#title Sozialismus, Anarchismus und Feminismus
#author Carol Ehrlich
#SORTauthors Ehrlich, Carol;
#SORTtopics AnarchaFeminismus, Feminismus
#date 1977
#source Anarcha-Feminismus, Edition Schwarze Kirsche, Libertad Verlag Berlin, 1979.
#lang de
#pubdate 2015-05-22T12:46:45
#notes Originaltitel: "Socialism, Anarchism and Feminism" in search Group One Report No. 26, Vacant Löss Press, Baltimore/Maryland, 1977. Übersetzt von Markus Schürmeister und Jörg Michael Heinrich.
Du bist eine Frau, die in einer kapitalistischen Gesellschaft lebt Dein Job, die offenen Kredite, dein Ehemann, die Schule deiner Kinder, die Hausarbeiten, die Aufwendungen, um hübsch zu sein und Beachtung zu finden - das alles widert dich an! Wenn du über diese Dinge nachdenkst, was sie miteinander verbindet und wie sie geändert werden können, wirst du irgendwann unweigerlich auf den sozialistischen Feminismus stoßen.[1]
Von den unzähligen Vorschlägen, die zur Lösung des sexistischen Problems gemacht wurden, scheinen viele Frauen den sozialistischen Feminismus als eine der erfolgversprechendsten Lösungen anzusehen. Der Sozialismus in seiner erstaunlichen Vielfalt übt heute auf viele Menschen eine starke Wirkung aus. Sein Programmangebot reicht von der Interessenvertretung der arbeitenden Bevölkerung und einem durchdachten System revolutionärer Theorien bis hin zu den Beispielen der Industrieländer, die eine andere Gesellschaftsstruktur haben als die der USA und ihrer Satelitenstaaten.
Für viele Feministinnen liegt die Anziehung des Sozialismus in seinem Versprechen, die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen der arbeitenden Frau und dem arbeitenden Mann zu beenden. All den Frauen, die der Meinung sind, daß eine ausschließlich feministische Analyse nicht in der Lage ist, die bestehenden Ungleichheiten der Gesellschaft zu erfassen, bietet der Sozialismus darüber hinaus eine radikale Erweiterung ihrer Perspektive.
Es gibt gute Gründe, warum Frauen darüber nach- denken, ob der feministische Sozialismus als eine politische Theorie brauchbar ist. Sozialistische Feministinnen sind anscheinend sowohl vernünftig als auch radikal. Die meisten von ihnen haben eine grosse Abneigung gegen den Reformismus und Individualismus, wie er sich zunehmend unter einer großen Anzahl von Frauen breitmacht.
Die Vorstellung von einer Nation der Amazonen, die mit ihren Heerscharen kampferfüllter Frauen dem Sonnenuntergang entgegenreiten, ist für uns, die wir nicht so romantisch sind, wirklichkeitsfremd, aber immer noch harmlos. Ernster dagegen betrachten wir die religiöse Besessenheit, die unter vielen Frauen um sich greift und so sonderbare psychische Phänomene wie den Glauben an die „Große Göttin’*, die Magie und den Hexenkult hervorgebracht hat. Als eine Feministin, die sich mit der Veränderung der Gesellschaftsstruktur beschäftigt, finde ich das alles andere als harmlos.
1. Beispiel: Mehr als vierzehnhundert Frauen nahmen im April 1976 in Boston an einem spiritualistischen Kongreß teil, der sich größtenteils mit den erwähnten Themen beschäftigte. Hätte die Energie, die dort in endlosen Diskussionen über Hexenkult, Geisterbeschwörung und Menstruationsriten aufgebracht wurde, nicht besser für feministische Zwecke verwendet werden können?
2. Beispiel: Laut Berichten in wenigstens einer feministischen Zeitung versuchte eine Gruppe von Hexen, Susan Saxe durch Zauberei aus dem Gefängnis zu befreien. (Schwebenderweise sollte sie in die Freiheit gelangen!) Wenn diese Frauen wirklich geglaubt haben, Susan so befreien zu können, dann zeigt das nur, daß ihnen jedes Verständnis der patriarchalischen Unterdrückung fehlte. War dagegen nur ein fröhlicher Scherz beabsichtigt, warum lacht denn keiner!
Der Reformismus ist eine weitaus größere Gefahr für die Interessen der Frauen als diese bizarren Psychospiele. Die Bezeichnung „reformistisch” kann auf verschiedene Weise verwendet werden — jedoch erweist sich der Begriff in den meisten Fällen weder als zutreffend noch als nützlich. Häufig verbirgt sich hinter dem Begriff nur der eigene politische Puritanismus oder die Ablehnung der politischen Arbeit an sich. Als Antwort darauf haben einige Feministinnen versucht zu zeigen, daß durch eine bestimmte Art von Reformen eine radikale Bewegung geschaffen werden kann.[2]
Aber es gibt auch reformistische Strategien, die die Energie der Frauen sinnlos vergeuden, indem sie trügerische Hoffnungen auf eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft wecken, ohne jedoch Lösungen anzubieten, die zu deren Realisierung führen. Das beste Beispiel dafür ist die Wahlpolitik. Sie findet Anhänger unter den Sozialisten, die von der Idee des stufenweisen Fortschritts überzeugt sind. Die Anarchisten sind da anderer Meinung. Du kannst dich nicht durch autoritäre Methoden befreien. Indem du Frauen als deine Interessenvertreterinnen in die Politik wählst, änderst du nichts an den alten korrupten Institutionen des Patriarchats. Du unterliegst weiterhin ihrer „Herr”-schaft. Wenn also Organisationen wie die NOW die Frauen aufrufen, ihnen in die Revolution zu folgen, indem sie sie wählen, heißt das nichts anderes, als die Dinge so zu belassen, wie sie sind.
Die Wahlpolitik ist ganz offensichtlich eine Sackgasse; selbst ein Großteil nicht-radikaler Frauen hat inzwischen gelernt, sie zu umgehen. Nicht so offensichtlich dagegen ist das Problem des Kapitalismus, wie er versteckt hinter der Maske feministischer Wirtschaftsunternehmen aufblüht. Betrachten wir zum Beispiel die Feminist Economic Network (FEN) — eine der vielen feministischen Wirtschaftsorganisationen. Ursprünglich handelte es sich dabei um eine Vereinigung von feministischen Alternativ- Unternehmen, die durch die Entwicklung eigener wirtschaftlicher Unabhängigkeit den Kapitalismus von innen her auszuhöhlen versuchten. Zugegeben, die Idee ist reizvoll. Das erste große Projekt der FEN startete im April 1976 in Detroit. Für einen Jahresbeitrag von 100 Dollar konnten Frauen, die Mitglieder der FEN waren, in einem privaten Swimmingpool baden, Drinks in einer Privatbar zu sich nehmen und in einigen Boutiquen billig einkaufen. Ihren weiblichen Angestellten zahlte die FEN 2.50 Dollar pro Stunde. Laura Brown, die Direktorin, nannte das Unternehmen den Beginn der feministischen Wirtschaftsrevolution.[3]
Wenn zwei der alten Herrschaftsspiele — die Wahlpolitik und der Kapitalismus — als Revolution ausgegeben werden, dann heißt das, daß der Begriff Revolution völlig auf den Kopf gestellt wurde. Es ist daher nicht überraschend, daß all den Frauen, die weder Hexen, reitende Amazonen, Ministerinnen oder Kleinkapitalistinnen sein wollen, sondern denen es um die Abschaffung des Sexismus durch Gesellschaftsveränderung geht, der sozialistische Feminismus als eine Quelle revolutionärer Geistesgesundheit erscheint. Der anarchistische Feminismus könnte dafür ein bedeutungsvolles theoretisches Gerüst bieten. Aber die meisten Feministinnen haben entweder noch nie etwas von ihm gehört oder sie mißverstehen ihn als eine Art weiblicher Variante der männlichen Bombenwerfer.
Der sozialistische Feminismus umfaßt eine Vielzahl von politischen Standpunkten. Auf der einen Seite finden wir die verstaubten Sektentempel der alten Linken, wie z.B. die Revolutionäre Kommunistische Partei (RCP), die Oktoberliga oder die Internationale Arbeiterpartei. Es gibt wenig Frauen, die sich in ihnen heimisch fühlen. Auf der anderen Seite gibt es eine beträchtliche Anzahl von Frauen, die den rapide emporschießenden kirchlichen Einrichtungen der neuen Linken wie z.B. der Neuen Amerikanischen Bewegung oder anderen autonomen Frauenvereinigungen beitreten.
Die sozialistischen Feministinnen innerhalb der neuen Linken haben sich recht energisch und erfolgreich in der Anwerbung neuer Genossinnen hervorgetan. In den verknöcherten Organisationen der ,alten Linken’ war man dagegen schon von der bloßen Idee entsetzt, daß Lesben, Beparatistinnen und andere unberechenbare Feministinnen mit den edlen Erben von Marx, Trotzki, Stalin und Mao Zusammenarbeiten könnten. Vielen von ihnen war schon der Gedanke einer autonomen Frauenbewegung, die sich ausschließlich um die Belange von Frauen kümmert, unerträglich. Frauen, die entschlossen sind, ihre eigenen Angelegenheiten in die Hand zu nehmen, werden von ihnen mit dem Vorwurf „die Arbeiterklasse zu spalten” als bürgerlich abgestempelt. Einige von ihnen haben darüber hinaus eine hysterische Abneigung gegen Lesben. Die dafür wohl bekanntesten Gruppen sind die Oktoberliga und die Revolutionäre Kommunistische Partei, aber sie sind nicht die einzigen! Wie in so vielem ist auch die anti-lesbische Politik, die sie vertreten, nichts anderes als ein getreuer Abklatsch der Politik der kommunistischen Staaten. Bezeichnend dafür ist ein Bericht, der von der RCP in den frühen siebziger Jahren herausgegeben wurde. In ihm heißt es über die Homosexuellen, daß sie „im Schmutz der bürgerlichen Dekadenz gefangen sind”, und die „Gay-Liberation” (Homosexuelle Befreiungsbewegung) wird dort als „konterrevolutionär” und als „Gegner der Arbeiterklasse” abgekanzelt. Daß Frauen überhaupt außerhalb des Proletariats unterdrückt werden, scheint in die Köpfe dieser „Revolutionäre” nicht hineinzugehen. Der Begriff der Arbeiterklasse ist natürlich ein hervorragend flexibler Begriff. In den gegenwärtigen Debatten der Linken reicht er vom einfachen Industriearbeiter bis hinzu der riesigen Gruppe all derjenigen, die ihre Arbeitskraft gegen Lohn verkaufen oder sonstwie von jemand ökonomisch abhängig sind. Nun, das sind wir fast alle — und Papa Marx muß sich fragen lassen, warum, wenn neunzig Prozent der Bevölkerung der USA zur revolutionären Avantgarde gehören, wir noch keine Revolution hatten!
Die sozialistischen Feministinnen der neuen linken haben auf vielerlei einfallsreiche Arten versucht, einen Kern an marxistisch-leninistischem Gedankengut zu bewahren, zu aktualisieren und mit dem gegenwärtigen radikalen Feminismus zu verknüpfen. Die Resultate sind oft sehr merkwürdig. Im Juni 1975 hielten die Frauen der „Neuen Amerikanischen Bewegung" und Frauen anderer autonomer Gruppen die erste nationale Konferenz zum Thema „Sozialistischer Feminismus” ab. Obwohl die Konferenz vorher nicht sonderlich angekündigt worden war, kamen über sechzehnhundert Frauen, um das Wochenende der ersten Juliwoche in Yellow Springs/Ohio zu verbringen.
Wenn man die Reden dieser Konferenz und die ausführlichen Kommentare über sie liest, die in der feministischen Presse veröffentlicht wurden4, dann wird einem keineswegs klar, was die Organisatorin- nen der Konferenz mit dem Begriff „Sozialistischer Feminismus” überhaupt zum Ausdruck bringen wollten. Die Grundsätze, die zu Beginn der Konferenz aufgestellt wurden, beinhalten unter anderem zwei Punkte, die wesentlich mehr mit dem radikalen Feminismus gemein hatten als mit der herkömmlichen sozialistischen Perspektive. Der erste Grundsatz besagte: „Wir sehen die Notwendigkeit und unterstützen' die Existenz einer autonomen Frauenbewegung durch den revolutionären Prozeß”. Im zweiten Grundsatz hieß es: „Wir teilen die gemeinsame Überzeugung, daß alle Arten der Unterdrükkung, ob sie nun die Rasse, das Geschlecht, die Klasse oder die lesbische Liebe betreffen, nicht voneinander zu trennen sind. Wir, die Unterdrückten, müssen den Kampf um unsere Befreiung gemeinsam und gleichzeitig führen " Im dritten Grundsatz wurde lediglich die Feststellung getroffen, „daß der sozialistische Feminismus eine Strategie zur Revolution sei”. Im vierten Grundsatz wurde dazu aufgerufen, „die Diskussionen innerhalb der Frauenbewegung im Geiste des Kampfes und der Einheit zu führen“.
Das ist natürlich ein enormes Angebot an verlok- kenden Grundsätzen — es findet sich praktisch für jeden Geschmack etwas. Wenn die sozialistischen Feministinnen jedoch mit der Aussage, daß die Klassenunterdrückung nur eine von vielen Arten der Unterdrückung sei, in ihrem Programm die autonome Frauenbewegung als Trumpf präsentieren, dann kann nach marxistischem Verständnis von Sozialismus hier wohl kaum noch die Rede sein. Doch ziehen die sozialistischen Feministinnen aus den Ansatzpunkten, die sie mit den radikalen Feministinnen verbinden, keine Konsequenzen. Wären sie kon- seqüent, würden sie in ihr Programm den Grundsatz mit aufnehmen, daß nicht-hierarchische Strukturen für die feministische Bewegung lebenswichtig sind. Das ist natürlich eine Forderung, die kein orthodoxer Sozialist akzeptieren kann, denn daraus ergibt sich zwangsläufig, daß der radikale Feminismus wesentlich besser mit einer Art des Anarchismus harmoniert als mit den dominierenden Erscheinungsformen des Sozialismus. Diese Art des Anarchismus wird gewöhnlich als sozialer oder auch kommunistischer Anarchismus bezeichnet. (Die individualistischen und „anarcho-kapitalistischen” Spielarten sind hier für uns nicht von Interesse.)
Feministinnen, denen die anarchistischen Grundsätze bekannt sind, wird dies nichts Neues sein. Das ist aber selten der Fall, und daß dem nicht so ist, ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man sich die Vorurteile und Zerrbilder betrachtet, die über den Anarchismus bestehen. Ware den Feministinnen der Anarchismus besser bekannt, so würden sie nicht versuchen, im Sozialismus ein Allheilmittel zur Beendigung der sexistischen Unterdrückung zu sehen. Was die Feministinnen lernen müssen ist, gegenüber jeder Theorie, die eine Struktur von Führern und Anhängern hervorbringt, skeptisch zu sein. Der demokratische Anspruch, den diese zentralistischen Strukturen für sich erheben, ändert nichts an der Tatsache, daß einige Frauen mehr zu sagen haben als andere. Zu lange haben wir Frauen aller Rassen und Gesellschaftsschichten die patriarchalische Herrschaft erdulden müssen, als daß wir sie jetzt durch eine neue, matriarchalische ersetzen wollen.
Einige zeitgenössische Anarcha-Feministinnen haben auf die enge Beziehung zwischen dem sozialen Anarchismus und dem radikalen Feminismus hingewiesen. Lynne Farrow bemerkte dazu, daß „der Feminismus das praktiziert, was der Anarchismus predigt”. Peggy Komegger ist der Meinung, daß „die Feministinnen seit Jahren unbewußte Anarchistinnen gewesen sind - sowohl in der Theorie als auch in der Praxis”. Marian Leighton bemerkte zu diesem Punkt, daß „der feine Unterschied von der radikalen zur anarchistischen Feministin nur ein Schritt in der theoretischen Weiterentwicklung des Selbstbewußtseins ist”.[5]
„Ich bin gekommen, um den Schwanengesang auf die Frauenbewegung anzustimmen . . . ich bin am Ende . . . die bittere Lektion, die ich lernte, war: die Frauenbewegung ist in sich zerstritten, zersplittert und von ohnmächtiger Wut gelähmt. Ich hätte es mir nicht träumen lassen, daß ich einmal den Tag miterleben müßte, an dem Konformismus und Anti-Intellektualismus dazu führen, daß der gemeinsame Kampf gegen den Sexismus zu einem Kampf der Frauen untereinander ausartet. Wenn ich hier von einem Kampf untereinander rede, dann meine ich die offenen Angriffe und Intrigen, wie sie innerhalb der Bewegung aufgetreten sind und sich gegen die Frauen unter uns richteten, die in ihrer Arbeit erfolgreich waren. Opportunistische Verhaltensweisen, das Streben nach Macht, elitäres Denken und Rassismus wurden ihnen vorgeworfen. Die wohl schlimmste Schmähung, die ihnen vorgeworfen wurde, gipfelte in der Beschuldigung, die Identifikation mit dem Mann anzustreben. ”[9]
Diese verärgerte Absage an die Frauenbewegung bewirkte zweierlei: Einerseits warf sie die Frage auf, wie Frauen die ungleichen Machtverhältnisse untereinander auf eine konstruktive Art überwinden können. Andererseits gab sie all den Frauen in den Führungspositionen der Bewegung eine billige Rechtfertigung ihres unschwesterlichen Verhaltens. Jede Frau, die damals an der Frauenbewegung beteiligt war, weiß, daß die Erklärung dell’ Olios verwandt worden ist, sich im Licht tragisch-mißverstandenen Heldentums darzustellen. Das Mitleid der Bewegung war ihnen sicher. Diese für die Frauenbewegung selbstmörderischen Verhaltensweisen hätten durch ein Wissen um die anarchistische Theorie vermieden werden können.
Es ist nicht ganz ohne Ironie, daß der Ursprung dieser Fehler in der radikalen feministischen Abneigung gegen jede Art von Macht und Nötigung über andere Menschen begründet liegt.
Wenn radikale Feministinnen und Anarcha-Feministinnen von der Abschaffung der Macht sprechen, dann meinen sie die Befreiung des Menschen von allen Institutionen und allen Formen der autoritären Sozialisation. Eines der Hauptprobleme für die Frauenbewegung war die Definition des Zwanges. Es entstand die „Feindseligkeit” gegenüber den „starken Frauen”, da sie wenigstens potentiell dazu fähig waren, andere Frauen zu nötigen, die nicht so offen und selbstbewußt waren wie sie. Nötigung ist gewöhnlich viel subtiler als physische Gewalt oder ökonomische Zwangsmaßnahmen. Eine Person kann eine andere nötigen, ohne ihr den Job wegzunehmen, sie zu schlagen oder ins Gefängnis zu stecken.
Die „starken Frauen” hatten von Anfang an einen großen Vorsprung. Oft hatten sie ein größeres Wissen als die anderen Frauen. Zumeist hatten sie schon lange die lähmende Sozialisation überwunden, die uns passiv und konformistisch gemacht hatte, die uns lehrte zu lachen, wenn wir gar nicht amüsiert waren, zu flüstern, wenn wir schreien wollten, und die Augen niederzuschlagen, wenn man uns aggressiv anstarrte. Die „starken Frauen” hatten keine Angst, in der Öffentlichkeit zu sprechen; sie fü[r]chteten sich nicht davor, „männliche” Aufgaben zu übernehmen oder etwas Neues zu versuchen.
Bringe eine „starke Frau” in einer kleinen Gruppe zusammen mit „schwachen Frauen”, und sie wird zu einem Problem: Wie wird sie es vermeiden, den anderen gegenüber eine dominierende Stellung einzunehmen? Wie wird sie ihre „schwer verdienten” Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen mit ihren Schwestern teilen? Und auf der anderen Seite: Wie wird die „schwache Frau” es lernen, sich für ihre eigenen Interessen einzusetzen? Wie kann von „gegenseitiger Hilfe” und von „Schwesternsein” die Rede sein, wenn in der Gruppe das „schwache Mitglied” sich dem „starken” nicht gleichwertig fühlt?
Das sind schwierige Fragen ohne einfache Antworten. Der Lösung am nähesten kommt vielleicht der anarchistische Slogan: ein starkes Volk braucht keine Führer. Diejenigen unter uns, die gelernt haben zu überleben, indem sie über andere herrschen, aber auch diejenigen unter uns, die gelernt haben, durch die Duldung dieser Herrschaft zu überleben, müssen sich dahingehend resozialisieren, daß sie lernen, stark zu sein, ohne zugleich in das Spiel von Herrschaft und Unterdrückung zu verfallen. Wir müssen die Kontrolle darüber erlangen, was mit uns geschieht, ohne jedoch dabei andere zu kontrollieren. Das werden wir nicht durch die Wahl der richtigen Leute für die richtigen Ämter und Posten erreichen und auch nicht, indem wir die richtige Parteilinie verfolgen. Wir werden auch nichts erreichen, wenn wir nur herumsitzen und über unsere Sünden nachgrübeln. Uns und die Welt können wir nur durch unsere Aktivität erneuern, nur durch Teilerfolge, Mißerfolge und wieder Teilerfolge kommen wir unserem Ziel näher. Und in diesem Prozeß werden wir zunehmend stärker und selbstbewußter.
Kritisierte Anselma delHDlio die persönliche Praxis der radikalen Feministinnen, so warf Joreen einige heikle Fragen über die organisatorischen Strukturen auf. In ihrer Rede über „die Tyrannei der Strukturlosigkeit”[10] zeigte sie auf, daß es so etwas wie „strukturlose Gruppen’' nicht gibt, und daß diejenigen, die das bestreiten, sich nur selbst betrügen. Alle Gruppen haben eine Struktur, der Unterschied liegt darin, ob die Struktur offensichtlich ist oder nicht. Ist es eine versteckte Struktur, so gibt es sicher auch versteckte Eliten, die die Gruppe kontrollieren. Die „Führer” werden die Existenz dieser Struktur bestreiten, und die Geführten werden über sie verwirrt sein. Um die „Tyrannei der Strukturlosigkeit” zu überwinden, müssen die Gruppen offene und leicht ersichtliche Strukturen errichten, die der allgemeinen Kontrolle der Mitglieder unterliegen.
Ich glaube, daß jede anarchistische Feministin bis hierher mit ihrer Analyse übereinstimmen würde — aber auch nicht weiter. Denn Joreen behauptet weitergehend, daß die sogenannte „führer- und strukturlose Gruppe” nicht fähig ist, vom gesprochenen Wort zur tatsächlichen Aktion überzugehen. Nicht nur ihr Mangel an einer offenen Struktur, so meint sie, sondern auch ihre kleine Größe und ihr Verharren auf der Entwicklung des Selbstbewußtseins würden sie zur Erfolglosigkeit verurteüen. Joreen sagte nicht, daß Frauengruppen hierarchisch strukturiert sein sollten. Nein, sie forderte sogar eine Führung, die ,,breitangelegt, flexibel, offen und vorübergehend” sein sollte. Sie sprach sich für Organisationsformen aus, in denen die Verantwortung und die Macht unter der Mehrheit ihrer Mitglieder verteilt sein sollten, in denen die Aufgaben wechseln, die Fähigkeiten und Informationen ausgetauscht und die Mittel allen zugänglich gemacht werden sollten. Für sich genommen sind das alles gute sozial-anarchistische Organisationsgrundsätze! Aber ihre Verächtlichmachung der Entwicklung des Selbstbewußtseins und ihre Vorliebe für große regionale und nationale Verbände waren genau ein Teil der alten Handlungsweise und beinhalten versteckt die Fortführung hierarchischer Strukturen.
Große Gruppen sind so organisiert, daß die Macht und Entscheidungsfähigkeit in den Händen von Wenigen liegen; es sei denn, man spricht von einem horizontal angelegten Netz kleiner Kollektive; dieses aber meinte Joreen nicht. Wie kann zum Beispiel eine Gruppe wie die NOW mit ihren 16 000 Mitgliedern (Mitgliederstand 1975) Aufgaben rotieren lassen, den Austausch der Fähigkeiten ihrer Mitglieder fördern und gewährleisten, daß alle Informationen und Mittel jedem zugänglich sind? Sie kann es natürlich nicht. Derartige Organisationen haben einen Präsidenten, ein Direktorium, ein nationales Büro und eine Mitgliederschaft, die zum Teil in Ortsgruppen organisiert ist, oder sich aus isolierten Einzelpersonen zusammensetzt. In solchen Organisationen und Gruppen gibt es sehr wenig Demokratie, und es gibt nicht viele Gruppen, in denen die Mitglieder die Möglichkeit haben, neue Formen der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Beziehung zueinander zu entwickeln.
Die unglückliche Wirkung der „Tyrannei der Strukturlosigkeit” bestand darin, daß sie eine große Organisation mit einer formalen Struktur und dem erfolgreichen Mittel der direkten Aktion verknüpfte; eine Kombination, die vielen Frauen sinnvoll erschien. Viele Frauen waren der Meinung, daß zur Bekämpfung der gesellschaftlichen Unterdrückung eine große Organisation notwendig sei —je größer, desto besser. Die damit verbundene Vorstellung hieß: Gewalt gegen Gewalt; oder: Man kann einen Elefanten nicht mit einem Luftgewehr töten —und kann den patriarchalischen Staat nicht mit einer kleinen Gruppe stürzen. Diejenigen Frauen, die davon überzeugt sind, daß eine größere Gruppe mit besseren Wirkungen gekoppelt ist, sehen ihre organisatorischen Möglichkeiten ausschließlich in großen liberalen Gruppen wie der NOW oder in den sozialistischen Massenorganisationen verwirklicht.
Wie bei so vielen Dingen, die oberflächlich betrachtet einen Sinn ergeben, ist auch hier die Logik nur ein Trugschluß. Der Begriff „gesellschaftliche Unterdrückung” ist eine aufgeblasene, künstliche Einheit, die hauptsächlich darin groß erscheint, daß viele von uns die gleiche Form der Unterdrückung erleiden. Aber die Unterdrückung, ungeachtet dessen, wie vorherrschend und voraussagbar sie ist, geht immer von einer Person aus — auch wenn sie als Beauftragter des Staates handelt oder als Mitglied der herrschenden Rasse, eines Geschlechts oder einer Schicht. Die massiven Polizeiangriffe auf unsere vereinten Kräfte sind sehr selten, und auch der Polizeibeamte, der Chef oder Ehemann, der seine ihm zugewiesene, autoritäre oder geschlechtliche Rolle spielt, kreuzt unseren Weg nur an einem bestimmten Punkt in unserem Alltag. Die institutionalisierte Unterdrückung existiert im großen Umfang, aber nur selten muß (bzw. kann) sie von einer großen Gruppe angegriffen werden. Die Guerillataktik einer kleinen Gruppe — zeitweise auch einer einzelnen Person — kann recht empfindliche Vergeltungsschläge ausführen.
Eine weitere unglückliche Wirkung der Mentalität, die direkt aus der „Tyrannei der Strukturlosigkeit” resultiert, bestand darin, daß sie die Leute mit den Stereotypen des Anarchisten fütterte. (Man schluckt natürlich nichts, wenn man nicht auch Hunger hat.) Die sozialen Anarchisten sind nicht gegen jede Struktur, sie haben auch nichts gegen eine Führung, solange sie nur zeitweilig begrenzt und aufgabenorientiert ist und keine Belohnung oder ein Privileg beinhaltet. Aber die Anarchisten, die die hierarchische Struktur beseitigen wollen, werden fast immer von vornherein darauf festgelegt, daß sie überhaupt keine Strukturen wollen. Unglücklicherweise fand das klischeehafte Zerrbild von schnatternden, unorganisierten, anarchistischen Frauen, die ziellos umhertreiben, allgemein einen großen Anklang in der Frauenbewegung. Im Jahre 1976 veröffentlichte die Zeitschrift Quest ein Interview, das Charlotte Bunchund Beverly Fisher 1972 in Feminist Radio Network[11] gegeben hatten. Das Interessanteste an dem neu veröffentlichten Interview war vielleicht, daß die Herausgeberinnen von Quest glaubten, daß die Themen des Interviews auch noch 1976 eine Aktualität besitzen würden. Und das las sich dann so: „Wir erleben (heute) dieselbe Verächtlichmachung der Führer und die Verherrlichung der Strukturlosigkeit wie vor fünf Jahren.” Was Bunch jedoch damals zu sagen hatte, war auch äußerst interessant: Sie erklärte in ihrem Interview, daß die Betonung der Struktur — und Führungsprobleme „ein starkes anarchistisches Bedürfnis“ wäre, „sicher ein positives Bedürfnis, aber dennoch ein unrealistisches“.
Anarchisten, die es gewohnt sind, als „unrealistisch” bezeichnet zu werden, werden bemerken, daß das „Unrealistische”, worauf Bunch anspielte, anscheinend in den Problemen lag, die in der Organisation der Frauenbewegung lagen. Gemeint war also das Problem der versteckten Führung, das Problem, daß uns „Führer” von den Medien aufgezwungen wurden, die Schwierigkeit, Frauen außerhalb der Bewegung zu erreichen, die mit uns sympathisierten, sich aber nicht festlegen wollten, die erhebliche Überrepräsentation von Frauen aus der Mittelschicht, die Formlosigkeit der Bewegung, der Mangel an speziellen Aufgabengruppen, denen Frauen beitreten konnten, und die Feindseligkeit, die gegen die Frauen aufkam, die sich durch Führungskraft und Initiative hervortaten. Zugegeben, das ist eine schwere Anklage! Aber diese wirklich brennenden Probleme sind weder durch den Anarchismus verursacht worden, noch werden sie durch eine kräftige Dosis von Führung und Reformismus gelöst werden können. Indem diese Organisationsschwierigkeiten als „anarchistisch” bezeichnet werden, ignorieren die Feministinnen eine reiche anarchistische Tradition. Ironischerweise bieten sie andererseits Lösungen an, die anarchistisch sind, die sie aber anscheinend als solche nicht erkennen können. So entwickelten Bunch und Fisher zum Beispiel ein Führungsmodell, in dem jeder am Entwicklungsprozeß der Gruppe beteiligt, die Führung zeitlich begrenzt und auf besondere Situationen beschränkt sein sollte. Fisher kritisierte die NOW wegen ihrer „hierarchischen Führung”, die sich nicht vor ihren Mitgliedern zu verantworten hat; und Bunch bemerkte dazu, „Führung, das heißt, daß die Menschen die Initiative ergreifen, daß sie Handlungen ausführen und Ideen und Vorstellungen darüber besitzen, wie etwas durchgeführt werden kann, und daß sie besondere Fähigkeiten auf verschiedenen Gebieten zeigen”.
Was aber schlagen Bunch und Fisher vor, um eine Knebelung der Frauen unter einem falschverstandenen „Ideal der Gleichheit aller” zu verhindern? „Frauen werden nur dann aufhören, Frauen, die stark sind zu unterdrücken, wenn sie selbst stark sind.“ Mit anderen Worten also dasselbe, was die Anarchisten vorschlagen. „Ein starkes Volk braucht keine Führer. ” — Na also!
*** Situationismus und Anarcha-Feminismus
Die Welt und sein Leben zu verändern, ist ein und dieselbe Handlung.[12]
Das Persönliche ist das Politische.[13]
Anarchisten sind den Vorwurf gewohnt, daß sie keine Theorie für den Aufbau einer neuen Gesellschaft vorweisen könnten. Im besten Fall, behaupten die Kritiker herablassend, sagt uns der Anarchismus, was wir nicht tun sollen. Wehre dich gegen Bürokratie und hierarchische Autorität, treffe deine Entscheidungen selbst, bevormunde niemanden. So betrachtet gibt es überhaupt keine anarchistische Theorie, sondern nur eine Sammlung idealistischer und anachronistischer Vorstellungen.
Obwohl an dieser Kritik mehr als ein Körnchen Wahrheit ist, gibt es eine Vielzahl anarchistischer Theorien, die einen Rahmen für die Analyse und Veränderung der Welt ergeben. Eine dieser Theorien ist der Situationismus. Für uns radikale Feministin- nen, die diesen „Schritt in der theoretischen Entwicklung des Selbstbewußtseins“[14] machen wollen, bietet der Situationismus vielleicht eine der größten Möglichkeiten.
Der Wert des Situationismus für Anarcha-Feministinnen besteht darin, daß er eine sozialistische Analyse der kapitalistischen Unterdrückung mit der Notwendigkeit verbindet, das gesamte öffentliche und private Leben zu verändern. Trotz der Bedeutung einer ökonomischen Analyse des Systems betonen die Anarchisten, daß die Menschen auch in allen anderen Lebensbereichen unterdrückt werden; im Gegensatz zu den Marxisten bestehen sie darauf, daß die Menschen ihre Lebensbedingungen selbst ändern müssen — keiner kann ihnen diese Arbeit abnehmen, weder eine Partei noch eine Gewerkschaft.
Zwei der Grundbegriffe des Situationismus sind die Ware und das Schauspiel Der Kapitalismus hat alle zwischenmenschlichen Beziehungen vermarktet. Die Menschen sind nicht nur Produzenten und Konsumenten im engen wirtschaftlichen Sinn, sondern auch ihr tägliches Leben wird von ökonomischen Gesichtspunkten bestimmt. Alle sozialen Beziehungen und Strukturen in der Gesellschaft sind von der Warenwirtschaft festgelegt.[15] Dadurch sind die Menschen nicht nur von ihrer Arbeit sondern von ihrem ganzen Leben entfremdet. Durch den Konsum aller sozialen Beziehungen ist der Mensch zum passiven Beobachter seines Lebens geworden.
Das Schauspiel ist die Kultur der Warenwirtschaft — die Bühne ist aufgebaut, die Handlung läuft, wir applaudieren, wenn wir uns freuen, wir gähnen, wenn wir uns langweüen, aber wir können die Show nicht verlassen, da es keine Welt außerhalb des Theaters gibt.
Seit einiger Zeit kann man jedoch an der gesellschaftlichen Bühne Zerfallserscheinungen beobachten. Dadurch haben wir die Möglichkeit, außerhalb des Theaters eine neue Welt aufzubauen, an welcher jeder von uns direkt als Subjekt und nicht als Objekt teilhaben kann. Die Situationisten nennen dies die Neuschöpfung des Alltags.
Wie können wir das alltägliche Leben neugestalten? Indem wir Situationen schaffen, welche die scheinbar natürliche Ordnung erschüttern — Situationen, die die Menschen aus ihren gewohnten Denk- und Verhaltensweisen herausreißen. Nur wenn diese Voraussetzung gegeben ist, können wir das herrschende Schauspiel und die Warenwirtschaft, das heißt den Kapitalismus in allen seinen Formen, beseitigen, nur dann können wir wirklich frei und unabhängig leben.
Die Übereinstimmung dieser sozial-anarchistischen Theorie mit dem radikalen Feminismus ist beeindruckend. Die Verwendung der Begriffe Ware und Schauspiel ist besonders treffend, wenn man sie auf das Leben der Frauen bezieht. Tatsächlich haben viele radikale Feministinnen ihr Leben mit diesen Begriffen beschrieben, ohne daß sie den Situationismus kannten.[16] Indem man die Situation der Frau als einen organischen Teil der ganzen Gesellschaft auffaßt, erkennt man, daß die Unterdrückung der Frau Teü der allumfassenden Unterdrückung des Menschen durch die kapitalistische Wirtschaft ist. Um diese Unterdrückung zu spüren, muß die Frau nicht einer bestimmten Klasse oder Schicht angehören. Frauen aller Schichten und Klassen sind Objekte der Warenwirtschaft, sie alle sind passive Zuschauer des Schauspiels. Natürlich kann man nicht behaupten, daß alle Frauen in gleichem Maße unterdrückt werden, aber es gibt keine Frau, die wirklich frei ist.
*** Frauen und die Warenwirtschaft
Die Frauen treten in der Warenwirtschaft sowohl als Konsumenten als auch als Konsumierte auf. Als Hausfrauen sind sie Konsumenten von Haushaltsartikeln, die sie nicht von ihrem eigenen Geld kaufen, da sie es nicht „verdient” haben. Dadurch haben sie zwar eine gewisse Kaufkraft, aber keinerlei Macht über ihr Leben. Als ledige heterosexuelle Frauen kaufen sie Dinge, die ihnen auf dem Heiratsmarkt einen hohen Preis bringen sollen. Bei anderen Frauen dagegen, zum Beispiel Lesben, älteren Frauen oder den unabhängigen Karrieretypen, ist die Rolle als weiblicher Konsument nicht so fest Umrissen.
Ist die Vorstellung, die die Frau als eine passive Konsumentin, als ein willenloses Objekt der Medienmanipulation darstellt, die von schicken Männern beschützt über die Madison Avenue geführt wird, nicht ein überholtes Klischee der Frauenbewegung? In der situationistischen Analyse ist der Konsum von Wirtschaftsgütern eng mit dem Konsum von Ideologien verknüpft. Und die Schlußfolgerung aus dieser Erkenntnis ist, daß wir völlig neue Aktionsformen entwickeln müssen, um den Sozialisationsprozeß der Integrierung und Anerkennung zu zerstören. Hört auf, nach Schuld zu suchen, — übt keine Kritik an Frauen, die die allgemeine Konsumentenhaltung „gekauft” haben. Sie wurde ihnen von frühester Kindheit als der einzige Weg des Lebens anerzogen. Kauf dies: es wird dich schön und liebenswert machen. Kauf das: es wird deine Familie gesund erhalten. Fühlen sie sich deprimiert? Leisten sie sich einen Nachmittag in einem Schönheitssalon oder ein neues Kleid.
Schuldgefühle fuhren zu Trägheit. Nur wenn wir versuchen, das alltägliche Leben neu zu gestalten, werden wir die sozialen Beziehungen verändern.