Anonym

Unterbrechungen... der sozialen Kontrolle

12.3.2020

Dass sich das gesellschaftliche Leben auf Distanz abspielt, ist ja nichts Neues.

Seit Langem ist man davon überzeugt, dass der beste Weg, um Kommunikation und Beziehungen zu haben der ist, ein Gerät zu benutzen.

Die Prothese des Menschen, das Smartphone und seine Affinitäten, haben die Art und Weise des Zusammenseins, der Informationen und des Lernens verändert: kommunizieren, schreiben, lesen.


Der nächste Schritt ist die Robotisierung der Lebenden, die Technik, die jeden Ort, jeden Aspekt des Lebens täglich durchdringt... Eine Überwindung der Natur und des Natürlichen zugunsten von künstlichen Wesen und Orten. Ein solches Szenario braucht kein soziales Leben, es braucht keine Beziehungen, Emotionen, Gedanken. Nur Ordnung, Disziplin, Regulierung, Maschinen. Vielleicht versucht die Macht einen Schritt nach vorne zu machen und nutzt die Gesundheitsvorsorge, die Verbreitung eines Virus, um zumindest eine verallgemeinerte Reglementierung durchzusetzen, und dann wird der Rest folgen. Es kommt wie Science-Fiction daher, aber Staaten haben Werkzeuge, auf die sie zurückgreifen koennen, ohne auf das Unbekannte zurückgreifen zu müssen. Soziale Abstände , durch das Gesetz auferlegte Verbot des Küssens und Umarmens und die Unterdrückung der Mehrheit der sozialen Aktivitäten, erinnert an die Ausnahmezustaende, bei dem Regeln des sozialen Lebens auferlegt werden, die zu respektieren sind um nicht in Beschwerden und Verhaftungen zu geraten.

Und in der Tat ist die Konstitution der roten Zonen und Kontrollstationen, die Einschränkung der Freiheit mit der Verpflichtung zur Isolation zu Hause, für diejenigen, aus den als infiziert angesehen Gebieten kommen, das Verbot von öffentliche Versammlungen eine Möglichkeit der Kontrolle durch die Strafverfolgungsbehörden. Sie haben einen Grund gefunden, im Gesundheitssystem, aber doch ist es vor allem, eine polizeiliche Bewältigung des Problems.

Es ist kein Zufall, dass in den zehn vom Italienischen Staat empfohlenen Regeln, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, erwartet wird, dass im Falle von Fieber sich alle zuerst mit den Carabinieri in Verbindung setzen. Aber die Ausnahmezustaende sind die Maßnahmen, die auch in Konfliktsituationen vorgesehen sind oder bei Aufstaenden, wie kürzlich in Chile geschehen. Der Staat verordnet, dass die Bürger sein Eigentum sind und er über sie nach eigenem Gutdünken verfügen kann.

Es geht weder um Gesundheitsfragen noch um das Wohlergehen der Bevölkerung. Denn Ausnahmezustände werden verhängt um die Regeln in Kraft zu setzen, um Disziplin einzuflößen. Und in der Tat, um Gehorsam zu erreichen, dies ist der sicherste Weg, Terror und Angst zu verbreiten.

Angst und Panik erzeugen, ständig Daten geben, alles sensationell und großartig machen. Furcht ist eine Praxis von Krieg und Folter, wie auch und selbst darauf sind die Staaten spezialisiert. Und Krieg ist nach ihrer Entfernung wieder in den Vordergrund getreten und für lange Jahre ausgelöscht gewesen. Heute ist der Krieg hier, überall. Die Führer erklären sich im Krieg gegen einen eher singulären Feind, einen Virus, aber er ist weder ihr Gegner noch ihr Ziel, sondern ihre eigenen Untertanen.

Aus diesem Grund geht es, vielleicht noch wichtiger, um die Frage kritisches Denken am Leben zu erhalten, ohne etwas zu minimalisieren. Nach der Industrialisierung und Zerstoerung der Natur, Arm in Arm mit der Wirtschaft, sind jetzt die Emotionen aufgehoben. Kein Küssen, keine Umarmungen.

Wenn die Herrschaft jedoch will, dass wir völlig von ihr abhängig sind, wenn der Staat das soziale und teilweise auch das wirtschaftliche Leben auslöscht, heißt das dass wir den Staat nicht brauchen. Dass wir unsere Initiativen, unsere Formen der Bildung, unsere Wirtschaft, unsere Vergnügungen selbst organisieren koennen. Und selbst in diesem Fall müssen wir nicht auf zu Science-Fiction, sondern es reicht zu Erfahrung, Erinnerung, Wille und Mut zurückzukehren.


Die in den italienischen Gefängnissen kämpfenden Gefangenen suggerieren unter anderem, dass dieser Ausnahmezustand lebendig begraben werden möchte. Und dass die Normalitaet unterbrochen wird, das stimmt, aber durch den Aufstand.


Entnommen am 25.3.2020 von: https://de.indymedia.org/node/71385
Originaltitel: "Lecce – Interruzioni… un manifesto" zu finden auf: https://roundrobin.info/2020/03/lecce-interruzioni-un-manifesto/