Titel: Das Ausbeutungsrad dreht sich weiter
AutorIn: SHITSTORM
Datum: 01.01.2019
Quelle: SHITSTORM – Anarchistische Zeitung – Berlin, Januar 2019 - #3

Es gibt viel Gründe dafür, dass ein Smartphone und seine Apps im Alltag hilfreich sein kann, aber auch das Hamsterrad der neuen Technologien geht nicht spurlos an den Menschen und diesen Planeten vorbei. Denn für die seltenen Erze, die jedes Smartphone braucht, z.B. Coltan, arbeiten im Kongo Tausende unter lebensgefährlichen sklavenartigen Bedingungen. Auch bei Foxconn in China, dem größten Computer-Teilelieferanten für Apple und fast alle großen Tech-Unternehmen, sind die Lebensumstände verheerend. In den letzten Jahren haben viele Menschen wegen den unmenschlich disziplinierenden kasernenartigen Arbeitsbedingungen den Freitod gewählt. Sie leben in Wohnblöcken direkt neben der Fabrik, dürfen während der Arbeit nicht reden, bekommen geringen Lohn, haben kaum freie Tage und müssen unbezahlte Überstunden leisten. Gewalt und Nötigung sind an der Tagesordnung. Laut Arbeiter*innen von Amazon prägen körperliche und psychische Langzeitschäden die Arbeitssituation in den Amazon-Werken. Amazons nach Algorithmen lernende Lagersoftware gibt Tempo und Ablauf aller Arbeitsschritte vor und übernimmt damit die „Steuerung“ der beschäftigten Menschen, die zu Werkzeugen reduziert werden. Sie erkennen Signale, scannen Waren, greifen, heben, schieben, laufen. Algorithmen (Computerprogramme) erfassen zugleich alle Bewegungen, individuelle Leistungsprofile und errechnen Durchschnittsproduktivitäten. Eine total-überwachende Fabrik, in der die permanente Erfassung und Bewertung zu psychischem Druck und Stress führt. Durch den immensen Fluss an Echtzeit-Daten kann Amazon die Leistung seiner Mitarbeiter*innen bis ins kleinste Detail überwachen. Pausen, Wasser trinken und Toilettengänge passen nicht ins Zeitfenster. In einem polnischen Werk ist schon jemand vor Erschöpfung ohne Hilfeleistung zusammengebrochen und gestorben. Google gibt vor, im Silikon Valley ein hierarchiearmes Paradies im Namen für die gute Sache geschaffen zu haben. Jedoch gibt es dort Klassenunterschiede: Manager*innen und Geschäftsführer*innen, die die für Google arbeiten und die die ihren Dreck wegmachen und die Kinderbetreuung übernehmen. Erstere sind oft Millionäre oder Milliardäre, während von den letzteren im Silicon Valley 1/3 obdachlos sind, weil sie sich die Mieten nicht leisten können - trotz Arbeit bei beispielsweise Google.