Hors Service

Wir sind keine Sklaven

5. März 2013

Wir sind keine Sklaven, wir sind Dynamit. So titelte ein Plakat, das vor einigen Jahren auf die Mauern gekleistert wurde, um zwei Anarchisten zu verteidigen, die nach einem Banküberfall verhaftet wurden.

Eine bedrohliche Phrase für die Mächtigen, aber lasst uns gut nachdenken. Denn sie sollte nicht umgedreht werden. Wir sind nicht Dynamit, weil wir Sklaven sind. Wir sind Dynamit, weil wir keine Sklaven sein werden, weil wir keine Sklaven sein wollen. Zwischen diesen beiden Aussagen gibt es eine ganze Welt des Unterschieds; eine Welt, welche die Anarchisten von allen anderen Strömungen unterscheidet, die behaupten, revolutionär zu sein.

Es ist nicht unsere Lebensbedingung, die Tatsache, Proletarier oder Arbeiter, Armer oder Papierloser zu sein, die uns zu Rebellen werden lässt. Es ist nicht die Verschlechterung der Überlebensbedingungen, der wir heute beiwohnen, über die wir uns Illusionen zu machen brauchen, um zu denken, dass alles hochgehen wird, weil alles immer schlechter wird. Das sind nur süsse Illusionen, die man den Revolutionären dosiert auftischt, um sie einzuschläfern.

Die Macht kettet den Menschen an die Rolle, die sie ihm in der Gesellschaft aufzwingt. Sie kreiert und reproduziert unablässig die Bedingungen dieser Rolle, um zu verhindern, dass sich der Sklave seiner Ketten entledigt. Aber damit es einen Kampf bis auf den Tod zwischen der Macht und dem Sklaven geben kann, ist es zuerst notwendig, dass sich der Sklave entscheidet.

Der Wille, dies ist, was den Unterschied zwischen dem Sklaven und dem Rebellen ausmacht. Der Wille, dagegen anzugehen, nicht zu akzeptieren, nicht zu erdulden, sich mit allem zu konfrontieren, was danach strebt, dich zu unterwerfen, dich zum Sklaven zu machen. Der Wille ist das, was die Macht niemals unter ihren Gefangenen wird vollständig auslöschen können, er ist das, wovor sie sich permanent fürchtet. Denn der Wille beweist uns auch, dass wir nicht zu warten brauchen, dass wir hier und jetzt agieren können. Dass die Entschlossenheit und die Entscheidung, wie minoritär sie auch seien, die Trägheit der Masse und der bestehenden sozialen Beziehungen überwiegen.

Lasst uns keine Angst vor unserem eigenen Willen haben. Wenn wir wollen, werden wir Dynamit sein, und die Gebäude der Macht werden zusammenfallen.

Die Geschichte ist nicht eine Abfolge von Ereignissen, die von einem allmächtigen Gesetz erzeugt wird. Die Geschichte wird geschaffen und neu geschaffen durch die Willen, die agieren.


Publiziert in Hors Service, Nr. 34, Brüssel. Deutsche Erstübersetzung veröffentlicht in "Aufruhr - Anarchistisches Blatt", Zürich, Nummer 7, Jahr 1;