Anonym

Alles gut, alles toll, alles wunderbar!

Nach eigener Darstellung ist Google ein offener dialogbereiter Konzern, der alles nur erdenkliche tut, um unsere Leben zu verbessern. Alles wird praktisch, smart und einfacher. Gleichzeitig wehren sich die Tech-Firmen wie Google gegen Vorwürfe der (Daten-)Ausbeutung der Nutzer*innen. Hierfür fanden sich im letzten halben Jahr kostenlose Beilagen von Google in mehreren großen Tages- und Wochenzeitungen, wie zum Beispiel der Süddeutschen Zeitung. Diese versuchen, gemäß dem früheren Firmenmotto „don't be evil“, die Unschuld und Nützlichkeit des Daten-Monopolisten darzustellen. Diese moderne Propaganda vermeidet Feindbilder und versucht jeden Scheiß positiv und für mich als nützlich zu verdrehen.

In einem Heft beispielsweise, geht es um die Erhebung von Daten. Kein Wunder, ist dies doch das Kerngeschäft von Google. Die Beiträge wirken durchgehend selbstkritisch und werfen Fragen zum Beispiel zur Datensicherheit auf. Es entsteht der Eindruck, Google sorge sich extrem um unsere Privatsphäre. Bewiesen wird dies durch unzählige Beteuerungen, dass wir alles selbst bestimmen würden, was erfasst wird und dass Google große Sicherheitsvorkehrungen trifft, um die gesammelten Daten zu schützen. Dass Google aber so oder so in allen möglichen Bereichen – beim Verkehr, bei Internetbewegungen, beim Betriebssystem von Smartphones (um nur Beispiele zu nennen) – durchgehend Daten abschöpft, bleibt natürlich unerwähnt. Außerdem ist es durchaus logisch, dass Google die gesammelten Daten supersicher verwahrt, da sie diese selbst ausbeuten, verkaufen und für ihre Ziele nutzen wollen.

Um die Propaganda Googles zu entlarven, ist es nötig, sich tiefergehend mit Google und ähnlichen Strukturen zu beschäftigen. Das ist schwierig geworden, denn sie drohen uns nie. Im Gegenteil. Sie nehmen uns die Angst, sie geben vor, unsere Leben zu verbessern, sie verkaufen alles als Positiv. Sie kreieren eine Welt um und in uns, in der sie fester Bestandteil des Lebens sind. Diese Welt zu hinterfragen ist notwendig, aber deshalb auch gefährlich, denn es gibt kein Außerhalb mehr.

Die eigentlichen Ziele des Konzerns sind jedoch kein Geheimnis. In Interviews und Büchern von ihnen selbst und in der breit gefächerten Firmenstruktur werden die Absichten klar: die totale Durchleuchtung des Menschen, die totale Automatisierung unserer Umwelt, die Kontrolle über alle deine Bewegungen, bis zur Verschmelzung von Mensch und Maschine – alles gesteuert durch Google. Diese herrschaftlichen Bestrebungen können für niemanden von Vorteil sein, außer für diejenigen selbst, die an den Schalthebeln – oder jetzt wohl eher Servern – sitzen. Dies ist schon so oft offensichtlich geworden: Wenn Menschen Macht bekommen und somit Herrschaft über andere Menschen ausüben, dann gibt es auch Ausbeutung, also das Wohl einiger Weniger auf Kosten der Anderen. Die Bestrebungen Googles schaffen gerade eine nie dagewesene Machtfülle, und diese werden sie für sich ausnutzen. Wann und für was, entscheiden sie. Die Entscheidungen über deine eigenen Belange liegen dann nicht mehr bei dir.

Auch zum neuen Google-Campus in Kreuzberg wird es vonseiten dieses Unternehmens mit über 50 Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr Gesprächsangebote und eine Menge positiver Argumente geben. Für Gespräche aber ist es zu spät. Strukturen, die Überwachung und Kontrolle anstreben, die (enorme) Macht über andere ausüben, sind Feinde der Freiheit und damit auch die meinen.


SHITSTORM – Anarchistische Zeitung – Berlin, Januar 2018 - #2