Titel: Der antimilitaristische Kampf der englischen Anarchisten im 2. Weltkrieg
Datum: 1948
Quelle: Mitteilungen deutscher Anarchisten. Ausgaben vom Januar & Februar 1948, Gruppe Bakunin / John Olday. London W. 2, 15 Orsett Terrace / https://revolutionsverlag.noblogs.org/post/2023/02/21/antimil-england-2nd-weltkrieg/

Im ersten Weltkrieg kämpfte eine kleine Schar von Menschen einen verzweifelten Kampf für die verlorene Sache des Internationalismus. Während die Namen Lenin, Luxemburg und Liebknecht in der ganzen Welt bekannt geworden sind, kennt man die Namen derjenigen, die viel länger und entschiedener den Militarismus und Nationalismus bekämpften nur in den Kreisen der Linkstradikalen. Wir wissen heute, dass die Bolschewisten damals die Parolen und revolutionäre Politik der Anarchisten adaptierten um sie den Machtbestrebungen einer Partei dienstbar zu machen. Die Massen, verwirrt durch den Verrat der 2. Internationale und die Propaganda ihrer Regierungen, hörten nicht auf die Agitation der revolutionären Minderheit. Erst als die Leiden des Krieges das Mass des Erträglichen weit überschritten hatten, trat eine revolutionäre Situation ein und ein grosser Teil der Arbeiterschaft kehrte zurück zu der revolutionären Haltung der 1. Internationale.

In Russland wandten sich die Bauern von der Sozialrevolutionären Parteileitung ab, da sie sich als reaktionär erwies, und gingen zu den Bolschewisten über. Hingegen das russische Grossstadtproletariat folgte durchweg anarchistischen Tendenzen.

In Deutschland verliess ein grosser Teil der revolutionären Arbeiterschaft die S.P.D. und folgte dem Spartakus, der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei, den revolutionären Betriebsrätegruppen oder den Anarchisten.

Sobald die Diktatur des Proletariats durch die bolschewistische Partei in Russland hergestellt war, wurde alle revolutionäre Opposition rücksichtslos liquidiert.

In Deutschland schwoll die S.P.D. durch den Zulauf des Mittelstandes gewaltig an und der Erfolg war, dass die Politik der S.P.D. vollständig verbürgerte und sich mit Unterstützung der Reaktion gegen die Revolutionäre wandte. Liebknecht, Luxemburg, Eisner, Landauer wurden ermordet, die insurgenten Anarchisten und Spartakisten zu Tausenden zusammengeschossen und eingekerkert. Weder die russische noch die deutsche revolutionäre Bewegung haben sich von den damals einsetzenden und ständig fortgeführten Verfolgungen je erholen können.

Während des ganzen zweiten Weltkrieges folgten die Anarchisten Englands der antimilitaristischen Tradition ihrer Vorgänger. Keine andere Bewegung der Linken hat in England eine solch beharrliche und konsequente Propaganda gegen den Krieg und Militarismus im Heere durchgeführt. Die Militärbehörde [ver]folgt[e] mit steigender Beunruhigung die steigende Zirkulation anarchistischer Literatur und die zum Abdruck gebrachten Zuschriften von Mitgliedern der Armee, Luftwehr und Flotte in “War Commentary”, der anarchistischen Zeitschrift. Die Nervosität des Kriegsministeriums wurde gesteigert durch das Erscheinen wirkungsvoller Artikel über Antimilitarismus, historische Revolten, Meutereien und die Rolle der Soldatenräte in der Revolution.

Dann brachen Unruhen und Meutereien in England und Übersee aus. Diese wurden in Zusammenhang gebracht mit der anarchistischen Propaganda, die offensichtlich ihren Weg zu allen Kriegsschauplätzen gefunden hatte. Man argwohnte die hiesige anarchistische Bewegung sei ihrer unbedeutenden Kleinheit entwachsen und habe erfolgreich mit der Organisierung revolutionärer Zellen im Heer, Marine und Luftwaffe begonnen und verbreite ihre Propaganda um Sabotage und Massendesertation und Meutereien auszulösen.

In der Absicht die Quellen der aufrührerischen Agitation zu verstopfen, wurden die Redakteure von “Freedom Press” verhaftet, in einem Verfahren wegen Aufwiegelung schuldig gesprochen und eingekerkert.

Demokratische und diktatorische Regierungen benutzen beide die gleichen Methoden, um das Volk in Unterdrückung zu halten. Aber die Regierungen erhalten ihre Herrschaft nicht nur aufrecht vermittels Betrug und Gewalt, sondern dank des Mangels an Klassenbewusstsein und aktiver Solidarität der Unterdrückten.

Die englischen Anarchisten standen isoliert in ihrem Kampfe und fanden nur die Unterstützung einer verschwindenden Minderheit. Dennoch wurden sie nie müde den wirklichen sozialen, politischen und imperialistischen Charakter des Krieges zu erklären[,] in der Absicht die Illusion der Masse zu zerstören, die den Krieg als notwendige Verteidigung hinnahm. Die englischen Anarchisten forderten unablässig die militanten Sektionen der Arbeiterklasse auf, mit der Organisierung revolutionärer Räte und dem Übergang zu direkter Aktion zu beginnen.

Heute ist die Arbeiterklasse überall demoralisiert, geschwächt, während die Reaktion raffiniertere Mittel des Betrugs und der Vergewaltigung anzuwenden in der Lage ist. Gerade das macht den erneuten Ausbruch des Klassenkampfes unvermeidlich. Es hängt ganz von dem Verhalten der neuen Herrscherkasten und Besitzenden ab, welche Form der Kampf annehmen wird.

Die Anarchisten haben stets die Gewaltmethoden der gegenwärtigen Systeme und alles Üble welche diese für die Massen mit sich bringen bekämpft. Die Anarchisten haben immer furchtlos alle diejenigen angegriffen, die die Vorrechte sozialen, kulturellen und politischen Lebens für sich in Anspruch nehmen, privilegierte Machtpositionen halten und Nutzniesser der bestehenden sozialen Ungleichheiten sind.

Die Anarchisten haben stets am schärfsten diejenigen Mächte bekämpft, die ihre herrschenden Positionen durch Gewalt aufrecht erhalten und alljährlich Billionen, erzeugt von der ausgebeuteten Gesamtheit, für die Erfindung, Vervollkommnung und Herrstellung von Zerstörungsmitteln verschwenden.

Die Anarchisten [sind] unversöhnliche Gegner des Staates. Staat, das ist Bevormundung, Ausbeutung, Unterdrückung. Staat ist Macht- und Eroberungspolitik. Staat ist Krieg.

Die Schrecken des zweiten Weltkrieges sind noch nicht überwunden und schon erscheint der Ausbruch eines neuen Krieges unvermeidlich. Wenn dieser kommt, wird unser Verhalten genau das gleiche sein wie in den beiden vorangegangenen.

Werden wir wieder als die verlorenen Vorposten alleine dastehen?

Die folgenden Übersetzungen sind Auszüge aus der englischen anarchistischen Zeitschrift “War Commentary”, die wir hiermit unseren deutschen Genossen widmen.

Revolutionärer Syndikalismus steht in Opposition zum Militarismus in allen seinen Formen und betrachtet antimilitaristische Propaganda als eine der wichtigsten Aufgaben im Kampfe gegen das gegenwärtige System. Er empfiehlt in erster Linier individuelle Verweigerung militärischen Dienstes und im bestonderen organisierten Boykott gegen die Herstellung von Kriegsmaterial. Revolutionärer Syndikalismus propagiert die direkte Aktion und unterstützt alle Kämpfe, die nicht im Widerspruch zu seinen Zielen stehen: die Abschaffung der wirtschaftlichen und politischen Vorherrschaft des Staates.

Die Methoden des Kampfes sind: Strike, Boykott, Sabotage etc. Die direkte Aktion findet ihren vollendeten Ausdruck im Generalstreik, der, dem Standpunkt des revolutionären Syndikalismus entsprechend, geführt werden sollte als Einleitung zur sozialen Revolution.

International Working Men’s Association

Die Welt ist zerfallen in zwei Lager, die beide für politische und wirtschaftliche Weltherrschaft kämpfen. Auf der einen Seite stehen die kapitalistischen, imperialistischen und demokratischen Staaten, auf der anderen die diktatorischen und faschistischen Staaten, die den privaten Kapitalismus verdrängt und den Staatskapitalismus an seinen Platz gesetzt haben. Die eine Seite erhebt den Kriegsruf: Alles für die demokratische Welt!, die andere Seite: Alles für den Staat! Beide Schlachtrufe haben die gleiche Meinung: Alles gegen den Einzelnen, alles gegen den Arbeiter. Weder die parlamentarischen noch die diktatorischen Staaten wissen einen Ausweg aus ihren sozialen und politischen Krisen. Die faschistischen Staaten wollen Expansion. Koloniale Expansion bedeutet neue Hoffnung für die eigenen versklavten und hungrigen Massen, bedeutet Arbeit für die Erwerbslosen. Die demokratischen Staaten besitzen grosse Kolonien, haben aber trotzdem genug Schwierigkeiten verursacht durch das System. Sie sehen eine Möglichkeit ihre Probleme durch einen Krieg zu lösen, der ihre wenig rentable Friedensindustrie in eine profitable Kriegsindustrie verwandeln würde. Erzeugung von Kriegsmaterial in ungeheuren Mengen und Zerstörung von Material in nicht weniger grossen Mengen, das war schon immer der einzige Ausweg der kapitalistischen Staaten um ihre eigene Unfähigkeit und politische Rücksichtslosigkeit zu verhüllen; das war und ist immer noch der einzige Weg der ihnen zur Vermeidung vollständigen Bankrotts offen steht und sie vor dem Gestürztwerden durch ihre unzufriedenen Völker rettet.

Faschismus bedeutet Krieg. Kapitalismus bedeutet Krieg. Und der Staat, das wird uns jetzt klarer denn je zuvor, bedeutet Krieg. In Deutschland, Frankreich, Spanien, Holland, England, Amerika, wo immer auch Faschismus, heimlich oder öffentlich, sein Haupt erhebt, da gibt es für die Arbeiterschaft nur eine Antwort: Beseitigung der herrschenden Klasse und die soziale Revolution! Die Arbeiter müssen geschlossen in einmütiger Solidarität gegen den Faschismus stehen, gegen den Kapitalismus, gegen den Staat. In diesem Kampfe kann es kein Zusammenarbeiten, keinen Kompromiss, keine Übereinkunft geben mit denen, die in irgendwelcher Beziehung zum Staate stehen. Nur im antistaatlichen, föderalisierten freien Kommunismus kann die Arbeiterklasse aller Länder einen Ausweg aus der Weltkrise finden.

Gegen den Faschismus und jede Diktatur! Gegen den Krieg, von welcher Seite er auch kommen möge! Für die soziale Revolution! Für die internationale Solidarität der Arbeiter! Für den freien Kommunismus!

Aus einem deutschen Mainfesto, veröffentlicht 1935 in Spanien von der I.A.A.

Die Union der Sowjet-Republiken ist wirtschaftlich auf dem Lohnsystem und der Produktion von Exportgütern aufgebaut und daher, gleich allen anderen kapitalistischen Staaten, [dazu gezwungen] fremde Märkte, wirtschaftliche und politische Einflussgebiete zu suchen. Das gegenwärtige russische Regime ist völlig despotisch und vernichtet jede politische Freiheit der Arbeiter, es hat eine Staatssklaverei aufgerichtet und das gesamte Land in ein einziges Zwangsarbeitslager verwandelt. Die langen Jahre sogenannter sozialistischer Konstruktion haben Bakunins Worte bestätigt: Sozialismus ohne Freiheit ist Sklaverei und Bestialität. Wir russischen Anarcho-Kommunisten glauben daher nicht, dass man Russland von den anderen kapitalistischen Staaten unterscheiden kann. Da wir weder Russland, noch irgend ein anderes Land als das Vaterland der Arbeiter und Bauern anerkennen, ist unser Ziel immer noch die Verwandlung eines jeden Krieges in die soziale Revolution und die Aufrichtung des Anarcho-Kommunismus. Unsere Politik daher, im Falle eines Krieges gegen Russland, besteht nicht darin, dass wir uns auf die „richtige Seite“ stellen, sondern darin, dass wir gegen den Krieg als solchen kämpfen, das heisst, gegen beide kriegsführenden Parteien, gegen den Angreifer sowohl wie auch gegen den Verteidiger. Im Falle eines Krieges zwischen Russland und Japan ist es die Pflicht des internationalen Proletariats die eigene Regierung an der Lieferung von Geld, Kriegsmaterial und Lebensmitteln an die Kriegsführenden zu verhindern und zwar durch die direkte Aktion; es ist die Pflicht der Massen in den kriegsbereiten Ländern den Ausbruch einer neuen Massenschlächterei zu verhindern durch Proteste und Generalstrike. Der Krieg zwischen zwei rivalisierenden Mächten wird auf alle diejenigen Länder übergreifen die ihre eigenen Interessen gefährdet sehen und dadurch zu einem neuen Weltkrieg ausarten, bei dem die Welt in zwei feindliche Lager zerfallen wird. In diesem Fall ist es die Pflicht des internationalen Proletariats, die Waffen gegen die eigene herrschende Klasse zu kehren und den Weltkrieg in eine soziale Weltrevolution zu verkehren. Jeder Arbeiter, jeder anständige Mensch muss sich vergegenwärtigen, dass der Feind immer im eigenen Lande steht. Aus dieser Erkenntnis muss sich die revolutionäre Taktik entwickeln. Mit allen Mitteln muss die antimilitaristische Propaganda in den Armeen, an der Front sowohl wie im Heimland betrieben werden. Es müssen Strikes unter den Munitionsarbeitern organisiert werden. Der Transport von Waffen und Lebensmitteln muss unterbunden und eine Agitation der Verbrüderung mit dem „Feind“ entfaltet werden. Die industriellen Aktionen müssen volle Unterstützung finden, bis sie zum Generalstrike führen, mit dem der Anfang vom Ende der kapitalistischen und staatlichen Herrschaft beginnt.

Das revolutionäre Proletariat anerkennt nur einen Krieg: Den Krieg der Arbeit gegen das Kapital. Den Krieg der Freiheit gegen die Herrschaft.

An diesem Krieg muss jeder Arbeiter teilnehmen. Nur wenn die internationale Arbeit das internationale Kapital besiegt, wird ein neues Zeitalter des Friedens und der Freiheit anbrechen.

Manifest der russischen Anarcho-Kommunisten in 1935.

Wieder ist der Himmel Europas verdunkelt von den Wolken drohenden Krieges. Die Mächte die Krieg brüten und fett werden an Tod und Vernichtung, wettstreiten wieder miteinander. Die Luft ist erfüllt von dem Geschrei für mehr Waffen, mehr tödliche Maschinen, mehr vernichtende Sprengmittel, grössere Heeresmacht, eine mächtigere Flotte. Die gleichen Schlagworte die beim letzten Weltbrand benutzt wurden um die Massen zu betrügen, werden jetzt wieder aufgefrischt um neue Massen zur Schlachtbank zu leiten. Was für ein verlogenes Gesicht barg sich doch unter der Maske der Demokratie.

Emma Goldman in der anarchistischen englischen Zeitschrift “Spain and the World”, Mai 1938

Kriege zwischen kapitalistischen Nationen werden ausgefochten damit die eigenen Eroberungen nicht von anderen Plünderern erbeutet werden. Der nächste Krieg, wir widerholen und werden es widerholen bis die Gewalt des Gesetzes und der Ordnung unsere Stimme erstickt, der nächste Krieg wird nicht ein Krieg für Demokratie und gegen den Faschismus sein, denn es gibt keine Demokratie unter dem Kapitalismus.

V. R. [Vernon Richards] in “Revolt” Mai 1939

Die Hoffnungen die aufblühten im Nachkriegseuropa, in jener Zeit als Dynastien zusammenbrachen und Nationen sich erhoben, diese Hoffnungen sind dahingewelkt und gestorben. Wäre damit doch die Geschichte zu Ende. Aber ein dunkler Nachsatz bringt eine viel schlimmere Schlussfolgerung. Die russische Revolution ist betrogen worden: ein totalistischer Staat hat sich vermaskiert als sozialistische Sowjetrepublik. Die Sozialdemokratie befindet sich in voller Flucht, verzichtet selbst auf die letzte Verhüllung um ihre widerliche Nacktheit zu verbergen und bereitet den Weg für einen neu geeinten Nationalismus. Die Stalinisten, immer noch mit Erfolg sich auf eine Revolution berufend die sie längst vollständig verraten haben, verolgen die Revolutionäre, unterdrücken die Quellen des Widerstandes. Was der Faschismus erreichte in Italien und Deutschland, das haben Furcht, Schmerz und Verrat erreicht in England. Nationalismus hat die Massen gespalten und sie bereiten sich vor wieder einmal ihre Ketten zu verteidigen.

Reg Reynolds in “Revolt” Mai 1939

Unsere Opposition gegen den Krieg ist nicht, wie bei der Kommunistischen Partei, jüngsten Datums und diktiert von Oben. Unsere Opposition basiert auf der Überzeugung, dass der augenblickliche Kampf ein Kampf zwischen rivalisierenden Imperialisten ist und geführt wird zur Protektion investierter Interessen. Die Arbeiter eines jeden Landes haben nichts gemein mit diesen Interessen und den politischen Aspirationen der herrschenden Klasse. Da sie Angehörige der unterdrückten Klasse sind, sollten sie nur den Kampf um ihre eigene Befreiung anerkennen. Ihre Frontlinie ist die Werkstatt und die Fabrik, nicht die Maginotlinie. Dort werden sie nur verfaulen und sterben, während ihre Herren zu Hause neue Gewinne aufhäufen können.

Leitartikel der ersten Nummer “War Commentary” Nov. 1939.

In allen kriegsführenden Ländern sind solche, die sich drängen ihre Ketten verteidigen zu helfen. Sie können kaum Abwarten eingezogen zu werden. Jedoch die Mehrzahl der eingezogenen Arbeiter zeigen wenig Begeisterung während sie als Lämmer zur Schlachtbank geführt werden. Übrig bleiben diejenigen die sich nicht irreleiten liessen durch die verbrauchten Schlagworte: „Verteidigung des Vaterlandes“, „Rettung der Demokratie“ usw., und die unberührt blieben angesichts der fiebrigen, unaufhörlichen patriotischen Aufrufe und der Anrufung der nationalen Ehre und dergleichen falsche Ideale. Für diese besteht die Frage nicht darin wie man am besten seiner Regierung diene, sondern wie man am besten seiner Klasse und der Menschheit dient.

Die Anarchisten glauben, das da nur ein Weg ist um Kapitalismus, Faschismus und Imperialismus vollständig aus der Welt zu schaffen und dies nur möglich ist durch die freiheitliche Revolution.

Nur wenn alle Regierungen gestürzt worden sind, werden Freiheit und der Friede möglich sein.

Was not tut ist direkte Aktion und in diesem Falle, direkte industrielle Aktion. Durch Anwendung des sozialen stay-in Strikes, können die Arbeiter den Generalstrike einleiten, und damit die soziale Revolution. Jede industrielle Aktion die zu Strike führt, kämpft gegen das kapitalistische System und den Krieg.

War Commentary, Nov. 1939.

Keine fünf Monate sind vergangen und schon zeigt sich die ganze Fadenscheinigkeit und Haltlosigkeit der idealistischen Schlagworte, die so viele ernsthafte Leute veranlassten diesen Krieg zu unterstützen. Offizielle und unoffizielle Sprecher der Regierung lassen wilde Angriffe auf das deutsche Volk los. Feldmarschall Lord Milne erklärt, die Deutschen seien erzogen worden in dem Glauben, dass England der Erbfeind sei. Nur eine gesunde Tracht Prügel könne es von seinem Irrtum heilen. Die EVENING NEWS hat entdeckt „die brutale Wahrheit, dass das deutsche Volk sich entzückt an den Infamien seiner Führer“. Sir Herbert Williams, Volksvertreter, erklärt offenmutig: „das deutsche Volk ist unser Feind.“

WAR COMMENTARY, Februar 1940

Der Krieg wird weitergehen und wenn dieser Krieg endet, dann wird die Welt anfangen sich auf den nächsten Krieg vorzubereiten. Das wird solange weitergehen, bis die Arbeiter, jeder Mann und jede Frau, endlich selber die Verantwortung für die Neugestaltung der Welt auf sich nehmen.

WAR COMMENTARY, März 1940

Der Krieg den wir vor sechs Monaten erklärt haben, wird geführt für die Aufrechterhaltung Britischer Vorherrschaft in der Welt. Die Sprecher der Labour Party haben, ob aus Unverständnis oder aus imperialistischem Geiste, ihr gutes Teil zu der augenblicklichen Lage der Dinge beigetragen und ihre Partei steht als ein gewichtiger Felsen, hindernd im Wege der britischen Arbeiter zu Fortschritt und der Aufrichtung einer sozialistischen Ordnung des Friedens und Fortschritts der Völker.

WAR COMMENTARY, März 1940

Wir können nicht energisch genut betonen wie notwendig es ist den Kampf fortzusetzen gegen diejenigen, die die Macht innehaben, sowohl wie gegen diejenigen, die nach Macht streben. Ihr Geschäft ist Politik und in der Politik heiligt der Zweck die Mittel. Wir Arbeiter wollen nicht die Figuren in ihrem Spiel sein. Ihre falschen Ideale müssen blossgestellt werden und ihre Macht muss, auf gescheite Art, vernichtet werden. Das kann und wird geschehen wenn die organisierte Arbeiterschaft sich auf ihre wirtschaftliche Macht in der Gesellschaft besinnt und diese benutzt, um mit einem Schlage Kapitalismus und Krieg zu beseitigen, um freien Sozialismus und Frieden an deren Stelle zu setzen.

WAR COMMENTARY, April 1940

Wir Anarchisten können auf Grund unserer kleinen Anzahl nichts tun um die gegenwärtige Situation zu ändern. Jedoch können wir den Weg zeigen der zum Aufbau einer neuen Gesellschaft führt, in der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit nicht bloss schöne Worte sind, und wir werden überzeugen, wenn wir unerschütterlich gegen den Krieg und seine Ursachen kämpfen und in diesem Kampfe bereits sind unser Leben einzusetzen. Das ist unser Beitrag zur Menschlichkeit, Fortschritt und Zivilisation.

WAR COMMENTARY, Juni/Juli 1940

Dumm, bewusstlos, egoistisch ist unsere herrschende Klasse und die Arbeiter bringen nicht den geringsten Widerstand auf, weil sie die gegenwärtige Situation nicht begreifen, weil sie zu apathisch und enttäuscht sind und weil sie sich keine bessere Zukunft vorstellen können. Es fehlt ihnen die Überzeugung, sonst würden sie handeln, sonst würden sie von einer gewaltigen Wut geschüttelt sein und würden diese verlotterte Welt zum Kehricht werfen und eine neue aufbauen.

WAR COMMENTARY, Nov. 1940

Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass Hitler, Chamberlain, Daladier und andere Politiker die alleinige Verantwortung für den Krieg tragen. Ausgetragen wird dieser Krieg an den Frontlinien, zur See, in der Luft, in den Fabriken, von den Arbeitern Deutschlands, Frankreichs, Englands etc. Da liegt ihre Verantwortung. Und dieses ist die Tragödie: dass Arbeiter, die ausgebeutete Klasse, ganz gleich ob in England, Deutschland oder Frankreich, erfolgreich von den herrschenden Klassen ihrer jeweiligen Länder verleitet werden können zu glauben, dass die Arbeiter der anderen Länder ihre Feinde sind.

Die Wurzel des Übels liegt in den eigenen Organisationen der Arbeiter. Die Ideale, für die die Vorkämpfer eines freien Sozialismus alle Kräfte, selbst ihr Leben, einsetzten, waren aufgebaut auf dem Glauben an die gegenseitige Hilfe und Solidarität der Arbeiter untereinander. Aber die Kampforganisationen, zu deren Aufbau jene beitrugen, und die gedacht waren als Bollwerke des Fortschritts und der internationalen Solidarität der Arbeiterklasse, sind heute degeneriert und stellen Kuhhandels-Zentralen zwischen der besitzenden Klasse und den Arbeitern dar.

Dies ist kein Krieg gegen den Faschismus, sondern nur ein neuer Kampf rivalisierender Imperialisten.

WAR COMMENTARY, Mai 1940

Die Herrscher Englands sind heute bereit, jeden Versuch einer Revolutionsanzettelung in Europa zu finanzieren, versichern sich jedoch gleichzeitig, dass keine Erhebungen sich im eigenen Land vollziehen können. Nur eine Arbeiterrevolution kann die Welt vom Totalitarismus und allen Schrecken seines Systemes retten. Im Augenblick gibt es jedoch keine Anzeichen einer revolutionären Stimmung. Die revolutionäre Bewegung Englands ist zu klein und zudem in sich zerrissen durch Gegensätze fundamentaler Natur und ihrer verschiedenen Taktiken. Unsere Stellung jedoch ist eindeutig und klar und es steht zu hoffen, dass wenn die Massenhysterie der Arbeiter abklingt, sie einsehen werden, dasss die Revolutionäre allein eine Stellung bezogen, die der Verteidigung der Interessen der Arbeiterklasse gedient hat.

Unsere Haltung ist: Opposition zum Krieg. Für uns kann es keinen anderen Weg, kein kleineres Übel geben. Wir freuen uns feststellen zu können, dass die Revolutionäre auf der anderen Seite des Atlantiks, trotz der allgemeinen Kriegshysterie in der U.S.A., unsere Ansicht teilen. Unsere Aufgaben sind klar: Wir müssen versuchen, den revolutionären Geist in der Arbeiterschaft zu entwickeln, mit dem Ziele der sozialen Revolution vor Augen.

WAR COMMENTARY, September 1940

Man kann das gegenwärtige Regime nicht ändern, solange kein revolutionärer Geist vorhanden und die Arbeiter nicht einige fundamentale Grundsätze anerkennen:

dass Arbeiter und Kapitalisten keine gemeinsame Sache haben können-

dass Imperialismus die Ursache von Kriegen ist und beseitigt werden muss-

dass Regierungen, ganz gleich ob konservativ oder Arbeiterregierung, immer nur Instrumente der Unterdrückung sind und die Arbeiter lernen müssen, ohne sie auszukommen-

dass alle Parteien Macht für sich selber erstreben und dass es notwendig ist, dass die Gesamtheit der Produzenten, durch ihre eigenen Organe, die Räte, selber die Macht übernehmen.

Wir können nicht eher aufbauen, bis die Arbeiterklasse ihre Illustionen, die Akzeptanz von Führern, aufgibt. Unsere Politik beruht daher auf der Belehrung, der Anregung des Klassenbewusstseins, der Empfehlung von Methoden des Kampfes.

Der erste Krieg, geführt um Kriege zu beenden, brachte den Faschismus und neuen Krieg. Dieser Krieg wird ohne Zweifel neue Kriege hervorrufen und die grundsätzlichen sozialen Probleme der Arbeiter unberührt lassen. Unser Weg der Verweigerung einer Teilnahme am vergeblichen Zusammenflicken deiner verfaulten Welt; unser Weg des Kampfes für den Aufbau einer neuen Welt, ist nicht nur der einzig konstruktive, sondern überhaupt der einzige Ausweg.

WAR COMMENTARY, Dezember 1940

Im Mai 1941 erschien das erste Manifesto der englischen Anarchisten. Eingeleitet wurde es mit den Worten: Wir erneuern unser Bekenntnis zu den revolutionären Grundsätzen, zu denen wir uns im Frieden bekannten und jetzt im Kriege; zu denen wir in Revolution und Reaktion halten und die wir halten werden, was immer auch für Verhältnisse als Folgen des Krieges kommen mögen. Wir werden sie in offener Propaganda vertreten in der Demokratie, und in illegaler Agitation in der Diktatur: die Prinzipien des Anarchismus.

Das Manifesto wurde später, im Dezember 1945, auf dem Kongress der Union of Anarchist Groups in Glasgow neuformuliert. Wir geben hier die spätere Form:

Wir erstreben eine vorrechts- und herrschaftslose Gesellschaft, d.h. aufgebaut auf der Grundlage gleichen Rechts für Alle, der gegenseitigen Hilfe und einem freien Zusammenwirken. Zur Errichtung dieser Gesellschaftsform befürworten wir: gemeinsames Verfügungsrecht über Land, Industrie, Produktions- und Verteilungsmittel, auf der Basis freier Übereinkunft und freiwilligen Zusammenwirkens.

Unser Ziel ist die klassenlose Gesellschaft, in der sich weder eine bevorrechtigte Klasse, noch Ausbeutung und Unterdrückung entwickeln können. Die gegenwärtige Gesellschaft ist aufgeteilt in Herrschende und Beherrschte, Ausgebeutete und Ausbeuter. Zwischen diesen beiden Klassen kann es keine gemeinsamen, bindenden Interessen geben. Der Klassenkampf ist eine unvermeidliche Begleiterscheinung der zeitgenössischen Gesellschaft und wird von uns als notwendiger Faktor zur Beseitigung der sozialen Ungerechtigkeiten und zur Erlangung wahrer Freiheit angesehen und bejaht. Aus diesem Grunde ist es unbedingt und in erster Linie erforderlich, das Klassenbewusstsein und Verantwortungsgefühl Aller zu erwecken, die den Ungleichheiten des gegenwärtigen Systems ausgeliefert sind. Der Klassengegensatz kommt am eindringlichsten im Staat zum Ausdruck. Der Staat ist das auf Eigentumsrecht begründete Werkzeug der besitzenden Klasse. Er hält die Herrschaft und den Wohlstand der herrschenden Klasse über die Beherrschten aufrecht, vermittels seiner, zu diesem Zwecke eingesetzten Machtmittel: Parlament, Bürokratie, legales System, Polizei, Gericht, Heer und Kirche. Aus dem Umstand, dass wir den Staat als den Hauptfeind der Schaffenden ansehen, und uns als seinen entschiedensten Gegner erklären, ergibt sich, dass wir ausgesprochene Gegner jeder bevorrechtigten, aus der sozialen Ungleichheit profitierenden Minderheit sind. Der heutige Staat besitzt grössere politische und wirtschaftliche Macht denn je zuvor, die sich immer verschärfter gegen die politischen und sozialen Rechte des Einzelnen auswirken. Unser Ziel daher ist die Beseitigung des Staates, mit allen seinen Ausbeutungssystemen, inbegriffen das Lohnsystem.

Wir sind Gegner des Militarismus, dessen bewaffnete Macht von der herrschenden Klasse vornehmlich zur Aufrechterhaltung ihrer Macht benutzt wird. Wir betrachten nationale Grenzen als willkürliche, künstliche Hindernisse für die Verbrüderung aller Werktätigen. Diese, den Machtinteressen der herrschenden Klasse dienenden Grenzen, müssen von den Arbeitern beseitigt werden, indem sie internationale Solidarität proklamieren und betätigen. Kriege sind das Resultat entgegengesetzter Interessen rivalisierender Imperialisten und sind unvereinbar mit den Interessen der arbeitenden Massen. Die Rivalitäten der herrschenden Klasse untereinander müssen von der besitzlosen Klasse zu eigenem Vorteil ausgenutzt werden, durch eine intensive Fortführung des Klassenkampfes. In keinem Falle dürfen klassenbewusste Schaffende ihr Blut vergiessen für die Interessen ihrer Herren. Intensivierte nationale Propaganda wird als eines der wirkungsvollsten Mittel der herrschenden Klasse angewandt um die Massen irrezuleiten und über den wahren Charakter des Krieges hinwegzutäuschen.

Der Kampf gegen die Beherrschung und Ausbeutung, kann nur gewonnen werden durch direkte Aktion der Schaffenden auf dem wirtschaftlichen Feld, auf dem sie die entscheidenden Machtfaktoren sind. Wir lehnen ab: alle reformistischen und parlamentarischen Methoden, mit denen der herrschenden Klasse lediglich in die Hände gespielt wird und mit denen die Arbeiter vom entschiedenen Klassenkampf abgelenkt werden. Zusammenarbeit mit dem Klassenfeind bedeutet Selbstvernichtung.

Da die direkte Aktion des Einzelnen nur geringe und Teilerfolge zeitigt [???], ist es notwendig, dass sich die arbeitenden Massen kollektivistisch organisieren. Wir propagieren daher die Organisierung der Arbeiter in eine Föderation von Anarcho-Syndikalistischen Verbänden, in der die Zersplitterung in einzelne Berufsverbände und die Diktatur einer Gewerkschaftsbürokratie unmöglich gemacht ist.

Im Gegensatz zu den Gewerkschaften, die zu neo-kapitalistischen Kuhhandels-Institutionen degeneriert sind, kämpft der Anarchosyndikalismus für die Abschaffung des Lohnsystems und die Vernichtung der Eigentumsbeziehung der gegenwärtigen Gesellschaft. Den Arbeitern wird empfohlen, sich als revolutionäre Betriebsräte in den Betrieben zu organisieren. Die Betriebsrats-Ausschüsse müssen sich zu industriellen Syndikaten föderieren. Die Aufgabe der Syndikate ist eine Doppelte: sie funktionieren zunächst als Werkzeuge revolutionärer Aktivität und formen zudem, zusammen mit den lokalen Gemeinderäten, freiwillige Institutionen, denen der Aufbau der neuen Gesellschaftsordnung obliegen wird. (…)

Die Massen müssen sich selber organisieren in Räte und zwar als Betriebs-, Strassen-, Dörfer- und Stadträte. Diese Räte müssten sich Distriktweise föderieren. (…) Die Herrschaft von Menschen wird ersetzt durch die Administration von Gütern und Diensten zur Stillung der Lebensbedürfnisse. Anstelle des Regiertwerdens durch eine Regierung, tritt die freie Vereinbarung und Zusammenwirkung. Anstelle der Unterwerfung tritt die persönliche Freiheit, die sich bestenfalls freiwillig beschänkt in Berücksichtigung des Gesamtwohls. Anstelle legalisierter Sitten, religiöser Dogmen und erstarrter Moralbegriffe, tritt die unbeschränkte Kraft schöpferischer Aktivität der freien, menschlichen Persönlichkeit.

Die alten sozialen Strukturen sind in der Auflösung begriffen. Die Machtformen wechseln. Die Konflikte gigantischer Staaten treiben die Menschheit zu einer Epoche unerhörter Brutalitäten und Entbehrungen.

Die verstreuten Elemente der revolutionären Arbeiterschaft müssen sich auf internationaler, revolutionärer Grundlage re-organisieren und unter Ausnutzung aller Gegebenheiten ihrer wirtschaftlichen Stellung einen entschiedenen Klassenkampf führen, mit dem Ziele der Beseitigung der endgültigen Vernichtung aller Partei- und Staatsautorität und der Errichtung der klassenlosen, anarchistischen Gesellschaft.

WAR COMMENTARY, Mai 1941

FREEDOM, Januar 1946

Der Krieg zwischen Deutschland und Russland schafft für die Anarchisten keine neue Fragestellung. Was die Herrscher Russlands und Deutschlands zu einem bewaffneten Konflikt brachte, ist der Gegensatz ihrer Interessen. Deutschland führt nicht Krieg gegen Russland aus Furcht vor der Revolution, sondern wirtschaftlicher Vorteile willen die ein Sieg mit sich bringen würde. Stalin verteidigt nicht die Revolution, sondern die wirtschaftlichen Grundlagen der herrschenden Sowjetbürokratie.

WAR COMMENTARY, Juli 1941

Wir waren nicht beeindruckt, als unsere Regierung und die Arbeiterpartei heuchlerische Tränen über das demokratische China vergossen. Wir wiesen darauf hin, dass die Politik Amerikas und Englands den Konflikt begünstigten. Vor nicht allzu langer Zeit glaubten die Kapitalisten dieser beiden Länder, dass ein Krieg zwischen Japan und China ihnen mehr Profite bringen würde als ein freies China. Jetzt scheinen sie zu glauben, Japan ginge zu weit und sie müssten ein Weniges opfern um viel zu retten. Solange wie sie zugeben, dass sie nur „ihre Interessen“ verteidigen, ist es in Ordnung. Was jedoch haben die Interessen der Arbeiter zu schaffen mit den Interessen der Kapitalisten? Wenn man den Arbeitern vormachen will, dies sei ein Krieg für Demokratie, dann werden sie wissen, dass dieses nur eine neue Lüge ist.

WAR COMMENTARY, August 1941

Keiner wagt es, die jetzt Regierenden Faschisten zu nennen, nicht einmal diejenigen unter ihnen, die bis zum letzten Augenblick Bewunderer Mussolinis, Hitlers und Francos waren. Keiner wagt, die Beaverbrooks und Rothermeres Faschisten zu nennen, obgleich diese Beleidigungen und Lügen auf die Anarchisten und Sozialisten häuften, die in Spanien mit beinahe nackten Fäusten gegen den Faschismus kämpften. Keiner erinnert die Führer der Arbeiterpartei und der Gewerkschaften an ihre Kompromisse im Abessinischen und spanischen Krieg. Jetzt lassen sich diese Auch-Antifaschisten als Helden feiern. Dem Anschein nach haben sie sogar das Recht, uns Lehren zu erteilen, die wir unter Androhung von Gefängnisstrafen akzeptieren sollen. Diese Leute nennen uns „fünfte Kolonne“, obgleich wir viel länger und mit hundertfach grösserem Einsatz gegen den Faschismus gekämpft haben als sie. Anarchisten kämpften gegen den Faschismus in Italien. Als sie übermannt waren, verliessen viele von ihnen die Heimat und führten den Kampf entschlossen im Auslande weiter. Es verblieb ihnen nur die „illegale“ Aktion. Beraubt um die Möglichkeit, das italienische Volk zum Kampf gegen das faschistische Regime zu organisieren, organisierten sie Anschläge gegen das Haupt der Regierung [sic!]. Genosse Schirru und andere gaben ihr Leben bei dem Unternehmen Mussolini zu töten. Und das zu einer Zeit, als Mussolini von unseren Reaktionären als „respectable gentleman“ erklärt wurde. Jetzt plötzlich ist er ein „Dolchstoss-Ungetüm“, „Hitlers Handlanger“ usw. Die anarchistische Bewegung in Deutschland war zu schwach ud konnte nur Geringes erreichen. In Spanien hingegen, wurde der Faschismus mit aller Macht und Kraft der Revolution bekämpft. Der Kampf gegen Franco wird selbst noch jetzt unterirdisch fortgesetzt. Fast täglich meldet die Presse die Aufdeckung anarchistischer „Verschwörungen“; von Anarchisten die eingekerkert und erschossen werden. Muss man noch die Kämpfe der Anarcho-Syndikalisten in Skandinavien, die Kämpfe der Anarchisten in Südamerika, Mexiko und Japan hinzufügen? Im Hinblick auf die Haltung der Anarchisten überall in der Welt, weisen wir die Belehrungen der Politiker zurück. Sie sind nur deshalb Antifaschisten, weil es heute sicherer ist. Wir wissen, dass, sollte der Faschismus hier Tatsache werden, gerade diese Leute alles aufbieten werden, um ihre lohnenden Ämter zu behalten, während man uns einsperren, in die K.Z. werfen, und erschiessen wird. Wir sind der Überzeugung, dass wir den Faschismus besser zu bekämpfen wissen als alle Churchills, Bevins und Attlees der Welt. Wir haben immer erklärt, dass man die Ursache des Faschismus beseitigen muss, nämlich den Kapitalismus und die herrschende Klasse. Der Faschismus muss mit Stumpf und Stiel vernichtet werden. Wir müssen das gegenwärtige Regime niederwerfen, mit dem Ziel, eine neue Gesellschaft aufzubauen, die nicht auf Autorität beruht, sondern auf die freie Initiative der Einzelnen, auf die freie Assoziation zwischen ihnen und den Föderationen ihrer Organisationen.

WAR COMMENTARY, September 1941