden.

Individualität als relationale, dialektische Bewegung zu erkennen heißt, die Vorstellung abzulehnen, dass Stärke - und ähnliche Eigenschaften wie Liebe, Freiheit, etc. - begrenztes Privateigentum ist, das gehortet und beschützt werden muss. Dann wird klar, dass das Verständnis des eigenen Lebens in seiner Totalität, mit dem Ziel, gegen diese Gesellschaft zu kämpfen, bedeutet, alle Beziehungen zu erfassen, die das eigene Leben ausmachen. Natürlich ist diese Aufgabe nie abgeschlossen. Die soziale Realität, die uns umgibt, drängt sich ständig auf und setzt sich durch. Wir können es also nur in der ständigen Revolte gegen diese Gesellschaft anstreben. Aber der ständige Kampf um das eigene Leben erfordert ein hohes Maß an Bewusstsein. Wir müssen jede Beziehung, die wir eingehen, betrachten, nicht moralisch, sondern um festzustellen, ob sie uns hilft, praktisch das Leben aufzubauen, das wir uns wünschen. Wir sind nicht auf der Suche nach besseren Überlebensstrategien, sondern streben es an das Leben als eine von uns geschaffene Gesamtheit zu begreifen. Es kann sein, dass wir uns im Kampf gegen diese Gesellschaft für Projekte entscheiden, die eher durchgeführt werden können, wenn wir einen festen Wohnsitz haben - und das kann im gegenwärtigen sozialen Kontext bedeuten, Miete zu zahlen oder ein Haus kaufen. Wir brauchen vielleicht Geld oder spezifische Werkzeuge, um unsere Projekte durchzuführen, und können einen Job, eine Rente oder andere Wohlfahrtsbehörden nutzen, um diese Dinge zu bekommen. Es hat keinen Sinn, darüber zu jammern oder zu moralisieren. Wichtig ist, genau zu wissen, warum wir die Entscheidungen treffen, die wir in Bezug darauf treffen, wie wir unser Leben und unsere Projekte der Revolte verwirklichen wollen.

Damit kommen wir aber erneut zu den Beziehungen unter einander zurück. Wenn wir in Gemeinschaft leben wollen, wenn wir Freundschaft, praktische Affinität und Solidarität aufbauen wollen, dann müssen wir klar und deutlich kommunizieren, damit wir intelligente Entscheidungen treffen können. Das widerspricht allem, was uns diese Gesellschaft beibringt. Wir sind darauf trainiert, alle Menschen als Rivalen zu betrachten und bauen eine unbewusste Abwehrhaltung auf. So haben wir die Tendenz, Manipulation statt direkter Kommunikation zu verwenden, und eher um einander herum, statt miteinander zu tanzen. Wenn vermeintliche Gefährten und Komplizen ständig umeinander herum tanzen und sich unbewusst gegenseitig manipulieren, um das zu bekommen, was sie wollen, wird niemand jemals in der Lage sein, kluge Entscheidungen zu treffen, da alle unsere Entscheidungen auf Illusionen beruhen werden. Doch so lernen wir uns zueinander zu verhalten - es ist die Grundlage für Verhandlungen und Kompromisse. Aber wie kann daraus jemals praktische Affinität, Freundschaft, Komplizenschaft und solidarisches Miteinander entstehen? Wir müssen den Feind - das Herrschaftssystem und seine Lakaien - oft täuschen und anlügen. Da wir aber bestrebt sind, unser gemeinsames Leben auf eine andere Weise zu gestalten, können wir uns so nicht aufeinander beziehen. Um Affinität und Gemeinsamkeit aufzubauen, müssen wir ehrlich miteinander sein, in Bezug auf unsere Bedürfnisse, Wünsche, Fähigkeiten, Bestrebungen, Träume und wie wir uns bei der Verwirklichung dieser Dinge gegenseitig unterstützen wollen. Leben, Stärken, Kämpfe und Projekte können nur dann vorteilhaft zusammenwirken, wenn alle Beteiligten ihre Ziele und Wünsche klar formulieren und so eine echte Basis für Affinität schaffen.

Revolution ist nicht nur eine Menge versprengter Einzelgänger, die sich gegen die Mauern der Gesellschaft werfen. Es sind Individuen, die sich selbst als solche erkennen, sich gegen einen gemeinsamen Feind zusammenschließen und Möglichkeiten finden, laufende Kämpfe zu verknüpfen. Die Aufstandsgeschichte zeigt, dass dies auch dort zutrifft, wo es keine Hinweise darauf gibt, dass vor dem Aufstand ein Potenzial für dieses Bewusstsein bestand. Diejenigen unter uns, die sich eine andere Welt wünschen, müssen bereit sein, jetzt schon andere Beziehungen anzustreben. Das bedeutet, praktische Beziehungen der Affinität zu entwickeln. Affinität wird allzu oft als etwas Abstraktes betrachtet: Wir haben ähnliche Ideen, deshalb haben wir Affinität. Aber wenn wir es nicht schaffen, diese gemeinsamen Ideen in konkrete Projekte umzusetzen, in eine echte, zielgerichtete Verflechtung von Leben und Kämpfen, dann ist unsere vermeintliche Affinität nur ein weiteres sinnloses Gespenst, das in unseren Köpfen herumspukt. Deshalb müssen wir die Stärke ineinander erkennen und uns um gegenseitige Stärkung bemühen, anstatt einander Mitleid zu schenken und damit die Schwäche zu fördern. Dies ist wo Stirners Verein der Egoisten und Kropotkins gegenseitige Hilfe zusammenkommen. Wenn wir also unser Leben in seiner Totalität begreifen wollen, um es in vollen Zügen zu genießen und daraus Waffen gegen die Totalität dieser Gesellschaft zu machen, müssen wir uns klar machen, wie wir uns verhalten um die Individualität jedes Menschen zu fördern. In diesem Zusammenhang lohnt es sich näher hinzuschauen: Was ist praktische Affinität? Ist es nicht echtes gegenseitiges Wissen über Ideen, Träume, Wünsche, Fähigkeiten, Ziele und Bedürfnisse, das uns erlaubt, uns auf einer projektbezogenen Basis zu treffen und unsere Rebellionen zu verbinden? Und das erfordert, dass wir ohne Hintergedanken miteinander reden. Was ist Freundschaft? Ist es nicht die Bereitschaft, sich gegenseitig praktisch zu unterstützen, uns auf unsere Gefährten zu verlassen, denn sie sind unser Glück und unsere Lebensfreude. Was ist Komplizenschaft? Ist es nicht die Anerkennung einer konkreten Verflechtung von Projekten, bei der es sinnvoll ist, Kräfte zu bündeln, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen - die unmittelbare Anerkennung von Kämpfen und Aufständen, die zusammenkommen? Und was ist Mutualität? Ist es nicht eine Gegenseitigkeit, die nicht misst oder abwägt. In ihr erkennen sich alle Beteiligten gegenseitig als Quelle der Kraft, des Vergnügens und der Fülle des Lebens, der einzigen Art von Reichtum, die zählt. In der Praxis müssen wir uns fragen ob unsere unsere Beziehungen unsere eigene Schöpfung oder das Ergebnis unbewusster Gewohnheiten sind, die von dieser Gesellschaft vermittelt werden? Beruhen sie auf gegenseitiger Stärkung und Entfaltung? Schaffen und fördern wir den Reichtum des Lebens und der Freude miteinander? Verstärken wir unsere Entschlossenheit gegen diese autoritäre, geldbasierte Zivilisation, indem wir unser Leben und unsere Kämpfe miteinander verflechten?

Wenn nicht, sollten wir uns fragen, warum wir irgendeine Art von Beziehung haben. Denn es geht nicht darum, dass wir uns gegenseitig etwas schulden. Das tun wir nicht. Die Idee der Verschuldung ist Teil des wirtschaftlichen Rahmens dieser Gesellschaft. Der Punkt ist, dass der beste Weg, unser Leben in vollen Zügen zu genießen und zu verwirklichen und gegen diese Gesellschaft zu kämpfen, darin besteht, jeden Moment, jede Aktivität und jede Beziehung bei der Schaffung eines ganzheitlichen Lebens bedeutsam zu machen, so weit wir dazu in der Lage sind. Es wird ein ständiger Kampf und eine Herausforderung sein, bis wir die Gesellschaft zerstören, die uns in jedem Moment ihre Realität aufzwingt. Das erfordert ein hohes Maß an Bewusstsein und gegenseitiger Anstrengung.

Ich möchte all dies weiter mit Menschen diskutieren, die bereit sind, sich gemeinsam für die Überwindung der verschiedenen Denk- und Handlungsmuster einzusetzen, die sich aus der Entfremdung und Atomisierung dieser Gesellschaft ergeben, die bereit sind, sich zu engagieren, um gemeinsam zu kontinuierlichen Schöpfern ihres Lebens, ihrer Beziehungen und Kämpfe zu werden, die bereit sind, gemeinsam fortlaufende Projekte der Revolte zu verfolgen. Projekte, die unmittelbar darauf abzielen, bestimmte Faktoren dieser Gesellschaft anzugreifen, die uns hier und jetzt im Wege stehen und die die Natur dieser Gesellschaft in ihrer Totalität aufzeigen.