Anonym
Ökologischer Faschismus
“Wir haben unsere Umwelt derart radikal umgestaltet, dass wir nun uns selbst umgestalten müssen, um in dieser neuen Umwelt zu existieren.”
Norbert Werner (1894-1964)
Andere Welten sind möglich, nur, dass einige noch schlechter sind.
Faschismus ist der logische Fluchtweg des Kapitalismus aus der Krise. Der Zyklus der Krise, die zum Faschismus führen kann, sieht wie folgt aus: Die innere Dynamik des Kapitalismus, basierend auf eigennützigen Interessen und Profit, kann die Krise der Überakkumulation nicht überwinden; einzig eine massive Revolution der Produktionsweise und der sozialen Beziehungen weist einen Weg hinaus. Die exakt gleichen Bedingungen, die eine Revolution gegen den Kapitalismus hervorbringen können, rufen seine Verwandlung in den Faschismus hervor. Faschismus ist das Modernisierungsprojekt des Kapitalismus in der Krise. Wir sollten nicht vergessen, dass es Hitler war, der im spät gegründeten deutschen Nationalstaat – der im Hinblick auf Modernisierung über Jahrhunderte hinter dem Rest Europas hinterherhinkte – Autobahnen baute, Fabriken, und sogar die Schrift modernisierte. Der Nationalsozialismus tat, was die Bourgeoisie mit ihrem eigenen Apparat unfähig war zu tun, namentlich, die sich am meisten widerstrebenden Gesellschaftsformen zu beherrschen und sie in einer neuen Einheit zu organisieren. Wie Politiker heute versprachen die Faschisten zynischerweise allen alles, selbst wenn dies Widersprüche mit sich brachte: So fand der Faschismus letztlich Resonanz in der Bevölkerung und führte sie mit dem Arsch voran im langfristigen Interesse des Kapitalismus. Als Antwort auf den Klimawandel wird so gut wie sicher eine neue Art Faschismus aufkommen, entweder, da der Kapitalismus darin scheitert, sich selbst in einen grünen Kapitalismus zu reformieren, oder, was wahrscheinlicher ist, weil die Unterschiede von Faschismus und Kapitalismus verschwimmen. Die rechten Eiferer haben ein Körnchen Wahrheit gefunden, wenn sie erklären, dass sie die neue “grüne” Regierung nicht leiden können, die sie davon abhalten wird, Feuer auf ihrem eigenen Hinterhof zu machen. Wenn man davon ausgeht, dass CO²-Märkte die CO²-Emissionen nur noch steigern werden, würde die vorgebliche Lösung des Problems Klimawandel in Form einer strikten CO²-Reduzierung nicht weniger erfordern als einen autoritären Staat mit Kontrolle über alle Facetten des Lebens. Im Namen der “Rettung des Planeten” werden wir uns selbst unterwerfen, um uns der neuen Kollektivität des Staates in Form des Öko-Faschismus anzuschließen.
Der Öko-Faschismus ist eine Warnung, und da er nur eine kommende Bewegung ist, können wir gegenwärtig keine perfekte Beschreibung anbieten sondern nur eine Skizze seiner Keime.
Die Anzeichen sprechen für sich. George Monbiot, einflussreicher britischer Journalist, sagte seinen ergebenen Fans, dass wir, um die globale Erwärmung zu stoppen, für selbstauferlegte Sparsamkeit auf der Straße kämpfen müssen. Niemals zuvor trat die neue Form des Öko-Faschismus klarer zutage. Faschismus besteht im Kopieren revolutionärer Organisierung durch die Konter-Revolution und der Öko-Faschismus wird darin keine Ausnahme machen. In den 1930ern adaptierten die Nationalsozialisten die Techniken des revolutionären Kommunismus wie die Massenversammlung, den Straßenkampf sowie das Verlangen nach Kollektivität. Die Methodologie des Kommunismus wurde pervertiert, weg von seinen Zielen einer neuen Internationale zum Dienst an Volk und Land. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass der Öko-Faschismus sich darin unterscheiden wird, auch wenn die Quelle seiner neuen Organisationsform der Anarchismus, nicht der Kommunismus sein wird. Als vordergründiges Beispiel kann genannt werden, dass die Faschisten in Deutschland und Bulgarien die Kleidung und selbst die Taktiken des anarchistischen Schwarzen Blocks übernommen haben. Wichtiger ist jedoch ein weniger oberflächliches Beispiel: Anarchistische Subkulturen bildeten die Avantgarde im Übernehmen der vollen persönlichen Verantwortung für persönlichen Konsum, dafür, sich selbst zu “strafen” für das Trinken von Coca Cola, das Essen von Fleisch, den Gebrauch der “falschen” Worte. Es ist daher kein Wunder, dass einige der anarchistischen Subkulturen die ersten waren, die dem Spektakel der Selbstverwaltung im Namen der “Rettung der Umwelt” zum Opfer fielen. Der individualistische Moralismus des Anarchismus kann leicht zu Öko-Faschismus transformiert werden, während die wesentlichen ethischen Fragen weiter ignoriert werden. Diese Methoden der Selbst-Kontrolle, nun rigide erzwungen als Sparmaßnahmen, werden die erste Phase des Öko-Faschismus sein, und dieser Moralismus wird jede Repression gegen die soziale Revolution rechtfertigen. Das Markieren derjenigen, die zuviel konsumieren, derer, die nicht wirklich glauben, derer, die ihre CO²-Kredite überziehen, derer, die erzwungenen Sparmaßnahmen die Stirn bieten, kombiniert mit der Bespitzelung der Nachbarn, militarisierten Grenzen, Lagern für Klimaflüchtlinge… dies ist der Albtraum der Anfänge des Öko-Faschismus. Monbiot und der Rest der planetaren Bourgeoisie sollten sich in ihren hübschen Ökodörfern zuprosten – mit einem Glas selbst angebauten Wein aus Cornwall – da nichts von alledem ihre ach so perfekte grüne Zone stören wird. Ihre Rekuperation des Anarchismus ist fast schon zu perfekt.
Der Kapitalismus fragmentiert unser Leben in tausend kleine Stückchen, der Faschismus bietet an, unser Leben in einer neuen Art Kollektivität wieder zusammenzufügen.
Der Faschismus macht uns das Angebot, es uns zu überlassen, uns als Individuen für das angebliche Allgemeinwohl der Art, der Gruppe, der Nation, selbst abzuschaffen… In Wirklichkeit jedoch versklavt er uns lediglich unter die Herrschaft einer kleinen Clique, eines Führers, eines Propheten. Aus der weitverbreiteten Angst, die jede Krise verursacht, zieht der Faschismus seinen Vorteil aus dem Verlangen der Menschen zu überleben, indem er ihnen anbietet, sie zu beherrschen, um ihr Überleben zu sichern. Wie kommt es, dass wir nach unserer eigenen Beherrschung verlangen? Angst und, in der Krise, die Anziehungskraft der Macht. Es gibt etwas befremdlich wohliges, gar erotisches, in der Unterwerfung des eigenen Selbst unter ein Kollektiv. Anders als der Anarchismus, der Kollektivität auf Grundlage von Assoziation und gegenseitiger Hilfe freier Individuen kreiert, gründet der Faschismus diese neue kollektive Form des Lebens auf der abstrakten Herrschaft eines einzelnen Individuums: Daher der Hang des Faschismus für Figuren wie Hitler oder Mussolini; die gleiche Dynamik trifft auf Stalin und Pol Pot zu. Nicht dazu geneigt, die grundlegenden sozialen Herrschaftsbeziehungen zu verändern, weist der Faschismus konkreten Gruppen von Individuen die Schuld zu. So personifizieren die Öko-Faschisten den Kapitalismus in bestimmten Individuen oder ethnischen Gruppen: Die Vision der Verschwörungstheoretiker vom jüdischen Bankiers gibt die perfekte Vorlage ab. Unglücklicherweise wird dieses “Bilder-Denken” im völligen Zusammenbruch des sozialen Lebens durch das Spektakel nur allzu leicht verstanden. In Abwesenheit wirklicher sozialer Beziehungen wird die Loyalität auf das Bild der Nation, der Rasse, des Gemeinwohls, des Reinen projiziert. In dieser neuen Ära schwindender Ressourcen werden Immigranten vermutlich die erste ethnische Gruppe sein, die darunter zu leiden hat. Wer außer uns Chinesen sollte ihnen zeigen, wie die Bodenschätzen ihres Landes abzubauen sind! Kauft bei Amerikanern! Die Tragödie ist, dass solche Aufrufe mit jedem Tag mehr Resonanz finden, da die jeweiligen Fraktionen der globalen Kapitals diese Fiktionalisierungen nutzen, um ihre einheimischen Bevölkerungen zu manipulieren, weil sie selbst um die künftige Kontrolle des Planeten kämpfen und diese zugleich koordinieren. Nach dem Tod Gottes ist Faschismus das Opium des Volkes, zumindest im Westen.
Das trommelnde Herz des Faschismus war immer schon die Ökologie
Der Traum einer grünen und fruchtbaren agrarischen Welt, ein Traum, der vom Kommunismus idiotischerweise verworfen und bis vor wenigen Jahrzehnten nur vom Anarchismus am Leben gehalten wurde, wird als gegebene Verbindung von Blut und Boden gesetzt. Sie befriedigt das Bedürfnis des Öko-Faschismus nach einer historischen und transzendenten Essenz, auf der er seine abstrakte Einigkeit gründen kann: Die Beziehung zwischen Land und Leuten. Ökologie wurde von ihrem Gründer Ernst Haeckel definiert als “die totale Wissenschaft von den Verbindungen der Organismen zur umgebenden externen Welt”. In einer Fehlinterpretation Darwins glaubte Haeckel, dass nur die Stärksten – seien dies nun Individuen oder Nationen – überleben würden, da er annahm, dass die gleichen “Gesetze” für die natürliche Welt wie für das soziale Leben Gültigkeit besäßen, kurz: Sozialdarwinismus. Und so wurde Haeckel zu einem Befürworter der rassischen Reinheit und trat der Thule-Gesellschaft bei, eine jener Geheimgesellschaften, die Vorreiter der faschistischen Ideologie waren. Hitler errichtete auf der Doktrin der Thule-Gesellschaft das ideologische Fundament des Nationalsozialismus. Der Nazismus sei “politisch angewendete Biologie”, um die Menschheit wieder in Harmonie mit der Umwelt zu bringen. Indem sie ein reines ökologisches Ideal der großstädtischen Anomie des Kapitals gegenüberstellten, waren die Faschisten die ersten, die Ökologie und Politik wirksam miteinander verschmolzen. Die Verbindung zwischen Volk und Land musste erneuert und bereinigt werden, und in diesem Kontext bedeutete das die Ermordung derer, die außerhalb der faschistischen Kollektivität standen. Dieses Denken würde sich nur allzu leicht in die Grenzregime fügen, die rund um die Welt errichtet wurden. Aber Leute wie Kaarlo Linkola, der sich gegen den Kapitalismus der freien Märkte und unbegrenztes Wachstum ausspricht, träumt sogar von noch beunruhigenderen Zukunftsszenarios. In seinem preisgekrönten Buch “Könnte das Leben siegen” gibt er dem Glauben Ausdruck, dass die Menschheit, um die Biokrise zu überleben, aus der Stadt in die landwirtschaftliche Produktion gezwungen werden müsse, Bäume müssten gepflanzt, alle Flugzeuge zu Boden gebracht und die Bautätigkeit gestoppt werden. Während diese Dinge so schrecklich nicht zu sein scheinen, tatsächlich sogar notwendige Schritte zu einer Welt ohne Kapitalismus… fügt Linkola ohne Luft zu holen hinzu, dass Kinder, die für untauglich gehalten werden, getötet werden sollten.
Faschismus ist die technophile Ideologie der Apokalypse
Die Vision einer grünen und harmonischen Zukunft, die als Kern des Faschismus dient, wird stets in einer entfernten und niemals wirklich anbrechenden Zukunft realisiert werden, alle technologische Macht jedoch, die unter dem Kapitalismus entwickelt wurde, soll unmittelbar jetzt zum Einsatz kommen, wieviel Leben es auch koste. Der Faschismus ist insofern apokalyptisch, als er die gegenwärtige Welt im Hier und Jetzt zerstören muss, um ihren perfekten Zustand in einer unendlich aufgeschobenen Zukunft wiederherzustellen. Dies erklärt seine scheinbare Schizophrenie, den Kontrast zwischen den Schloten von Auschwitz und den Anordnungen, überall in Nazi-Deutschland mit biologischem Anbau zu beginnen [1]. Tatsächlich verbindet eine grundlegende Logik die perfektionistische Ökologie der Nationalsozialisten mit ihren Bestrebungen, wie jeder produktive Landwirt das zu beseitigen, was sie als Abfall ansahen. Da die Apokalypse in der Zukunft liegt, können in der Gegenwart alle technologischen Methoden eingesetzt werden, um das tausendjährige Reich eines neuen Himmels auf einer neuen Erde herbeizuführen. Anders als jene Puristen, für die Mittel und Wege vereinbar sein müssen, sind Öko-Faschisten nur zu gern bereit, Massenbewegung und Hochtechnologie zur Verwirklichung ihres Zustands ursprünglicher Werte zu nutzen. In der Ära globalen Klimawandels wird diese Kombination sogar noch verlockender, denn Öko-FaschistInnen werden sich die Technologieverliebtheit des Kapitalismus zunutze machen und der Öko-Faschismus ist nur allzu bereit, jede nur denkbare Technologie zu nutzen, um das Überleben von Volk und Land zu sichern. Mehr als der traditionelle Kapitalismus werden Öko-FaschistInnen dazu fähig sein, eine Alternative zum aktuellen Kapitalismus vorzulegen, die persönliches Überleben an das Versprechen bindet, das Öko-System mittels Technologie zu erneuern. Selbstverständlich wird die tatsächliche Wiederherstellung immer wieder hinausgeschoben und jede Grausamkeit mit der kommenden Apokalypse gerechtfertigt werden. Und da sie entschlossen sind, die Maschinerie von Ressourcenausbeutung und Kapitalismus ohne Profit am Laufen zu halten, gibt es keinen Zweifel daran, dass der Öko-Faschismus ebenso schnell zur Zerstörung des Planeten führen wird, wenn nicht schneller, wie ein Grüner Kapitalismus, der nur auf seine eigenen Instrumente zurückgreift.
Trotz der vergessenen faschistischen Wurzeln der Ökologie wird der Öko-Faschismus kein Faschismus sein, den wir erkennen, nicht der antiquarische Faschismus der Hakenkreuze, der nach dem Rauch von Auschwitz stinkt. Es wird ein weitaus düsterer und subtilerer Faschismus sein.
Der kommende Faschismus wird nicht mal den Begriff “Faschismus” benutzen, und er wird nicht einmal notwendig nationalistisch sein, wenngleich dies der Fall sein kann. Es gibt ein verbreitetes Missverständnis über den Faschismus, namentlich, dass es dem Faschismus nur um “Entmischung” und “Reinerhaltung” von Rasse und Nation geht. Die Ermordung des “volksfremden Elements” der nicht-integrierten Roma passt allzu gut in die Gussform des klassischen Rassismus, aber mit der Vernichtung selbst der vollkommen integrierten sechs Millionen europäischen Juden im Holocaust geschah noch etwas darüber hinaus. Dass der Faschismus nur einen Extremfall von Rassismus und Nationalismus darstellt, ist ein Mythos. Die Realität ist sehr viel komplizierter. Die Selektion der Juden und Roma für die Vernichtung war nur der Anfang. Wenn wir die Selektion von Kommunistenn, Anarchisten, Queers, Behinderten und Kriegsgefangenen dazuzählen, steigt die Zahl der Opfer des Holocaust um mehr als das Doppelte. Die wahre Natur des Faschismus offenbart sich in einem letzten Gesetz – dem “Gemeinschaftsfremdengesetz” – das, von Hitler im Januar 1945 vorgelegt, nicht mehr zur Umsetzung kam. Dieses Gesetz hätte dafür gesorgt, dass die Selektion, die mit dem Holocaust begonnen wurde, niemals zu einem Ende kommt. Als nächstes sollten die Schwachen, die moralisch zügellosen, die unzulänglichen Teile der faschistischen Gesellschaft… sie alle sollten getötet werden. Diese Selektion würde alle betreffen, deren Verhalten sich nicht perfekt genug an die Vision der perfekten faschistischen Gesellschaft anpasste, eine Selektion, die immer stringenter immer weiter gegangen wäre und sich unendlich in die Zukunft erstreckt hätte.
Als “Gemeinschaftsfremde” wurden in diesem Gesetz diejenigen klassifiziert, “die nach ihrer Persönlichkeit und Lebensführung, insbesondere infolge von außergewöhnlichen Defekten des Intellekts oder des Charakters erkennen lassen, daß sie nicht imstande sind, aus eigener Kraft den Mindestanforderungen der Volksgemeinschaft zu genügen”, sowie jene, “die bald als TTunichtguteoder Schmarotzer ein nichtsnutzes, unwirtschaftliches oder ungeordnetes Leben führen und damit andere oder die Allgemeinheit belasten oder gefährden, bald als Taugenichtse einen Hang zum Betteln oder Landstreichen, zu Arbeitsbummelei, Diebereien, Betrügereien oder anderen kleinen Straftaten an den Tag legen”. Schließlich auch die, “die aus Unverträglichkeit oder Streitlust den Frieden anderer oder der Allgemeinheit wiederholt stören”. Wie die gigantischen Datenbanken von heute, begann die Diktatur der Nazis mit einer “Volkszählung” genannten Erfassung der Individuen, riesige Datensammlungen wurden angelegt. Parallel wurde von allen erwartet, sich selbst zu verwalten und daran zu arbeiten, zu völlig reinen und vorbildlichen Bürgern zu werden; oder beim Versuch, dieses Ideal zu erreichen draufzugehn. Es ist auf gewisse Art beunruhigend, die grünen Kapitalisten immer mehr davon reden zu hören, diejenigen zu “bestrafen”, die mehr CO² freisetzen als erlaubt. Die Logik des Faschismus ist die Logik der “Perfektionierung” des Menschen, um so eine “harmonische und ökologische” Gemeinschaft zu bauen. Dass der Staat bald dazu in der Lage sein wird, die ökologische Tugend seiner Bürger zu messen, könnte nur ein erster Schritt sein. Der kommende Öko-Faschismus wird die Möglichkeit bieten, ein Projekt abzuschließen, das die Faschisten mit dem Gemeinschaftsfremdengesetz auf den Weg brachten und nicht mehr beenden konnten: die komplette Rekonstruktion des Menschen im Interesse des Kapitals durch die unseelige Allianz von Ökologie und Kybernetik.
[1] Hier irren die GenossInnen, oder messen einer Anordnung zu viel Gewicht bei. Autarkie und die Steigerung der Produktivität standen von Beginn an im Zentrum der NS-Agrarpolitik, weshalb vielmehr die massive Verwendung von Dünger forciert wurde. Es finden sich aber zuhauf andere Beispiele, diesen scheinbaren Widerspruch zu belegen, nicht nur im Reichsnaturschutzgesetz. So verkündete etwa Reichsforstmeister und Oberster Beauftragter für den Naturschutz Hermann Göring 1934, die “unerträgliche Folter” der Tiere müsse ein Ende haben. Er drohte, alle in ein Konzentrationslager zu schicken, die immer noch glauben, Tiere behandeln zu können, wie es ihnen beliebt.