Titel: Reise ins Auge des Sturms
Datum: März 1987
Quelle: Pierleone Porcu: "Reise ins Auge des Sturms", Konterband Editionen, Zürich, Januar 2014.
Bemerkungen: Originaltitel: "Viaggio nel occhio del ciclone", von Pierleone Porcu, publiziert in der Zeitschrift Anarchismo, Nr, 56, März 1987, Italien.
Erste italienische Ausgabe als Buch: Viaggio nel occhio del ciclone, bei Edizioni Anarchismo, in der Reihe Opuscoli provvisori, Nr. 31, November 2013.

    Einleitung

  Reise ins Auge des Sturms

    Die post-industrielle Metropole zwischen Resignation und neuem Antagonismus

      Der Glaskäfig

      Die alte industrielle Zentralisierung

      Das Ende einer Mentalität

      Die Arbeiterklasse am Rand

      Das Kapital und die qualitative Kontrolle

      Proletarische Entwurzelung aus dem Zentrum der Metropole

      Die politische Dynamik

      Die Zwangssozialisierung

      Entpolitisierung und sozialer Verfall

      Für einen qualitativen Sprung des verstreuten Antagonismus

    Von der politischen Aktion zur aufständischen Aktion

      Die politische Aktion

      Die symbolische direkte Aktion

      Die subversive direkte Aktion

      Bewusste aufständische Aktion

    Das anarchistische aufständische Projekt

      Aufbrechen und Selbstverwirklichung

    Die historische Entwicklung des anarchistischen Insurrektionalismus

      Die Erste Internationale

      Die Banda del Matese

      Die Position von Galleani

      Die rote Woche

      Die Gründung der UAI

      Der Archinovismus

      Die Gründung der FAI

      1968 und die historischen Grenzen der FAI

      Die anderen insurrektionalistischen Erfahrungen

    Der aufständische Anarchismus heute

      Die Charakteristiken der Gruppen

      Die Charakteristiken der Organisation

    Die Charakteristiken der Massenstrukturen

    Gegen die Ökologie und gegen die Technologie

      Der ökologische Betrug

      Die Notwendigkeit, die Technologie zu zerstören

  Anhang

    Organisationsdokument der selbstverwalteten Ligen

      A - Die Charakteristiken der Liga.

      B - Allgemeine Prinzipien

      C - Methoden

      D - Perspektiven.

      E - Die Koordination.

Einleitung

Die Perspektive des Angriffs ist seit ihren Anfängen immer Teil der anarchistischen Bewegung in ihrer Gesamtheit gewesen. Diese Perspektive konkretisierte sich und konkretisiert sich auch heute noch sowohl in isolierten Angriffen von Seiten von Individuen oder Gruppen von Individuen als auch in aufständischen Versuchen, die von einem Teil der anarchistischen Bewegung gefördert werden. Der Aufstand wurde von den Anarchisten praktisch aller Tendenzen als eine Methode betrachtet, die zur Erreichung der sozialen Revolution notwendig ist. Heutzutage, nach der Behauptung der Demokratie als ausgefeiltestes Herrschaftssystem, hat ein bedeutender Teil der anarchistischen Bewegung diese Perspektive, zugunsten von einem opportunistischen Possibilismus und einer Politik des Stück für Stück, allmählich verlassen.

Wenn es wahr ist, dass die Macht, indem sie demokratisch wurde, sich erlauben kann, sich gegenüber den anarchistischen Ideen permissiver und toleranter zu zeigen, unter der Bedingung, dass sie bloss schöne Ideen bleiben, die sich in linke demokratische Meinungen übersetzen lassen, so ist es ebenso wahr, dass sich die Natur der sozialen Verhältnisse in der demokratischen Gesellschaft im Grunde genommen nicht verändert hat. Heute wie gestern basieren diese Verhältnisse auf dem Zwang und der Autorität.

Wenn wir die bestehenden sozialen Verhältnisse wirklich Umstürzen wollen, dann müssen wir damit beginnen, zu begreifen, dass diese Verhältnisse keine abstrakten Ideen, Weite, Meinungen und Verhaltensweisen sind, sondern auch ein ganzes konkretes System von Strukturen und Personen, die sie aufrechterhalten und reproduzieren. Nehmen wir zum Beispiel das Privateigentum: dieses wird nicht bloss von abstrakten Ideen, Meinungen und Werten aufrechterhalten, falls dem so wäre, hätten wir ein leichtes Spiel, und die Revolution wäre bloss eine Frage der Verbreitung unserer Ideen. Es wird jedoch auch von Gesetzen aufrechterhalten, die es beschützen, von der Polizei, die Jagd auf jene macht, die beschliessen, sich das wieder anzueignen, was ihnen gestohlen wurde, vom Richter, der sie verurteilt, vom Gefängnis, das sie bestraft, und so weiter und so fort, schliesslich vom ganzen repressiven Apparat des Staates, der eben dafür da ist, zu verhindern, dass die sozialen Regeln übertreten werden.

Dasselbe kann von allen Institutionen gesagt werden, worauf sich die sozialen Verhältnisse unserer Gesellschaft stützen. Die Subversion der bestehenden sozialen Verhältnisse erfordert also, jenseits von einer rein theoretischen Kritik und ihrer praktischen Negierung, den Angriff auf diese Strukturen, die dazu dienen, sie zu verteidigen und aufrechtzuerhalten.

Darum glauben wir, dass auf dem Weg, um zur sozialen Revolution zu gelangen, die Aufstände, verstanden als Momente des Angriffs gegen eine oder mehrere Strukturen der Herrschaft von Seiten eines mehr oder weniger konsistenten Teils der Ausgebeuteten, unvermeidlich sind. Der aufständische Moment kreiert, weit jenseits vom blossen Angriff gegen eine Struktur - was an sich bereits bedeutend ist -, einen Bruchmoment in der Gesellschaft, einen Bruch, der eine andere Welt erahnen lässt und der dadurch, dass er in der kollektiven Erfahrung verbleibt, in anderen Momenten reproduziert werden kann.

Die Gründe, die das Ausbrechen von einem Aufstand auslösen, können von unterschiedlicher Natur sein: es kann jene geben, die unvorhersehbar sind, wie beispielsweise Wutausbrüche infolge der Ermordung von einer Person von Seiten der repressiven Kräfte des Staates, der Selbstmord eines Strassenhändlers aufgrund von unerträglichen Lebensbedingungen, usw., oder jene, die mit der Aktivität von anarchistischen Gruppen und Individuen und anderen subversiven Gruppen in dem Gebiet Zusammenhängen, oder auch eine Kombination von beiden. In beiden Fällen ist es jedoch möglich, die Präsenz von latenten oder offenkundigen sozialen Spannungen festzustellen. Es ist hier, unserer Meinung nach, wo unser Ausgangspunkt liegen muss: darin, es zu schaffen, ein Minimum an Analyse unseres Kontexts zu entwickeln, das uns erlauben kann, diese Spannungen ausfindig zu machen, die Struktur oder die Strukturen, die es anzugreifen gilt, die Interessen, die im Spiel sind, die konkreten Konsequenzen, die die Präsenz dieser Struktur in dem Gebiet für das Leben der Ausgebeuteten haben wird, die Feinde und die potenziellen Komplizen zu identifizieren. All dies, um dann eine Arbeit zur Verbreitung dieser Information auf dem Gebiet zu machen. Es ist auch erforderlich, eine Atmosphäre zu kreieren, die in den Augen der Ausgebeuteten einen Angriff auf diese Struktur möglich macht, indem Praktiken des Angriffs und der Rebellion auf dem Gebiet verbreitet werden, die einfach und deutlich sind, sodass sie leicht von jedem reproduziert werden können. Daraufhin stellt sich die organisative Frage: Wenn der Aufstand praktisch nie das Werk von nur Anarchisten ist, dann ist es also, jenseits der internen Organisation unter Anarchisten, erforderlich, Formen der Organisation mit anderen Ausgebeuteten zu finden, Formen, die, auch wenn sie nicht die Zustimmung zu den anarchistischen Prinzipien verlangen, deren Umsetzung in die Praxis widerspiegeln. Dies einerseits, um den Aufstand in Richtung der Freiheit auszurichten, indem eine Kohärenz zwischen Mitteln und Zielen aufrechterhalten wird, und andererseits, um zu versuchen, die Rekuperation von diesem Bruchmoment für die politischen Ziele einer Partei oder einer Organisation zu verhindern. Wie es uns die Geschichte zeigt, ist der Aufstand kein Vorrecht der Anarchisten, sondern auch vieler Feinde der Freiheit, die in einem revolutionären Gewand den Aufstand benutzen, um ihre Machtergreifungsziele zu erreichen.

Unabhängig von diesen paar wenigen und begrenzten Hinweisen, die auf keinen Fall als Modell, sondern vielmehr als Überlegungsansätze dienen sollen, müssen wir uns bewusst halten, dass Aufstände ein komplexes soziales Phänomen sind, das von zahlreichen Faktoren abhängt. Es wäre also falsch, sich diesem Thema anzunähem, indem man nach einem Rezept sucht, das uns, wird es Schritt für Schritt befolgt, auf direktem Weg zu einer aufständischen Situation führt. Das einzige, was wir tun können, ist, zu versuchen, von den aufständischen Kampfversuchen, die von unseren Gefährten in der Vergangenheit vorangetragen wurden, zu lernen, um die konkreten Probleme, die sie zu bewältigen hatten, und die Grenzen ihrer Projekte zu verstehen, und um zu versuchen, Antworten zu finden, die der spezifischen Situation und dem Kontext, worin wir uns befinden, angepasst sind. Darum haben wir uns entschieden, diesen Text zu publizieren, der zum ersten Mal in der Zeitschrift “Anarchismo” (Nr. 56, März 1987) abgedruckt wurde, als Frucht aus den aufständischen Erfahrungen, die in Italien in den achtziger Jahren von einigen anarchistischen Gefährten vorangetragen wurden, eine Zeit, die auf das Scheitern vom “Ansturm auf den Himmel” der siebziger Jahre folgte. Diese Erfahrungen sind also in einer Zeit von sozialer Befriedung und von Defätismus vorangetragen worden, die von der Niederlage und der Zersetzung der revolutionären Bewegung des vorherigen Jahrzehnts und von der Umstrukturierung des Produktionssystems, um den immer radikaleren Forderungen der Arbeiterbewegung nachzukommen, verursacht wurden. Die Absicht dieser Gefährten war es, ausgehend von diesem befriedeten Kontext, den offensiven Kämpfen einen neuen Anstoss zu geben, ohne die mittlerweile in der revolutionären Bewegung verbreitete Resignation zu akzeptieren.

Kein Rezept also, alles andere ist eine Frage davon, Versuch für Versuch voranzuschreiten, ohne Angst davor, zu scheitern.

Zürich, Januar 2014

Reise ins Auge des Sturms

Die post-industrielle Metropole zwischen Resignation und neuem Antagonismus

Der Glaskäfig

Das Antlitz der Metropole hat sich unter dem Schub der laufenden technologischen Revolution allmählich verändert, bis es, als Ort, etwas radikal anderes wurde im Vergleich zu dem, was es für eine Menge Menschen ursprünglich war und bedeutete.

Aus einer riesigen Menschenanballung, die entstand, um den Anforderungen von Produktion und industrieller Entwicklung des Kapitals gerecht zu werden, ist es für die meisten, die darin leben, etwas Unverständliches geworden. Milhonen von Menschen, ohne Geschichte, ohne Kultur, ohne ein eigenes Ziel, das über das Überleben hinausgeht, plötzlich aus einem langen Schlaf erwacht, sehen sich heute wie Roboter verloren in diesem riesigen Käfig aus Glas und Stahlbeton umherstreifen, der sie gefangen hält:, und können, wie es scheint, den Grund dafür nicht begreifen. Es gelingt ihnen nicht, die tiefgreifenden Veränderungen zu verstehen, die erfolgt sind, weshalb sie unbewusst jenes Gefühl von Unbehagen widerspiegeln, das alle Menschen empfinden, wenn sie sich den Strukturen nunmehr fremd fühlen, die sie beherbergen.

Die alte industrielle Zentralisierung

In der industriellen Epoche hatte das Kapital, um zu produzieren, die Arbeitskraft von Millionen von Arbeitern nötig. Diesen gelang es daher, die Gründe für ihr Leben aufeinandergestapelt im Ameisenhaufen der Metropole zu verstehen. Die industrielle Zentralisierung brachte sie dazu, ihre Erwerbstätigkeit in megalithischen Produktionsanlagen zu verrichten: den Fabriken.

In der höchsten Entwicklungsphase der Elektromechanik war der Produktionsprozess des Kapitals ziemlich simpel, gänzlich auf das Montageband gestützt. Die Arbeiter, auch wenn sie Lohnempfänger waren, begriffen die Wichtigkeit ihrer Rolle, sie wussten, dass sie der Motor der Produktion im Akkumulationsprozess des Kapitals sind.

Viele von ihnen verstanden die Gründe ihrer Entfremdung und jener, die ihre Leidensbrüder erlebten, und es gelang ihnen sogar, sich im Klassenkampf gegen das Kapital und den Staat zu motivieren.

Das Ende einer Mentalität

Die post-industrielle Epoche, eingeweiht vom Aufkommen der Basistechnologien (Elektronik, Mikro-Elektronik, Informatik, Bauindustrie, etc.), die auf den Produktionsprozess angewandt werden, ist nicht nur dabei, die alte Produktionsweise zu liquidieren, sondern ist dabei, die Arbeiterwelt, voller Widersprüche und Entfremdungen, zu zerstören, weil sie dabei ist, all ihre auf der Produktionsethik gründenden Werte dem Verfall preiszugeben. Die menschliche Arbeit, die von Millionen von Arbeitern verrichtet wurde, ersetzt das Kapital in seinen Produktionszyklen durch jene, die jetzt von tausenden mechanischen Armen verrichtet wird, gesteuert von hochentwickelten Robotern und Computern, die fähig sind, alle Aufgaben zu verrichten, die bis anhin von den Arbeitern verrichtet wurden.

Diese letzteren streifen stillschweigend in der zynischen post-industriellen Metropole umher, nunmehr ohne eine Arbeit, ohne ein zu erreichendes Ziel. Sie leben gleichgültig, fühlen sich ausgeschlossen, wie Schrottteile, die vom Kapital unbenutzt gelassen werden. Einige von ihnen beginnen unbewusst, mit Wut, zu begreifen, dass sie nie wieder in die Fabrik zurückkehren werden. Sie wissen, dass das Kapital Bedingungen ohne Rückkehr für sie geschaffen hat. Jenseits des schwammigen Geredes der Parteien und Gewerkschaften über die “Vollbeschäftigung” werden sie von dieser Feststellung ausgehen müssen, um, in ihrer ganzen Tragweite, ihre neue Bedingung als soziale Proletarier ohne Arbeit zu begreifen.

Die Arbeiterklasse am Rand

Das Kapital hat die Utopie, den Traum von jenen, die ihre Hoffnungen in die Arbeiterklasse setzten, um eine proletarische soziale Revolution hervorbrechen zu lassen, für immer zerbrochen.

Die ganze verschwommene und abgenutzte, theoretische und ideologische Ausrüstung, worauf diese Hypothese gestützt wurde, wird in den Mülleimer geworfen werden müssen. Die heutige Realität zeigt uns, wie das Kapital in seinem neuen Produktionsprozess die Arbeiterklasse an den Rand verbannt hat. Sie ist ein blosser innerer Anhängsel seiner Produktionszyklen geworden, nunmehr reduziert auf eine geringfügige Minderheit. Diese Tatsache bezeichnet unumkehrlich das Ende des alten, auf den operaistischen Ideologien geschmiedeten proletarischen Antagonismus.

Das Kapital und die qualitative Kontrolle

Das neue Produktionsmodell des Kapitals hat, durch den massiven Einsatz der Basistechnologien, mit der territorialen Aufstückelung des Produktionszyklus die produktive Dezentralisierung ermöglicht.

Das Kapital stellt heute nicht mehr bloss das Konzept der Kontrolle der Zyklen und Zusammenhänge der quantitativen Warenproduktion ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Es strebt nun qualitativ danach, eine völlige Kontrolle zu besitzen, die von der Produktion bis zum Transport, bis zum Konsum der produzierten Waren reicht.

So versucht es einerseits, sich gegen alle möglichen Überproduktionskrisen abzusichern, sowohl auf Ebene des nationalen wie des internationalen Marktes; andererseits versucht es, den Konsum zu verwalten, zu programmieren und zu planen, indem es durch seine unzähligen Informations- und Verteilnetzwerke die Formen der sozialen Reproduktion gestaltet.

Dies ist die Linie, worauf das Kapital in der Metropole seine neuen Orte der Entfremdung kreiert, Fastfoodketten, Diskotheken, Studios für Körperkultur, schwachsinnige Moden für Rezyklierte und Vorausdatierte.

In diese Warenlogik des Kapitals fügen sich die Öffnungen von Bierhäusern und alternativen Lokalen für die Zurückgespülten der Linken ein. In der Metropole spriessen diese sozialen Lazarette auf der ökonomischen, politischen und sozio-kulturellen Zersetzung, die von der technologischen Veränderung erzeugt wurde, die alle Bereiche der Gesellschaft befallen hat.

Proletarische Entwurzelung aus dem Zentrum der Metropole

Die Rolle der staatlichen Institutionen in der Metropole ist bedeutend grösser geworden, vor allem durch die Prozesse einer kompletten Neuorganisierung ihrer Apparate, gestützt auf die massive Einführung der Prozeduren der informatisierten Kontrolle. Die administrativen und politischen Sitze, vom Rathaus bis zur Regionalregierung, bis zur Provinzialverwaltung, residierten schon immer im historischen Zentrum der Stadt, mit Ausnahme von jenem Teil der Büros, der ins kommerzielle Verwaltungszentrum verlegt wurde.

Diese Strukturen haben sich durch den breiten Informatisierungsprozess territorial ausgeweitet, ein Prozess, der zur Kreierung von einer Myriade von Mikro-Strukturen beigetragen hat (Ableger dieser Büros in den verschiedenen Stadtvierteln, wie das Einwohnermeldeamt, die Stadtteilvereine, die Bezirksräte, die Fürsorgestrukturen, etc.), welche die Kontrolle in der Metropole politisch und sozial organischer und rationaler machen.

Beispielsweise hat man dem Slogan “Milano, Europastadt” die massive urbanistische Umstrukturierung dieser lombardischen Metropole initiiert.

Die allmähliche Entfernung der Proletarier aus dem historischen Zentrum, die von den städtischen institutionellen Kräften realisiert wurde, hat dazu gedient, oppositionslos einen Prozess der aktiven Zersetzung aller alten sozialen Zusammenhänge einzuleiten. Diese Entfernung, während sie die Proletarier aus dem entwurzelte, was ihr soziales Netzwerk war, entwurzelte auch all jene antagonistischen Zusammenhänge, die es den kämpferischeren proletarischen Sektoren mit Mühe aufzubauen gelang. Zudem hat man dadurch, dass die Proletarier an die Ränder der Metropole verbannt und in Ghettovierteln eingeschlossen wurden, das Ziel erreicht, das Schaufenster einer vom subversiven Abschaum gesäuberten, normalisierten und disziplinierten Metropole zu zeigen, während, fern von indiskreten Blicken, der schmutzige und zynische Aspekt dieser technologischen Veränderung versteckt gehalten wird, die auf dem Rücken von Millionen von Proletariern geschah, die mit den Entlassungen, als Opfer, den Preis dafür bezahlten. Die städtischen Institutionen haben in diesem Kontext die sozialen Zentren, alternative Gemeinschaften und den Grossteil der Musik- und Theatergruppen rezykliert, die einst von den Kreisläufen der kulturellen Vermarktung unabhängig waren.

Die politische Dynamik

Die Parteien und Gewerkschaften erfüllen ihre Aufgabe als Hüter und Beschützer der sozialen Befriedung gut, und innerhalb der oben geschilderten Strukturen versuchen sie, jene Zustimmung zu erzeugen, die zur Aufrechterhaltung der gegenwärtigen institutionellen Ordnung notwendig ist.

Das Ganze tun sie, während sie sich hinter einem zynischen politischen Diskurs über die administrative Dezentralisierung verhüllen, die den Bürgern breite Verwaltungsräume von unten zugestehen sollte. Diese letzteren bilden sich ein, ihre Autonomie zu vergrössern, weil sie, indem sie sich beteiligen, ihren Entscheidüngen ein Gewicht geben und jene, die von der Macht getroffen werden, beeinflussen können.

Parteien und Gewerkschaften, als moderne Marketingagenturen der Zustimmung, rezyk- lieren mit Hilfe der katalysierenden Bewegungen der künstlichen Massenopposition (Grüne, Pazifisten, Umweltschützer, etc.) alle Themen, worauf sich der soziale Antagonismus konzentrieren könnte.

Somit wird alles wieder zu Instanzen konvertiert, die im institutionellen Rahmen bleiben, und wird alles vom System der Parteien rekuperiert. Diese politische Dynamik erdrosselt gegenwärtig jede Regung von Autonomie und alternativer antagonistischer Aktion der proletarischen Massen ausserhalb der Schienen, die von den Parteien abgesteckt werden.

Die Zwangssozialisierung

Die militarisierte Metropole ist das offenkundigste Zeichen dieser Veränderung mit ihren unzähligen Informationsnetzen, den Datenbanken und den Kontrollprozeduren mit entsprechenden Massenfichierungen. Ein Ganzes, das sich im Vergleich zur Vergangenheit verhundertfacht hat. Es gibt kein öffentliches Gebäude oder Handelsinstitut, das nicht von den Ordnungskräften besetzt ist, und wo, in seinem Innern, nicht Kontrollprozeduren erfolgen.

Wer in den Metropolen lebt, findet sich in Praxis eingezwängt zwischen Privatpolizei im Dienste des Kapitals und öffentlicher Polizei im Dienste des Staates. Die Ordnungskräfte sind nicht nur zahlenmässig erhöht sondern auch umstrukturiert und der Zeit angepasst worden.

Wie es überall geschieht, so wird auch an den Polizeischulen Informatik unterrichtet, oder zumindest soviel, wie ausreicht, um jene Prozeduren zur Kontrolle der Bürger in Gang zu setzen, die einst nach Monaten abgeschlossen werden konnten, während sie heute innert weniger Stunden Realisierung finden. Ausserdem gibt es heute die Figur des Stadtteilpolizisten nach englischer Art oder die Polizeipatrouille nach amerikanischem Modell. Mit ihnen kollaborieren in den Ghettos der Metropole aktiv Psychologen, Soziologen und Richter; allesamt der Repression des “abweichenden” Subjekts geweiht.

Das Ganze zeigt sich in einer Zwangssozialisierung, die sich in präzisen Einschränkungen der Freiheit des einzelnen Individuums ausdrückt, bemessen am Grad seiner Zustimmung oder Ablehnung gegenüber dem System.

Das Recht, zu demonstrieren, wird auf Basis der Bürger, die es ausüben wollen, sozial und politisch diskriminiert. Wer nämlich auf künstliche Weise im Rahmen der Institutionen kämpft, hat kein Problem, zu demonstrieren. Wer dies aber in einer anderen Perspektive tut, autonom und gegen die Institutionen, wird in Praxis präventiv unterdrückt. Die Demokratie verwirklicht ihren Sozialisierungsprozess der Politik durch die Ausweitung neuer Kontrolleinrichtungen, die ihre unbestrittene Herrschaft über jede Falte des sozialen Körpers anwachsen lassen.

Gleich wie die Zustimmung, stützt sich die Partizipation, die von den Parteien und Gewerkschaften gefördert wird, auf eine Kette von Diskursen, die falsche Alternativen präsentieren und deren Mündungen bereits geschickt in dieser oder jener vorgefertigten Lösung berechnet sind. Alles dient dazu, jeder möglichen Organisierung einer antagonistischen Opposition gegenüber dem System Raum zu entziehen.

Entpolitisierung und sozialer Verfall

Die politisch-sozialen Szenarien werden auf den grossen gläsernen Fernsehbildschirmen, aus Erfordernissen von Kontrolle und Zustimmung, von den Manipulatoren der Massenkommunikation montiert und demontiert. Die auf dem ganzen Gebiet verstreuten Informationsapparate übertragen tausende Informationen, die rund um die Uhr die Gehirne von Millionen von Fernsehzuschauern bombardieren. Niemand entkommt der mehr oder weniger verhüllten Überredung ihrer Nachrichten.

Das Ganze, wenn es einerseits den ideologischen Informationskonsum ins Unermessliche steigert, erzeugt andererseits einen Sättigungsprozess, der zu Ablehnungsphänomenen führt. Viele suchen Zuflucht in der Religion, andere treten den verschiedenen auf orientalisch machenden mystisch-esoterischen Sekten bei oder ziehen sich ins Privatleben ihrer Familie oder ihres Freundeskreises zurück. In der Metropole sind sie alle integrierte Subjekte, die keineswegs unter Problemen von mangelndem Anpassungsvermögen und sozialer Ausgrenzung leiden.

Dies ist, mehr oder weniger, das verfallene Bild der heutigen Metropole. Die grosse Masse der Proletarier stagniert, regrediert, während sie sich entpolitisiert, und das ist gewiss nichts Schlechtes, auch wenn all dem keine autonome Fähigkeit zu einer auf dem Gebiet verstreuten sozialen Opposition entspricht.

Für einen qualitativen Sprung des verstreuten Antagonismus

Jenes Bisschen an antagonistischer Bewegung, das sich zurzeit in der Metropole regt, mit Hausbesetzungen, selbstverwalteten sozialen Räumen und Kämpfen gegen die Atomkraft, besteht zu breiten Teilen aus sehr jungen Gefährten, denen es an einem ausreichenden theoretischen Gepäck und an angemessener kritisch-analytischer Fähigkeit mangelt.

Da es ihnen nicht gelingt, die Gründe zu verstehen, die den sozialen Körper zur Aufstückelung und Zersetzung gebracht haben, enden diese Gefährten darin, sich völlig überholten Kampfhypothesen und Projekten anzuschliessen, wie jenen, die von einigen überlebten Grüppchen der Arbeiterautonomie in Gang gesetzt werden.

In der antagonistischen Bewegung, jenseits von erklärt libertären Parolen wie “direkte Aktion” und “Selbstverwaltung der Kämpfe”, tummeln sich alte Modelle, von der Proto-Parteiherrschaft bis zu verkalkten theoretischen Schematisierungen, die in der heutigen Realität keine Bestätigung finden. Zum Beispiel die ständige Bezugnahme auf ein nicht vorhandenes Arbeitersubjekt.

Diese Unfähigkeit, die soziale Frage heute in theoretischer und praktischer Hinsicht neu zu überdenken, endet darin, die Aktion in einem voraussehbaren und abgedroschenen Strassenprotest versiegen zu lassen, der sich, jenseits der Hartnäckigkeit und der gerechten Gewalt, die ausgedrückt wird, als isolierter und daher vom sozialen Gefüge getrennter Akt erweist. Diese Beschränkung erlaubt es der reformistischen Bande und den Polizeikräften umso mehr, uns ungestraft niederzuschlagen. Gleichermassen gestattet sie den Massenmedien, uns nach einem recht bewährten Klischee terroristisch zu kriminalisieren, um die Leute zur institutionellen Zustimmung anzutreiben.

Der Grossteil der anarchistischen und libertären Gefährten hat bisher den Eindruck erweckt, sich nicht für die laufenden Kämpfe zu interessieren. Anstatt sich an ihnen zu beteiligen und ihnen einen persönlichen und aktiven Beitrag in einem immer radikaleren und theoretisch fundierten Sinne zu geben, haben sie sich anderen Dingen gewidmet.

Trotzdem sind einige Gefährten in den Aktionen der antagonistischen Bewegung präsent gewesen. Aber man ist wenige, zu wenige, um so einwirken zu können, wie es sich gehören würde, im Vergleich zu unseren Kräften. Hoffen wir, dass sich die gegenwärtige Tendenz ändern wird. Einige anarchistische Affinitäts- gruppen haben, auf viel radikalere Weise, informell damit begonnen, den Weg der revolutionären Aktion einzuschlagen, indem sie sich daranmachten, die Käfig-Strukturen aus Stahlbeton zu sabotieren, die die Ghettos der Metropole umgeben. Aber das sind Spuren, Zeichen, die, wenn auch positiv, noch kein laufendes Projekt von möglichen sozialen Veränderungen umreissen.

Wir denken, dass mit der Wut, mit der ehrlichen Lust, tätig zu werden, etwas mehr als bloss der gute Wille vereint werden muss. Wir sind überzeugt, dass sich keine revolutionäre Perspektive auf das Arbeitersubjekt stützen kann, angesichts der tiefgreifenden ökonomischen, politischen und sozio-kulturellen Veränderungen, die in der Gesellschaftsstruktur erfolgt sind, wie es in der hier in groben Zügen dargelegten Analyse aufgezeigt wurde.

Wir müssen daher von dieser Tatsache ausgehen, um die heutige proletarische Bedingung in der Metropole umfassend neu zu betrachten. Die Lösung des Problems, wie wir dafür sorgen können, das, was wir als geringfügige Minderheit an Positivem realisieren, nicht rekuperierbar zu machen, liegt in der Wahl der Kampfziele auf dem Gebiet. Wenn wir in unserem sozialen Handeln bestrebt sind, die Logiken der institutioneilen Integration umzukippen, müssen wir uns über die immer gegenwärtige Notwendigkeit des Angriffs in einer Situation von permanenter Konfliktualität gegenüber allen, ob grossen oder kleinen, Strukturen des Staates und des Kapitals, die auf dem Gebiet, worauf wir leben, verstreut sind, im Klaren sein.

Dieselbe Haltung muss gegenüber den Massenmedien eingenommen werden, ohne in die Falle ihrer Überzeugungsmacht zu geraten, und zwar, um nicht selber auch als Opfer des produzierten Spektakels zu enden.

Mit der Lust, zu kämpfen, muss eine zerstörerische und konstruktive Logik vereint werden, die die verschiedenen Ziele von Mal zu Mal abzuwügen weiss und jene ermittelt, die fähig sind, die Strukturen der Herrschaft zu erschüttern. Wir müssen also diese Ziele angreifen, während wir, gleichzeitig, unter den Gefährten und Proletariern dafür sorgen, jenes Gespür für eine verstreute und horizontale Projektualität zu entwickeln, das es nicht zulässt, dass sich auf dem Gebiet Führungszentren bilden. Das Ganze, während gleichzeitig die Prozeduren entkräftet werden, die bezwecken, in den Kämpfen parteiliche Merkmale zu reproduzieren, Kämpfe, die stets ihren selbstverwalterischen Charakter bewahren müssen. Zudem ist es wichtig, sich die unentbehrliche Information und Kenntnis anzueignen, um dafür zu sorgen, dass sich die subversive Kommunikation in einen Verbindungsmoment zwischen den verschiedenen Bruchstücken der antagonistischen Bewegung übersetzt, die einheitlich bestrebt ist, ihre revolutionäre Aktion einen qualitativen Sprung machen zu lassen.

Mit dem Verfassen dieser Analyse beabsichtigen wir, einen Beitrag zur laufenden Debatte in der antagonistischen Bewegung zu liefern.

Von der politischen Aktion zur aufständischen Aktion

Viele Gefährten - und, um ehrlich zu sein, auch wir - sind in Begeisterung geraten, indem sie sich von einem deplatzierten Triumphalismus mitreissen liessen, aufgrund von einer Überbewertung der Ereignisse, die im Verlaufe der Demonstration vom 10. Oktober 1986 in Trino Vercellese geschahen.

Wie bekannt ist, hat die antagonistische Bewegung, über den Haufen werfend, was von den Organisatoren dieser Demonstration (Pazifisten, Grüne, Umweltliga, Parteien und Gewerkschaften) geplant war, erst die Bohrer und Bagger auf der Baustelle des in Bau befindlichen Atomkraftwerks eingeschlagen und in Brand gesteckt, und sich dann nach Trino begeben. Vor dem Rathaus angelangt, warf sie eine stattliche Anzahl Farbeier gegen die amtierenden Parlamentarier und die zur Verteidigung des Gebäudes aufgestellten Polizeikräfte. Betreffend dieser Ereignisse wollen wir eine konstruktive Kritik anbringen, sicherlich nicht, um die Begeisterungen und den Willen einzufrieren, die von den Gefährten gezeigt wurden, und auch nicht, um uns von dem loszusagen, was getan wurde, alles andere als das. Unsere Absicht ist es, neue Handlungsweisen in der sozialen Konfrontation zu suchen, damit sich das gegenwärtige subversive Potenzial nicht erschöpft und, wie es in jüngster Vergangenheit oft geschehen ist, bitteren Enttäuschungen zum Opfer fällt. Es ist also nützlich, die verschiedenen Aktionsformen zu studieren, um jene zu verwerfen, die wir zur Erreichung unserer Ziele für ungeeignet halten.

Die politische Aktion

Die politische Aktion wird von den Spezialisten der Repräsentation bevorzugt, weil sie die institutionelle Aktion par excellence ist. Sie tendiert einerseits zur Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Herrschaftsverhältnisse und andererseits dazu, die dem Staatsapparat inneren Prozeduren zu legitimieren und zu bestätigen, indem sie die Ersetzung und die Auswechslung des Führungspersonals ermöglicht.

Daher erweist sich die politische Aktion im Verlaufe des Kampfes, egal unter welchen Umständen sie vorgeschlagen wird, immer als schädlich für die Zwecke eines proletarischen Selbstemanzipationsprozesses. Wird sie einmal verwirklicht, und sei es auch unter dem Vorwand einer tristen Notwendigkeit des Moments, endet sie darin, innerhalb der Kampfsituationen zu einem Hindernis zu werden, das die revolutionäre Perspektive blockiert.

Was dies betrifft, genügt es, zu betrachten, was oft in der selbstverwalterischen Bewegung für die Besetzung von Häusern und die Wiederaneignung von sozialen Räumen geschieht. Viele Gefährten begehen, kaum haben sie einen Raum besetzt, den Fehler, sich einzig darum zu kümmern, sofort zur Stadt zu rennen, um die berühmten “politischen Verhandlungen” mit dem amtierenden Stadtrat aufzunehmen. Sie diskutieren mit diesem aus einer Position von grösster Schwäche, während sie die Aspekte der sozialen Intervention in dem Gebiet, wie die Gegeninformation und das Vorantreiben der in der Umgebung des besetzten Ortes zu realisierenden sozialen Agitation, gänzlich unterlassen. Anstatt sich ausgehend von einer Praxis der direkten Befriedigung der Bedürfnisse zu bewegen, enden sie auf diese Weise darin, deren Lösung an die städtischen Institutionen zu delegieren. All die wunderschönen Vorsätze, die zu Beginn des Kampfes auf die Fahnen geschrieben wurden, werden unter dem Drängen einer politischen Logik, die sie dazu führt, sich von den Betrei- bem-Verwaltern der Metropole unterwerfen und rekuperieren zu lassen, immer mehr zurückgestellt. So wird der Kampf ausschliesslich auf die Erhaltung eines Mietvertrags ausgerichtet.

Jenseits des schwammigen Geredes, das darauf abzielt, diese Entscheidung zu recht- fertigen, zeigt sich im Wesentlichen die Tatsache, dass für diese Gefährten das, was jetzt wichtiger ist, nicht der Kampf und seine Entwicklung ist, sondern die Tatsache, die eigene Situation aus einem legalen Blickwinkel zu regularisieren. Was für diese Logik der Vermittlung und des politischen Kompromisses bezahlt wird, ist das Aufgeben an allen Fronten von jedem Konflikt- und Angriffsverhältnis gegenüber den Strukturen der Herrschaft, was dazu führt, selbst jene minimalen Inhalte zu verleugnen, die ursprünglich den Kampf selbst motiviert hatten. Uns bringen jene zum Lachen, die von politischem Sieg, von siegreicher Strategie und anderem ähnlichen Unsinn sprechen, nur weil es ihnen gelungen ist, aus den Verhandlungen mit den Institutionen etwas herauszuholen. Es muss noch immer abgewägt werden, zu welchen Bedingungen sie es herausgeholt haben, um zu verstehen, ob in einer Situation, die auf diese Weise legal geworden ist, noch etwas antagonistisches übrig geblieben ist. Sehr oft verbergen solche Siege, als zu bezahlenden Preis, eine neue Knechtschaft. Viele Gefährten, wenn sie einmal ins hirnzermürbende institutionelle Räderwerk geraten sind, kommen daraus nicht mehr heraus und verlieren sich darin.

Die politische Aktion ist ein Ersatzmittel, worauf man aus Bequemlichkeit zurückgreift, um es zu vermeiden, sich den objektiven Schwierigkeiten zu stellen, die der subversive Kampf aufweist, um zu jedem Preis von Vorschlägen auszugehen, die realistisch und leicht praktizierbar sind, ohne allzugrosse Anstrengungen für die Masse. So entstehen die Führungsgrüppchen in den Kämpfen. Delegationen von Gefährten zu bilden, um mit den Institutionen zu verhandeln, ist der erste Schritt in diese Richtung.

Hat sich die politische Logik in einem Kampf einmal durchgesetzt, lässt sie ihn ein toter Kampf werden. Während, auf dieser oder jener politischen Linie, die Fraktionen entstehen, verwandelt sich die grosse Masse von Gefährten und Proletariern aus aktivem Teil in passive Zuschauer eines tristen Spektakels von Positionen, das einzig darauf ausgerichtet ist, die Versammlung zu dominieren, die sich auf diese Weise in einen kleinen Parlamentssaal verwandelt. Es erübrigt sich, zu erwähnen, dass die Masse schliesslich immer abhängiger von den kleinen Chefs wird, welche die siegreiche politische Gruppe leiten, wenn es dieser einmal gelungen ist, die Situation in die Hand zu nehmen.

Die politische Aktion stützt sich auf die Delegation, die eine gewisse Anzahl Individuen einer Führungsstruktur überträgt, die sich sozusagen um deren Angelegenheiten kümmern müsste.Ob sie sich nun Partei, Gewerkschaft oder Delegation nennt, die Substanz ändert sich nicht.Wir sind schon immer gegen die Prozessionen gewesen, und umso mehr sindwir gegen jene ritualisierten Prozessionen, die hin und wieder vor dem Stadtratsgebäude, der der Regionalregierung, Provinzialverwaltung, dem Stellenvermittlungsbüro, dem Sitz der Confindustria[Arbeitgeberverband], etc. Abgehalten werden; gefördert von den Parteien, den Gewerkschaften und anderen ähnlichen Strukturen. DraussenstehtimmerdieMasse, die lärmend mit Protestschildern wedelt, während die Delegierten in die Gebäude hineingehen, um mit dem Führungspersonal zuverhandeln.

Statt friedlich davor zu stehen, müsste man, unserer Meinung nach, über mögliche Wege nachdenken, umdiese Orte zu zerstören. Aber das ist ein anderer Diskurs, der sich radikal vom politischen unterscheidet. Denn, was könnten wir von der politischen Klasse schon verlangen, konkret zu tun, ausser sich umzubringen?

Dann ist da die bewaffnete politische Aktion, welche die - gänzlich politische - Auffassung ausdrückt, die die Autoritären von der sozialen Revolution haben. Diese letzteren haben gewiss nicht die Absicht, die staatlichen Strukturen niederzureissen. Sie machen stets geltend, sie vorübergehend bewahren zu wollen, und damit können sie sich darauf beschränken, sie neu zu überstreichen. Das Ergebnis von dieser Art, die revolutionäre Frage zu denken, kennen wir. Das jüngste bewaffnete Spektakel, inszeniert von den combattentistischen politischen Organisationen, hat, in seiner Auflösung, den Betrug enthüllt. Hinter dem Schein einer In-vitro-Befreiung beanspruchten sie mit ihrer Aktion nicht nur, sich an die Stelle der wirklichen proletarischen Selbstemanzipationsbewegung zu setzen, sondern geradewegs, ihre Entwicklung mit einer Hypothek zu belasten, indem sie ihr die Kette der kämpfenden Führungspartei an den Hals legten. Viele dieser Akteure-Protagonisten sind heute zu pathetischen Gespenstern geworden (siehe die Phänomene “Dissoziation” und “Amnestie”), die, um aus dem Gefängnis zu kommen, feige gewiss nicht zögern, die Haut von denjenigen zu verkaufen, die einst ihre Kampfbrüder waren, während diese letzteren, trotz allem und viel würdevoller als sie, jegliches Paktieren mit dem Staat verweigern. Heute mehr als Gestern, denken wir erst recht, dem dass kein aufrichtiger Revolutionär, die Entwicklung der antagonistischen Bewegung am Herzen liegt, der Politik Vertrauen schenken oder den Spezialisten der Repräsentation zum Opfer fallen kann, sei es im sozialdemokratischen Gewand der parlamentarischen Politik oder im sogenannten revolutionären der bewaffneten Politik.

Die symbolische direkte Aktion

Die symbolische direkte Aktion ist heute zum offenkundigsten Zeichen dieser Gesellschaft des Spektakels geworden, die auf der ständigen Simulation von Handlungen und Beziehungen basiert, die in Abwesenheit von Authentizität als Ersatzmittel auf das soziale Leben einwirken und unser Dasein entfremden.

Diese Form von theatralischer Aktion wird für Gewöhnlich von den grossen pazifistischen Massenbewegungen praktiziert. Diese werden von den Massenmedien unterstützt, die ihre Wichtigkeit im Prozess zur Produktion von Kontrolle und Zustimmung in der Perspektive der Bewahrung eines gewissen institutionellen Rahmens verstanden haben. Deswegen bauschen die grossen Informationsmittel, innerhalb des Spektakels, den Wert der symbolischen Aktion auf. Dies ermöglicht die Umsetzung von jenem Prozess von Vermassung und Abflachung des Bewusstseins, der anders nicht realisierbar wäre. Tatsächlich trägt die symbolische Aktion stets das Zeichen einer Fiktion, die sich an Stelle der verändernden Aktion der Subjekte gesetzt hat. Sie ist der beste Notbehelf, um die Frustrationen der Masse abzulassen und ihr Potenzial unschädlich zu machen. Im entfremdeten Verstand von Millionen von Fernsehzuschauern, die in der Passivität das Zeichen ihrer Verlorenheit bekunden, neigen das Wahre und das Falsche dazu, sich zu vermischen. Alles scheint wahrscheinlich. Die Fernsehbilder dringen tief ins kollektive Unbewussteein, und verursachen konditionierte Reflexe. Der eigene soziale Lebensraum, die eigene Bewegung hat sich, proportional zur Anzahl Stunden, die vor dem magischen Auge des Fernsehers verbracht werden, stark reduziert. Die eigene Welt scheint heute zwischen den vier Mauern des modernen und komfortablen telematischen Hauses eingefasst. Die Verwalter der instrumentellen Kommunikation ersetzen die warme und widersprüchliche direkte Kommunikation zwischen den Individuen durch die kalte Mediation des mechanischen Mittels, das die Individuen dazu veranlasst, sich in passive Endverbraucher der Ware-Information zu verwandeln.

Dies ist die modernste und ausgefeilteste Form der demokratischen Sklaverei, da sie die Individuen dazu führt, per Vermittlung durch Dritte vor den gläsernen Fernsehbildschirmen zu leben. Das alles hat der Theatralität der symbolischen Gesten Raum gegeben, die sich heute permanent an die Stelle jener authentischen setzen, welche der Zuschauer gernerealisieren würde. So formen und prägen die Spezialisten der Repräsentation über diesen Gesten, ganz nach ihrem Gutdünken, die soziale Vorstellungswelt der entfremdeten Masse, die sich mit solchen Gesten zu identifizieren scheint.

In der Informationsgesellschaft besteht das Wichtigste darin, jede Aktion auf einen reinen symbolischen Akt zu reduzieren, da das Spektakel einerseits jenen Genugtuung verschaffen muss, die sie realisieren, und andererseits die Toleranz des demokratischen Staates lobpreisen muss, der sie erlaubt, ohne sie niederzuschlagen. In diesem Spiel preisen die Ideologien die Kunst der Fiktion, die den Akteuren-Protagonisten der symbolischen Aktion ermöglicht, die richtige Pantomime als Ersatzmittel hinzustellen, dass ich an Stelle des Kampfes setzt. Auf den Plätzen reduziert sich der soziale Protest auf ein Spektakel, bei dem Pappmache-Puppen verbrannt werden, die Figuren der Unterdrückung darstellen, und “kreativ” farbige Luftballons fliegen gelassen werden, während das Ganze im rituellen Konzert mit dem gefragten Sänger des Moments beendet wird. Die Anhänger dieser Praxis sind meistens unterhaltsame Personen, Strassenclowns, die die Kunst, die Masse heiter einzubeziehen, gut beherrschen. An ihre Demonstrationen zu gehen, ist besser, als ins Theater zu gehen, es ist nicht nur ein unentgeltliches Spektakel, sondern man kann sich auch direkt als Akteur daran beteiligen und jene Rolle einnehmen, die man wünscht. Man geht keine allzu grossen Risiken ein, angesichts der Tatsache, dass selbst die Polizei, die ebenso Teil dieser kunterbunten Choreografie ist, praktisch nie unter Einsatz der harten Manier interveniert.

Diese Bewegung stellt die Avantgarde der vermassten Ausdrucks- und Kommunikationsformen des Kapitals dar. Für einige Stunden erheitern sie die graue Metropole mit ihrem Karnevalstreiben, doch dann hinterlassen sie in der beteiligten Masse ein starkes Gefühl von Trostlosigkeit. Diese letztere scheint sich, wenn sie zu ihren normalen Beschäftigungen zurückkehrt, dem Betrug sofort bewusst zu werden, da sie sich wieder dabei sieht, die Rechnungen mit konkreten Problemen zu machen, die von solchen Akten sicher nicht gelöst, sondern allerhöchstens für eine sehr kurze Zeitspanne vergessen wurden. Unterdessen bereiten sich die Organisatoren, auf Rechnung der Strukturen der Herrschaft, darauf vor, weitere zu veranstalten, damit die Kontrolle dort, wo sie noch schwach ist, also in den Momenten der Freizeit, immer funktionaler wird.

Wie wir gesehen haben, erweist sich die symbolische direkte Aktion der Herrschaft als dienlich. Sie ist daher in einer konkret revolutionären Perspektive völlig wirkungslos, da sie nicht die Realität verändert, sondern, im Gegenteil, in der Masse, die sie praktiziert, ein starkes Ohnmachtgefiihl erzeugt.

Tatsächlich ist diese Aktion das Schlachtross der künstlichen Opposition, das dazu eingesetzt wird, die Aufmerksamkeit der Proletarier davon abzulenken, gewaltsame Handlungen gegen die Strukturen der Herrschaft zu unternehmen. Darüber hinaus dient diese Praxis dazu, viel ernsthafteren Formen der sozialen Opposition, wie jenen, die die antagonistische Bewegung auf dem Gebiet realisieren will, präventiv den Boden zu entziehen. Die symbolische Aktion ist also zum Auslassventil geworden, womit man in Ruhe jegliche soziale Spannung versiegen lassen kann. Ausserdem bildet sie eine der wichtigsten Stützen der Rekuperations-und sozialen Integrationsaktion, die von den Parteien auf Rechnung derInstitutionen realisiert wird. Daraus muss man folgern, dass sie nicht nur eine zu verwerfende, sondern aufgrund der schädlichen und verderblichen Auswirkungen, die sie auf die Ausgebeuteten hat, auch eine zu bekämpfende Aktionsform ist.

Die subversive direkte Aktion

Die subversive direkte Aktion ist ein sprengkräftiger Akt, der den ruhigen Verlauf einer bestimmten Realität gewaltsam erschüttert, doch die Tatsache, dass sie ein Aktist, der ausschliesslich auf der momentanen Zerstörung von etwas basiert, das uns unterdrückt, markiert ihre Grenze. Im Dunkel der Metropole sind solche Aktionen Lichtblitze, die ein Zeichen hinterlassen, eine Spur vom Vorbeigehen von Gruppen von Gefährten, die revoltiert haben, aber dann, mangels einer revolutionären Perspektive und eines Projekts, das ihnen eine Kontinuität gibt, enden sie darin, sich zu verlieren. Alles kehrt ins allgemeine Grau zurück und man muss so einige Zeit warten, bis man andere Spuren sieht.

Nichtsdestoweniger ist die subversive direkte Aktion immer eine positive Tatsache, da sie jene, die es sich bequem gemacht haben, aufrüttelt und aus der Apathie aufzucken lässt. Es muss dennoch angemerkt werden, dass sie im Meer des Realismus, das uns überflutet, stets recht geringfügig ist. Ein signifikantes Beispiel ist die Aktion, die von einer Gruppe von sehr jungen anarchistischen Gefährten realisiert und mit einem “Fanzine” unter dem Titel “Spazio Nero” dokumentiert wurde. Diese Gefährten haben sich zur Brandstiftung einer Baustelle bekannt, als Protest gegen die Stahlbetonkäfige der Metropole, die sich ausdehnt und weitere Ghettoviertel kreiert, während sie das Land ausplündert. Dieses “Fanzine” wurde in unserer Zeitschrift [Anarchismo] in der Nummer 53-54 vollständig abgedruckt.

Die subversive Aktion auf den Strassen, von den (bereits erwähnten) Ereignissen, die in Trino Vercellese geschahen, bis zu anderen, kürzlicheren im Bereich des Kampfes gegen die Atomkraft, veranlasst, unter einem anderen Aspekt, dazu, einige Schlussfolgerungen zu ziehen. Die ernte ist, dass diese Aktionsform, aufDauer, darin endet, sich in einer sterilen und rituellen Gegenüberstellung zwischen Antagonisten und Polizeikräften zu erschöpfen. Die zweite Üerlegung ist, dass diese Aktion, auch wenn sie in Formen des Protests ausgedrückt wird, die gewaltsam und an den direkten Angriff gegen die Strukturen der Herrschaft gebunden sind, aus Mangel an einem Diskurs, der mit bestimmten Inhalten und Projektualitäten verbunden ist, sich endlos abspielen und erneut abspielen kann, in einer Konfrontation, die sich als getrennt von sozialen Gründen erweist, die mit der unmittelbaren Einbeziehung der Ausgebeuteten Zusammenhängen. Die dritte ist schliesslich, dass eine solch Aktion, da sie sich als leicht voraussehbar erweist, auf repressiver Ebene vom Kontrollapparat des Staates besser verwaltbar ist.

Das alles führt dazu, zu sehen, wie diese Aktion in einem faktischen Nichts verpufft, während man mit dem bitteren Geschmack der Enttäuschung im Mund zurück bleibt, weil man es nicht geschafft hat, ihr einen positiven Ausgang zu geben. Und dann, wie es in solchen Fällen meistens geschieht, wenn der anfängliche Enthusiasmus gesunken ist, entfernen sich die vielen Enttäuschten. Man amüsiert sich nicht mehr. Selbst wenn man diese Art von Aktion unter dem besten Licht betrachten will, sprich, wenn man glaubt, dass sie zu einem Massenaufruhr führen kann, endet sie, mangels revolutionärer Perspektiven, auch in diesem Fall darin, in ein faktisches Nichts zu verbrennen, wie es im Übrigen bereits geschehen ist. Siehe diesbezüglich die verschiedenen Revolten, die sich im Ghetto-Viertel von Brixton in London ereignet haben, und die alle auf diese Weise endeten.

Es ist also wichtig, die subversive direkte Aktion in eine bewusste aufständische Aktion zu verwandeln. Daraus machen wir eine grundlegende Frage, eine qualitative Notwendigkeit, die sich im Verlaufe des Kampfes als unaufschiebbares Verlangen und Bedürfnis nach Veränderung einschaltet, das unsere Bestrebungen nach völliger Befreiung bündelt, wenn sie einmal wirklich der radikalen Veränderung zugewandt sind und beabsichtigen, dieser verdorbenen Gesellschaft der Herrschaft ein Ende zu setzen.

Bewusste aufständische Aktion

Wir sind es uns nicht gewohnt, ausserhalb der Gemeinplätze zu denken und zu reflektieren. Es fällt uns schwer, uns vorzustellen, dass es Aktionsformen geben kann, die fähig sind, über die begrenzte Bedeutung hinauszugehen, die wir ihnen in den Umständen des Moments geben.

Dem Grossteil unserer Aktionen fehlt es an einer Perspektive. Die direkte Aktion in aufständischen Begriffen zu denken, ist mit einer beträchtlichen Anstrengung verbunden, da es bedeutet, sie mit einer Perspektive auszustatten. Tatsächlich muss man, um die aufständische Aktion zu verstehen, den Zusammenhang begreifen, der sie mit einem Projekt von radikaler sozialer Transformation verbindet. Sie ist direkter Ausdruck einer revolutionären Theorie und Praxis: die sich im Anarchismus zusammenfassen.

Die aufständische Aktion ist, an sich, eine Aktion, die materiell nicht delegiert werden kann, da sie ein Aktist, der unter allen Umständen die aktive und direkte Mitwirkung des Individuums voraussetzt, das sie, ob alleine oder gemeinsam mit anderen, in Praxis umsetzt. Sie widerspiegelt, besser als jede andere praktische Aktionsform, die Beweggründe und den Sinn der revolutionären anarchistischen Aktion. Die aufständische Aktion nimmt sich in ihrer Realisierung, im Innern der Klassenkonfrontation, die direkte Einbeziehung von immer breiteren proletarischen Schichten vor, indem sie diese dazu veranlasst, sich gewaltsam gegen alle bestehenden sozialen Bedingungen aufzulehnen, das Ganze durch eine Selektionspraxis für Ziele, die es im Verlaufe des Kampfes zu abzuwägen gilt. Ihre Wichtigkeit wird nie von der Begrenztheit des gewählten Ziels gegeben, sondern von dem, was dieses letztere, wenn es einmal in Gang gesetzt ist, imstande ist, innerhalb des Kampfes selbst zu erzeugen. Denn dieser Mechanismus kann im Verlaufe des Kampfes dazu führen, eben diese begrenzten Ziele, die sich seine Initiatoren vorgenommen haben, zu übersteigen und zu überwinden. So kann der Kampf radikaler werden und eine völlig unvorhergesehene, autonome Entwicklung nehmen.

Dies ist die Perspektive, worin sich die aufständische Aktion in die intermediären Kämpfe einfügt, um darin allmählich jene sozialen Bedingungen aufzubauen, die unerlässlich sind, um die generalisierte bewaffnete soziale Insurrektion auf allen Gebieten des sozialen Lebens hervorbrechen zu lassen. Dies ist der Schritt, den es notwendig ist, zu machen, da es kaum wahrscheinlich ist, dass sich mir nichts, dir nichts eine generalisierte Insurrektion verwirklicht, falls es aber der Fall sein sollte, dass sie sich aus irgendeinem Grund ereignet, würde sich die ganze bisher getane Arbeit als äusserst hilfreich erweisen, da uns das angesammelte Gepäck an Erfahrungen erlaubt, nicht unvorbereitet dazustehen, sondern, im

Gegenteil, bereit, sie zu ergreifen wie in unseren lebendigsten Wünschen.

Im Mittelpunkt der aufständischen Aktion steht immer eine gegen die Strukturen der Herrschaft gerichtete, offensive Taktik und Strategie. Aufgrund dieser spezifischen und sprengkräftigen Charakteristiken ist das aufständische Handeln dem Angriff gewidmet, da es stets Inhalte des Bruchs mit der bestehenden Ordnung aufwirft. Die aufständische Aktion als eine defensive Aktion zu verstehen, ist eine präventive Art und Weise, sie zum Scheitern zu verurteilen. Wir denken nicht nur über uns selbst nach, sondern richten den Blick, für das Gelingen unserer Ziele, auf das, was mögliche Wege sein könnten, um jenes unerlässliche Verhältnis von direkter Einbeziehung der Masse der Ausgebeuteten zu realisieren, die wie wir die Last der Unterdrückung und der Ausbeutung erleben und auf sich spüren. Aus diesen und aus vielen anderen Gründen stellen wir auch die gewaltsame und bewaffnete Aktion in diese Perspektive, denn unserer Meinung nach kann sie nie von der sozialen Frage getrennt werden, die sie ausgelöst hat. Denken wir darüber anders, entgeht uns der grundlegende Sinn, der sie belebte. Tatsächlich liegt die Reproduzierbarkeit der bewaffneten Aktion immer in ihrer Fähigkeit, für möglichst viele Proletarier aneigenbar und generalisierbar zu sein.

Daher müssen wir, jenseits der Fluchten nach vorne des bewaffneten Spezialismus, der Rollen generiert, jenseits der ästhetischen Schönheit und des Effizientismus, der von der spektakulären Aktion ausgedrückt wird, stets darauf achten, ob sich die Aktion für die meisten als praktizierbar erweist. Falls sie dies nicht ist, hat sie keine Wichtigkeit für die Zwecke des Kampfes, den wir fördern, wobei, wohlgemerkt, klargestellt sei,dass uns jede bewaffnete Aktion, die gegen die Strukturen und Menschen der Macht realisiert wird, immer und sowieso Freude bereitet.

Es ist eine insurrektionalistische Auffassung, die Geltung einer revolutionären Aktion nicht anhand des schlichten Grades an Gewalt oder Illegalität, der von der Gruppe von Gefährten, die sie realisiert hat, ausgedrückt wird, sondern anhand ihrer Verwirklichung einer effektiven Erhöhung der laufenden Klassenkonfrontation zu bewerten. Dieser Anhaltspunkt wird aus den Analysen gewonnen, die von den laufenden, von den Ausgebeuteten unterstützten, sozialen Kämpfen gemacht werden, und sicherlich nicht daraus, schlicht das Pulver in Brand stecken zu wollen, weil man es satt hat, nichts zu tun. Die bewaffnete Aktion von Gruppen zur offensiven Verteidigung, entstanden aus der immer bestehenden Notwendigkeit, Menschen und Strukturen der staatlichen Repression anzugreifen, um ihre Offensive zurückzuschlagen, fügt sich in ein insurrektionalistisches Operieren ein. Aus all dem können wir den Sinn der aufständischen Aktion und die Gründe erfassen, weshalb sie gleichzeitig in mehrere Richtungen realisiert werden muss. Die Aktion (ob individuell oder in einer Gruppe), die wir als insurrektionalistisch definieren können, auch wenn sie andere Wege einschlägt als wir, realisiert sich, wenn sie gegen Ziele gerichtet ist, die nicht nur von den einzelnen agierenden Individuen und Gruppen, sondern von der ganzen oder zumindest von einem Teil der proletarischen Selbstemanzipationsbewegung ausgedrückt werden. Wir haben überhaupt kein spezielles Monopol über diese spezifische Aktionsform. Alle können sie anwenden, ja dies ist unser lebendigster Wunsch, im Gegensatz zu dem, was viele voreingenommen denken, nur weil wir einige ihrer Kampfvorschläge kritisiert haben.

Wir denken, dass es notwendig ist, über die Bedeutung der aufständischen Aktion nachzudenken, indem wir von der Vorstellung des 19. Jahrhunderts ablassen, sie bloss in Begriffen der Barrikade zu denken. Sie ist etwas viel komplexeres als diese dumme Behauptung, die eine Frucht aus Gemeinplätzen ist. Die aufständische anarchistische Aktion basiert vor allem auf der Erkenntnis, die darauf abzielt, Prozesse von radikaler sozialer Veränderung auszulösen, im Bewusstsein über die Notwendigkeit der Zerstörung. Und dies, während man sich ausserdem darüber im Klaren ist, dass eine materielle Umwälzung dieser vom Staat und vom Kapital dominierten Gesellschaft ohne die direkte Einbeziehung der Ausgebeuteten nicht möglich ist.

Das anarchistische aufständische Projekt

Die Anarchisten und die Libertären sind nicht die einzigen, die in der Klassenkonfrontation an Seiten der Ausgebeuteten handeln. Andere Revolutionäre, auch wenn sie behaupten, dieselben Ziele erreichen zu wollen, unterscheiden sich innerhalb der proletarischen Kämpfe in den Methoden, in der Organisation und in den Mitteln radikal von ihnen.

Das alles enthüllt in groben Zügen die Existenz von zwei revolutionären Projekten, die verschieden und miteinander unvereinbar sind. Das Projekt der Anarchisten befindet sich auf einem qualitativ anderen Operationsgebiet, und diese Unvereinbarkeit verwandelt sich oft in einen offenen Antagonismus mit dem Projekt, das von den autoritären Kommunisten unterstützt wird.

Was Anarchisten und Autoritäre trennt, sind nicht blosse Abschweifungen über abstrakte Ideen bezüglich einer hypothetischen Zukunft, sondern eine Theorie und eine Praxis, die sie in der Gegenwart dazu veranlassen, grundverschiedene Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die eine primäre Wichtigkeit einnehmen, denn in ihnen umreissen sich und konzentrieren sich alle Handlungsmodalitäten und operativen Zielsetzungen, die man für die unmittelbare Entwicklung der proletarischen Bewegung in eine revolutionäre Richtung für unerlässlich hält.

Da wir es unterlassen, über das parteilich-staatliche Projekt zu sprechen, das von den autoritären Revolutionären unterstützt wird, werden wir direkt auf jenes Projekt zu sprechen kommen, das attraktive rund reicher an stimulierenden Perspektiven für die radikale soziale Veränderung ist: das anarchistische aufständischeProjekt.

Wir sind der Überzeugung, dass dieses Projekt heute das einzige ist, das uns aus den seichten Gewässern herausbringen kann, worin die antagonistische Bewegung gestrandet zu sein scheint. Und dies setzt einen Schlusspunkt hinter das ganze langweilige Geschwätz und all die Banalitäten, die von den parteilichen Grüppchen verfochten werden, welche abgesehen von ihrem militantesken Aktivismus nicht den Eindruck machen, eine konkrete Perspektive von sozialer Veränderung zu besitzen.

Unterstützt wird das aufständische Projekt grundsätzlich von der Gesamtheit der spezifischen anarchistischen Bewegung, auch wenn es in ihrem Innern eine begrenzte Minderheit von Gefährten gibt (Kulturalisten, Edukationisten, Pazifisten, usw.), die es aus Gründen, die mit der Frage vom Gebrauch der revolutionären Gewalt Zusammenhängen, nicht teilen.

Aufbrechen und Selbstverwirklichung

In der heutigen Realität ist das anarchistische aufständische Projekt das einzige Projekt, welches das subversive Schreckgespenst vom unmittelbaren Ende jeder auf Macht, Autorität und Hierarchie basierenden Gesellschaftsordnung aufwiegelt.

Dieses Projekt weist gleichzeitig auf die konkreten revolutionären Aktionsmöglichkeiten hin, die darauf abzielen, sich selbst vom erstickenden Gewicht der Herrschaft zu befreien. Innerhalb der Klassenkonfrontation charakterisiert sich dieses Projekt dadurch, dass es, als unumgängliche Notwendigkeit für die soziale Veränderung, auf den zerstörerischen Angriff hinweist, den es gegen alle Strukturen der Herrschaft zu richten gilt. Zu diesen Strukturen gehören: der Staat und das Kapital, die Kirche und jede andere hierarchische Autorität, bis hin zu jener, die die parteilichen Grüppchen, innerhalb der Kämpfe, unter dem Vorwand einer politischen Notwendigkeit des Moments einzurichten versuchen.

Das anarchistische aufständische Projekt verteidigt ausserdem die Konzepte von Autonomie und proletarischer Selbstorganisation in den Kämpfen, als Ideen-Kraft einer neuen, egalitär-selbstverwalterischen Gesellschaftsordnung, das Ganze ausgerichtet auf die Realisierung des Konzepts von totaler Freiheit, das jeden Aspekt des individuellen und sozialen Lebens, sowie alle Beziehungen, die die Individuen in ihrer sozialen Selbstbefreiungsbewegung bestrebt sind, unter sich zu unterhalten, mit sich durchdringen sollte.

Diese besondere Art und Weise, heute innerhalb der sozialen Frage zu denken und zu handeln, steht einem Denken der Frage der Freiheit in begrenzendem Sinne direkt entgegen. Daher destrukturiert das anarchistische aufständische Projekt das soziale Vorstellungsvermögen der im Tabu der Autorität verankerten Individuen radikal, da es dieses zu vollem Vorteil einer unbegrenzten Entwicklung der Freiheit beseitigt. In der Realität der Klassenkonfrontation übersetzt sich das Ganze in die allmähliche Bekräftigung der totalen Freiheit im materiellen Sinne, was die Ausgebeuteten im Kampf dazu veranlassen sollte, sich nicht nur gegen jede Idee von Diktatur, sondern auch gegen jede Demokratie zu stellen, indem sie diese letztere korrekt als die attraktivere, subtilere und ausgefeiltere Form identifizieren, worauf alle heutigen Herrschaftsverhältnisse beruhen.

Ausschlaggebend für das aufständische Projekt ist ausserdem nicht nur die anarchistische Minderheit, die es in den Kämpfen fördert, sondern sind vor allem die aktiv einbezogenen proletarischen Massen, da sie, in ihrer laufenden Bewegung von konkretem Aufbrechen der sozialen Realität, das greifbarste Zeichen seiner Existenz als ein in Realisierung befindliches Projekt sind. In seinem Innern, als Organisationsprojekt, verschmelzen Spontaneität und Bewusstsein, was der Aktion die Möglichkeit verschafft, sich kreativ und unvorhersehbar zu äussem, das Ganze in einem ständigen Verhältnis zwischen Unmittelbarkeit und Reflexion, das darauf ausgerichtet ist, in den verschiedenen Situationen die Selbstorganisation und die Generalisierung der Kämpfe von Seiten der Ausgebeuteten anwachsen zu lassen. Dies ist, weshalb die anarchistische aufständische Minderheit keinen Bedarf daran hat, pädagogische Beziehungen zu den proletarischen Massen herzustellen.

Die historische Entwicklung des anarchistischen Insurrektionalismus

Im Verhältnis zum Wandel der ökonomisch-politischen und sozio-kulturellen Szenarien der Gesellschaft, die sich aus den Entwicklungsprozessen des Kapitals, in seinen industriellen Phasen, und des Staates, in seinen verschiedenen politischen Regimen (Monarchie, Diktatur, Sozialdemokratie) ergaben; hat sich auch das anarchistische aufständische Projekt, in seinen organisativen Formen, vertieft und verändert, auch wenn es mit sich selbst in seinen Voraussetzungen und in seinen Grundkonzepten wesentlich identisch blieb. Indem allem gibt es eine wesentliche logische Einheit, die den Anarchismus als eine revolutionäre Theorie und Praxis zeigt, die in jeder Epoche konsequent darauf abzielte, das historische Fortbestehen der Herrschaft zu durchbrechen.

Da wir keine Historiker sind, sondern anarchistische Militante, die sich dafür einsetzen, dieses Projekt in den Kämpfen zu fördern, beschränken wir uns hier darauf, ganz kurz die bedeutsameren Schritte zu umreissen, die es auf organisativer Ebene in seiner historischen Entwicklung charakterisiert haben, sodass sich alle Gefährten über seine heutigen Formen bewusst werden können.

Die Erste Internationale

Wie bekannt ist, sieht sich die internationale sozialistische Bewegung, die bisher auf der generischen Grundlage einer gemeinsamen, an das kollektive Eigentum der Produktionsmittel gebundenen Idee vereint war, nach dem Ende der Ersten Internationale, über die Frage des Staates, unwiderruflich in zwei verschiedene Tendenzen gespalten. Auf der einen Seite verfechten die Antiautoritären die unmittelbare Zerstörung des Staates; auf der anderen verfechten die marxistischen Autoritären die entgegengesetzte These, jene, den Staat im Laufe der sozialen Revolution vorübergehend zu bewahren und ihn als unerlässliche Zwischenstufe im proletarischen Emanzipationsprozess zu benutzen, um dann schliesslich zu seinem allmählichen Absterben zu gelangen (diesbezüglich ist es hilfreich, in Erinnerung zu rufen, was in der sozialen Revolution in Russland geschah: die Proletarier warten seit 1919 darauf, dass sich der sozialistische Sowjetstaat auflöst). Die antiautoritäre und antistaatliche Tendenz wird die spezifische anarchistische Bewegung bilden, die marxistische staatliche Tendenz wird die ersten Arbeiterparteien bilden. Diese beiden Tendenzen sind nicht nur auf theoretischer Ebene voneinander getrennt, sondern sind es, vor allem, auf dem Terrain der proletarischen Kämpfe. Daher ein offener Antagonismus.

Die spezifische anarchistische Bewegung entsteht offiziell mit dem ersten antiautoritären Kongress, der am 15. September 1872 in St. Imier gehalten wurde. Hier werden die theoretischen und praktischen Grundlagen des insurrektionalistischen revolutionären Anarchismus gelegt. An diesem Kongress klären die Anarchisten ihre Ideen, definieren sie ihre Ziele und umreissen sie die Linien und die Voraussetzungen der revolutionären anarchistischen Aktion, einschliesslich dem, was im Klassenkonflikt, in allgemeinen Zügen, die Aufgaben der Anarchisten an Seiten der Ausgebeuteten sein sollen.

Die Banda del Matese

Die erste anarchistische aufständische Organisationsform ist jene, die als Banda del Matese (1877) bekannt ist. In die Tat umgesetzt wird sie von einer Gruppe von internationalistischen Gefährten, die das anarcho-kommunistische revolutionäre Programm adoptierten, das von Carlo Cafiero umrissen wurde.

Diese aufständische Aktion stützt sich auf eine Taktik und eine Strategie, die darauf abzielt, die soziale Revolution infolge der “Propaganda der Tat” auszulösen, undvertraut, für ihr Gelingen, auf die organisative Spontaneität der revoltierenden Proletariermassen.

Die Propaganda der Tat ist den Thesen entnommen, die von Carlo Pisacane, in Gegenposition zu den staatlichen Thesen, die von den Anhängern von Mazzini verteidigt wurden, in seinem sozialistisch-libertären und föderalistischen insurrektionalistischen Programm dargelegt wurden.

Die Banda del Matese, als aufständische Organisationsform, wird durch die gewaltsame Repression der Bewegung von Seiten der königlichen Garden, die praktisch alle beteiligten Internationalisten verhafteten, in den Bergen niedergeschlagen. Mit ihr findet der garibaldische Epos des Insurrektionalismus des Risorgimento ein Ende.

Nach diesem Ereignis denkt Errico Malatesta, der gemeinsam mit Cafiero einer der Beteiligten und Organisatoren war, die am meisten von der Insurrektion überzeugt waren, über die Gründe von dieser ersten Niederlage nach und gelangt zur Schlussfolgerung, dass sie in einer nicht angemessenen, im Laufe der Kämpfe herangereiften, organisativen und revolutionären Vorbereitung gesucht werden müssen, abgesehen natürlich von einer äusserst knappen Verfügbarkeit von materiellen Mitteln und Waffen. So beginnt für Malatesta eine eigenständige Ausarbeitung des anarchistischen aufständischen Organisationsprojekts, das er sein ganzes Leben lang konsequent und beharrlich entwickeln und verteidigen wird, ohne sich je auf Kompromisse oder Vermittlungen einzulassen.

Was man ihm vorwerfen kann, sind einige Fehleinschätzungen über die Führungen der sozialistischen Partei und ihrer Gewerkschaftszentrale, die er, zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt, für ebenfalls auf die soziale Revolution abzielend hielt. Siehe, was dies betrifft, seine Propaganda, die darauf ausgerichtet war, eine Einigung zwischen allen proletarischen Kräften zu suchen - die erste Volksfrontenpolitik,

Die Position von Galleani

Während die “Propaganda der Tat” sich überall in Europa innerhalb der anarchistischen Bewegung ausbreitet, tritt Malatesta in Polemik mit den bekanntesten Gefährten und Befürwortern des individuellen Attentats (siehe diesbezüglich seine Polemik mit Emil Henry von 1892), da er diese Aktion für ein Hindernis für die Organisation des anarchistischen aufständischen Massenprojekts hielt, ein Projekt, das er unterstützte. Daraufhin, während er mit Sympathie die Bekräftigung der entstehenden gewerkschaftlichen Massenbewegung betrachtet, fordert er - bezüglich demselben Argument - die Anarchisten dazu auf, sich aktiv daran zu beteiligen, anstatt sich zu isolieren und den Weg des individuellen Attentats einzuschlagen.

Andere insurrektionalistische Anarchisten hingegen sehen in diesen Taten kein Hindernis, sondern ein Vorzeichen der kollektiven aufständischen Aktion, und bekräftigen, dass sie darauf abzielen, die Masse aus der Apathie aufzurütteln und sie auf dem Weg der Revolte in Richtung der kollektiven aufständischen Aktion anzutreiben, die ansonsten noch lange auf sich warten lassen könnte. Interessant diesbezüglich sind die Überlegungen und Stellungnahmen von Luigi Galleani (La fine dell'anarchismo?) in Verteidigung der Aktionen von individueller Revolte gegen die frömmelnden Einwände der Moralisten, die sieh in der Bewegung ansiedeln.

Aus polemischem Laster bezeichnen die Ultra-Organisatoren diese insurrektionalistischen anarchistischen Gefährten mit dem Wort Anti-Organisatoren, da sie sich auf die Zeitung “Cronaca Sowersiva” bezogen, die in Boston, in den Vereinigten Staaten, von Luigi Galleani herausgegeben wurde. In dieser Zeitung wurden, zu Recht, Thesen gegen die anarchistische spezifische Organisation vertreten, die auf permanenten und formalisierten Grundlagen errichtet wird. In dieser letzteren Organisationsform sah man nämlich dieselben Gefahren und dieselben Fehler, wie sie der Partei innewohnen, während die Gewerkschaften nicht als revolutionäre Strukturen, sondern im Wesentlichen als reformistische Strukturen betrachtet wurden, die, indem sie sich entwickeln, die Arbeiterklasse innerhalb der Strukturen der Herrschaft zu legalisieren versuchen.

Viele dieser Kritiken werden sich, wie wir sehen werden, als richtig erweisen, auch wenn sie damals für viele, einschliesslich Malatesta, übertrieben scheinen mochten. Diese Gefährten, die zu Unrecht als Anti-Organisatoren bezeichnet wurden, hatten eine informelle Organisationsauffassung des proletarischen Kampfes, dieselbe Auffassung, die wir heute in unserer Organisationsweise haben, sowohl auf spezifischer Ebene wie auf der Ebene des Aufbaus von selbstverwalterischen Massenstrukturen.

Die rote Woche

Die antimilitaristischen Unruhen von Ancona, die berühmte rote Woche (1914), sind für Malatesta, der sich gemeinsam mit vielen anderen Anarchisten daran beteiligte, eine Bewährungsprobe für jene Überlegungen, die er mit der revolutionären Bewegung des Matese begann. Aus den Seiten von “Volontà” (1913- 1915) umreisst er die Ziele, die sich die Anarchisten durch die aufständische Aktion innerhalb des Aufruhrs vornehmen sollten, auf dass dieser sich ausweitet. Diese Ziele lassen sich in der Notwendigkeit zusammenfassen, auf einer permanenten Grundlage, die aufständische anarchistische spezifische Organisation aufzubauen, die proletarischen Massenstrukturen zu unterstützen und zu entwickeln, die in seinem Innern agieren, und in Richtung der Generalisierung der (damals in ganz Italien laufenden) Klassenkonfrontation zu treiben, da das Verbleiben dieser Konfrontation als Ereignis, das auf ein gewisses Gebiet begrenzt ist, sie unvermeidlich zur Niederlage geführt hätte. Genaus das ist, was geschehen wird, auch aufgrund der verhängnisvollen Aktion der sozialistischen Partei, welche die Proletarier dazu aufforderte, Heber in die parlamentarische Aktion als in die direkte Aktion zu vertrauen. Der Platz beginnt sich also zu leeren und einmal mehr wird das Banner der Revolte durch das Werk der reformistischen Schakale eingerollt.

Die Gründung der UAI

Aus den Überlegungen rund um die antimilitaristische Bewegung der roten Woche reift in der ital enischen anarchistischen Bewegung die zweite und bedeutendere aufständische Organisationserfahrung heran, jene, welche die Gründung der UAI [Unione Anarchica Italiana] sieht (1920).

Sie ist die erste anarchistische Tendenzorganisation, die permanent auf spezifischer Ebene auf dem nationalen Gebiet gegründet wurde. Die Mitgliedschaft der Gefährten erfolgt über ein insurrektionalistisches anarchistisches Generalprogramm, das sich auf Massenstrukturen stützt, die sich aus dem revolutionären Syndikalismus ableiten. Im Innern der UAI fand eine Kritik des Syndikalismus statt, die von den Räteanarchisten gefördert wurde.

Abgesehen von den vorhin betrachteten Fehlern, die sich aus den Einschätzungen betreffend der vereinten Volksfront ableiten, die Malatesta verfocht, endete die UAI darin, sich den Erfordernissen der Klassenkonfrontation, die damals in Italien im Gange war, als unzulänglich zu erweisen, da sie in ihrem Handeln entweder einem exzessiven Possibilismus entgegenging, oder sich in einem sterilen Maximalismus verschloss, der sie dazu veranlasste, in den verschiedenen Situationen von proletarischen Kämpfen, worin ihre Militanten präsent waren, nicht angemessen einzuwirken.

Die USI [Unione Sindacale Italiana], die anarchistische Gewerkschaft, war, trotz der proklamierten Autonomie, in Wirklichkeit ihr Übertragungsriemen, der sie jedoch daran hinderte, im Innern selbst der Arbeiterklasse eine angemessene Intervention zu entwickeln. Die Militanten der UAI, anstatt sich in den Kämpfen dafür einzusetzen, zu versuchen, einen autonomen einheitlichen Prozess der Arbeiterklasse zu entwickeln, endeten darin, diese letztere als Klasse wahrzunehmen, die gewerkschaftlich in die verschiedenen Gewerkschaftszentralen unterteilt ist. Abgesehen davon erlaubte diese Tatsache keine wirkliche revolutionäre Solidarität zwischen den beschäftigten und den arbeitslosen Proletariermassen.

Der Syndikalismus erzeugte kategorielle Interessen und Privilegien, wovon einige von Malatesta selbst in seinen Schriften analysiert wurden. Der Kampf blieb, auch in seinen höchsten Momenten, auf die generalisierte Besetzung der Fabriken, der Schiffswerften und der Marmorsteinbrüche beschränkt, im Wesentlichen nur auf einige Arbeitsbereiche, anstatt sich über das ganze soziale Gebiet zu ergiessen. Dies war einer der Gründe für das Scheitern der selbstverwalterischen Bewegung der Besetzungen in den 20er Jahren.

Abgesehen davon endete diese spezifische aufständische Organisationsform, obwohl sie anarchistisch, das heisst, freiwillig und in ihrem inneren Funktionieren auf der individuellen Verantwortung basierend war, faktisch darin, in ihrem organisativen Verhalten einer beliebigen anderen proletarischen Partei zu gleichen. Das Verhalten und die Aktionen ihrer Militanten übersetzten sich oft darin, sich auf einer nicht viel anderen Ebene vor die ausgebeutete Masse zu stellen als die Militanten anderer Arbeiterparteien. Auch wenn alles, was sie taten, stets unter einem libertären Gesichtspunkt, also auf nicht-autoritäre Weise umgesetzt wurde, äusserte sich ihre Tätigkeit innerhalb der proletarischen Massen im Wesentlichen darin, ein klares pädagogisches Verhältnis herzustellen. Wenn wir dem noch anfügen, dass die formalisierten Gewerkschaftsstrukturen, faktisch, auf der informellen Ebene, den Aufbau und die Entwicklung von selbstverwalterisehen Strukturen verhinderte, die in der Form immer neu sind und unter dem Ansporn der Erfordernisse des Kampfes entstehen, erhält man ein Bild von den internen Grenzen, die diesem spezifischen anarchistischen aufständischen Organisationsmodell innewohnten.

An die Stelle der Substanzialität der anarcho-kommunistischen Inhalte, welche die gewerkschaftlichen Massenorganismen in ihrem Innern widerspiegeln sollten, wie es in den Wünschen der anarchistischen insurrektiona- listischen Militanten war, wurde also die leere Hülse der Formalität gesetzt. Dies ist der Weg, worauf sich die ersten Gewerkschaftsdelegierten bildeten. Viele Gefährten der UAI endeten oft darin, wichtige Ämter in der Führungsstruktur der verschiedenen Kategoriegewerkschaften zu bekleiden. Dies, obwohl Malatesta, als erster, die Notwendigkeit für die Anarchisten bekräftigt hatte, gewerkschaftliche Ämter möglichst zu vermeiden, da er der Überzeugung war, dass ein Gefährte, der zu einem bezahlten Funktionär wird, ein für den Anarchismus verlorener Gefährte ist. Aus all diesen Gründen polemisierten die insurrektionalistisehen Anarchisten, die besagten Anti-Organisatoren, heftig gegen die in der UAI versammelte sogenannte organisatorische Tendenz. Im Syndikalismus sahen sie nicht die Umsetzung des insurrektionalistischen anarchistischen Projekts auf Massenebene, sondern das genaue Gegenteil, sprich eine reformistische Theorie, die auf eine soziale Beilegung ausgerichtet war, womit die Arbeiterklasse innerhalb der Klassenkonfrontation legalisiert und in den Prozess eingefügt wurde, der von den reformistischen Parteien verfolgt wird.

Der grösste Teil von diesen Gefährten, in den Vereinigten Staaten lebend, sah vor sich das, was im fortgeschritteneren Kapitalismus am heranreifen war, und zog daraus Anregung für eine radikale Kritik am Syndikalismus, einschliesslich demjenigen, der in den verschiedenen anarcho-syndikalistischen Gewerkschaften von damals ausgedrückt wurde.

Das Aufkommen des Faschismus in Italien brach diese widersprüchliche und in gewisser Hinsicht äusserst hilfreiche anarchistische insurrektionalistische Organisationserfahrung ruckartig ab. Malatesta muss der Verdienst zu erkannt werden, die unerlässliche Notwendigkeit, sich zu organisieren, bekräftigt zu haben, den Anti-Organisatoren jener, eine Kritik geübt zu haben, um die Organisation möglichst getreu der Realisierung unserer Ziele zu machen und uns von der immer lauernden Gefahr abzuhalten, sie sich in eine Partei verwandeln zu sehen.

Der Archinovismus

Die Folgen, die vom Scheitern der proletarischen sozialen Revolution in Russland hervorgerufen wurden, finden, wenn auch nur am Rande, im anarchistischen aufständischen Organisationsprojekt Widerhall.

Die Art und Weise, sich permanent in einer formellen Struktur zu organisieren, erreicht ihren degenerativen Höhepunkt in den periodischen Krisen, welche die Idee selbst der Organisation in die Mangel nehmen und die Gefährten dazu veranlassen, sich bis ins kleinste Detail umzustrukturieren.

Das Ganze endet darin, in der expliziten Kreierung der libertären proletarischen Partei auszuarten, vorgeschlagen von den plattformistischen Thesen von Archinov (1926), die aber zum Glück auf internationaler Ebene von praktisch allen Anarchisten zurückgewiesen wurden. Diese Organisationsform, in offenem Widerspruch mit dem, was die anarchistischen Prinzipien sind, verbannt die individualistische Tendenz des Anarchismus und wettert gleichzeitig gegen die Anhänger der anarcho-syndikalistischen Praxis.

Was den revolutionären Anarchismus, den anarchistischen Kommunismus und den anarchistischen Individualismus betrifft, fern davon, einander auszuschliessen, so ergänzen sie sich gegenseitig, insofern die Anarchisten unter Kommunismus die Bildung von freien und freiwilligen selbstverwalteten Gemeinschaften verstehen, in denen jeder, ohne jeglichen Zwang, gemeinsam mit den anderen solidarisch an der Produktion der materiellen Güter mitwirkt und egoistisch nach seinen Bedürfnissen daraus schöpft, mit der einzigen Begrenzung vom gegenseitigen Verständnis, das zwischen allen da sein muss, wenn die Güter knapp werden.

Der anarchistische Individualismus, um eine Aussage von Galleani zu verwenden, muss „in dem Sinne verstanden werden, dass keine Autorität von Instituten, von Mehrheiten oder von Minderheiten, in die Entwicklung und in die Freiheit des Individuums eingreifen und auf irgendeine Weise seine Autonomie verringern darf.“

Der Anarcho-Syndikalismus hingegen ist gar kein Prinzip des Anarchismus, sondern ein Mittel, dessen Gebrauch viele Anarchisten für nützlich halten, um ihre Ziele zu realisieren. Wir unsererseits halten es nicht für nützlich.

Die plattformistische Organisation, als Parteiform, ist eine Vermittlungs- und Führungsstruktur, die unter dem Gesichtspunkt eines korrekt im revolutionären Sinne verstandenen proletarischen Kampfes nichts Positives hervorbringen kann. Mit der Organisation des anarchistischen insurrektionalistischen Projekts hat sie nichts zu tun. Der sektiererische Geist, der sie durchdringt, ist derselbe typische, der sich in den Statuten von jeder beüebigen Partei finden lässt. Die Plattform stellt ausserdem, mehr als eine gewisse Art und Weise, sich unter Anarchisten spezifisch zu organisieren, ein präzises autoritäres und autoritatives Projekt dar, womit die Organisationstatsache terroristisch aufgezwungen wird. Für die Anarchisten, die sich ausserhalb von ihr bewegen, gibt es kein Heil. Daher stellt sich die Plattform, von alleine, ohne Ausschlüsse oder Petitionen, ausserhalb des Anarchismus, egal wie dieser verstanden wird. Dennoch, aufgrund von einer Ironie des Schicksals, wird der verderbliche archinovistische Einfluss, in gewisser Hinsicht, gerade in den spanischen anarcho-syndikalistisehen Strukturen eine Anwendung finden (siehe diesbezüglich den Artikel “La parte cattiva di noi stessi”, publiziert in der Nummer 53-54 dieser Zeitschrift [Anarchismo], worin die Rolle unterstrichen wird, die die Führungen der spanischen FAI-CNT während der sozialen Revolution von '36-'39 eingenommen haben).

Die spezifische anarchistische Synthesenorganisation leitet sich aus einer Antwort ab, die 1927 von einigen exilierten russischen Gefährten gegeben wurde, die mit der Plattform von Archinov nicht einverstanden waren. Aber darüber werden wir nachher sprechen.

Die Gründung der FAI

Ein anderes anarchistisches aufständisches Organisationsprojekt wird in den dreissiger Jahren in Frankreich ausgearbeitet, von einigen Gefährten, die sich infolge des Faschismus, der in Italien herrscht, in dieses Land flüchteten. Dieses Projekt fand seine praktische Anwengung allerdings erst zum Zeitpunkt des Sturzes des faschistischen Regimes, mit der Landung der Alliierten. Nach der Befreiung organisierte sich die italienische anarchistische Bewegung neu und gründete die FAI (1945), eine spezifische Synthesenorganisation, die, als ihre Grundlage, das Programm von Malatesta adoptierte, dasselbe, das 1920 von der UAI angenommen wurde.

In der Federazione Anarchica Italiana sieht sich die ganze Bewegung versammelt, in ihrem Handeln nimmt sie jedoch keinen expliziten Bezug mehr auf das aufständische Organisationsprojekt. Obwohl das adoptierte Programm deutlich von Insurrektion spricht, wird diese auf Eis gelegt. Für den italienischen Anarchismus sind dies sehr schlechte Zeiten. Die Arbeiterbewegung wird allergrösstenteils von den Stalinisten dominiert. Viele ihrer wertvollsten militanten Verfechter landen im Gefängnis, während Togliatti die Faschisten aus der Haft entlässt und ihnen Amnestie gewährt.

Von den fünfziger Jahren bis zu den Anfängen von '68 sieht sich die anarchistische Bewegung völlig auf die liberal-sozialistischen Thesen zurückgezogen, die bis zum Spanienkrieg von Berneri verteidigt und von denjenigen, die “Volontà” verwalteten, die bedeutendste italienische anarchistische theoretische Zeitschrift von damals, unterstützt wurden. Diese Zeitschrift versammelte in diesen Jahren einige der besten nicht-stalinistischen Linksintellektuellen, wie beispielsweise Ignazio Silone. Man wird zwanzig Jahre warten müssen, bis man, mit dem Studenten- und Arbeiterprotest von '68, wieder von insurrektionalistischem Anarchismus sprechen hört. Von den alten insurrektionalistischen Projekten ist in der Realität keine Spur übrig geblieben. Man fängt wieder von Null an.

1968 und die historischen Grenzen der FAI

Die anarchistische Bewegung erweist sich in ihrer Gesamtheit als unzulänglich, um die radikaleren Instanzen aufzugreifen, die aus dem Protest von '68 hervorkommen. Ihre Hauptstruktur, also die FAI, befindet sich in der Krise. In diesem Kontext kann man sehen, wie in ihr das Phänomen des Neo-Plattformismus vorgeschlagen wird, und kann man auch das gegenteilige Phänomen sehen, als das, wie es in der sehr harten Anklagerede zum Vorschein kommt, die von Gino Cerrito in Carrara gegen Cohn Bendit und seine Gefährten gerichtet wurde, die anlässlich vom Kongress zusammenkamen. Cerrito entwickelt seine Kritik nicht aus einem Blickwinkel der Radikalität, sondern aus dem weniger relevanten eines generischen libertären Humanismus, der in die liberale Sozialdemokratie überläuft.

Dies alles geschieht auch, weil die spezifische anarchistische Synthesenorganisation, die FAI, meiner persönlichen Ansicht nach, in vielerlei Hinsicht unüberwindbare Mängel und Widersprüche aufweist. Die Methode der Synthese, die in ihr angewandt wird, veranlasst dazu, die verschiedenen einander gegenüberstehenden Positionen abzuflachen oder zu verwässern, indem sie vermittelt werden. Auf diese Weise entsteht, als Resultat, eine neue Position, die alle zufriedenstellt, die jedoch die grundlegende Diversität der Gruppen, die je nach ihrer spezifischen Situation in den Kämpfen unterschiedliche Positionen angenommen haben, nicht widerspiegelt.

So sehen sich die Gruppen der Synthesenorganisation, egal, was ihre spezifische Kampfsituation ist, teilweise an eine generelle Position gebunden, die aus den Einigungen hervorging, die im Verlaufe der periodischen Kongresse getroffen wurden, welche die Organisation auf nationaler Ebene abhält. Die einzelnen Gruppen gemessen also keine angemessene operative Autonomie, was sich in der geringen Wirkungskraft ihrer sozialen Intervention ausdrückt. Ausserdem endet die Synthesenorganisation, aufgrund des Wunsches, in ihrem Innern keine anarchistische Tendenz auszuschliessen, darin, sich operativ zunichte zu machen, da die einzelnen Militanten in ihrem Handeln auf zahllose Widersprüche stossen, wie jenen, die kulturalistischen Positionen, die insurrektionalistischen Positionen und die anarcho-syndikalistischen Positionen innerhalb der Organisation miteinander zu vereinbaren. Zudem können ihre Militanten, da die FAI den Anarcho-Syndikalismus zu einem Prinzip anstatt zu einem Interventionsmittel machte, ihn, selbst wenn sie es wollten, nicht ablegen. Sie können sich bestenfalls darauf beschränken, ihn zu kritisieren.

Während die UAI, wenn auch zwischen tausend Widersprüchen, einen direkten Bezug zum alten insurrektionalistischen anarchistischen Projekt hatte, so besitzt die FAI von heute, ihre geistige Erbin, keinen einzigen mehr. Das ständige Hin- und Herschwanken ihrer Militanten, mal in Richtung der revolutionären Positionen (siehe antagonistische Bewegung), mal in Richtung der possibilisti- schen Positionen (siehe grüne Bewegung, Pazifisten und Umweltschützer), veranlasst sie dazu, es für nützlich zu halten, zu versuchen, diese letzteren miteinzubeziehen, jedoch ohne darüber nachzudenken, ob diese Kräfte innerhalb der Klassenkonfrontation dieselben Interessen haben wie sie. Dies ist das Ergebnis einer konstanten methodologischen Unklarheit, die innerhalb der Synthesenorganisation herrscht.

Die anderen insurrektionalistischen Erfahrungen

Unterdessen beginnen viele Gefährten, ausserhalb der offiziellen anarchistischen Organisationen, jedoch innerhalb der anarchistischen Bewegung verbleibend, den mühsamen organisativen Wiederaufbau des anarchistischen aufständischen Projekts, indem sie von dem ausgehen, was die fortgeschritteneren und radikaleren Elemente sind, die ab dem 68er Protest in den proletarischen Kämpfen auftauchen.

Azione libertaria und Sinistra libertaria sind die ersten Bemühungen, die in diese Richtung wirken. Das Umfeld der proletarischen Autonomie, der bedeutendste theoretisch-praktische Versuch einer radikalen Überwindung des Syndikalismus und (teilweise) der Rätebewegung, entwickelt sich in den Fabrikkämpfen, mit einem Projekt, das schliesslich vor allem aufgrund des exzessiven Fabrikismus in der Perspektive von generelleren sozialen proletarischen Kämpfen scheitert.

Dies wird den chamäleonhaften marxistisch-leninistischen Splittergrüppchen einen massenhaften Einfall in dieses Umfeld erlauben, das bis dahin tatsächlich autonom und libertär war, während sie auf seinen Aschen ein neues, proto-parteiliches Bewegungs-Umfeld kreieren, das “Autonomia Operaia”genannt wird.

Unter diesen schwierigen Umständen lösen sich die Gefährten von Sinistra Libertaria auf, und einige von ihnen kreieren die Zeitschrift “Anarchismo”. Ihre Militanten stellen, im Laufe all dieser letzten Jahre, innerhalb der Klassenkonfrontation, die Notwendigkeit voran, das anarchistische aufständische Organisationsprojekt wieder aufzubauen. Sie setzen sich auf theoretisch-praktischer Ebene mit allen revolutionären Tendenzen auseinander, und gehen ausserdem die brennende Frage des bewaffneten Kampfes an.

Dies alles tun sie ausgehend von der Weigerung, aprioristische Entscheidungen von ideologischer Art zu treffen. Diese müssen, gegebenenfalls, im Verlaufe des Kampfes und nicht am Tisch erfolgen. So ergreifen sie, ohne sich Gewissensprobleme zu machen, aus einem anarchistischen und revolutionären Blickwinkel, gegen das Phänomen der “Dissoziation” und auch gegen die Kampfhypothesen für die Amnestie Position, da sie diese als Vorstufe eines Aufgebens betrachten. Was dies betrifft, ist es hilfreich, im anarchistischen Gegeninformationsbulletin “Crocenera” nachzuschlagen. Ein erster Versuch, dieses aufständische Projekt in die Praxis umzusetzen, kann man in den Kämpfen von Comiso sehen, basierend auf dem Modell der selbstverwalteten Ligen, Massenstrukturen, die darauf ausgerichtet sind, in näherer Zeit ein bestimmtes Ziel zu erreichen, wie die Besetzung des Racketenstützpunktes, um dessen Bau zu verhindern.

Während man auf diesem Weg voranschritt, gelangte man an den Punkt, sowohl (auf der einen Seite) mit denjenigen, die, während sie ein Leichentuch über den revolutionären Anarchismus legen, sozialdemokratische Thesen verfechten, als auch (auf der anderen Seite) mit den Gefährten der FAI betreffend der Fragen der anarchistischen aufständischen spezifischen Organisation und der Frage der Massenstrukturen, die sich für die FAI noch immer auf den Anarcho-Syndikalismus beziehen, heftig zu polemisieren.

Wir glauben, dass das Organisationsmodell der Synthese nicht nur von der Komplexität der heutigen Realität überholt wurde, sondern betrachten es auch als ein Hindernis für jegliche Hypothese eines heutigen anarchistischen aufständischen Organisationsprojekts. Die Widersprüche, die es in sich selbst einschliesst, erlauben es dem Synthesenprojekt nicht, die selbstverwalterischen Massenstrukturen aufzubauen, die wir für den einzig möglichen Weg halten, um zur aufständischen Tat zu gelangen.

Der aufständische Anarchismus heute

Die heutigen insurrektionalistischen anarchistischen Gruppen haben eine radikale Kritik an allen permanenten Organisationsformen entwickelt, die das anarchistische aufständische Projekt in der Vergangenheit annahm. Sie haben deren Schwächen und Grenzen ans Licht gebracht, gewiss nicht mit dem Ziel, die primäre Wichtigkeit zu negieren, die dem Organisationsprinzip in einer revolutionären Projektualität zukommt. Ihre Absicht war es, dieses Projekt heute in einem Gewand zu präsentieren, das kritischer und dem getreuer ist, was konsequenterweise die Ziele einer hier, in der Gegenwart, zu realisierenden sozialen Revolution sind.

Die Organisationsformen können nämlich nicht nur das widerspiegeln, was in der Vergangenheit vorkam. Vor allem, nachdem wir aus den vorherigen aufständischen Organisationserfahrungen gelernt haben, dass sich die Massenorganismen (Gewerkschaften und Räte), die fix und ausserhalb der direkten Erfordernisse des Kampfes gebildet werden, auch wenn sie zu Anfang anarchistisch sind, unter der Notwendigkeit, sich aufrechtzuerhalten, in klare Hindernisse verwandeln, die den freien Lauf der Konfrontation hemmen, und diejenigen, die sie kreiert haben, dazu veranlassen, getreu das Organisationsmodell der Autoritären nachzuahmen.

Diese Art und Weise, die Organisationstatsache zu verstehen, weiht die aufständische Aktion nicht nur im Vorhinein der Ohnmacht, sondern zwingt, in ihrer Logik, dazu, Widersprüche aufrecht zu erhalten, die sich aus einem anarchistischen und revolutionären Blickwinkel als unhaltbar erweisen. Denn, um den wiederkehrenden Krisen entgegenzuwirken, die diese formalisierten Organismen gegenüber den laufenden Kämpfen aufweisen, sind ihre Vertreter gezwungen, sie laufend umzustrukturieren. Das Ganze gibt Anlass zu einem Delegationsprozess der Funktionen unter den Militanten innerhalb der Struktur. Diese Delegation wird zunächst vorübergehend akzeptiert, dann wird man, notgedrungen, für das Überleben selbst der Struktur, gezwungen sein, sie permanent zu übernehmen. Dies gibt Anlass zu protoparteilichen Organisationsformen, in denen die Versammlung wie ein kleines Parlament benutzt wird.

Aus dieser Gesamtheit von Überlegungen geht die interessante Recherche der heutigen insurrektionalistischen Gruppen hervor, die, sich vom erstickenden Gewicht der vorgefertigten Strukturen befreit, die Frage der Organisation in Bezug auf die Erfordernisse des revolutionären sozialen Kampfes stellen. Diese theoretische Position bekräftigt, dass die spezifischen Organisationsformen, ebenso wie die selbstverwalterischen Massenstrukturen, sich nach und nach im Verlaufe der Kämpfe definieren müssen. Die Massenorganismen müssen, mittels der oben genannten Ziele, stets den wirklichen Bedürfnissen entsprechen und getreu sein, die von den Proletariern ausgedrückt werden, die somit zu den wirklichen Protagonisten des Kampfes werden. Anders verstanden werden diese Organismen zu gefährlichen Vehikeln einer politischen Konstruktion, worauf stets eine neue Unterdrückung errichtet werden kann, schlimmer noch als jene, die vorher angegriffen wurde, da sie sich in heimtückischeren und somit schwieriger zu demaskierenden Formen präsentieren würde.

Die insurrektionalistischen anarchistischen Gruppen gehen heute nicht einfach davon aus, sich mit einer aufständischen Methodologie und Praxis einverstanden zu erklären. Die Gefährten, die sie formen, stützen sich darauf, sich allmählich über eine ganze Reihe von Fragen einverstanden zu erklären. Aus diesem Erkenntnisprozess lassen sie die Grundlage des revolutionären Handelns hervorgehen. Die Gruppenaffinität wird also nicht auf der theoretischen Grundlage eines Programms gesucht, wie dies in der Vergangenheit der Fall war, sondern auf dem konkreten Terrain der im Laufe der Kämpfe realisierten Aktion. Die revolutionäre Intervention wird die Haltungen und Neigungen der Gefährten zeigen, die auf dieser Grundlage Anlass zu Aktionsgruppen geben werden, die sich durch ihre eigene spezifische Weise, in die Realität der Klassenkonfrontation zu intervenieren, charakterisieren.

Die Gefährten, die innerhalb dieser Gruppen handeln, auch wenn jeder seine Individualität bewahrt, weisen eine Handlungsweise auf, die auf ein bestimmtes Endziel ausgerichtet Ist, das von den Zielsetzungen, die man sich zu erreichen vomahm, klar definiert ist. Diese Tatsache umreisst auch die Organisationsform, die sich die Gruppe gegeben hat, etwas, das sie beibehält, bis die Aufgaben versiegen, die man sich in näherer Zeit zu erfüllen vomahm.

Dann löst sich die Gmppe auf, um sich auf anderen Organisationsgrandlagen, die den neuen Erfordernissen des Kampfes besser entsprechen, neu zu bilden. Dies geschieht, da sich die Gefährten bewusst darüber sind, dass ihr weiteres Bestehen als Gruppe in einer bestimmten Form, nachdem der treibende Drang zur Insurrektion versiegt ist, sie, aus Bewahrungstrieb, unweigerlich dazu veranlassen würde, zu erstarren und sich auf dem armseligen Terrain des Überlebens zu vorgeschichtlichen. Diese Gefährten wissen also, noch bevor sie sich organisieren, dass alles, was sie tun, auf eine aufständische Aktion ausgerichtet sein muss, deren Wirkungskraft stets das Gespür für eine konstante Suche nach dem subversiven wirklichen Handeln widerspiegelt, anstatt sich mit einem aktivistisch künstlichen Tun zufriedenzugeben. Sie sind sich darüber bewusst, dass die treffenden Antworten innerhalb der Klassenkonfrontation stets auf dem Terrain des Nicht-Bekannten geliefert werden müssen, da der Kampf kein Resultat daraus ziehen kann, sich in vorgefertigte Pfade zu betten. Das sind die informellen anarchistischen Gruppen, das heisst Gruppen, die sich auf der Grundlage einer Erkenntnisaffinität bilden, welche allmählich die Organisationsformen umreisst, während sich die revolutionäre Intervention selbst in der sozialen Realität entwickelt.

Die Charakteristiken der Gruppen

Die insurrektionalistischen spezifischen informellen anarchistischen Gruppen lehnen alle autoritären, disziplinierten und zentralisierten Organisationsformen ab, ebenso wie sie, sowohl auf spezifischer wie auf gesellschaftlicher Ebene, alle Konvektionsmodelle der Organisationsform ablehnen. Die Individuen, die sie bilden, drücken ihren radikalen Subjektivismus, der hinter der insurrektionalistischen Aktion steht, in seiner ganzen Tragweite aus. Ein charakteristischer Wesenszug ihrer Aktion ist der “Voluntarismus”, der sie, aus dem Innern der Klassenkonfrontation, dazu veranlasst, faktisch alle fatalistischen oder atten- tistischen Positionen über das Eintreten der sozialen Revolution zu überwinden, da sie eine kritische Haltung gegenüber jeglicher Theorie oder Analyse einnehmen, die sich auf den - sowohl mechanistischen als auch dialektischen - wissenschaftlichen Determinismus stützt.

Diese Gefährten sind sich darüber bewusst, dass zwischen der nackten theoretischen Bekräftigung und der radikalen Veränderung der materiellen Realität ein bewusstes Element hegt, und zwar jenes der Entscheidung und der individuellen Entschlossenheit, die da sein muss, um kraftvoll dafür zu kämpfen, das Ende der Ausbeutung und der Unterdrückung gewaltsam zu beschleunigen.

Darum fordern sie im Kampf nicht nur qualitativ die Dimension der Individualität eines jeden Gefährten, sondern fordern sie, im Prozess der direkten Miteinbeziehung der Ausgebeuteten ins aufständische anarchistische Projekt, auch die Individualität aller Proletarier, die sich aktiv an den Kämpfen beteiligen. Sie wissen aus Erfahrung, dass es ohne den individuellen Ausdruck von jenen, die sich am Kampf beteiligen, keine authentische Radikalität in der Klassenkonfrontation, sondern nur Abflachung und Vermassung gibt. Nur so kann man die Bewusstheit besitzen, dass die kollektive Aktion ausgehend von den individuellen Akten der Revolte innerhalb des revolutionären Prozesses anwächst und sich radikalisiert, denn diese sind es, worin sich das konstante Mass der laufenden sozialen Veränderung widerspiegelt.

Ausgehend von diesen Grundvoraussetzungen rufen diese Gruppen ihre spezifische anarchistische informelle Organisation ins Leben und bauen sie, im Innern der Klassenkonfrontation, autonome Massenstrukturen auf. Diese letzteren müssen direkter Ausdruck jener proletarischen sozialen Selbstorganisationsprozesse sein, die sich subversiv in dem Gebiet realisieren. Die organisative Informalität ist es, die den aufständischen sozialen Kampf kennzeichnet, der auf der Notwendigkeit anwächst, sich unter dem unaufschiebbaren Antrieb der direkten Befriedigung der eigenen Bedürfnisse von unten selbst zu organisieren.

Die Organisation wird somit eine Notwendigkeit, die sich, als Tatsache, von selbst rechtfertigt, jedoch auf präzisen Methoden basiert. Eine von diesen ist die aufständische Methode, welche von dem unabdingbaren Erfordernis einer Kampfpraxis ausgeht, die auf die unmittelbare Erreichung bestimmter Ziele ausgerichtet ist.

Wir organisieren uns also ausgehend von dem, was innerhalb der Klassenkonfrontation unsere Erfordernisse zur sozialen Selbstbefreiung sind. Die informellen anarchistischen Gruppen tun nichts anderes, als sich in diese Logik einzufügen, indem sie der Umsetzung ihrer insurrektionalistischen sozialen Intervention freien Lauf lassen, die einzig darauf ausgerichtet ist, in den unterschiedlichen Kampfsituationen die laufende Klassenkonfrontation zu radikalisieren.

Die Charakteristiken der Organisation

Die informelle anarchistische Organisation ist die Überwindung aller vorhergehenden spezifischen Organisationsmodelle, die das insurrektionalistische Projekt in der Vergangenheit annahm. Sie lehnt es ab, sich eine vorgefertigte Organisationsform zu geben, sie bevorzugt es, sich allmählich in direkter Verbindung mit den Projekten und Zielsetzungen zu definieren, die sich die in ihr präsenten Gruppen und Individualitäten in ihrer subversiven Intervention zu erreichen vornehmen. Sie ist also eine projektbezogene Organisation, die nicht auf einem allgemeinen Programm gründet, die die Mitgliedschaft ihrer Militanten nicht auf vorgefertigte Vereinsregeln stützt, und die keine Gründungsdokumente verfasst, die darauf ausgerichtet sind, ihre Notwendigkeit zu rechtfertigen. Ihre effektive Nützlichkeit wird ständig in Frage gestellt, da ihre Militanten jegliche theoretische Ausgangslage zurückweisen, die von der insurrektionalistischen Praxis, die sie vorantragen, losgekoppelt ist. Sie ist das Ende von jeder getrennten Aktivität, welche Rollen erzeugt, die im Wesentlichen die autoritären und hierarchischen Bedingungen der herrschenden alten Welt reproduzieren.

Diese Organisation nimmt sich in ihrem inneren Funktionieren nicht die Erreichung irgendeiner theoretischen und operativen Synthese unter den Militanten vor, denn sie anerkennt nicht nur immer und sowieso die Entscheidungsautonomie der Gruppen und Individualitäten, die in ihr präsent sind, sondern berücksichtigt auch die Besonderheiten und Komplexitäten, die die soziale Realität aufweist.

Ihre Militanten operieren schliesslich stets in unterschiedlichen Situationen, die völlige operative Autonomie erweist sich dabei als von primärer Wichtigkeit, da sie es erlaubt, jederzeit jene Organisationsformen an die unterschiedlichen Umstände anzupassen, die man für wirksamer und für die Entwicklung des Kampfes geeigneter hält.

Die spezifische informelle anarchistische Organisation bildet:

  1. eine bestimmte Art und Weise, sich unter anarchistischen Gruppen und Individualitäten zu koordinieren, die nach der Erreichung bestimmter Ziele streben;

  2. eine Erweiterung der einzelnen sozialen Interventionen, welche die Gruppen zur Zeit autonom vorantreiben;

  3. einen spezifischen Raum als Diskussionsort zwischen unterschiedlichen Kampfrealitäten;

  4. ein Mittel zur Solidarität und zur Verfügbarkeit von adäquateren Mitteln für jene isolierten Gefährten, die ansonsten nicht in der Lage wären, eine eigene autonome Intervention auf dem Gebiet zu realisieren;

  5. eine Modalität zur gleichzeitigen Aktion auf dem ganzen nationalen Gebiet, indem den unterschiedlichen sozialen Interventionen das richtige Gewicht gegeben wird, welche ansonsten darin enden würden, auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt zu bleiben.

Jede neue Intervention, die innerhalb der informellen Organisation vorgeschlagen wird, bedeutet nicht ein Aufgeben der Interventionen, welche die Gruppen und Individualitäten separat voneinander vorantragen, sondern eine Erweiterung, die dazu veranlasst, das, was vorher getan wurde, immer kritischer zu betrachten.

Die Grenzen und Schwächen des eigenen Operierens können nur erfasst werden, wenn der Kampf durch eine allmähliche Erweiterung der sozialen Intervention radikalisiert wird. Nur so kann diese letztere schwieriger in die institutionelle Perspektive der Parteien integrierbar werden.

Abgesehen davon können die neuen Vorschläge eine stärkere und effizientere Kontinuität der Kämpfe garantieren. Es gibt fortgeschrittene Kampfsituationen und rückständige Situationen, die unserer Meinung nach miteinander in Vergleich gestellt werden müssen. Die informelle anarchistische Organisation erlaubt es den Gefährten, die sich an ihr beteiligen, aus der Diskussion, die darin geführt wird, realere und kritischere Ansichten der Kampfsituationen herauszuziehen. Die Kämpfe, die vorangetragen werden, bieten Gelegenheit, um festzustellen, wie die innere Umstrukturierung der Herrschaftsapparate erfolgt, und bieten die Möglichkeit, daraus nützliche Hinweise zu entnehmen, um die Rekuperation der Nachhutskämpfe, welche die Gefährten in anderen Situationen vorantragen, zu verhindern.

Die Sorge über eine mögliche Erstarrung der Struktur in einer fixen Form hat jedoch kein Fundament. In Praxis ist die informelle anarchistische Organisation ein Diskussionsort, an dem Analysen und Vorschläge vorgestellt werden, die darauf ausgerichtet sind, die Interventionsfront zu erweitern. Dies erlaubt es, die Organisation, in immer neuen Formen, dem Erfordernis entsprechen zu lassen, konkrete Antworten zu finden, um eine effektive Erweiterung der Kämpfe realisieren zu können. Ihre Militanten, auch wenn sie danach streben, ihr eine Vollständigkeit zu geben, lehnen es ab, sie in einer abgeschlossenen Organisationsform erstarren zu lassen. Diese kritische Unbestimmtheit, die von den Militanten in verschiedenen Formen ausgedrückt wird, erlaubt es, die Organisation je nach den unterschiedlichen Erfordernissen, die von allen Gefährten ausgedrückt werden, die sich an ihr beteiligen, von Mal zu Mal zu verändern und umzuformen, während auf dem ganzen nationalen Gebiet auf möglichst wirkungskräftige Weise gemeinsame Initiativen vorangetragen werden.

Da das Kriterium angenommen wird, dass es kein zu bevorzugendes Handlungsfeld gibt, sondern es die Situation der Klassenkonfrontation ist, die von Mal zu Mal darauf hindeutet, welcher Intervention es gegenüber anderen, die am Laufen sind, Nachdruck zu verleihen gilt, leitet sich daraus ab, dass es die Gefährten selbst sind, die die Fristen und Durchführungszeiten der Interventionen festlegen, ohne denjenigen hinterherzurennen, die von anderen aufgestellt wurden. Ausserdem reproduziert die informelle Organisation, als ein spezifischer anarchistischer Organismus, keine internen Bürokratien. Ihr ganzes Funktionieren basiert auf der Horizontalität der Entscheidungen, die im Laufe von Vollversammlungen getroffen werden, Entscheidungen, die selbstverständlich nur für jene Geltung haben, die sie getroffen haben.

In diesem Sinne müssen die frei getroffenen Verbindlichkeiten auf verantwortliche Weise, auf individueller Ebene und auf Gruppenebene, respektiert werden. Wenn es keine Gelegenheit gibt, um sich alle sehen, muss, ausserhalb von jeglichen Formalitäten, nach Möglichkeiten dafür gesorgt werden, dass wenigstens ein Gefährte von jeder Gruppe, die der Organisation angehört, anwesend ist. Das Ganze um die Entscheidungen von jeder einzelnen Gruppe über die bereits behandelten Argumente und ihre eventuellen gemeinsamen Aktionsvorschläge bekannt zu machen.

Die Entscheidungen, die in solchen Versammlungen getroffen werden, müssen immer in die einzelnen Situationen zurückgetragen werden, wo es den Gefährten frei steht, sie anzunehmen oder teilweise oder ganz zurückzuweisen. Anstatt auf klare Normen zu vertrauen, vertraut man, für das gute Funktionieren einer solchen Organisation, auf die erreichte Reife der einzelnen Militanten, auch wenn diese Lösung das Risiko einer möglichen organisativen Lähmung mit sich bringen kann. Falls dies geschehen sollte, sind die Gefährten, welche die Organisation realisiert haben, den Aufgaben, die sie sich zum Ziel gesetzt haben, nicht gewachsen gewesen, weshalb es besser ist, dass sich die Organisation selbst auflöst. Falls wir, um sie mit Effizienz auszustatten, faktisch die grundlegenden Voraussetzungen aufgeben müssten, würde unser Operieren denselben Widersprüchen entgegengehen, die wir in den anderen spezifischen anarchistischen Organisationen ausgemacht haben.

Eine solche Organisation kann also von den Gefährten aufgelöst werden, falls sie, im selben Moment, wie sie auffechterhalten wird, nicht mehr die Inhalte ausdrücken sollte, die sie zu Beginn notwendig machten.

Mehr kann nicht gesagt werden über die anarchistische informelle Organisation. Wir stehen am Anfang von dieser gewissermassen faszinierenden spezifischen Erfahrung, die es auf jeden Fall die Mühe wert ist, unterstützt zu werden, da sie sich ausserhalb der alten Wege, sich zu organisieren, bewegt. Die Hauptsache besteht darin, sich angesichts der ersten Schwierigkeiten nicht aufhalten oder entmutigen zu lassen, die Veränderung, die wir uns wünschen, verdient diese Anstrengung.

Die Charakteristiken der Massenstrukturen

Die spezifischen informellen anarchistischen Gruppen üben, um in den Kämpfen die selbstverwalterischen Massenstrukturen aufzubauen, eine radikale Kritik an der Wirkungslosigkeit und an der geringen Handlungskraft der Massenstrukturen der Parteien und Gewerkschaften.

Diese Gruppen schlagen den Ausgebeuteten vor, aus diesen Strukturen auszutreten und auf autonome Weise andere in Gang zu bringen, angesichts der unabdingbaren Notwendigkeit, von einer klaren Organisationsgrundlage auszugehen, wenn man im Kampf vorankommen will und wenn man bestimmte Ziele erreichen will.

Ausgehend von einer insurrektionalistischen Methodologie zeigen diese Gruppen den Ausgebeuteten auf, wie solche Organismen gemeinsam aufgebaut werden könnten. Der Vorschlag geht von der Zurückweisung aller vorgefertigten Modelle aus, wie beispielsweise das gewerkschaftliche oder das Rätemodell, weshalb die Massenorganisationsformen im Verlaufe der jeweiligen Entwicklung des Kampfes geformt werden müssen.

Diese Tatsache bezeichnet einen wichtigen Schritt im Zuge einer realen Bekräftigung der Prozesse von Autonomie und proletarischer sozialer Selbstorganisation, da sie nicht nur der spontanen Kreativität der Proletarier Raum gibt, sondern auch dafür sorgt, dass die letzteren es sind, die auf bewusste Weise fortlaufend alle Entwicklungsmomente selbstbestimmen, und nicht, wie es in der Vergangenheit der Fall war, wo es die Revolutionäre waren, die diese Aufgabe erfüllten.

Demnach basieren die Strukturen, die von diesen Gruppen vorgeschlagen werden, auf der qualitativen Umsetzung der anarchistischen Konzepte und nicht auf ihrer ideologisch-formellen Akzeptierung von Seiten der proletarischen Massen (man bemerke in diesem Sinne die Distanz, die sie von den ideologisch orientierten Massenstrukturen des Anarcho-Syndikalismus trennt).

So können wir die Aufgaben umreissen, welche die spezifische informelle anarchistische Gruppe in ihrer aufständischen Intervention auf Massenebene entwickelt:

  1. Sich im Gebiet darum kümmern, den Ausgebeuteten durch Informations- und Propagandainstrumente die Gründe zur Bildung einer Massenstruktur als Alternative zu jenen, die von den Parteien und Gewerkschaften betrieben werden, zu erklären, indem sie in jeglicher Hinsicht die positive Funktion klarstellen, die diese Struktur in der Entwicklung des Kampfes haben kann.

  2. das Entstehen verschiedener Massenstrukturen zu fördern, die zeitlich nicht aufgeschoben werden dürfen, sprich: man kann nicht darauf warten, bis es die Ausgebeuteten selbst sind, die sie von alleine entstehen lassen.

Deswegen bringt die spezifische anarchistische Gruppe in den Kampfsituationen, worin sie präsent ist, diese Strukturen in Gang, und sei es auch auf embryonaler Ebene, indem sie versucht, alle möglichen Zielsetzungen aufzuzeigen, worauf sie sich praktisch entwickeln können. Tatsächlich bedürfen sie, um sich zu entwickeln, da sie, eben, Massenstrukturen sind, der direkten und aktiven Beteiligung von möglichst vielen Proletariern in dem Gebiet, wo sie entstehen.

Das ist ihre grandlegende Voraussetzung. Aber ihre territoriale Ausweitung sollte stets einer effektiven Erweiterung der Kampffront entsprechen, die, logischerweise, auf der Beteiligung und der spontanen Einbeziehung von immer breiteren proletarischen Schichten beruht. In Aussicht auf eine grössere Stosskraft koordinieren sich diese Strukturen auf dem Gebiet. Daraus entspringt das praktische Erfordernis, sich mit einigen Instrumenten auszustatten, die für ihre Entwicklung als unentbehrlich betrachtet werden: einen passenden Ort zu finden, an dem sich alle an den einzelnen Strukturen Beteiligten zu Versammlungen treffen; eine permanente Solidaritätskasse zu gründen, woraus kollektiv bezogen werden kann, um die verschiedenen Initiativen zu entwickeln, sowohl betreffend der Propaganda (Plakate, Flugblätter, Videos, usw.), wie auf Ebene der Aktion (ein Gebiet, wo es hilfreich ist, nicht nur über die nötige Entschlossenheit, sondern auch über eine gewisse Geldsumme zu verfügen).

In Berücksichtigung dieser Erfordernisse sollte man jedoch nicht leichten Beeinflussungen zum Opfer zu fallen, indem man sich in die Interessen verwickeln lässt, die von den sogenannten “Leuten” vertreten werden (unter diesen so generischen und fragwürdigen Begriff fallen die Ausgebeuteten genauso wie die Ausbeuter). Also keine interklassistische Front, die zu unterstützen ist.

Die Analyse muss uns nicht nur stets korrekt aufzeigen, gegen welche Interessen man kämpft, sondern muss uns auch dazu bringen, jene, die in einem bestimmten Moment unser Klassenbezugspunkt sind, sprich alle Kategorien der Ausgebeuteten, korrekt zu umrahmen.

Hiermit wollen wir keine marxistischen Haltungen annehmen, sondern wir verteidigen diese These, weil wir überzeugte Materialisten sind und daher denken, dass es, unabhängig von unseren schönen Idealitäten, bestimmte Interessen gibt, welche die Menschen dazu bringen, sich auf die eine oder auf die andere Seite der Barrikade zu stellen. In diesem Sinne strebt unsere Aktion danach, die bestehenden Interessen und Herrschaftsverhältnisse radikal in Frage zu stellen.

Die anarchistischen Massenstrukturen gestalten sich innerhalb der Klassenkonfrontation als proletarische autonome Organisationen, die, in ihrer spezifischen Weise, den Kampf anzugehen, keine Hierarchien aufweisen. Sie beruhen einzig auf dem Konzept der permanenten Selbstorganisation, weshalb die Entscheidungen in ihrem Innern stets im Laufe von Vollversammlungen getroffen werden.

Die gewählten Kampfformen spiegeln stets die Modalität der direkten Aktion wieder und weisen eine völlige Zurückweisung von jeglichem Prinzip von Delegation auf, und sei sie auch nur vorübergehend.

Da sie sich keine vorgefertigten Vereinsregeln geben, verspüren diese Organismen keine Notwendigkeit, Gründungsdokumente zu verfassen, die die Beitritts- und Teilnahmebedingungen im Detail formell umreissen.

Sie gründen auf einer permanenten Konfliktualität, in Anbetracht der Tatsache, dass sie insurrektionalistische Kampfstrukturen sind, die einzig darauf abzielen, die Strukturen der Herrschaft anzugreifen. Diese Notwendigkeit leitet sich daraus ab, dass der Kampf mit Beständigkeit vorangetragen werden muss, denn von seiner Kontinuität hängt auch seine reale Wirkungskraft ab.

Die Beteiligung an diesen Massenstrukturen beruht auf den oben dargelegten Voraussetzungen. Es muss schliesslich betont werden, dass diese Strukturen nichts mit den gewerkschaftlichen Basisstrukturen gemein haben, keine speziellen Kategorie- oder Klientelinteressen verteidigen, und auch nicht danach streben, sich in permanente Massenorganismen zu verwandeln. Betreffend dieser Strukturen, die wir hier summarisch geschildert haben, haben wir eine Reihe von Organisationsdokumenten veröffentlicht, die im Verlaufe der vergangenen Kämpfe ausgearbeitet wurden, wie beispielsweise das Dokument bezüglich der autonomen Bahnarbeiterbewegung vom Bezirk Turin, jenes der selbstverwalteten Ligen von Comiso gegen den Bau einer Racketenbasis, jenes der selbstverwalterischen autonomen Basiskerne im Bereich der Produktion, jenes der zonalen abstentionistischen Strukturen und, zum Schluss, jenes der Anti-AKW-Basisstrukturen. Dieses ganze Material ist in dieser Zeitschrift [Anarchismo], im anarchistischen Bulletin “Crocenera”, oder in dem Buch Teoria e pratica dell'insurrezione von Alfredo M. Bonanno auffindbar. Wir sehen in der generalisierten Selbstverwaltung der Kämpfe nicht nur einen Weg, um die alte Welt hinwegzufegen und radikal zu verändern, sondern auch die einzige Garantie von totaler Freiheit, auf dass nichts stehen bleibt im individuellen und sozialen Leben der Menschen, das nach einem ununterbrochenen Wandel von sich selbst und der Welt strebt, in der wir leben.

Gegen die Ökologie und gegen die Technologie

Anstatt am Schluss von dieser Analyse irgendeine provisorische Bilanz zu ziehen, möchten wir lieber in Bezug auf die Bandbreite von Fragen, die mit der Ökologie und der Technologie Zusammenhängen, ein zusätzliches Überlegungsfeld eröffnen. Und dies, weil wir kein Interesse daran haben, vom Schreibtisch aus Lösungen zu liefern, sondern daran, die Gefährten dazu einzuladen, gemeinsam mit uns die komplexen Fragen eines konkreten aufständischen Handelns zu vertiefen, ein Handeln, das wirkungskräftigere Mittel und Instrumente benötigt als jene, die wir zurzeit besitzen.

Das Gelingen von einem Projekt zur radikalen Transformation der Gesellschaft ist zu einem grossen Teil an die Erweiterung unseres Wissens gebunden, weshalb es wichtig wird, eine Diskussion zu eröffnen.

Es wird dann an der Intervention in die Kämpfe liegen, uns die Stichhaltigkeit und die Wirkungskraft von dem, was hier behauptet wird, sowie die eventuellen Fehler und Grenzen aufzuzeigen.

In der Frage der Ökologie und der Technologie stehen wir, wie die ganze antagonistische Bewegung, am Anfang einer Kritik. Die vorliegenden Gedanken müssen daher als Fragmente von Erfahrungen betrachtet werden, die aus verschiedenen Kampfsituationen stammen. Da wir schliesslich keine Spezialisten sind, haben diese Überlegungen keinen Charakter von unbestreitbarer Gültigkeit, sondern präsentieren sie sich als etwas, das weiterer und gehaltvollerer analytischen Vertiefungen bedarf.

Unsere Position ist jene der Ausgeschlossenen, die, ausserhalb von einem inneren Interventionsgebiet, bewusst, von aussen, in insurrektionalistischem Sinne gegen die Herrschaftslogiken agieren und revoltieren, welche die Machtapparate zu rationalisieren versuchen. Unsere Überlegungen zielen darauf ab, die Front des revolutionären sozialen Kampfes zu erweitern.

Ausgehend von diesen grundlegenden Motivationen wiegeln wir das Schreckgespenst der radikalen Zurückweisung aller Basistechnologien auf und beschäftigen wir uns gleichzeitig, aus einer revolutionären und anarchistischen Sicht, damit, die Fragen zu klären, die von der sozialen Ökologie aufgeworfen werden. Das alles, um zu vermeiden, unsere aufständischen Perspektiven in “alternative” Lösungen zurückzuziehen, die letzten Endes dem System dabei helfen, sich von seinen Widersprüchen zu befreien.

Der ökologische Betrug

In den Ländern, die sich in der post-industriellen Phase befinden, ist die Ökologie das wichtigste soziale Phänomen auf Massenebene und vielleicht sogar die grösste Angelegenheit des Jahrhunderts für das Kapital und die Staaten geworden.

Jenseits von jeglicher bequemen ideologischen Maskierung, sowie von jeglicher idyllischen naturalistischen Stellungnahme, muss die Bedeutung des ökologischen Kampfes analysiert werden, sowohl für jene, die ihn fördern, als auch für den Staat und das Kapital, die ihre Herrschaftsinteressen wahren wollen. Zu diesen Schlussfolgerungenen sind wir vor allem gelangt, nachdem wir verstanden haben, dass jeder soziale Kampf, der ungeachtet der unmittelbaren Zerstörung der heutigen Herrschaftsverhältnisse gefördert wird, letztendlich in einer Wiederherstellung eben dieser Verhältnisse endet.

Bisher hat der ökologische Kampf idealistisch darauf abgezielt, dafür zu sorgen, dass “alternative” Lösungen gefunden werden, die imstande sind, das zerstörerische Verhältnis vom Menschen zur Natur wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, womit er mit der Logik einer technologischen Entwicklung brach, die einzig der Plünderung und der Verwüstung gewidmet ist.

Abgesehen von den gerechten Bestrebungen der Ökologisten, ist es all dem nicht gelungen, die heutigen Machtverhältnisse in Frage zu stellen, sondern hat es sich, im Gegenteil, der Macht als nützlich erwiesen, um sich in einem kritischeren und attraktiveren Gewand zu präsentieren. Die Ökologie, losgelöst von der sozialen Frage, wird für die Organisation der Macht zu einer grossen Gelegenheit, denn auf ihr lassen sich grosse Projekte von sozialer Integration aufbauen, indem eben jene Zustimmung ausgenutzt wird, welche die proletarischen Massen den Ökologisten zur Verfügung stellen.

Der ökologische Humanitarismus von jenen, die gegen die aberwitzige Verschwendung der materiellen Ressourcen protestieren, während Millionen von Menschen an Hunger sterben, tut den post-industriellen Interessen des Kapitals und der Staaten keinen Abbruch, sondern stellt für diese letzteren, ganz im Gegenteil, eine Anregung dar, um ihre Produktions- und Organisationsebenen zu verbessern, die sich im Vergleich zur Gesamtebene der industriellen Entwicklung oft als rückständig erweisen.

Ist das Kapital also ökologisch geworden? Im Gegensatz zu den Ökologisten denken wir genau das, ja. Tatsächlich sucht das Kapital heute nach neuen Technologien, die eine Überwindung des noch bestehenden Ungleichgewichts im Nutzungsprozess der Rohstoffe gestatten. Das alles wird durch eine grössere organisative Rationalisierung seiner Produktionsapparate realisiert. Dies schiebt der ökologischen Zerstörung des Planeten zweifellos einen Riegel vor, indem die Nutzung der Ressourcen verbessert wird, auch dank der Entwicklung von Techniken zur Rezyklierung der Abfallmaterialberge, die ungenutzt vor sich hin liegen. In den Ländern, die technologisch fortgeschrittener sind, ist man in diese Richtung bereits auf einem beträchtlichen Stand. Daher die Kreierung eines globalen Marktes, der an die Entwicklung von sanften und ökologischen Technologien gebunden ist, welche eine neue Grenze für das Kapital darstellen.

Die technologische Revolution dieser letzten Jahre hat die Rationalisierungsprozesse des Staates begünstigt, ungeachtet der verschiedenen ideologischen Positionen.

In den fortgeschrittenen Industrieländern ist es der Staat selbst, der grosse Kampagnen zur Sensibilisierung auf die ökologischen Probleme fördert, da er aus der Entwicklung der Industrie, die Instrumente produziert, um die Verschmutzung zu reduzieren, seinen guten Nutzen ziehen kann. Ein anderer Beweggrund ist, dass sich der Staat dadurch, auf sozialer Ebene, eine Erweiterung der Kontrolle über die Gesellschaft sichern kann, eine Kontrolle, die auf der Einbeziehung grosser Massen basiert, die aus dieser Frage ihren einzigen Beweggrund zu sozialem Engagement gemacht zu haben scheinen.

Die Entwicklung einer ökologischen Technologie wird für die fortgeschrittenen Industriestaaten zu einem weiteren Mittel, um die Abhängigkeit jener Länder zu vergrössern, die wirtschaftlich schwächer sind, indem sie damit ihren Weg zu einer möglichen Entwicklung konditionieren. Daher die Notwendigkeit für alle Staaten und für das internationale Kapital, die ökologischen Programme zu finanzieren, indem sie Milliarden von Dollars investieren.

Der Staat unterstützt in Italien - wie anderenorts - die ökologischen Kampagnen, ja er hat sogar eine regelrechte ökologische Institutionskultur geschaffen, die selbst in den Schulen präsent ist, wo es spezifische Kurse über dieses Thema gibt. Unterstützt wird dieses Projekt von den fortschrittlichsten und sensibelsten Politikerfiguren, die sich keine Gelegenheit entgehen lassen, um uns ihr Engagement und den harten parlamentarischen Kampf zu wiederholen, den sie gegen die Konservativen und ihre alten, auf der systematischen Plünderung der Natur basierenden Machtlogiken führen.

Wer dem Kapital und dem Staat bei der Realisierung der ökologischen Projekte zur Hand geht, sind die Grünen, die Umweltschützer, die bei den rituellen Protesten gegen die Verwüstung der Umwelt konstruktive Vorschläge zusammenstellen, die auf “alternativen Lösungen” basieren. So spielen sie getreu die Rolle der konstruktiven Gegner des Systems, ohne zu bemerken, dass sie auf diese Weise an seiner Entwicklung mitbeteiligte Elemente sind. Ihre Aktion ist der Herrschaft dienlich. Auch wenn sie sich in hohe soziale Werte gehüllt präsentiert, neigt sie stets zur politischen Rekuperation der Flügel der antiinstitutionellen Opposition.

Die Grünen möchten der Herrschaft gerne ein menschliches Antlitz verleihen, und daher halten sie es für richtig, sich in ihren Projekten vom Staat oder von jenen seihen Strukturen finanzieren zu lassen, die dabei sind, die Natur zu verwüsten. Zurzeit versuchen sie, in die Gebietskörperschaften einzutreten, und damit tragen sie dazu bei, dafür zu sorgen, dass der Staat seine Herrschaft auch in den periphereren Gebieten ausweitet.

Wer könnte schliesslich Interesse daran haben, sich eine solche Perspektive anzueignen, die darauf ausgerichtet ist, das Kapital von seiner unsinnigen Entwicklung in Richtung der sogenannten harten Technologien abzubringen, und sie durch sanfte und ökologische zu ersetzen, wenn nicht diejenigen, die dieses Gesellschaftssystem auf lange Sicht bewahren wollen?

Wir haben kein Interesse daran, dass das Kapital eine bestimmte Entwicklung verfolgt, weder eine harte noch eine sanfte, wir haben bloss Interesse daran, es als System, gemeinsam mit den Staatsapparaten, die es in allen Teilen der Welt unterstützen, zu zerstören.

Das ökologistische Spektakel versucht, uns für immer am Überleben festzunageln, indem es uns zu Mitbeteiligten des Todessystems macht. Mit passiver Resignation lassen wir dies täglich über uns ergehen, wenn wir ökologische Kämpfe gegen den drohenden Tod des Planeten fördern.

Es handelt sich nicht um einen Widerspruch, sondern um den realen Spiegel von dem, was wir mit solchen Kämpfen unterstützen, wenn wir, um nicht schneller zu sterben, nach nichts anderem als vernünftigen Motiven zum sozialen Kampf suchen, die uns dazu veranlassen, dafür zu sorgen, dass die Situation nicht schlimmer wird, und folglich die Dinge belassen, wie sie sind.

Es muss aber, im Gegenteil, mehr getan werden. Der gewaltsame Bruch mit der bestehenden Ordnung ist für uns eine Lebensnotwendigkeit. In diesem Sinne schlagen wir vor, auch den ökologischen Kampf auf aufständischen Grundlagen aufzubauen.

Die Ökologie ist unserer Meinung nach nur wichtig, wenn sie in einem Prozess von radikaler sozialer Transformation verstanden wird, da sie, nur so, ein weiteres Element darstellen kann, auf das gedrängt werden kann, um das Ende dieser Gesellschaft der Herrschaft zu beschleunigen.

Wir haben also zwei Wege: der erste geht von der Zerstörung der Machtverhältnisse aus, um zu einer freien, egalitären und ökologischen Gesellschaft zu gelangen; der zweite beschränkt sich lediglich darauf, den Planeten vor der völligen Zerstörung retten zu wollen. Wenn wir den ersten Weg wählen, werden wir immer Gefährten finden, die es sich nicht entgehen lassen, unsere Initiativen zu unterstützen, wenn wir den zweiten Weg wählen, werden uns diese Gefährten als ihre Feinde wählen.

Auch wir sind für die Ökologie und gegen die Umweltverschmutzung auf allen Ebenen, nur, dass wir die Realisierung eines ökologischen Kampfes als eingebettet in die soziale und totale Subversion aller herrschenden Verhältnisse und Werte betrachten, worauf das System gestützt ist. Wir wollen selber Herr über unser Schicksal als freie Menschen sein und wir betrachten es als negativ, diese Aufgabe den Spezialisten der Macht zu überlassen. Geschweige denn davon, dass wir die ökologische Frage an irgendwen delegieren wollen.

Die Notwendigkeit, die Technologie zu zerstören

Viele Gefährten bleiben perplex gegenüber einer Perspektive, die auf der Notwendigkeit basiert, die Technologie vollständig zu zerstören, und rational weigern sie sich, sie zu akzeptieren, da sie es für vernünftiger und realistischer halten, sich nur das Problem zu stellen, die sogenannten harten Technologien zu zerstören, besser bekannt als Todesproduktionen (Atomkraft, Waffen aller Art, Asbest, usw.), und hingegen alle anderen, die als sanft betrachtet werden (Elektronik, Mikro-Elektronik, Informatik, usw.), zu bewahren, da sie diese als sozial nützlich betrachten und somit denken, davon in Zukunft einen revolutionären Gebrauch machen zu können. Sprich, als könnten diese letzteren, im Gegensatz zu den ersteren, von der Machtlogik, die sie produziert und entwickelt hat, völlig losgekoppelt werden.

Diese Gefährten nehmen somit, gegenüber der Wissenschaft, die klassische aufklärerisch-positivistische Haltung ein, die sich auf die angebliche Neutralität der vom technisch-wissenschaftlichen Wissen produzierten Instrumente stützt, weshalb sie nur die schlechte soziale Verwendung kritisieren, die die Macht von diesen Technologien macht, die einzig zu Zwecken der totalen Herrschaft über die Gesellschaft eingesetzt werden.

Wir aber denken, dass die Instrumente, die von der Macht kreiert wurden, unabhängig von den scheinbaren Vorteilen, die sie der Gesellschaft manchmal erbringen mögen, einzig und alleine der Logik gehorchen können, die sie kreiert hat, und somit, ungeachtet davon, wer sie einsetzt, gänzlich der Erreichung ihrer Zwecke dienlich sind.

Wir sind gegen jene, die immer alles zu rechtfertigen versuchen, indem sie sagen, dass es hinter allem, was dieses Todessystem produziert, einen Rest von Gutem gibt, der es verdient, vor der Zerstörung bewahrt zu werden. Ausserdem sind wir der Ansicht, dass es in der Flut von Gewissheiten und Gemeinplätzen, die sich in Umlauf befinden, hilfreich ist, Zweifel zu erwecken. In den Fragen, die wir behandeln, sind wir stets bestrebt, eine Gesamtansicht zu haben, die Raum für eine kritische Unbestimmtheit lässt. Dadurch gehen wir gewisse Risiken ein, da wir uns heftigen Kritiken aussetzen, falls wir Fehler begehen. Denn, wer sich in eine andere Richtung aufstellt als jene, die üblicherweise angenommen wird, gilt oft als Krimineller, als Provokateur oder, im besten Falle, als verantwortungslose Person, und riskiert somit die Lynchung von Seiten der guten zahmen Denker, die unsere Bewegung versperren. Diese lassen es sich nie entgehen, die Gefährten zu warnen, mit denen wir in Kontakt treten. Es gilt also ein gewisser intellektueller Terrorismus, der nicht nur von jenen kreiert wurde, die herrschen, sondern auch von jenen, die Opfer ihrer Vorurteile und ihrer persönlichen Fantasiegebilde sind, während man sich doch vielmehr mit konkreten Taten statt mit Worten von der Herrschaft befreien sollte.

Wer auf die unbestreitbare Notwendigkeit der heutigen Technologien hinweist, sind die Bosse, die Regierenden und die massenhafte Schar von Handlangern. Sie alle haben zweifellos gute Gründe, um dies zu tun. Die Gefährten hingegen müssten ebenso gute Gründe haben, um solchen Hinweisen stets zu misstrauen. Das Tragische ist, dass wir zwischen der Macht und jenen, die sie bekämpfen, oft einer bemerkenswerten Übereinstimmung in den Ansichten beiwohnen.

Das gesamte Gepäck an Basistechnologien, das heute in allen Bereichen des sozialen Lebens angewandt wird, stammt aus der militärischen Forschung. Ihr ziviler Gebrauch gehorcht dieser Logik viel mehr, als wir unmittelbar verstehen können. Tatsächlich war alles, das uns gelang, hervorzuheben, die Umsetzung eines präzisen und wissenschaftlichen hierarchischen autoritären Projekts in der Organisationsweise, während es wichtiger gewesen wäre, die unbewussten Mechanismen zu verstehen, die es der Macht auf Massenebene gestatten, die unmittelbare anfängliche Zurückweisung von Seiten der Leute zu überwinden, um schliesslich eine regelrechte Unterstützung zu erlangen.

Das kybernetische Kommando wird von wenigen angefochten, ja die allgemeine Tendenz besteht darin, es unweigerlich zu akzeptieren. Etwas, das dazu veranlasst, es als unentbehrlich und somit als sozial nützlich zu betrachten.

Wer auf die Gründe für eine totale Zerstörung der vom Kapital produzierten technologischen Apparate hinweist, wird als ein Unvernünftiger und Unverantwortlicher betrachtet, der die Zivilisation in die Steinzeit zurückbefördern will.

Aber wenn wir darüber nachdenken, werden wir uns der Unfundiertheit dieser Behauptungen bewusst, die jenen in die Hände spielen, die die Herrschaftslogiken verfechten. Die heutige Technologie ist in Wirklichkeit das praktische Resultat aus einer Form von Erkenntnis, die im Verlaufe der industriellen Entwicklung der Produktionsprozesse des Kapitals heranreifte. Sie besteht nicht aus einem Gepäck an Praktiken, die in neutraler Form auf die Gesellschaftsstruktur angewandt werden, denn das, was sie motiviert, ist schliesslich die Machtlogik von jenen, die die Entwicklung der Gesellschaft unterstützen. Die Sorge darum, einige Technologien gegenüber anderen zu bewahren, wird zu einer klaren Art und Weise, um den Prozess zur totalen Zerstörung der ganzen Produktionsordnung der Herrschaft zu behindern. Zudem veranlasst sie dazu, unserer revolutionären Aktion, schon von jetzt an, Grenzen zu setzen, abgesehen von der Tatsache, ein zwielichtiges soziales Verhältnis zu den Strukturen der Herrschaft zu unterhalten.

Diejenigen, die, obwohl sie behaupten, Revolutionäre zu sein, die Notwendigkeit verfechten, einen Teil der vom Kapital produzierten Technologie zu bewahren, sehen also nicht, dass sie in dieser Position den erklärten Reformisten die Hand reichen, die, viel kohärenter, eine ständige Umänderung aller Organismen der Macht verfechten, sodass sich das System stets den neuen Erfordernissen der Herrschaft und den Veränderungen der Gesellschaft dienlich und getreu erweist.

Unser radikales und totales Projekt zur Zerstörung der Technologie wird sich zweifellos in den revolutionären Prozess einbetten müssen, doch es bekundet, schon von jetzt an, die positive Tatsache, dem Verlauf von diesem revolutionären Prozess weder a priori irgendwelche Grenzen zu setzen, noch ihn innerhalb von unseren gegenwärtig begrenzten Erkenntnissen mit einer Hypothek zu belasten.

Damit wollen wir es vermeiden, dem Vorurteil zu verfallen, dass es, um die Probleme einer zeitgenössischen sozialen Revolution zu lösen, genügt, vom Gepäck der gegenwärtig erworbenen Kenntnisse Gebrauch zu machen. Wir sind gegen jene, die eine solche beruhigende Gewissheit äussern, während sie die gegenwärtigen Erkenntnisse für endgültig halten.

So, wie die Dinge heute liegen, sind die sogenannten Wissenschaftler, welche die künstliche Intelligenz oder, genereller, die Anwendung der gegenwärtigen Technologien auf andere Wissensbereiche erforschen, in Wirklichkeit Arbeiter der Wissenschaft. Sie besitzen eine äusserst hohe Spezialisierung in einem bestimmten wissenschaftlichen Bereich, aber der grösste Teil von ihnen hat keine Ahnung, was in den anderen Forschungssektoren geschieht, geschweige denn von der sozialen Realität, die oft völlig an ihnen vorbeigeht, während sie im aseptischen und gedämpften Klima ihrer Labore leben.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Gedankengänge dieser Arbeiter der Wissenschaft den Maschinen, die sie entwerfen, sehr ähnlich sind, angesichts der Tatsache, dass sie die binäre Logik anwenden und wesentlich unfähig sind, ausserhalb von diesem Schema zu denken. Es handelt sich nicht um kreative Überlegungen, sie können in keinem Bereich des Wissens irgendeine Entwicklung des Denkens herbeiführen. Nur unsere Unwissenheit lässt sie uns als Superhirne betrachten. Ein Punkt, der vertieft werden müsste, um uns darüber bewusst zu werden, dass sie die neue Zwischenklasse bilden, die von der technologischen Revolution hervorgebracht wurde.

Unser Drängen nach einer Erkenntniszurückweisung des gesamten technologischen Gepäcks ist eine konkrete Art und Weise, sich das Problem zu stellen, die Produktionsentwicklung des Kapitals zu behindern.

Unsere Suche nach einer radikalen sozialen Veränderung brachte uns über die Tatsache zum Nachdenken, dass der Mensch, auch im wissenschaftlichen Bereich, die grössten Entdeckungen eben in dem Moment machte, als sich das Autoritätsprinzip in der bestehenden Gesellschaft als abwesend oder auf allen Ebenen wankend erwies, wie es am Anfang von diesem Jahrhundert der Fall war. Man kann nicht nur in Bezug auf eine bestimmte soziale Struktur, die man nicht akzeptiert, Revolutionäre sein, man muss es in allen Bereichen sein, einschliesslich dem wissenschaftlichen, da die Aufgabe, die man erfüllen will, die der radikalen Zerstörung der herrschenden Ordnung ist, die ihre Wurzeln überall hat und folglich überall angegriffen werden muss.

Die einzige Haltung, die gegenüber den Bossen der Wissenschaft eingenommen werden kann, besteht darin, vorausblickend zu erkennen, was sie hinter den harmlosesten und humanitärsten Dingen verbergen, die sie dem grossen Publikum von Laien, das sich darauf beschränkt, staunend zuzuhören, von Zeit zu Zeit präsentieren.

Dem kommt unserer Meinung nach eine grosse Wichtigkeit zu, denn zumeist sind wir es gewohnt, nur die augenscheinlichsten und oberflächlichsten Dinge wahrzunehmen, die uns umgeben. Die Bosse, die Regierenden und ihre Handlanger kümmern sich viel darum, uns gewisse Dinge vor Augen zu führen, soviel, wie ausreicht, um unsere natürliche Neugierde zu erhaschen, womit sie uns dazu verleiten, auf all die Dinge zu schauen, denen in Wirklichkeit keine konkrete Wichtigkeit zukommt. So lassen sie uns von den wichtigeren Dingen absehen, die schliesslich in unserem Unwissen, auf unserer Haut, realisiert werden.

Wir dürfen die Intelligenz des Feindes nicht unterschätzen, ansonsten werden wir darin enden, bitteren Enttäuschungen entgegenzugehen, wie dies in einer nicht so fernen Vergangenheit der Fall war. Das Ziel von jenen, die herrschen, ist es, alle Mittel anzuwenden, welche die gegenwärtige wissenschaftliche Erkenntnis bietet, gewiss nicht, um die Leiden der Menschheit zu beseitigen oder zu lindern, sondern, um dafür zu sorgen, dass sie weiterhin den gegenwärtigen Herrschaftsverhältnissen unterliegt, die hin und wieder etwas verändert werden. Das Kapital und der Staat sehen sich zu dieser ständigen Veränderung eben aufgrund der Kämpfe gezwungen, welche die Proletarier tagtäglich gegen sie behaupten. Dennoch, trotz der grossen Ressourcen, die in diesem Angriff gegen die Proletarier jeden Tag aufgewendet werden, wird die Angelegenheit immer schwieriger und problematischer, denn im Grunde bedarf es von jenen, die revoltieren, nicht viel, um die ganzen Projekte einer schmerzlosen Verwaltung der Herrschaft über den Haufen zu werfen.

Die Revolutionäre gehen von diesem kaum merklichen Vorteil beim Angreifen des Kapitals und des Staates aus, wenn sie denn einmal die Absicht bekunden, sie radikal zerstören zu wollen, auf den Grundlagen eines allumfassenden sozialen Kampfes, der, von Natur aus, keine Grenzen anerkennt, und weder danach strebt, noch gewillt ist, dem Feind irgendeine Waffenruhe zu gewähren. Hierin hegen die revolutionären Gründe dafür, wieso der gesamte technologische Apparat, unabhängig von dem Gebrauch, den viele in Zukunft davon zu machen gedenken, zerstört werden muss. Dies alles, um zu verhindern, dass der revolutionäre soziale Kampf in die Falle gerät, die von den Radikal-Reformisten aufgestellt wurde, die aus der partiellen Zerstörung der Herrschaftsstrukturen den Ausgangspunkt der Umstrukturierung machten.

Wir sind also gegen jene, die die politische Kritik verfechten, auch im Bereich der Wissenschaft, da diese Kritik stets versucht, die Gründe für eine radikale Opposition auf eine blosse Detailfrage betreffend bestimmter operativen Entscheidungen zu reduzieren. Indem sie dies tun, suchen die Verfechter der politischen Kritik nach einer Beilegung und einer Einigung mit dem Klassenfeind, der sich intelligenterweise bereit zeigt, seine Position formell etwas abzuändem, und zwar mit dem Ziel, rund um die bedrohten Institutionen eine neue und rationalere Zustimmung wieder aufzubauen.

Kein Fetisch darf sich in unseren Köpfen einnisten. Wenn wir die Kraft hatten, uns tausend Ketten zu bauen, dann können wir auch jene haben, sie zu durchbrechen. Es hängt von uns ab, und von der Überzeugung, die wir haben werden, um konsequent über die Schranken der Vorurteile und der Tabus, die auf allen Ebenen aufgestellt wurden, hinauszugehen.

Die proletarische Selbstemanzipationsbewegung steht am Anfang von dieser faszinierenden Suche nach totaler Freiheit, und die revolutionären Anarchisten sind aufgerufen, dieser Suche ihren qualitativen Beitrag zu erbringen.

Die soziale Selbstbefreiung von allen und jedem lässt sich nicht improvisieren. Sie ist die dornige Frucht von tausenden in diese Richtung gemachten Anstrengungen und Fehler.

Die wahren Ökologisten sind die Zerstörer der Technologie, denn sie werfen, jenseits der sozialen Konventionen, die von allen akzeptiert werden, Zweifel auf, während sie die Bequemlichkeit und die Ruhe gefährden, zu der die Resignierten gelangt sind, neue Fragen kreieren, anstatt sich damit zufriedenzugeben, Lösungen zu akzeptieren, und auf neue Horizonte von wirklicher Freiheit hinweisen, anstatt die Hölle des Überlebens, das alle in die Mangel nimmt, über sich ergehen zu lassen.

Die vorhegende Arbeit soll ein bescheidener Beitrag in diese Richtung sein, überzeugt davon, dass die soziale Revolution, die Anarchie, nicht so weit entfernte Träume sind, sondern hier, in der Gegenwart, realisiert werden können. Wir müssen jedoch die Kraft dazu haben, die Unordnung unserer Träume in die Praxis umzusetzen, während wir das, was in der Realität geschieht, mit anderen Augen als üblich betrachten, stets bereit, zu kämpfen, und nie, passiv mit Resignation über uns ergehen zu lassen.

Die Borniertheit, stets bereit zu sein, wieder von Neuem zu beginnen, liegt in den Gründen von dem, der nie aufgehört hat, dies zu tun, nicht einmal in den dunkelsten Momenten, im Bewusstsein, dass man ohne zu realisierende Träume oder zu beschreitende existenzielle Abenteuer, ob alleine oder gemeinsam mit anderen, nicht leben, sondern nur vor sich hin vegetieren kann.

Die mittelmässigen Menschen haben sich nie etwas zu fragen, wie sie sich nie etwas zu sagen haben, abgesehen von dem, was die Banalitäten eines im Supermarkt des Elends spendierten Lebens sind, das ans Überleben festnagelt. Ihr stilles Leben, an der Wärme der vier heimischen Mauern, ist im Grunde das gemächlichste und sicherste aller Gefängnisse.

Anhang

Wir fügen hier ein Organisationsdokument an, das 1982 im Laufe des Kampfes gegen den Atomraketen-Stützpunkt in Comiso, Sizilen, entstanden ist. Ein Kampf, worin sich einer der vielleicht ausgeprägtesten Versuche entwickelte, die in diesem Buch beschriebenen aufständischen Massenstrukturen in der Praxis zu realisieren. Eine Gruppe von Gefährten blieb über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren in Comiso, um dort, innerhalb von einem Kampf, in dem verschiedenste politische Kräfte präsent waren, als Anarchisten das aufständische Projekt voranzu tragen. Das hier abgedruckte Organisationsdokument muss im Kontext von einer ganzen Reihe von Interventionen gesehen werden, von hunderten Redekundgebungen auf den Plätzen der Dörfer und Städte, über Flugblätter (unter anderem spezifisch an die verschiedenen betroffenen Arbeitersektoren) undZeitungen, bis zu Gesprächen, Diskussionen, Treffen, etc. Selbstverständlich schreibt sich dieses Dokument in seinen spezifischen lokalen und zeitlichen Kontext ein, der durchaus eine weitere Erörterung verdienen würde, um seine Formulierung und Argumentation besser nachzuvollziehen. Etwas, das vielleicht an anderer Stelle getan werden wird. Hier jedoch soll es vorerst genügen, es als ein schlichtes Beispiel davon anzufugen, was eine selbstverwaltete aufständische Massenstruktur im Konkreten heissen kann.

Organisationsdokument der selbstverwalteten Ligen

Die Entscheidung, in Comiso einen Stützpunkt für die amerikanischen Cruise-Raketen zu hauen, reiht sich in die politischen und militärischen Gleichgewichte zwischen den beiden Supermächten ein. Die Rechtfertigung, die diesem Todesunternehmen gegeben wurde, lautet, dass man sich, mit allen Mitteln, den gegen Europa aufgestellten russischen Atomstützpunkten entgegen stellen muss. Tatsächlich ist es nicht möglich, die kriminellen Initiativen der Sowjetunion zu bremsen, die als militärische Supermacht, mit genauso kriminellen Initiativen wie jenen, die von den Vereinigten Staaten und ihren europäischen Handlangern getroffen wurden, die antimilitaristischen Ideale des internationalen Proletariats verraten hat. Die Vermehrung von Atomstützpunkten verteidigt vor den Angriffen von überhaupt niemandem, sondern stellt eine ernsthafte Bedrohung für das Überleben des ganzen Planeten dar. Der Kampf muss darauf ausgerichtet sein, die neuen Stützpunkte (wie denjenigen von Comiso) zu verhindern, aber auch darauf, die bereits bestehenden Stützpunkte, auch die russischen und die aller anderen Staaten, zu zerstören. Comiso ist dazu auserwählt worden, zum grössten Atomstützpunkt von Europa zu werden, zum Anfang vom Bau von anderen Stützpunkten, die in Spanien, Deutschland, Grossbritannien und anderenorts realisiert werden sollen. Falls es uns nicht gelingt, dieses kriminelle Projekt zu verhindern, werden wir Sizilianer die Ersten sein, die Verantwortung dafür tragen, die grösste heute in Europa existierende Atombombenzentrale auf unserem Boden gebaut zu sehen.

Dieser triste Vorrang wird mit einer Reihe von anderen negativen Konsequenzen einhergehen, welche die Ankunft der amerikanischen Besatzungsarmee (man rechnet mit der Ankunft von 15'000 US-Soldaten) unmittelbar mit sich bringen wird. Erhöhung der Preise, Zirkulation harter Drogen, Anwachsen der Prostitution, Militarisierung des Territoriums, Präsenz von Mafiaorganisationen in unseren Zonen, die den Amerikanern Drogen verkaufen werden, die den Prostitutionsring verwalten werden, die mit den Aufträgen spekulieren werden. Dies alles wird die Gewaltakte und die dies bezüglichen individuellen Freiheitsberaubungen (Kontrollen, Polizeisperren, militarisierte Zonen, usw.) anwachsen lassen.

Die sozialistische Partei erwies sich als eine wahre Handlanger in der amerikanischen Interessen, in dem sie die Auferlegung der USA akzeptierte und mit ihrem Minister Lagorio die Anordnung billigte, den Stützpunkt in Sizilien zubauen. Die christdemokratische Partei hat sich unverzüglich daran gemacht, auf mafioser Ebene die Aufträge für den Bau der Hotels, der Häuser und der Restaurants, die für die Amerikaner notwendig sein werden, sowie auch alle Aufträge für den Bau des Stützpunktes selbst zuverwalten.

Die kommunistische Partei hat unwirksame und sprunghafte Kampfvorschläge gemacht, während sie sich als unentschlossen, schwach und ineffizient erwies. Die Protestmärsche (auch von hunderttausend Personen), die Unterschriftensammlungen und die Hungerstreiks machen keinen Eindruck mehr.

Der Kampf gegen den Bau des Raketenstützpunktes von Comiso bedarf anderer Mittel und anderer Methoden.

Aus diesem Grund müssen die selbstverwalteten Ligen organisiert werden.

A - Die Charakteristiken der Liga.

  • Sie ist eine autonome Kampforganisation, die all diejenigen versammelt, die tatsächlich und ehrlich die Absicht haben, den Bau des Stützpunktes zu verhindern.

  • Sie ist keine bürokratische Organisation. Sie hat keine Statuten, Vereinsregeln, Gründungsdokumente, etc. Sie kann auch keinen permanenten Sitz haben.

  • Die einzelnen, auf dem Gebiet verstreuten Ligen entstehen spontan und haben als einzigen gemeinsamen Punkt die allgemeinen Prinzipien, die weiter unten genauer ausgeführt sind.

  • Die Liga ist also ein Kampforganismus, der es ablehnt, seinen Repräsentanten permanente Delegationen zu erteilen, und aberkennt daher dieser Repräsentanz eine spezifische Professionalität.

  • Die Liga setzt sich konstant gegen den Bau des Stützpunkts ein.

  • Jedes Mitglied der Liga betrachtet sich als im Kampf gegen den Stützpunkt und gegen die Interessen, die ihn wollen und ihn realisieren, und erkennt, dass diese Interessen diejenigen der Ausbeuter und ihrer Handlanger sind.

  • Die Liga ist keine Verteidigungsorganisation der Interessen von dieser oder jener Arbeiterkategorie. Sie ist also keine gewerkschaftliche oder para-gewerkschaftliche Organisation.

  • Die Propaganda- und Kampfaktivität von jeder einzelnen Liga wird bevorzugt mit jener der anderen Ligen koordiniert, während die Möglichkeit von unabhängigen Initiativen, welche lokale Charakteristiken haben, stets bestehen bleibt, aber immer nur mit dem Ziel, den Bau des Stützpunktes zu verhindern, und unter Respektierung der gemeinsamen Prinzipien.

  • Der Beitritt zur Liga ist die logische Schlussfolgerung von jenen, die weder die kriminelle Politik von denjenigen, die dieses Todesprojekt realisieren, noch die wirkungslosen Initiativen von denjenigen teilen, die eine künstliche Gegenüberstellung suchen.

B - Allgemeine Prinzipien

  • Permanente Konfliktualität. Der Kampf gegen den Bau des Stützpunktes kann nur unter der Bedingung Ergebnisse zeigen, dass er konstant, ununterbrochen und wirkungsvoll ist. Ein sprunghafter, sporadischer Kampf, der an gelegenheitliche Interventionen gebunden ist, wird sich letzten Endes als unterliegend heraussteilen.

  • Selbstverwaltung. Die Ligen sind selbstverwaltet, das heisst, sie sind unabhängig von jeglichen Organisationen, Parteien, Gewerkschaften, Klientelen, usw. Sie erhalten keine Gelder ausser jene, die von den freiwilligen Beiträgen der Mitglieder der Ligen selbst kommen. Auf dieser ihrer Autonomie beruht ihre Stärke.

  • Angriff. Die Ligen verweigern den Diskurs überVermittlung,Befriedigung,Aufopferung, Einigung und Kompromiss. Sie verfechten die Notwendigkeit eines Angriffs gegen die Interessen der Bosse, die das kriminelle Projekt der USA realisieren.

C - Methoden

Der Einsatz der Bosse und der amerikanischen Kriminellen ist konstant. Sie geben sich keine Rast. Sie beabsichtigen, ihr Todesprojekt in kurzer Zeit zu realisieren. Ihre Aktion breitet sich auf tausend Art und Weisen gegen uns aus: mit der Arbeitslosigkeit, mit der Preiserhöhung, mit den Einschüchterungen und der Repression. Morgen – falls der Stützpunkt gebaut werden sollte – würde diese Repression den höchsten Grad der Unerträglichkeit erreichen und es würde uns noch die Freiheit genommen, zu denken. Gegenüber konstanter Repression eine permanente Konfliktualität.

Alle Kategorien der Arbeit haben Interesse daran, den Bau des Stützpunktes zu verhindern. Die weniger begüterten Kategorien, aber auch jene, denen es ein bisschen besser ergeht: auch die Ladenbesitzer, die, wenn sie zwar meinen mögen, mit der Ankunft der Amerikaner etwas mehr einzukassieren, die Rechnung auch mit dem mafiosen Racket der Erpressungen machen müssen, das in der Gegend auf ihre Kosten organisiert werden wird. Auch die Bauern, die unter Bedrohung von Enteignungen stehen, und die den Boden einem produktiven Gebrauch widmen möchten. Eine andere Methode, die von den Ligen eingesetzt wird, ist also die Erweiterung der Kampffront.

Die Gegeninformation über die wirkliche Lage in Comiso ist eine weitere Kampfmethode. Plakate, Flugblätter, Zeitungen, Radio, Fernsehen, usw., all diese Mittel müssen nicht nur an die Anwohner der Gegend, sondern auch an ganz Sizilien, Italien und die ganze Welt gerichtet werden. Comiso und die Frage des Stützpunktes stehen heute im Zentrum der weltweiten Aufmerksamkeit. Indem wir diese Aufmerksamkeit entwickeln, ist es möglich, die Kriminellen und ihre Handlanger mit unserem Kampf zu besiegen. Aber diese Verwaltung der Information muss autonom geschehen, sprich, muss sich dem Racket der Informationen entgegenstellen, wovon, gerade hier in der Gegend, die Zeitung “La Sicilia” und die billigen Journalisten in ihrem Dienste ein grosses Beispiel liefern.

Jene Schichten erreichen, die über das Problem in Unkenntnis bleiben; die proletarischen Frauen, dieHausfrauen, dieKinder, die Alten. Sie alle haben das Recht, Bescheid darüber zu wissen, welch grosse Gefahr sie eingehen, und es ist gerecht, dass sie ihren Beitrag zum sozialen Kampf erbringen können, der sich gegen den Bau des Stützpunktes entwickeln wird.

Die Zweideutigkeiten des Geredes, des Wartens, der Versprechungen der Macht zu akzeptieren, bedeutet, den Kriminellen mehr Zeit zu geben, um ihr Projekt zu verwirklichen. Wir müssen die Methode der unmittelbaren Intervention wählen und nicht ewig hinausschieben, was sofort getan werden muss.

Vergessen wir nicht, dass der Stützpunkt von Comiso, umgebaut zu werden, unsere Akzeptierung benötigt, die Akzeptierung von jenen, die dort arbeiten werden, die den Durchlass der Materialien gestatten werden, die in den Betrieben arbeiten werden, welche die Materialien produzieren, womit der Stützpunkt gebaut werden wird. Wir müssen also das Gebiet des Kampfes ausweiten und auch die Arbeiter von diesen Betrieben dazu bringen, sich daran zu beteiligen, denn mit ihren Streiks und ihren Hindernissen verzögern sie zunächst und verhindern sie schliesslich den Bau.

Die Methode, welche die Ligen für endgültig halten, derart, dass sie den Bau des Stützpunktes tatsächlich verhindert, ist seine Besetzung. Aber diese Besetzung muss eine bewusste Entscheidung sein, die von den Ligen getroffen wird und bei passender Gelegenheit, mit allen Mitteln, die dazu notwendig sein werden, umgesetzt wird. Auf die Gewissenlosigkeit und Kriminalität der amerikanischen Imperialisten und ihrer hiesigen Handlanger müssen wir mit einem grossen Verantwortungsgefühl und einer ebenso grossen Entschlossenheit antworten.

Jede einzelne Liga versammelt sich wann und wie es ihr beliebt, mit der Regelmässigkeit, die sie für angemessen hält, und an dem Ort, der sich am besten für ihre Struktur und ihren Standort eignet. Die ergriffenen Initiativen werden – falls dies für notwendig gehalten wird – den anderen Ligen über die Koordination bekannt gemacht, welche zu diesem Zweck ein regelmässiges Bulletin verfasst, in dem die Entscheidungen der einzelnen Ligen Platz finden.

Die Repräsentanten aller Ligen werden sich in regelmässigen Abständen in Comiso, in einem Lokal, das zu bestimmen ist, zu einer Diskussion und zu einem Perspektivenaustausch versammeln.

Die erste Aufgabe jeder Liga besteht in der Intervention nach aussen, um ihr zahlenmässiges Anwachsen zu erreichen.

Die Liga ist eine Massenorganisation, sie kann also, als solche, entweder die Form einer sektoriellen Liga (Liga der Hilfsarbeiter, der Bauern, der Ladenbesitzer, der Studenten, der Fabrikarbeiter, der Lastwagenfahrer, derProfessoren, usw.), oder die Form einer intersektoriellen Liga annehmen (Liga einer Stadt, eines Dorfes, eines Ortsteils, eines Viertels, einer Zone, einer Zwischenzone, usw.).

Die Wahl des zu führenden Kampfes wird regelmässig in den einzelnen Ligen von den Versammlungstreffen entschieden. In der Versammlung der Repräsentanten der Ligen werden dann die wichtigeren Entscheidungen getroffen.

D - Perspektiven.

  • Die Ligen sind keine korporativen Organismen. Sie haben nicht die Perspektive, die Interessen einer Kategorie oder einer Ortschaft oder einer Personengruppe zu verteidigen. - Sie sind Massenstrukturen, die das Ziel haben, den Bau des Stützpunktes zu verhindern.

  • Jeder externe oder interne Versuch, der darauf abzielt, die Ligen auf Abstimmungs-, Macht-, Klientel-, Gewerkschafts- oder schlicht Widerstandsziele zu lenken, muss verhindert werden.

  • Die Ligen können, indem sie die verschiedenen Initiativen entwickeln, ihr Gewicht auf Ebene von Massenorganismen spüren lassen, und so der Macht die Entscheidung aufzwingen, den Stützpunkt nicht zu bauen.

E - Die Koordination.

  • Die Koordination der selbstverwalteten Ligen hat ihren Sitz in Comiso und ist ein technisches Büro, das für alle bestehenden Ligen sowie für jene, die im Entstehen begriffen sind, als Referenzpunkt dient.

  • Die Koordination ist imstande, Angaben über die Gesamtsituation des Kampfes zu machen, über die Interessen, die sich um ihn herum entwickeln, über die Ziele der Bosse, über die Unternehmen, die die Aufträge haben, über die Ankünfte der amerikanischen Besatzungskontingente, über die Unternehmen, die daran arbeiten, die Materialien für den Stützpunkt zu produzieren, und über die Präsenz der Amerikaner im Gebiet.

  • Sie kann auch die Instrumente bereitstellen, um die Bekanntheit in Sizilien, Italien und ausserhalb der Situation von Comiso zu verbreitern.

  • Sie kümmert sich darum, ein regelmässiges Bulletin mit den verschiedenen Entscheidungen und den verschiedenen Vorschlägen der einzelnen Ligen, sowie über ihr Entstehen und ihre Entwicklung zu verfassen.

  • Sie organisiert die regelmässigen Versammlungen der Repräsentanten der verschiedenen Ligen, Versammlungen, die in Comiso zu halten sind.

  • Diese wird abwechselnd von den Mitgliedern der verschiedenen Ligen realisiert, sie ist also ein Organismus, der von den Ligen selbst geformt und gebildet wird, welche sich um die Spesen kümmern müssen, die mit ihrem Funktionieren Zusammenhängen (Miete, Telefon, Propagandamaterial, Überlebenskosten der Beauftragten).

Schlussfolgernd ist die selbstverwaltete Liga ein Kampforganismus, um den Bau des Raketenstützpunktes in Comiso zu verhindern. Sie beruht auf dem Prinzip der Autonomie des Kampfes und der permanenten Konfliktualität. Die Methode, die sie wählt, ist der Angriff gegen den Bau des Stützpunktes und gegen die Interessen von denjenigen, die ihn realisieren.

Die Entscheidung, präzise Kampfvorschläge zu machen und die Methoden und Zeiten von dem festzulegen, was erforderlich ist, um den Bau des Raketenstützpunktes von Comiso zu verhindern, ist Aufgabe der Versammlung der Ligen.


[Vgl. (A. M. Bonanno), Documento organizzativo delle leghe autogestite, Catania, Oktober 1982. Auch publiziert in “ Umanità Nova” vom 24. Oktober 1982, S. 5]