Titel: Wertlos
AutorIn: Finimondo
Datum: 12. März 2020
Quelle: Entnommen am 25.3.2020 von:
Bemerkungen: Originaltitel: "In corpore vili" zu finden auf: https://finimondo.org/node/2442

“Der Zweck des Terrors und seiner Taten ist es, die Anpassung der Menschen an sein Prinzip auf vollständige Art zu erpressen, so dass auch sie letztlich nur einen Zweck erkennen: den der Selbsterhaltung. Je mehr Menschen skrupellos ihr eigenes Überleben im Blick haben, desto mehr werden sie zu psychologischen Marionetten eines Systems, das keinen anderen Zweck hat, als sich selbst an der Macht zu halten”.

Leo Löwenthal, 1945

Hier sind wir also. Vor einigen Stunden wurde der landesweite Gesundheitsnotstand ausgerufen. Eine praktisch totale Sperre. Halbverlassene Straßen und Plätze. Verboten – das Haus ohne einen von den Behörden als gültig erachteten Grund zu verlassen (von wem? aber natürlich von den Behörden). Verboten – sich zu treffen und zu umarmen. Verboten – jegliche Initiative zu organisieren, die auch nur ein Minimum an menschlicher Präsenz (von Parteien bis hin zu Kundgebungen) vorsieht. Verboten – einander zu nahe zu sein. Aussetzung jeglicher Geselligkeit. Die Ermahnung, soviel wie möglich im Haus eingeschlossen zu bleiben und sich in Erwartung von Neuigkeiten an ein elektronisches Gerät zu klammern. Die Verpflichtung zur Befolgung von Direktiven. Die Verpflichtung, immer ein “Selbstzertifikat” (Passierschein) mitzuführen, das die eigenen Bewegungen rechtfertigt, auch wenn man zu Fuß geht. Für diejenigen, die sich solchen Maßnahmen nicht unterwerfen sollten, gibt es Sanktionen, die Festnahme und Inhaftierung bedeuten kann.

Und wozu das alles? Für ein Virus, der immer noch dieselben institutionellen Experten in Bezug auf seine tatsächliche Gefährlichkeit trennt, wie die gleichen Kontroversen zwischen Virologen entgegengesetzter Meinungen zeigen (ganz zu schweigen von der erheblichen Gleichgültigkeit, die viele europäische Länder zeigen)? Und wenn anstelle des Coronavirus mit seiner Sterblichkeitsrate von 2-3% überall auf der Welt, ausser in Norditalien (wer weiss, ob es die Nukleinsäure ist, die bei Kontakt mit Polenta verdirbt, oder ob es das Geschlecht der Poebene ist, die schwächelt), ein Ebola wäre, der die Bevölkerung um 80-90% dezimieren kann, was wäre dann geschehen? Würde man direkt dazu übergehen die Gefahrenherde durch Bombardierungen zu sterilisieren?

Angesichts der Verbindungen zwischen der Dynamik der Industriegesellschaften und dem modernen westlichen Freiheitsverständnis ist es nicht überraschend, dass eine Politik, die allen Menschen Hausarrest und Ausgangssperren auferlegt, angewandt wird, um eine virale Ansteckung einzudämmen. Überraschend ist, wenn überhaupt, dass solche Maßnahmen so passiv aufgenommen werden, nicht nur toleriert, sondern von fast allen Menschen introjiziert und gerechtfertigt werden. Und nicht nur von Hofsängern, die alle einladen, zu Hause zu bleiben, nicht nur von respektablen Bürgern, die sich gegenseitig ermutigen (und kontrollieren) und sicher sind, dass “alles gut wird” [“andrà tutto bene” -”Bewegung”], sondern auch von denen, die heute – im Anbetracht des ansteckenden Schreckgespenst – nicht mehr bereit sind, das (bis gestern bejubelte) linke Geschwätz gegen den “Ausnahmezustand” zu hören, sondern sich lieber für eine Geisterhafte-Materialität der Tatsachen einsetzen. Wenn ihr mich fragt, weil besonders in Momenten der Panik (mit der damit einhergehenden Verdunkelung des Verstandes) jedes Wort nutzlos ist, sollten wir auf das populäre Psychodrama im Belpaese zurückkommen, und zwar eher auf seine sozialen Auswirkungen als auf seine biologischen Ursachen.

Ob dieses Virus von Fledermäusen oder einem geheimen Militärlabor stammt, was ist der unmittelbare Unterschied? Nichts. Eine Hypothese ist so gut wie die andere. Unabhängig des Mangels an Informationen und genaueren Kenntnissen auf diesem Gebiet ist eine triviale Beobachtung nach wie vor gültig: Ähnliche Viren können tatsächlich von bestimmten Tierarten übertragen werden, so wie es unter den vielen Zauberlehrlingen der “unkonventionellen Waffen” durchaus auch jemanden geben kann, der zynischer oder unvorsichtiger ist. Na und?

Dennoch sollte es nur allzu offensichtlich sein, dass in der heutigen Welt mittels Information Verordnungen über das Bestehende erlassen [decretare] werden. Es gibt buchstäblich nur das, worüber die Medien sprechen. Und das worüber sie schweigen, gibt es nicht. Von diesem Standpunkt aus gesehen, hätten diejenigen recht, die argumentieren, dass es zur Eindämmung der Epidemie ausreichen würde, den Fernseher auszuschalten. Ohne die mediale Panikmache, die um diese herum, zunächst nur hier in Italien entstanden ist, hätte niemand einer unerwarteten Form der Grippe viel Aufmerksamkeit geschenkt, deren Opfer nur von ihren Lieben und einigen Statistiken in Erinnerung geblieben wären. Es wäre nicht das erste Mal. So geschehen bei den 20.000 Opfern, die seit Herbst 1969 hier in Italien durch die iinfluenza spaziale, der so genannten “HongKong Grippe”, verursacht wurden. Damals haben die Massenmedien viel darüber gesprochen, seit dem Vorjahr war es die Saat des Todes auf dem ganzen Planeten, doch wurde es einfach als eine virulentere Form der Grippe als üblich betrachtet. Ende der Geschichte. Können Sie sich schließlich vorstellen, was die Ausrufung des Ausnahmezustands in Italien im Dezember 1969 verursacht hätte? Die Behörden hätten es tun können, aber sie wussten, dass sie es sich nicht leisten konnten. Es wäre zum Aufstand gekommen. Sie mussten sich mit der Angst begnügen, welche durch die Massaker des Staates gesät wurde.

Macht es nun Sinn zu glauben, dass ein Virus des fernen Ostens auf der Welt explodiert, aber mit einer solchen Virulenz nur hier in Italien? Es ist viel wahrscheinlicher, dass nur hier in Italien die Medien beschlossen haben, die Nachrichten über den Ausbruch hervorzuheben. Ob es sich um eine präzise Wahl oder um einen Kommunikationsfehler handelt, darüber könnte noch lange diskutiert werden. Was hingegen nur allzu offensichtlich ist, ist die Panik, die sie entfesselt haben. Und wem und was das zugute kommt.

Denn, das muss msn zugeben, nichts kann mehr Terror säen als ein Virus. Er ist der perfekte Feind, unsichtbar und potentiell allgegenwärtig. Im Gegensatz zu dem, was mit den Dschihadisten des Nahen Ostens geschieht, weitet seine Bedrohung die Notwendigkeit der Kontrolle beinahe unbegrenzt aus und legitimiert sie. Die möglichen Henker (einige) sollten nicht von Zeit zu Zeit überwacht werden, sondern immer die möglichen Opfer (allesamt). Nicht “der Araber” ist verdächtig, der an Orten verdächtig umherwandert, die als sensibel gelten, sondern diejenigen, die atmen, weil sie atmen. Wenn man ein Gesundheitsproblem in ein Problem der öffentlichen Ordnung verwandelt, wenn man glaubt, dass der beste Weg zur Genesung die Repression sei, dann wird klar, warum einer der Kandidaten für die Rolle des Superkommissars für den Kampf gegen das Coronavirus der ehemalige Polizeichef zur Zeit des G8-Gipfels in Genua 2001 und der derzeitige Präsident der wichtigsten italienischen Kriegsindustrie wäre (aber da Geschäft Geschäft ist, wird letztlich ein Manager mit militärischer Ausbildung bevorzugt, der Geschäftsführer der staatlichen Agentur für Investitionen und Unternehmensentwicklung). Geht es vielleicht darum, auf die im Senat geäußerten Forderungen eines nahmhaften Politikers zu antworten, welcher erklärte, dass “dies der dritte Weltkrieg ist, welche unsere Generation verpflichtet ist zu durchleben und der dazu bestimmt ist, unsere Gewohnheiten stärker als der 11. September zu ändern”? Nach Al-Qaida haben wir also Covid-19. Und hier sind auch die Bulletins dieses Krieges gleichzeitig virtuell und viral, die Zahlen der Toten und Verwundeten, die Chroniken von den Schlachtfronten, die Erzählung der Opfer- und Heldentaten. Nun, wozu hat die Rhetorik der Kriegspropaganda im Laufe der Geschichte jemals gedient, wenn nicht, um jegliche Divergenz beiseite zu legen und sich um die Institutionen zu scharen? Im Augenblick der Gefahr darf es weder Spaltungen und weniger noch Kritik geben, sondern nur einhellige Unterstützung hinter der Fahne des Heimatlandes. So wird in diesen Stunden im Inneren der Gebäude die Idee einer Regierung für das öffentliche Gesundheitswesen belüftet. Ohne eine erste Folgewirkung zu vergessen, die keineswegs unwillkommen ist: Wer auch immer aus der Reihe tanzt, kann nur ein Defätist sein, der sich das Lynchen wegen Hochverrats verdient.

Wie bereits gesagt wurde, wissen wir nicht, ob dieser Notfall das Ergebnis eines vorsätzlich geplanten strategischen Projekts oder ein in die Deckung gehen nach einem begangenen Fehler ist. Wir wissen jedoch, dass sie – zusätzlich zur Nivellierung jeglichen Widerstands gegen die Dominanz der Pharmakonzerne in unseren Leben – dazu dienen wird, die freiwillige Knechtschaft zu verbreiten und zu verfestigen, den Gehorsam einzuimpfen, sich daran zu gewöhnen, das Nicht-zu-akzeptierende zu akzeptieren. Was könnte es besseres geben für eine Regierung, die schon längst jeglichen Anschein von Glaubwürdigkeit verloren hat, und damit auch in Erweiterung für eine Zivilisation, die schlicht und ergreifend verrottet? Das Glücksspiel in welches sich die italienische Regierung geworfen hat ist enorm: die Errichtung einer roten Zone von 300.000 Quadratkilometern als Antwort auf – Nichts. Kann eine Bevölkerung von 60 Millionen Menschen strammstehen und sich denen zu Füßen werfen, die versprechen, sie vor einer nicht vorhandenen Bedrohung zu retten, wie ein Pawlowscher Hund, der beim einfachen Klang einer Glocke sabbert? Dies ist ein soziales Experiment, dessen Interesse an den Ergebnissen über die italienischen Grenzen hinausgeht. Das Ende der natürlichen Ressourcen, die Auswirkungen der Umweltzerstörung und die ständige Überbevölkerung kündigen überall die Entfesselung von Konflikten an, deren Verhinderung und Bewältigung durch die Macht drakonische Maßnahmen erfordern wird. Dies was einige bereits als “Ökofaschismus” bezeichnet haben, dessen erste Maßnahmen sich nicht sehr von denen unterscheiden werden, die die italienische Regierung heute ergreift (was in der Tat die Freude eines jeden Polizeistaates wäre). Um solche Maßnahmen in großem Maßstab zu testen, ist Italien das richtige katalytische Land, und ein Virus ist der perfekte transversale Vorwand.

Bisher scheinen die Ergebnisse für Seelen-Ingenieure hinreissend zu sein. Mit sehr wenigen Ausnahmen sind alle bereit dazu, im Tausch gegen die Illusion der Erlösung auf alle Freiheit und Würde zu verzichten. Sollte der günstige Wind die Richtung ändern, können sie immer verkünden, dass das gefährliche Virus ausgerottet wurde, um den Bumerang-Effekt zu verhindern. Vorläufig sind die Leidtragenden die Häftlinge, die während der Unruhen getötet oder massakriert wurden, die in etwa dreißig Gefängnissen nach der Aussetzung der Gespräche ausbrachen. Aber offensichtlich war es keine peinliche “mexikanische Metzgerei”, sondern eine lobenswerte italienische Schädlingsbekämpfung. Dass der Notfall den Verantwortlichen die Möglichkeit bietet, öffentlich ein Verhalten zu zeigen, das bis gestern noch geheim gehalten wurde, zeigt sich auch an den kleinen Fakten der Nachrichten: In Monza besuchte eine 78-jährige Frau die Poliklinik, weil sie an Fieber, Husten und Atembeschwerden litt, nachdem sie sich wegen des Verdachts auf Coronavirus weigerte, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, wurde sie dem TSO – Regime unterstellt [Trattamento Sanitario Obbligatorio – Obligatorische Gesundheitsbehandlung für schwere psychppathologische Fälle]. Da das 1978 durch das berühmte “180er Gesetz” eingeführte TSO nur auf so genannte psychisch Kranke angewendet werden kann, war die Zwangseinweisung in ein Krankenhaus ein “Machtmissbrauch” (wie schöne demokratische Seelen gerne sagen). Einer von vielen, die täglich begangen werden, nur dass es in diesem Fall nicht notwendig war, sie zu minimieren oder zu verbergen, und sie wurde öffentlich gemacht, ohne dass die geringste Kritik aufgekommen wäre. Auf die gleiche Art und Weise wurden sieben Ausländer festgenommen, die sich des Kartenspielens in einem Park … schuldig machten. Es ist das Mindeste, was möglichen (Krankheits)Erregern ohne “Verantwortungsbewusstsein” passieren kann.

Genau, ja – Verantwortung. Dieses Wort ist heute in aller Munde. Man muss verantwortlich sein, eine Forderung, die ständig eingehämmert wird und der in der Neo-Sprache der Macht übersetzt nur eines bedeutet: Man muss Weisungen befolgen. Dabei ist es nicht schwer zu verstehen, dass man sich gerade durch den Gehorsam jeglicher Verantwortung entzieht. Verantwortung hat mit dem Gewissen zu tun, mit der glücklichen Begegnung zwischen Sensibilität und Intelligenz. Eine Maske zu tragen oder zu Hause eingepfercht zu sitzen, nur weil ein Regierungsbeamter dies diktiert hat, bedeutet nicht aktive Verantwortung, wohl aber passiven Gehorsam. Sie ist nicht das Ergebnis von Intelligenz und Sensibilität, sondern von Leichtgläubigkeit und Einfältigkeit, gewürzt mit einer guten Portion Feigheit. Ein Akt der Verantwortung sollte im Herzen und Kopf eines jedes Einzelnen entstehen, nicht von oben befohlen und unter Androhung von Strafe auferlegt werden. Aber, wie leicht zu erraten ist, wenn es eine Sache gibt, die die Macht mehr als alle anderen fürchtet, dann ist es genau das Bewusstsein. Denn aus dem Bewusstsein heraus entsteht der Kampfgeist und die Revolte. Und gerade um jedes Gewissen zu sterilisieren, werden wir 24 Stunden am Tag mit den sinnlosesten Fernsehprogrammen, telematischer Unterhaltung, Radiogeplapper, Telefongezwitscher bombardiert… ein Mammutunternehmen der sozialen Formatierung, dessen Zweck die Produktion von Massenidiotie ist.

Wenn man nun die Gründe für die Ausrufung des Notstands mit einem Minimum an Sensibilität und Intelligenz überdenken würde, was käme dabei heraus? Dass ein inakzeptabler Ausnahmezustand aus unwahrscheinlichen Gründen von einer unglaubwürdigen Regierung ausgerufen wurde. Kann ein Staat, der die 83.000 Opfer ignoriert, die jedes Jahr durch einen Markt verursacht werden, von dem er die Monopolstellung innehat, und der ihm einen Nettogewinn von 7,5 Milliarden Euro beschert, glaubwürdig sein, wenn er behauptet, eine rote Zone im ganzen Land einzurichten, um die Ausbreitung eines Virus einzudämmen, das – nach Ansicht vieler derselben Virologen – dazu beitragen wird, den Tod einiger hundert bereits erkrankter Menschen zu verursachen, wobei einige von ihnen vielleicht sogar direkt von deren Krankheit getötet werden? Haben die Herren jemals schon einmal daran gedacht, Fabriken, Kraftwerke und Autos im ganzen Land zu blockieren, um zu verhindern, dass jedes Jahr 80.000 Menschen an der Luftverschmutzung sterben? Und ist es derselbe Staat, der in den letzten zehn Jahren mehr als 150 Krankenhäuser geschlossen hat, der jetzt mehr Verantwortung fordert?

Was das Wesentliche der Tatsachen betrifft, so dürfen wir daran zweifeln, ob man sich ihr wirklich stellen möchte. Sicherlich nicht die linken Schwachköpfe, die angesichts des Massakers, das diese Gesellschaft in allen Bereichen verübt hat, nur die Rache des guten Sozialstaates (mit seinem Gesundheitswesen und dessen großen nützlichen Werks) an dem schlechten liberalen Staat (geizig mit den Armen und großzügig mit den Reichen, völlig unvorbereitet und nachlässig um sich der “Krise” anzunehmen) zu bejubeln vermögen. Und noch weniger wollen das die guten Bürger, die bereit sind, im Anbetracht der Freiheit auf Fastenmodus zu gehen, um Krümel Sicherheit zu bekommen.

Denn sich dem Wesentlichen der Tatsachen zu stellen, bedeutet auch und vor allem zu überlegen, was man mit seinem Körper und seinem Leben machen will. Es bedeutet auch, zu akzeptieren, dass der Tod ein Ende des Lebens bedeutet, und sei es aufgrund einer Pandemie. Es bedeutet auch, den Tod zu respektieren und nicht zu denken, dass man ihn vermeiden kann, indem man sich auf die Medizin verlässt. Wir werden alle sterben, niemand ist davon ausgenommen. Das ist die Natur des Menschen: Wir leiden, wir werden krank, wir sterben. Manchmal mit weniger, manchmal mit nehr Schmerzen. Die rasende Medikalisierung mit ihrem wahnhaften Zweck, den Tod zu besiegen, bewirkt nichts anderes, als die Idee zu verwurzeln, dass Leben erhalten und nicht gelebt werden muss. Das ist nicht dasselbe.

Wenn Gesundheit – wie sich die WHO seit 1948 rühmt zu behaupten – nicht einfach die Abwesenheit von Krankheit ist, sondern volles körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden, dann ist klar, dass die gesamte Menschheit chronisch krank ist, und sicherlich nicht aufgrund eines Virus. Und wie soll dieses totale Wohlbefinden erreicht werden, mit einem Impfstoff und einem Antibiotikum, die in einer aseptischen Umgebung eingenommen werden, oder mit einem Leben im Zeichen der Freiheit und Autonomie? Wenn Krankenhäuser das “Vorhandensein von Vitalparametern” so leicht als “Lebenszeichen” ausgeben, liegt das nicht daran, dass sie den Unterschied zwischen Leben und Überleben vergessen haben?

Der Löwe, der so genannte König der Tiere, Symbol für Stärke und Schönheit, lebt im Durchschnitt 10-12 Jahre, solange er seine Zeit in der Savanne in Freiheit verbringt. Wenn er geborgen in einem Zoo ist, kann sich seine Lebensdauer verdoppeln. Eingesperrt in einem Käfig ist er weniger schön, weniger stark – er ist traurig und fettleibig. Sie haben ihm das Risiko der Freiheit genommen, um ihm die Gewissheit der Sicherheit zu geben. Aber auf diese Weise lebt er nicht mehr, er kann höchstens überleben. Der Mensch ist das einzige Tier, das seine Tage lieber in Gefangenschaft als in der Wildnis verbringt. Er braucht keinen Jäger, der ein Gewehr auf ihn richtet, er ist freiwillig hinter Gittern. Umgeben und betäubt von technologischen Prothesen weiß die Natur nicht einmal mehr, was sie ist. Und der Mensch ist glücklich, ja sogar stolz auf die Überlegenheit seiner Intelligenz. Da er das Rechnen gelernt hat, weiß er, dass acht Tage des Menschen mehr sind als ein Tag als Löwe. Seine entscheidenden Parameter sind vorhanden, insbesondere derjenige, der von unserer Gesellschaft als grundlegend angesehen wird: der Konsum von Gütern.

Es ist etwas Paradoxes in der Tatsache, dass die Bewohner unserer titanischen Zivilisation, die sich so sehr für Superlative begeistern, vor einem der kleinsten lebenden Mikroorganismen nervös machen und beherrschen lassen. Wie können ein paar Zehnmillionstel Millionstel Zoll genetischen Materials es wagen unsere friedliche Existenz zu unterminieren? Das liegt in der Natur. Unter uns brutal gesagt, wenn man bedenkt, was wir ihr angetan haben, wäre es auch richtig, uns auszuradieren. Und all die Impfstoffe, die Intensivmedizin, die Krankenhäuser in der Welt, sie können nie etwas dagegen tun. Anstatt so zu tun, als ob wir sie zähmen, sollten wir (wieder) lernen, mit der Natur zu leben. In wilden Gesellschaften, d.h. ohne Machtverhältnisse, nicht in zivilisierten Staaten.

Aber dies würde eine “Verhaltensänderung” bedeuten, die für diejenigen, die uns regieren, für diejenigen, die uns regieren wollen, für diejenigen, die regiert werden wollen, sehr unwillkommen wäre.