Titel: Revolutionäre Regierungen
AutorIn: Kropotkin, Peter
Quelle: Aus: Heft I. Revolutionäre Regierungen von Peter Krapotkine, übersetzt aus dem Französischen und herausgegeben von der Gruppe “Autonomie” LONDON.
Bemerkungen: Französischer Originaltitel: "Le Gouvernement Révolutionnaire."
I.

Dass die bestehenden Regierungen vernichtet werden müssen, damit endlich Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit keine leeren Worte mehr seien, sondern lebendige Wirklichkeit werden; dass alle bis auf unsere Tage versuchten Regierungsformen nichts als ebenso viele Unterdrückungsformen gewesen sind und durch neue Gruppirungsformen ersetzt werden sollen, darüber sind sich Alle, mögen sie auch noch so wenig revolutionäres Gefühl und Denkvermögen haben, vollkommen einig. Und wahrhaftig, man braucht nicht sehr Neuerer zu sein, um zu dieser Schlussfolgerung zu kommen; die Laster der heutigen Regierenden und die Unmöglichkeit, dieselben zu beseitigen, sind zu frappirend, um nicht jedem denkenden Beobachter in die Augen zu springen. Und was das Stürzen der Regierungen anbetrifft, so weiss man allgemein, dass sich das zu gewissen Zeiten ohne viele Schwierigkeiten macht. Es gibt Augenblicke, wo die Regierungen fast von selbst, wie Kartenhäuser, unter dem revolutionären Hauche des Volkes zusammenstürzen. Das hat man so recht im Jahre 1848 und 1870 gesehen und bald wird man es wieder sehen.

Eine Regierung stürzen — das ist für einen revolutionären Bourgeois Alles. Für uns ist es weiter nichts als der Beginn der sozialen Revolution.

Ist einmal die Staatsmaschine aus ihren Angeln gehoben, die Beamtenhierarchie in Desorganisation gebracht, dass sie nicht mehr weiss, nach welcher Richtung zu marschiren, das Vertrauen der Soldaten in ihre Chefs verloren, kurz, die Armee der Kapitalvertheidiger einmal in Verwirrung gebracht, dann stehen wir vor dem grossen Werk der Zerstörung aller Institutionen, welche der Erhaltung der ökonomischen und politischen Sklaverei dienen. Die Möglichkeit frei zu handeln ist errungen — was werden die Revolutionäre thun?

Auf diese Frage sind es nur die Anarchisten, welche antworten: Keine Regierung, die Anarchie! Alle Andern rufen: Eine revolutionäre Regierung! Und sie weichen nur in der Form der durch allgemeines Wahlrecht dem Staat oder der Gemeinde zu gebenden Regierung von einander ab; die Anderen sprechen sich für eine revolutionäre Dictatur aus.

Eine “revolutionäre Regierung!” Das sind zwei Worte, welche recht befremdend in den Ohren aller Derer klingen müssen, die sich darüber klar zu werden suchen, was die soziale Revolution bedeuten soll und was eine Regierung bedeutet. Zwei Worte, die einander widersprechen, einander gegenseitig vernichten.

Wohl hat man in der That despotische Regierungen gesehen — es liegt im Wesen aller Regierungen, für die Reaction und gegen die Revolution zu sein und sich nothwendigerweise zur Despotie zu neigen; aber man hat noch niemals eine revolutionäre Regierung gesehen, und zwar aus einem guten Grunde: Die Revolution — gleichbedeutend mit Unordnung, Umsturz, Zerstörung jahrhundertealter Einrichtungen in einigen Tagen, gewaltsamer Vernichtung der bestehenden Eigenthumsformen, Beseitigung der Kasten, rapider Umwälzung der herrschenden Ideen über Moral oder besser die an ihrer Stelle herrschende Heuchelei, gleichbedeutend mit individueller Freiheit, spontaner Action u.s.w. — ist gerade das Gegentheil, die Verneinung der Regierung, welche gleichbedeutend mit der bestehenden “Ordnung,” dem Conservativismus, der Erhaltung bestehender Institutionen, der Verneinung der individuellen Initiative und Action ist. Und nichtsdestoweniger spricht man uns unaufhörlich von diesem “weissen Raben,” als wenn eine revolutionäre Regierung die einfachste Sache von der Welt wäre, ebenso gewöhnlich und von Jedem ebenso gekannt wie das Königthum, Kaiserreich oder das Papstthum!

Dass die Bourgeois-Revolutionäre diese Idee predigen, ist leicht begreiflich, denn wir wissen ja, was diese unter Revolution verstehen, nämlich eine Uebertünchung der Bourgeois-Republik, die Besitzergreifung aller heute noch von Bonapartisten und Royalisten besetzten Stellen seitens der sogenannten Republikaner, im höchsten Falle eine Scheidung der Ehe zwischen Kirche und Staat, welche durch das Concubinat ersetzt wird, die Beschlagnahme der Kirchengüter zu Gunsten des Staats und hauptsächlich der zukünftigen Verwalter dieser Güter, vielleicht auch noch das Referendum[1] oder einige andere ähnliche Sächelchen. Aber dass revolutionäre Sozialisten als Apostel dieser Idee auftreten, können wir nicht anders erklären, als durch zweierlei Voraussetzungen: entweder sind diejenigen, welche diese Idee acceptiren, noch von den Bourgeois-Vorurtheilen vollgepfropft, die sie ohne es zu wissen durch die Literatur und besonders in der von Bourgeois für die Bourgeoisie geschriebenen Geschichte in sich aufgesaugt, und noch so sehr von dem Geist des Servilismus beherrscht, welchen eine Jahrhunderte lange Knechtschaft erzeugt, dass sie sich nicht einmal frei vorzustellen vermögen, — oder sie wollen diese Revolution nicht, deren Namen sie immer im Munde führen. Sie würden sich mit einer einfachen Uebertünchung der bestehenden Einrichtungen begnügen unter der Bedingung, dass man sie zur Macht erhebt, sich damit tröstend, dass man ja später sehen wird, was zu thun, um “das Vieh” (la bete) — Volk zu beruhigen. Sie sind gegen die heutigen Regierer nur, um deren Plätze einzunehmen. Mit diesen Leuten haben wir nicht zu discutiren und werden daher nur zu Jenen sprechen, welche sich aufrichtig täuschen.

Wir wollen mit der ersten der beiden “revolutionären Regierungsformen,” der erwählten Regierung, beginnen.

Die königliche oder ähnliche Macht ist gestürzt, die Armee der Kapitalvertheidiger in Verwirrung gebracht, überall ist Gährung, Discussion über öffentliche Angelegenheiten und der Wunsch, vorwärts zu schreiten. Die neuen Ideen sind vorwiegend, die Nothwendigkeit ernster Aenderungen ist anerkannt, — es gilt zu handeln, ohne Barmherzigkeit muss das Zerstörungswerk begonnen werden, um endlich das Terrain für ein neues Leben zu säubern. Allein was schlägt man uns vor zu thun? Das Volk aufzufordern, sofort eine Regierung zu wählen, um derselben die Arbeit anzuvertrauen, welche wir Alle, Jeder von uns aus seiner eigenen Initiative, thun sollten!

Das war es, was Paris nach dem 18. März 1871 that. “Ich werde mich immer,” sagte uns ein Freund, “jener schönen Augenblicke der Befreiung erinnern. Ich war von meiner hohen Kammer im lateinischen Viertel herabgestiegen, um in den mächtig grossen Club in freier Luft zu gehen, welche die grossen Boulevards von einem Ende der Stadt bis zum andern anfüllte. Alle sprachen über die öffentlichen Angelegenheiten; alle persönlichen Dinge waren vergessen; es galt nicht mehr zu kaufen oder zu verkaufen, — Alles war bereit, sich mit Leib und Seele der Zukunft entgegen zu schwingen. Selbst Bourgeois, von der allgemeinen Begeisterung mit fortgerissen, sahen mit Zufriedenheit sich die neue Welt eröffnen. “Gilt es die soziale Revolution zu machen — schön, machen wir sie gemeinschaftlich, wir sind bereit!” Die revolutionären Elemente waren da, es galt nur, dieselben in Wirksamkeit treten zu lassen. Und als ich Abends meine Kammer betrat, sagte ich mir: “Ach, wie schön ist doch die Menschheit! Man hat sie nie gekannt, immer hat man sie verleumdet!” Dann kamen die Wahlen, die Communemitglieder wurden ernannt und — die Macht der Aufopferung, der Eifer zum Handeln erlosch allmählich. Jeder ging wieder zu seiner gewohnten Beschäftigung zurück, indem er sich sagte: “Nun haben wir eine rechtschaffene Regierung (un gouvernement honnête), lassen wir sie machen...” Man weiss, was darauf folgte.

Anstatt selbst zu handeln, anstatt vorwärts zu marschiren, anstatt sich kühn nach einer neuen Ordnung der Dinge zu schwingen, vertraute das Volk seinen Regierern und überliess diesen die Ergreifung der Initiative. Das war die erste Folge — die unvermeidliche Folge der Wahlen. Was werden diese Regierer, auf welche das Vertrauen Aller übertragen, machen?

Niemals haben sich Wahlen freier vollzogen als die im März 1871. Das haben selbst die reactionären Gegner zugegeben. Niemals war die grosse Wählermasse so von dem Wunsche beseelt, die besten Männer, die Männer der Zukunft, der Revolution an das Ruder zu stellen, wie da. Und sie that es auch. Alle bekannten Revolutionäre wurden mit ungeheuren Majoritäten gewählt. Jakobiner, Blanquisten, Internationale[2], die drei revolutionären Fractionen waren im Communerath vertreten. Die Wahlen konnten keine bessere Regierung hervorbringen.

Das Resultat ist bekannt. Eingesperrt im Stadthaus, mit der Mission, nach den bestehenden Formen der vorhergegangenen Regierungen vorzugehen, fanden sich diese feurigen Revolutionäre und Reformatoren zur Unfähigkeit, zur Sterilität[3] verdammt. Mit all ihrem guten Willen und ihrem Muthe vermochten sie nicht einmal die Vertheidigung von Paris zu organisiren. Es ist wahr, heute schiebt man die Schuld davon auf Personen, aber nicht die Personen waren die Ursache dieser Niederlage, sondern es war das angewandte System.

In der That kann das allgemeine gleiche und directe Wahlrecht[4], wenn frei ausgeübt, im günstigsten Falle eine Versammlung ergeben, die zu einer gegebenen Zeit die durchschnittliche Meinung der Masse ausdrückt, welche in der Regel zu Anfang einer Revolution eine sehr vage, unbestimmte Idee von dem zu vollbringenden Werke hat. Ach, wenn sich die Mehrzahl einer Nation, einer Commune schon vor der Bewegung über das, was nach dem Sturze einer Regierung zu thun ist, zu verständigen vermöchte! Wenn dieser Traum der Stuben-Utopisten verwirklicht werden könnte — wir würden niemals blutige Revolutionen gehabt haben: die Mehrheit einer Nation würde einfach ihren Willen aussprechen und der Rest sich freiwillig unterwerfen. Aber die Dinge vollziehen sich nicht auf diese Weise. Die Revolution entbrennt gewöhnlich, bevor sich eine allgemeine Verständigung vollziehen kann, und Diejenigen, welche eine klare Idee über das was zu thun ist haben, sind in einem solchen Moment in einer kleinen Minorität. Die grosse Masse hat gewöhnlich nur eine verworrene Idee des Zieles, welches sie verwirklicht sehen möchte, ohne wirklich zu wissen, auf welchem Wege es zu erreichen ist und ohne selbst viel Vertrauen in den einzuschlagenden Weg zu haben. Die praktische Lösung wird sich erst dann finden und präcisiren, wenn die Veränderung bereits begonnen haben wird; sie wird das Product der Revolution selbst sein, des Volkes in Action, oder sie wird nichts sein, da das Hirn einzelner Individuen absolut unfähig ist, diese Lösung zu finden, welche nur aus dem praktischen Volksleben entspringen kann.

Diese Situation ist es, welche sich in einer gewählten Körperschaft widerspiegelt, selbst wenn dieselbe nicht, mit allen den Regierungen anhaftenden Lastern behaftet wäre. Die wenigen Männer, welche die revolutionären Ideen ihrer Epoche repräsentiren, finden sich von den Vertretern der revolutionären Ideen der Vergangenheit oder der bestehenden Ordnung der Dinge erdrückt. Diese Männer, welche gerade in den Tagen der Revolution so nothwendig in der Mitte des Volkes wären, um ihre Ideen in die Massen zu schleudern und dieselben zur Thatkraft anzuspornen: die alten Institutionen zu zerstören, sie finden sich in einem Saale festgenagelt, unabsehbare Discussionen führend, um den Gemässigten Concessionen zu entreissen, um die Feinde zu überreden, während es doch nur ein einziges Mittel gibt, dieselben den neuen Ideen zuzuführen, das ist: diese Ideen in Anwendung zu bringen. Die Regierung überträgt sich in ein Parlament mit allen Lastern der Bourgeois-Parlamente. Weit entfernt, eine revolutionäre Regierung zu sein, wird sie ein Hinderniss der Revolution und, um von der Stelle zu kommen, sieht sich das Volk genöthigt, dieselbe aufzuheben, Jene abzusetzen, die es gestern noch als seine Erwählten gefeiert hat. Allein das ist nicht mehr so leicht. Die neue Regierung, welche sich beeilte, eine neue Verwaltungsmaschinerie einzusetzen, um ihre Herrschaft zu befestigen und sich Gehorsam zu verschaffen, ist durchaus nicht geneigt, ihren Platz auf so leichte Weise zu verlassen. (Und je schlechter sie ist, desto weniger wird sie dazu geneigt sein. Anm. d. Uebers.) Eifersüchtig ihre Macht zu erhalten, wird sie sich krampfhaft an die alten Institutionen anklammern, welche noch nicht Zeit hatten zusammenzustürzen. Sie ist entschlossen, der Gewalt die Gewalt entgegenzusetzen, und um sie zu stürzen, gibt es nur ein Mittel: die Waffen zu ergreifen und die Revolution aufs Neue zu beginnen, und das Alles, um Jene abzusetzen, auf die man gestern noch alle Hoffnungen baute.

Und da haben wir die Revolution in Spaltung! Nachdem schon eine kostbare Zeit vergeudet worden, verliert sie noch ihre Kräfte durch innere Zerwürfnisse zwischen den Freunden der jungen Regierung und Denen, die die Nothwendigkeit ihrer Absetzung einsahen. Und das Alles nur, weil man nicht eingesehen hatte, dass ein neues Leben auch neuer Formen bedarf, dass sich Revolutionen nicht durch Anklammerung an die alten Formen vollziehen; weil man die Unvereinbarkeit der Revolution und Regierung nicht begreifen konnte; weil man nicht zu erkennen vermochte, dass die eine — einerlei unter welcher Form sie auch immer auftritt — die Negation der andern ist und dass es ausserhalb der Anarchie keine Revolution gibt.

Dasselbe gilt auch von der anderen Regierungsform, welche man uns empfiehlt: der revolutionären Dictatur.

II.

Die Gefahren, welchen die Revolution ausgesetzt ist, wenn sie sich von einer gewählten Regierung beherrschen lässt, sind so offenbar, dass eine ganze revolutionäre Schule vollständig auf diese Idee verzichtet; sie erkennt, dass es einem im Aufstand befindlichen Volk unmöglich ist, sich mittelst der Wahlen eine Regierung zu geben, welche nicht die Vergangenheit repräsentirte und kein Bleigewicht an den Füssen des Volkes wäre, hauptsächlich wenn es sich um jene grossartige ökonomische, politische und moralische Wiedergeburt handelt, welche wir unter der sozialen Revolution verstehen. Sie verzichten daher auf die Idee einer legalen Regierung, wenigstens während der Periode des Aufstandes gegen die Legalität und verlangen die “revolutionäre Dictatur.”

“Die Partei,” sagen sie, “welche die Regierung gestürzt haben wird, wird sich kraft ihrer Gewalt an ihren Platz setzen. Sie wird zur Macht zu gelangen suchen und in revolutionärer Weise vorgehen. Sie wird die nöthigen Massregeln zur Sicherung des Erfolges der Erhebung ergreifen, die alten Einrichtungen zerstören und die Vertheidigung des gewonnenen Bodens organisiren. Für die, welche ihre Autorität nicht anerkennen wollen — die Guillotine; für die — Volk oder Bourgeois — welche ihren Befehlen zur Regelung des Verlaufes der Revolution den Gehorsam verweigern — abermals die Guillotine!” So raisonniren die Robespierre in der Schale — Jene, welche aus dem grossen Heldengedichte des vorigen Jahrhunderts nichts behalten haben als die Niedergangsperiode, Jene, welche nichts davon gelernt haben als die Reden der Staatsanwälte der Republik.

Für uns Anarchisten ist die Dictatur eines Individuums oder einer Partei — was im Grunde genommen dasselbe ist — definitiv gerichtet. Wir wissen, dass sich eine soziale Revolution nicht nach dem Geiste eines Individuums oder einer Gruppe leiten lässt. Wir wissen, dass Revolution und Regierung unvereinbar sind; die eine hat die andere zu tödten. Was liegt an dem Namen, welchen man der Regierung gibt: ob Dictatur, Königthum oder Parlament. Wir wissen, dass das, was in unserer Partei die Wahrheit und Kraft ausmacht, in dem Fundamentalsatze gipfelt: Nichts ist gut und dauerhaft gemacht als das, was der freien Initiative des Volkes entspringt, welche jede regierende Gewalt zu tödten sucht. Deshalb würden selbst die Besten unter uns in acht Tagen reif sein zum Erdolchen, wenn nicht ihre Ideen erst vom Volke verdaut werden müssten, um in die Praxis übertragen zu werden, und wenn sie Herren jener mächtigen Maschinerie — der Regierung — würden, welche ihnen erlaubte, nach Belieben und Phantasie zu handeln.

Wir wissen, wohin selbst die bestgemeinteste Dictatur nothwendigerweise führt: zur Ermordung der Revolution! Und wir wissen auch, dass diese Idee der Dictatur stets nur ein Product jenes wahnsinnigen Regierungs-Fetischismus ist, welcher, gepaart mit dem religiösen Fetischismus, stets die Sklaverei verewigt hat.

Allein wir sprechen heute nicht zu den Anarchisten, sondern zu jenen Regierungs-Revolutionären, welche, beeinflusst durch die Vorurtheile ihrer Erziehung, sich in aufrichtigem Irrthum befinden und ebenso aufrichtig wünschen darüber zu discutiren. Wir wollen daher von ihrem Standpunkt aus zu ihnen sprechen.

Zuvor noch eine allgemeine Bemerkung. — Diejenigen, welche die Dictatur predigen, bemerken gewöhnlich nicht, dass sie durch die Förderung dieses Vorurtheils nur das Terrain für Jene präpariren, von denen sie später erwürgt werden. Es gibt ein treffendes Wort Robespierre’s, welches in Erinnerung zu behalten seine Verehrer gut thun würden. Im Princip verwarf er die Dictatur nicht, aber... “Nimm Dich wohl in acht,” antwortete er plötzlich Mandar, als derselbe davon sprach, “Brissot würde Dictator !

Jawohl, Brissot, der schuftige Girondist, der wüthende Feind der Gleichheitsbestrebungen des Volkes und rasende Vertheidiger des Eigenthums, welches er seinerzeit als Diebstahl erklärte; Brissot, welcher in aller Gemüthsruhe Hébert, Marat und alle moderirten Jakobiner ins Gefängniss geworfen hätte !

Allein dieser Ausspruch datirt vom Jahre 1792. Zu dieser Zeit war Frankreich bereits seit drei Jahren in Revolution. Thatsächlich bestand das Königthum nicht mehr; es blieb nur noch übrig, ihm den Gnadenstoss zu versetzen. Auch die Feudalherrschaft war bereits vernichtet. Und dennoch hatte zu dieser Zeit, wo die Revolution sich frei vollzog, der Contre-Revolutionär Brissot alle Chancen, zum Dictator gewählt zu werden! Und wie war es vorher, im Jahre 1789? Mirabeau wäre als Chef der Regierung anerkannt worden! Der Mann, welcher mit dem Könige einen Handel machte, um ihm seine Eloquenz, sein Rednertalent zu verschachern — er wäre damals zur Macht gelangt, hätte das auf seine Lanzen gestützte aufständische Volk nicht seine Souveränität ausgedrückt und durch faits accomplis[5] der Jacquerie[6] jede in Paris oder den Departements eta-blirte Regierung illusorisch gemacht.

Aber die regierungsfreundlichen Vorurtheile machen die Vertheidiger der Dictatur so blind, dass sie lieber die Dictatur eines neuen Brissot oder Napoleon vorbereiten, als auf ihre Idee verzichten: einen Herrn den Menschen zu geben, welche im Begriffe stehen, ihre Ketten zu brechen.

Die geheimen Gesellschaften der Zeit der Restauration und Louis Philipps haben sehr viel zur Erhaltung dieses Vorurtheils der Dictatur beigetragen. Die republikanische Bourgeoisie jener Zeit hat, unterstützt von Arbeitern, eine lange Serie Verschwörungen gemacht, um das Königthum zu stürzen und die Republik zu proklamiren, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben, welche gründliche Umgestaltung sich in Frankreich zu vollziehen habe, um selbst nur eine republikanische Bourgeoisherrschaft zu etabliren. Sie bildete sich ein, sie könne mit Hilfe einer ausgebreiteten Verschwörung eines Tages das Königthum stürzen, die Macht an sich bringen und die Republik proklamiren. Während beinahe dreissig Jahren haben die geheimen Gesellschaften mit unbegrenzter Aufopferung, mit heroischer Ausdauer und Courage gearbeitet. Und wenn im Februaraufstande 1848 die Republik die natürliche Folge war, so war sie es dank der geheimen Gesellschaften, dank der Propaganda der That, welche dieselben während dreissig Jahren ausgeübt hatten. Ohne deren Heldenanstrengungen wäre die Republik heute noch unmöglich.

Das Ziel der Bourgeoisie war also, sich selbst der Regierungsgewalt zu bemächtigen und eine republikanische Dictatur einzusetzen. Allein, wie ganz erklärlich, ist ihr das niemals gelungen. Wie immer, so war es keine Verschwörung, welche das Königthum stürzte, sondern die unvermeidliche Macht der Dinge. Die Verschwörer hatten den Zusammenbruch vorbereitet, sie hatten in ausgedehnter Weise die republikanischen Ideen verbreitet, ihre Märtyrer waren die Ideale des Volkes geworden, aber der letzte Stoss, welcher den Bourgeois-König definitiv stürzte, war weit mächtiger als ihn eine geheime Gesellschaft zu geben vermochte: er kam aus der Volksmasse selbst.

Das Resultat ist bekannt. Die Partei, welche den Sturz vorbereitet hatte, wurde von den Stufen des Stadthauses zurückgedrängt. Andere, zu vorsichtig, sich den Gefahren der Verschwörung auszusetzen, aber bekannter und auch gemässigter, benutzten den Augenblick, sich der Regierungsgewalt zu bemächtigen, und nahmen den Platz ein, welchen die Verschwörer unter dem Donner der Kanonen zu erobern gedachten. Schriftsteller, Advokaten und Schönredner, welche bemüht waren sich einen Namen zu machen, bemächtigten sich der Regierung, während die wahren Republikaner Waffen schmiedeten oder in den Bagnos schmachteten. Die Einen, schon berühmt, wurden von der gedankenlosen Menge (badauds—Maulaffen) acclamirt, die Anderen drängten sich selbst vor und wurden angenommen, weil ihre Namen nichts repräsentirten als ein Programm nach Jedermanns Geschmack.

Man sage uns nicht, dass der Mangel an praktischem Geist der activen Partei schuld war, dass es Andere besser machen werden... Nein und tausendmal nein! Es ist ein Gesetz wie das der Bewegungen der Sterne, dass die active Partei draussen bleibt, während sich die Intriganten und Schwätzer der Regierungsgewalt bemächtigen. Sie sind der grossen Masse, welche den letzten Stoss versetzt, bekannter. Sie erhalten mehr Stimmen — denn mit oder ohne Stimmzettel, mit Acclamation oder mittelst der Wahlurne, so ist es im Grunde genommen doch nur eine Art stillschweigender Wahl, welche sich in solchen Augenblicken durch Acclamation vollzieht. — Sie werden von allen Leuten bejubelt, und besonders von den Feinden der Revolution, welche es vorziehen, die Nullitäten an die Spitze zu drängen, und im Jubel erkennt man Diejenigen als Führer an, welche die schlimmsten Feinde der Bewegung oder Indifferente sind.

Blanqui, der mehr als alle Andern die Verkörperung dieses Verschwörungssystems war, der Mann, der seine vollste Ergebenheit für dieses System mit einem Menschenalter Gefängniss bezahlte, verkündete am Ende seiner Tage schliesslich jene Worte, die ein ganzes Programm enthalten: Weder Gott noch Herr!

III.

Die Einbildung, dass die Regierung durch eine geheime Gesellschaft gestürzt werden und diese Gesellschaft deren Sitz einnehmen könne, ist ein Irrthum, durch den alle revolutionären Organisationen der Bourgeoisie seit 1820 gefallen sind. Allein es gibt auch andere Fälle in Fülle, um diesen Irrthum festzustellen.

Welche Aufopferung, welche Selbstverleugnung, welche Ausdauer haben nicht die geheimen republikanischen Gesellschaften des jungen Italien entfaltet, und dennoch hatten die ungeheure Thätigkeit, all die gebrachten Opfer der italienischen Jugend, vor welchen selbst diejenigen der russischen erbleichen, all die in den Kasematten der österreichischen Festungen und unter dem Beil und den Kugeln der Henker angehäuften Cadaver — alles dies hatte zum Erben die Schlaumeier der Bourgeoisie und des Königthums.

Dasselbe ist in Russland der Fall. Selten findet man in der Geschichte eine geheime Organisation, welche mit so wenig Mitteln ein solch grossartiges Resultat erzielt hat wie die russische Jugend, und welche soviel Energie besass und so mächtige Thaten vollbrachte wie das Executivcomité. Es hat den scheinbar unerschütterlichen Koloss — den Zarismus — erschüttert und die automatische Regierung von nun an in Russland unmöglich gemacht. Und dennoch sind Diejenigen sehr naiv, die sich einbilden, dass das Executiv-Comité Herr der Regierungsgewalt werde am Tage wo die Krone Alexanders im Koth geschleift werden wird.

Andere, die Vorsichtigen, die daran arbeiten, sich einen Namen zu machen, während die Revolutionäre Minen graben oder in Sibirien zu Grunde gehen; Andere, die Intriganten, Schwätzer, Advokaten, Literaten, welche von Zeit zu Zeit auf den Gräbern der Heroen schnell getrocknete Thränen vergiessen und sich als die Freunde des Volkes geberden, das sind die Leute, welche den leeren Platz der Regierung einnehmen und den “Unbekannten,” welche die Revolution vorbereitet haben, ein Zurück! zurufen werden.

Das ist unvermeidlich, verhängnissvoll, und es kann gar nicht anders sein, denn es sind weder die geheimen Gesellschaften noch die revolutionären Organisationen, welche der Regierung den Gnadenstoss versetzen. Ihre geschichtliche Mission ist, die Geister für die Revolution vorzubereiten. Und wenn das geschehen ist und die äusseren Verhältnisse mithelfen, dann kommt der, und zwar letzte, Stoss nicht aus der die Initiative ergreifenden Gruppe, sondern aus der ausserhalb der Organisationszweige stehenden Masse.

Am 31. August 1870 blieb Paris auf den Appell Blanqui’s stumm. Vier Tage später proklamirte er den Zusammenbruch der Regierung. Aber da waren die Blanquisten nicht mehr die Initiateure der Bewegung; sondern es war das Volk, die Millionen, welche den Decembermann entthronten und den Possenspielern zujubelten, deren Namen seit zwei Jahren in ihren Ohren geklungen.

Wenn einmal die Revolution reif zum Ausbruch ist, die Bewegung in der Luft gespürt wird, und der Erfolg sicher geworden, dann schliessen sich Tausende von Menschen der Bewegung an, auf welche die geheime Organisation niemals einen directen Einfluss ausgeübt. Sie kommen wie Geier auf das Schlachtfeld, um sich in die Plünderung der Opfer zu theilen und den letzten Stoss versetzen zu helfen. Die Massen nehmen ihre Führer nicht aus den Reihen der ernsthaften und unversöhnlichen Verschwörer, sondern aus denen der Seiltänzer und Schaukelmänner — so sind sie von der Nothwendigkeit eines Führers überzeugt.

Die Verschwörer, welche an dem Vorurtheil der Dictatur festhalten, arbeiten daher unbewusst an der Erhebung ihrer eigenen Feinde zur Macht.

Allein, wenn nun das Gesagte in Bezug auf die Revolutionen oder vielmehr die politischen Aufstände wahr ist, so ist es noch viel wahrer in Bezug auf die Revolution, welche wir wollen — die soziale Revolution. Irgend eine starke und sich Gehorsam verschaffende Macht etabliren lassen, das heisst den Marsch der Revolution von allem Anfang an aufhalten. Das Gute, was diese Regierung thun könnte, ist Null und der Schaden unermesslich.

In der That, um was handelt es sich, was verstehen wir unter Revolution? Keinen gewöhnlichen Wechsel der Regierer, sondern die Besitzergreifung aller gesellschaftlichen Reichthümer durch das Volk; die Vernichtung aller Regierungsgewalten, welche nie aufhörten, der menschlichen Entwickelung hinderlich zu sein. Aber kann diese ungeheuer grosse ökonomische Revolution durch Decrete einer Regierung vollzogen werden?

Wir haben im vergangenen Jahrhundert den revolutionären polnischen Dictator Kosciusko die Aufhebung der persönlichen Leibeigenschaft decretiren sehen — und die persönliche Leibeigenschaft bestand noch achtzig Jahre später. Wir haben den Convent, den allmächtigen, schrecklichen Convent, die Vertheilung des den Feudalherren abgenommenen Grund und Bodens nach der Kopfzahl decretiren sehen — und wie so viele andere blieb dieses Decret ein todter Buchstabe, weil, um dasselbe auszuführen, die Landarbeiter eine neue Revolution hätten beginnen müssen und Revolutionen sich nicht durch Decrete vollziehen lassen.

Damit die Besitzergreifung der sozialen Reichthümer durch das Volk ein fait accompli werde, muss es seine Ellbogen frei fühlen, seine Knechtschaft, an welche es nur zu sehr gewöhnt ist, brechen, es muss nach seinem eigenen Kopfe handeln und muss vorwärts schreiten, ohne sich um die Befehle irgend Jemands zu kümmern. Jedoch das ist es gerade, was die Dictatur verhindert, selbst wenn sie die bestgemeinteste der Welt wäre, und gleichzeitig ist sie unfähig, die Revolution auch nur einen Zoll breit vorwärts zu bringen.

Aber wenn nun die revolutionäre Regierung, und wäre sie die idealste, keine neue Kraft und keinen einzigen Vortheil für die Zerstörungsarbeit bietet, welche wir zu verrichten haben, so haben wir doch sicher noch weniger bei der Reorganisation, die der Zerstörung folgen wird, von ihr zu erwarten.

Die ökonomische Umgestaltung, welche die soziale Revolution zur Folge haben wird, wird grossartig und gründlich sein, sie wird derart alle heute auf Eigenthum und Handel begründeten Beziehungen verändern, dass es für ein oder einige Individuen ganz unmöglich ist, jene gesellschaftlichen Formen auszuarbeiten, die aus der zukünftigen Gesellschaft entspringen werden. Diese Ausarbeitung kann nur aus der gemeinschaftlichen (collectiven) Geistesarbeit der Massen hervorgehen. Um vielen verschiedenartigen Bedingungen und Bedürfnissen nachzukommen, welche am Tage nach der Beseitigung des Privateigenthums entstehen werden, erfordert es die Fügsamkeit aller Geister des Landes zusammen. Jede äussere Autorität wäre nur ein Hinderniss für die organische Arbeit, welche vollzogen werden muss, und gleichzeitig wäre sie eine Quelle des Hasses und der Uneinigkeit.

Es ist also höchste Zeit, endlich diese Illusion, die eben so oft widerlegt wie theuer bezahlt wurde — die Idee der revolutionären Regierung — aufzugeben. Es ist Zeit, sich ein für allemal zu sagen und des politischen Axioms zu gedenken, dass eine Regierung nicht revolutionär sein kann.

Man spricht uns von dem Convent, aber vergessen wir doch nicht, dass die wenigen revolutionären Massnahmen, welche der Convent ergriff, nichts als eine Sanction geschehener Thatsachen waren, die das Volk über die Köpfe aller Regierungen hinweg vollzogen hatte. Wie Victor Hugo sagte: Danton schob Robespierre, Marat bewachte und schob Danton und Marat selbst wurde von Cimourdain — dieser Personification der “tollen” Clubs und der Rebellen — geschoben. Wie alle Regierungen, welche ihr vorhergingen und nachfolgten, war der Convent nichts als eine Kugel an den Füssen des Volkes.

Die Thatsachen, welche uns die Geschichte lehrt, sind so entschieden in dieser Beziehung; die Unmöglichkeit einer revolutionären Regierung und die Verderblichkeit alles dessen, was man mit diesem Namen bezeichnet ist so offenbar, dass es schwer erscheint, sich die Hartnäckigkeit zu erklären, mit welcher eine gewisse Schule, die sich sozialistisch nennt, an der Regierungsidee festhält. Und dennoch ist die Erklärung sehr einfach. Nämlich, wenn sie sich auch Sozialisten nennen, so haben die Anhänger dieser Schule doch von der Revolution, welche wir zu vollbringen die Aufgabe haben, eine ganz andere Auffassung als wir. Für sie wie für alle radikalen Bourgeois ist die soziale Revolution vielmehr eine Sache der Zukunft, an welche heute gar nicht zu denken ist. Was sie im Grunde ihres Herzens träumen, aber nicht auszusprechen wagen, ist ganz etwas Anderes. Es ist die Einsetzung einer Regierung ähnlich der der Schweiz oder der Vereinigten Staaten, mit einigen Verstaatlichungsversuchen, was sie schlauerweise “öffentliche Dienste” nennen. Es ist etwas von dem Ideal Bismarcks und des Schneiders, der Präsident der Vereinigten Staaten wird. Es ist ein im Voraus gemachter Compromiss zwischen den Bestrebungen der grossen Masse der Sozialisten und den Neigungen der Bourgeoisie. Sie möchten wohl gern eine vollständige Expropriation, aber sie haben nicht den Muth dieselbe auszuführen, und so verschieben sie dieselbe für das nächste Jahrhundert und treten noch vor der Schlacht in Unterhandlungen mit dem Feinde.

Für uns, die wir einsehen, dass der Moment naht, der Bourgeoisie den Todesstoss zu versetzen, dass der Augenblick nicht mehr fern ist, wo das Volk seine Hände auf die sozialen Reichthümer legen und die Ausbeuterklasse unschädlich machen wird; für uns kann es keine Zögerung geben, wir werfen uns mit Leib und Seele in die soziale Revolution, und da uns auf dieser Bahn eine Regierung, welche Kappe sie auch tragen möge, ein Hinderniss ist, so werden wir sie ohnmächtig machen und die Ehrgeizigen, welche sich über uns zu erheben suchen, um unsere Geschicke zu regieren, hinwegfegen.

Genug der Regierungen! Platz dem Volke, der Anarchie!

[1] Referendum — Urabstimmung des stimmberechtigten Volkes über alle vorgeschlagenen Gesetze.

[2] Mitglieder der internationalen Arbeiter-Association. A. d. U.

[3] Unfruchtbarkeit.

[4] Suffrage universel — der Kürze halber oft nur “allgemeines Wahlrecht” genannt.

[5] fait accompli — vollzogene Thatsache.

[6] Jacquerie wurde in der franz. Revolution die Bauernbewegung genannt, welche aus eigener Initiative, ohne organisirten Zusammenhang, auf eigene Faust gegen Adel und Geistlichkeit rebellirten, dieselben tödteten, expropriirten etc. und sich so von deren Joch befreiten.
Die französische Revolution, welche nach den Bourgeois-Geschichtsschreibern erst mit der Erstürmung der Bastille beginnt und ihren Gipfelpunkt in dem Convent erreicht, begann in Wirklichkeit schon in den Jahren 1787 und 1788, wo die Bauern, durch Noth und Misshandlung zur Verzweiflung getrieben, bald da, bald dort Steuern und Abgaben verweigerten, Executoren und andere “Obrigkeiten” davonprügelten und solcherweise durch die That schon die Revolution begannen, lange bevor die Bourgeoisie zu einem ernsten Aufstand den Muth fand. Die Bauern setzten diesen Kampf unbekümmert um die Decrete der “revolutionären Regierung” selbst dann noch fort, als die letztere mit allen ihr zu Gebote stehenden Machtmitteln gegen sie zu Felde zog und die um ihre Menschenrechte kämpfenden Bauern als Räuber, verbrecherisches Gesindel u. dgl. bezeichnete. Was jedoch von den Erfolgen der grossen französischen Revolution, von der darauf gefolgten Reaction niemals vernichtet werden konnte, das ist, was die “Jacquerie” sich in diesen Kämpfen erfocht: die Zertrümmerung des Feudalsystems, die Besitzergreifung des Grund und Bodens durch die Bauern. Die diesbezüglichen Decrete der Constituanten und des Convents waren lediglich nur eine Sanction der faits accomplis, welche rückgängig zu machen die revolutionäre Regierung trotz allen guten Willens nicht mehr die Macht hatte. — Mit “Jacquerie” bezeichnet man gemeiniglich den kleinen Bauernstand. Anm. d. Uebers.