Titel: Die Angry Brigade 1967-1984
Untertitel: Dokumente und Chronologie
Datum: 1985
Bemerkungen: Englisches Original: "The Angry Brigade 1967–1984 ", zu finden unter: https://archive.elephanteditions.net/library/the-angry-brigade-1967-1984.
Zuerst veröffentlicht 1978 von Bratach Dubh Anarchist Pamphlets, als Taschenbuchausgabe 1985 bei Elephant Editions und zuletzt 2015 erneut von Elephant Editions und Active Distribution aufgelegt.

    Einleitung von der Soligruppe für Gefangene

    Einleitung

    Kommuniqués der Angry Brigade

        Erstes Kommuniqué

        Kommuniqué 1

        Kommuniqué 2

        Kommuniqué 3

        Kommuniqué 4

        Kommuniqué 5

        Kommuniqué 6

        Kommuniqué 7

        Kommuniqué 8

        Kommuniqué 9

        Kommuniqué 10

        Kommuniqué 11

        Kommuniqué 12

        Kommuniqué 13

    Chronologie

        1967

        1969

        1970

        1971

        1972

        1981

        1983

        1984

Einleitung von der Soligruppe für Gefangene

Die folgende Broschüre wurde zuerst 1978 von Bratach Dubh Anarchist Pamphlets veröffentlicht, 1985 wurde sie erweitert und erschien als Taschenbuchausgabe bei Elephant Editions und wurde zuletzt 2015 erneut von Elephant Editions und Active Distribution veröffentlicht.

Da es von dieser Broschüre bisher keine deutsche Übersetzung gab, zumindest nicht das wir wüssten, haben wir uns entschlossen, diese ins Deutsche zu übertragen. Denn wie wir feststellen mussten, ist die Angry Brigade mit ihren gezielten Angriffen auf die Infrastruktur der Herrschenden und auf das Kapital im deutschsprachigen Raum nur wenigen bekannt, es gibt ja auch so gut wie keine Texte zu dieser Gruppe. Im Sinne einer historischen Auseinandersetzung mit den bewaffneten Kämpfen der Vergangenheit, die immer Teil der anarchistischen Praxis, aber nicht nur dieser, sein sollte, ist dies natürlich eine Lücke, die wir hiermit versuchen wollen zu füllen. Man mag von den Anschlägen der Angry Brigade halten, was man möchte, das Fällen von moralischen Urteilen überlassen wir gerne anderen, die sich darauf scheinbar spezialisiert haben. Jedoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass es sich um eine Gruppe handelte, die mit den von ihnen gewählten Mitteln bewusst und entschlossen in bestehende soziale Kämpfe eingriff ohne zu versuchen diese für sich zu vereinnahmen. Feindlich eingestellt gegenüber jeglicher Form von Autorität, ging es ihnen nicht darum eine neue Avantgarde zu bilden, sondern ihrer Wut und ihrem Zorn auf die kapitalistische Gesellschaft angemessen Ausdruck zu verleihen, gepaart mit der Aufforderung es ihnen gleichzutun. Denn jeder und jede, die über genug Wut verfügte, konnte Teil der Angry Brigade sein. Die Beschäftigung mit dieser Gruppe ohne Kader und Hierarchien, der es, wenn auch nur über den Zeitraum von ein paar Jahren, mit ihren Bomben gelang, die herrschende Ordnung zwar nicht zu zerstören, aber sie doch wenigstens ordentlich durchzurütteln, ist auch heute, fast vierzig Jahre nach Erscheinen des letzten Kommuniqués, lohnenswert und fruchtbar für zukünftige Diskussionen.

Aufgrund phonetischer und stilistischer Gründe, wurden einige Wörter im Text, wie im Originaltext auf Englisch gelassen, immer kursiv, genauso wie gewisse Sprüche und Parolen. Wir taten dies, weil ansonsten gewisse sprachliche Raffinessen verloren gegangen wären. Wir haben alles dennoch übersetzt und in Klammern beigefügt.

Dasselbe gilt auch für die Verwendung gewisser Begriffe – egal ob wir mit denen einverstanden sind oder nicht – wo wir bei den originalen Begriffen geblieben sind, wie z.B., pigs (hier als Schweine, als Synonym für Bulle, aber nicht immer) und people (Volk). Es liegt nicht an uns historische Texte, noch dazu aus anderen Kontexten, aus einer anderen Epoche, umzuschreiben damit sich Menschen besser fühlen können. Denn so was nennt man normalerweise Geschichtsrevisionismus oder Zensur. Die Rolle der Gedankenpolizei übernehmen schon andere.

Einleitung

Die acht libertären Militanten, die 1972 im Old Bailey[1] vor Gericht standen und vom britischen Staat als „Verschwörer“ der Angry Brigade (Wütende-Zornige Brigaden) auserkoren worden waren, sahen sich nicht nur dem Klassenfeind mit all seinen Repressionsinstrumenten gegenüber, sondern auch der Ahnungslosigkeit und dem Unverständnis – wenn nicht gar der Verurteilung – der organisierten Linken.

Beschrieben als „verrückt“, „Terroristen“, „Abenteurer“ oder bestenfalls Autoren von „Gesten einer beunruhigenden Verzweiflung“, wurde die Angry Brigade verurteilt, ohne jeden Versuch, ihre Aktionen zu analysieren oder zu verstehen, was sie im allgemeinen Kontext des Klassenkampfes bedeuten. Die Mittel, mit denen dies gerechtfertigt wurde, waren einfach: Indem man die Aktionen der Angry Brigade als „terroristisch“ definierte und dies mit „individualistisch“ gleichsetzte, schlossen die Organisationen der Bewegung – deren Tendenz es ist, das Verhältnis zwischen Individuum und Masse als etwas Gegensätzliches zu sehen – sie quasi von ihren Anliegen aus.

Seltsamerweise beschränkte sich diese Haltung nicht auf die breite Linke, sondern war auch innerhalb der anarchistischen Bewegung vorherrschend, wo es auch heute noch eine Tendenz gibt, die Rolle des Individuums innerhalb der Masse und die Rolle der spezifischen Gruppe innerhalb der Massenbewegung zu ignorieren.

Wenn die Frage aufgeworfen wird, geschieht dies meist in Form einer absoluten Verurteilung. Zum Beispiel lesen wir in einem Artikel mit dem Titel „Terrorismus“ [sic]: „Wenn ein paar Leute es auf sich nehmen, den „bewaffneten Kampf“ zu führen, bedeutet das für uns, neben den üblichen öffentlichen Anfeindungen, Polizeischikanen, Verhaftungen und Verteidigungskampagnen, den Verlust all unserer politischen Lektionen, Errungenschaften und Stärken.“(Class War[2])

Die Probleme, mit denen die Gefährten[3] der Angry Brigade konfrontiert waren, ähnelten denen anderer damals aktiver Gruppen, die die vom Staat gezogenen Grenzen des Kampfes – die so genannten Grenzen der Legalität, jenseits derer der Repressionsmechanismus entfesselt wird – abgelehnt und als Bezugspunkt die Ebene des Massenkampfes genommen hatten. Diese Entscheidung war eine Missachtung der staatlichen Definition der Grenzen des Kampfes. Sie setzte sich auch über die Grenzen hinweg, die von der offiziellen Arbeiterbewegung und den außerparlamentarischen Organisationen, einschließlich der anarchistischen Bewegung, gesetzt wurden. Die Symbionese Liberation Army[4] in den USA, die RAF in Deutschland, die erste der Roten Brigaden in Italien, sie alle wurden von den „revolutionären“ Organisationen isoliert, als Agitatoren, Provokateure, individualistische Terroristen verurteilt, die das Wachstum der Massenbewegung bedrohten.

Über die Haltung gegenüber der SLA sollte Martin Sostre in Amerika schreiben: „Die Denunziation der SLA durch die Bewegungspresse ist nicht von der der herrschenden Klasse zu unterscheiden. Jede linke Organisation scheint mit den anderen um ihre Legitimität zu konkurrieren, indem sie die SLA anprangert… Auffallend abwesend in den Denunziationen ist jede Diskussion über die Rolle des bewaffneten Kampfes. Revolutionäre Gewalt wird als etwas Abstoßendes angesehen, das gemieden werden sollte. Die linke Bewegungspresse möchte glauben machen, dass wir, um die kriminelle herrschende Klasse zu stürzen, lediglich Massenbewegungen und Protestdemonstrationen organisieren und revolutionäre Slogans wiederholen müssen.“

Eine solche Zeitung in diesem Land (Großbritannien, A.d.Ü.) – der trotzkistische Red Mole (A.d.Ü., roter Maulwurf) – zeichnete sich dadurch aus, dass er zur Solidarität mit den im Prozess gegen die Angry Brigade angeklagten Gefährten aufrief, allerdings mit folgendem Vorbehalt: „Es nützt der organisierten Linken nichts, die Politik der Angry Brigade zu kritisieren, wenn wir nicht auch erkennen, warum eine Menge potenziell sehr guter Genossen die verschiedenen leninistischen Organisationen ablehnen und in der Tat zum Bombenwerfen greifen – bis man erwischt wird -, was an sich eine einfache Option ist, die sich nicht mit dem Problem befasst, dazu beizutragen, das politische Verständnis von Millionen von Menschen zu ändern.“ Verständlich genug im Hinblick auf das leninistische Programm. Aber aus anarchistischer Sicht?

Auf der Titelseite einer kürzlich erschienenen Ausgabe der Freedom[5] lesen wir: „Sogar die Bombenkampagne der Angry Brigade, die technisch brillant war, … erreichte absolut nichts, weil sie im direkten Widerspruch zu ihren verkündeten Idealen versuchten, als elitäre Avantgarde zu agieren und die normalen Menschen als passive Zuschauer ihrer Aktionen zurückließen. Weit davon entfernt, zu einem „Erwachen der Massen“ zu führen, führte dies zu einer Angst vor dem Anarchismus und anarchistischen Ideen, die wesentlich zu unserer gegenwärtigen Ohnmacht beigetragen hat.“

Wie wir sehen, besteht die alte Sorge fort: die, die Bewegung (besonders die anarchistische) vor den „Abenteurern“ zu schützen.

Tatsächlich ist und war die Bewegung der Ausgebeuteten nie eine monolithische Masse, die alle mit dem gleichen Bewusstseinsstand gemeinsam agieren. Der Kampf gegen das Kapital war von Anfang an durch eine Dichotomie zwischen der offiziellen Arbeiterbewegung auf der einen Seite mit ihren verschiedenen Organisationen – Parteien, Gewerkschaften usw. – gekennzeichnet, die den Dissens in eine überschaubare Form der quantitativen Vermittlung mit den Bossen kanalisieren. Und auf der anderen Seite die oft weniger sichtbare Bewegung der „Unkontrollierbaren“, die von Zeit zu Zeit in expliziten Organisationsformen auftauchen, aber oft anonym bleiben und auf individueller Ebene durch Sabotage, Enteignung, Angriffe auf Eigentum usw. in der nicht rekuperierbaren[6] Logik der Insurrektion[7] reagieren. Es gibt keine klare oder feste Trennlinie zwischen den beiden Bewegungen. Sie beeinflussen sich oft gegenseitig, wobei der Ansturm von der Basis die großen offiziellen Organisationen zwingt, eine bestimmte Richtung einzuschlagen, oder umgekehrt, wo letztere die autonomen Kämpfe bremsen.

Viele derjenigen, die die Masse der Gewerkschaftsmitglieder ausmachen, sind auch in außergewerkschaftlichen (und per Definition außergesetzlichen) Kampfformen äußerst aktiv. Jede Seite hat jedoch ihr eigenes Erbe: auf der einen Seite ein Erbe der Deals und des Ausverkaufs, der großen Siege, die reale Niederlagen auf dem Rücken der Arbeiter sind; auf der anderen Seite ein Erbe der direkten Aktion, der Unruhen, der organisierten Aufstände oder der individuellen Aktionen, die alle zusammen Teil der zukünftigen Gesellschaft sind, die wir uns alle wünschen, und ohne die sie nichts als eine Utopie wäre.

Ein kurzer Blick auf die Entwicklung des Kampfes in diesem Land zeigt diese Dualität ganz deutlich. Die organisierte antikapitalistische Bewegung, wie wir sie heute kennen, begann zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts Gestalt anzunehmen. Im Gegensatz zu den anderen europäischen kapitalistischen Ländern, die sich zur gleichen Zeit entwickelten, gab es nur einen geringen kommunistischen Einfluss sowohl auf organisatorischer als auch auf ideologischer Ebene. Traditioneller britischer Anti-Intellektualismus und „gesunder Menschenverstand“ waren vielleicht grundlegend für eine pragmatischere Form der Organisation, die die Form von Gewerkschaften annahm. Diese Gewerkschaften waren von Anfang an reformistisch, obwohl einige von ihnen durch den Druck der Basis zeitweise aufständische Momente kannten. Die Veränderungen, die die Gewerkschaften vorschlugen, sollten jedoch in der Regel mit gewaltfreien Methoden innerhalb der verfassungsmäßigen Grenzen zustande kommen.

Die zahlenmäßig bedeutendste der frühen Arbeiterbewegungen war die der Chartisten, die um 1838 begann. Als erste moderne Massenbewegung anerkannt, zählte die erste Chartisten-Petition eineinviertel Millionen Unterschriften. Dies ist eindeutig keine qualitative Einschätzung der aktiven Anhänger. Schon diese Bewegung war von zwei gegensätzlichen Strömungen geprägt: auf der einen Seite diejenigen, die Gewaltlosigkeit und den konstitutionellen Weg zum allgemeinen Wahlrecht als Lösung predigten; auf der anderen Seite diejenigen, die von Rebellion und bewaffneter direkter Aktion sprachen (und diese auch durchführten). Diese waren die so genannte „moralische Kraft“ und die „physische Kraft“. Sie waren mit der Spaltung zwischen den Handwerkern und den ungelernten Arbeitern verbunden und wurden nie versöhnt, was möglicherweise die kurze Dauer der Bewegung erklärt.

Während und unmittelbar vor dieser Periode gab es auch Formen der autonomen Revolte, wie die der vielen Handwerker in der Textilindustrie, die sich unter der Bedrohung, ihren Arbeitsplatz zu verlieren oder zu nicht spezialisierten Arbeitern degradiert zu werden, in bewaffneten Gruppen organisierten. Die bedeutendste dieser aufständischen Bewegungen war der so genannte Luddismus, der zwischen 1810 und 1820 stattfand. Während dieser Zeit wurde eine immense Menge an Eigentum zerstört, einschließlich einer großen Anzahl von Textilgestellen, die zur Herstellung minderwertiger, schäbiger Waren umgestaltet wurden. Die Ludditen, die den Namen von Ned Ludd annahmen, der mit einem Vorschlaghammer auf die vorhandenen Rahmen einschlug, organisierten sich lokal und sogar föderal mit großer Koordination, und trotz riesiger Aufgebote von Soldaten, vor allem in West Riding und Yorkshire, wo die Bewegung am stärksten war, kam es mehr als einmal zu einem generalisierten Aufstand. Wie John Zerzan[8] hervorhebt, war dies nicht der verzweifelte Ausbruch von Arbeitern, die kein anderes Ventil hatten, da es unter den Textilarbeitern und anderen vor und während der Ludditenaufstände eine lange Tradition des Gewerkschaftswesens gab.

In den frühen 1830er Jahren waren die Landarbeiter an der Reihe, Gelegenheitsarbeiter zu werden und sich in der „Armee“ von Captain Swing zu organisieren, einer mythischen Figur, die als Symbol für die Landarbeiter übernommen wurde, die Scheunen und Ställe niederbrannten und ihren Unterdrückern – Bauern, Pfarrern und Friedensrichtern gleichermaßen – mit demselben Schicksal drohten. Während die Ludditen extrem organisiert waren, mangelte es den Swing-Männern an Geheimhaltung. Neunzehn von ihnen wurden gehängt (sechzehn wegen Brandstiftung), 644 kamen ins Gefängnis und 481 wurden nach Australien deportiert.

Zusammen mit der unvermeidlichen Entwicklung der Repressionskräfte in Form von Polizei und Armee sehen wir die Entwicklung der Gewerkschaften als einen Versuch, Ordnung aus der Arbeitssituation selbst heraus zu schaffen. Durch ihre Aufteilung nach Berufen und nach spezialisierten und nicht spezialisierten Arbeitern hatten sie nicht nur den Effekt, den Kampf zu kontrollieren, sondern ihn auch zu fragmentieren und entlang dieser künstlichen Aufteilungen zu zerstreuen. Im Jahr 1910 gab es allein in der Maschinenbauindustrie über 50 Gewerkschaften. Die revolutionäre Bewegung, die sich daraufhin entwickelte, begann teilweise als Zerstörung der alten Organisationsformen.

Es entwickelten sich drei wichtige Bewegungen. Die evolutionäre syndikalistische[9] Bewegung unter französischem Einfluss; die industriellen Syndikalisten (IWW[10]) aus Amerika und die Bewegung der Vertrauensleute der Gewerkschaft[11], die besonders in der Clydeside in Schottland aktiv war. Sie kämpften für die Kontrolle der Industrie durch die Arbeiter und gegen das Versagen der orthodoxen Gewerkschaften und des linken Parlamentarismus, irgendeine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erreichen. Aber diese Bewegungen, obwohl sie auf lokaler Ebene stark waren und in der Lage, wichtige Streiks und Aufstände zu organisieren, gingen nie über die Grenzen der Maschinenbau- und Transportindustrie und der Bergwerke hinaus.

In den Kriegsjahren kam es zu einem Pakt zwischen den Gewerkschaften und der Regierung. Beide taten sich zusammen, um den Arbeitern gewaltsam ein Gefühl von Patriotismus einzuflößen, um sie auf das große Massaker vorzubereiten, das kommen sollte. Streiks wurden als Ergebnis dieses Deals illegal, was deutlich zeigt, wie die Grenze zwischen Legalität und Illegalität ein formbares Instrument in den Händen der Macht ist. Nicht alle gingen bereitwillig zur Schlachtbank, und die vielen Deserteure und Meutereien, die brutal niedergeschlagen wurden, sind immer noch Teil der ungeschriebenen Geschichte des Proletariats.

Die Kommunistische Partei, die 1920 während der Nachkriegsdepression gegründet wurde, war autoritär und zentralisiert. Obwohl die Partei nie die Unterstützung erlangte, die ihre kontinentalen Gegenstücke hatten, erfüllte sie dennoch ihre Rolle, die Kämpfe im Kurs zu kontrollieren. Zum Beispiel ging sie in die Kämpfe der Arbeitslosen hinein, die sich in lokalen Gruppen zur Enteignung von Lebensmitteln, Hausbesetzungen usw. organisierten, und kanalisierte sie, um reformistische Forderungen an den Staat zu stellen und große Demonstrationen wie die Hungermärsche von Jarrow durchzuführen.

Der Generalstreik war sinnbildlich für den Gegensatz zwischen der Masse der Arbeiter und den Gewerkschaften und Parteien, die behaupteten, sie zu vertreten.

Mit dem Aufschwung und der Entwicklung der Schwerindustrie konzentrierten sich die Hauptenergien der Ausgebeuteten jedoch am Arbeitsplatz, dem einzigen Ort, an dem sie sich nun zusammenfanden. Die Vertrauensleutebewegung[12] wurde in den fünfziger und sechziger Jahren in den sogenannten Boomjahren wiederbelebt. Aber obwohl sie näher an der Basis der Arbeiter war, zersplitterte sie den Bereich des Kampfes noch mehr als die bereits auf einzelne Gewerbe ausgerichteten Gewerkschaften. Die wachsende Arbeitsteilung verursachte eine zunehmende Spaltung des Kampfes, mit dem Ergebnis, dass die Solidarität zwischen den verschiedenen Sektoren begrenzt war, sogar zwischen den Arbeitern in derselben Fabrik.

Während die Gewerkschaften daran arbeiteten, die Industrie zusammen mit den Bossen zu entwickeln, entwickelte die Basis andere, unkontrollierbare Kampfformen wie Go-Slows[13], wilde Streiks, Sit-ins[14] usw. Zum Beispiel waren von den 421 Streiks in den Docks zu Beginn der sechziger Jahre 410 inoffiziell. Dieselben Arbeiter hatten bereits zehn Jahre zuvor erlebt, wie Truppen von einer Labour-Regierung in die Docks verlegt wurden und TGWU[15]-Funktionäre gegen ihre eigenen Mitglieder aussagten.

Die Beschleunigung der Automatisierung, des Arbeitstempos und der Entfremdung, besonders in der sich schnell entwickelnden Autoindustrie, führte zu Kämpfen, die sich gegen die Arbeitsethik der Gewerkschaft und des Managements richteten. Gegen Tarifaus- und Verhandlungen führten vor allem die Automobilarbeiter und Hafenarbeiter Sabotageaktionen an den Fließbändern, wilde Streiks und Besetzungen durch. Zeitweise gelang es ihnen, ihre „Verteidigungs“-Organisationen in Angriffssituationen und über die Grenzen der Unabhängigkeitsbestrebungen[16] und der Gewerkschaftsdifferenzen hinweg zu drängen, in die sie gezwungen worden waren. Aber der Ökonomismus der Gewerkschaften war eine der stärksten Waffen des Kapitals. Zu einer Zeit, als sich Industrieunruhen und sogar Aufstände in ganz Europa ausbreiteten, die jeweils von einer Minderheit mit ihren eigenen Zielen ausgingen und sich über Streikposten, Arbeiterkomitees, Versammlungen usw. auf andere Kategorien von Arbeitern in derselben Branche und darüber hinaus ausbreiteten, waren die Gewerkschaften die einzigen Organe, die in der Lage waren, mit der Geschäftsleitung zu verhandeln und die Arbeiter dazu zu bringen, unter großen Slogans der Einheit an die Arbeit zurückzukehren.

Dieser Dualismus in der Arbeiterbewegung zwischen Elementen der Basis, die direkt und spontan innerhalb einer bestimmten ökonomischen Situation kämpfen, und den Vertretern der nationalen Politik der offiziellen Arbeiterbewegung, die immer bereit sind, Kämpfe zu bremsen und zu formalisieren (z.B. Boykott, Streiks und sogar „Arbeit nach Vorschrift“) und sie zu Instrumenten der Verhandlung mit den Industrien zu machen, hat immer existiert. Aber nicht alle Aktionen der Basis können instrumentalisiert werden, und der Drang zur Illegalität kann nie ganz erstickt werden. Zeitweise mag es so aussehen. Aber selbst während der relativen „Flauten“ gibt es eine immerwährende Bewegung von bewusst der Arbeit Fernbleibenden[17], Expropriateuren und Saboteuren. Diese Bewegung von unten, die Ende der sechziger Jahre in voller Stärke auftrat, zerstreute den Mythos der passiven, stabilen englischen Arbeiterklasse, so wie sich das Bild des traditionellen Arbeiters mit der Zunahme der Zahl von Frauen und eingewanderten Arbeitern in der produktiven Arbeit und den schnell expandierenden Dienstleistungsindustrien veränderte.

Zur gleichen Zeit wuchs eine neue Bewegung in den Schulen und Hochschulen. Einer der Hauptbezugspunkte für diese Bewegung war der Vietnamkrieg. In jedem College und jeder Universität kämpften verschiedene Gruppen um politischen Raum. Eine Zeit lang gab es den Versuch, eine einheitliche Studentenbewegung zu bilden, die Revolutionary Students Federation (A.d.ü., Revolutionäre Studentenföderation). Die bedeutendsten Gruppen hatten eine trotzkistische Tendenz, der Maoismus hatte in diesem Land wenig Einfluss. Aber die sterile Politik der geradlinigen Linken (Trotzkisten und andere Leninisten) konnte die neue antiautoritäre Bewegung, die sich zu entwickeln begann, nicht eindämmen.

Die Politik des alltäglichen Lebens – sich um die eigene Unterdrückung herum zu organisieren, zu versuchen, die Spaltung zwischen Arbeitern und Studenten, zwischen Männern und Frauen zu überwinden, Gruppen um konkrete Probleme herum zu bilden und nicht unter politischen Bannern – war in voller Entwicklung. Eine riesige Bewegung von Bittstellern[18]-Arbeitslosen, Hausbesetzern, Feministinnen usw. entstand, die nicht das Recht auf Arbeit, sondern die Verweigerung von Arbeit zum Ausdruck brachte, die nicht die abwartende Taktik der gewerkschaftlichen Erziehung anwandte, sondern sich hier und jetzt das nahm, was verweigert wurde, und das ablehnte, was angeboten wurde. Die Kritik an der Kernfamilie als fester Bastion der kapitalistischen Macht führte zu vielen Erfahrungen des gemeinschaftlichen Lebens. Diese Bewegung in ihrer ganzen Komplexität, die nicht so sehr eine Studentenbewegung war, sondern eine weit verbreitete, die junge Arbeiter, Studenten und Arbeitslose umfasste, könnte man als die libertäre Bewegung dieser Zeit bezeichnen.

Diese Bewegung bestand aus autonomen Gruppen, die außerhalb der stagnierenden Atmosphäre der traditionellen anarchistischen Bewegung mit ihren eigenen mikroskopischen Machtzentren agierten, die, wie Bakunin so scharfsinnig feststellte, genauso ruchlos sind wie jede andere Machtstruktur. Es kann daher eine Parallele zwischen der Dichotomie innerhalb der Arbeiterbewegung und derjenigen, die innerhalb der anarchistischen Bewegung existiert, gezogen werden. Auf der einen Seite gibt es die Gefährten, die Machtpositionen innehaben, die keine konkrete Tätigkeit ausüben, um zum revolutionären Bewusstsein der Masse beizutragen, sondern die ihre Zeit damit verbringen, Versammlungen und Konferenzen zu leiten, die darauf abzielen, jüngere Gefährten durch die Beschwörung abstrakter Prinzipien zu beeinflussen. Diese Prinzipien werden als die einzig wahren Lehren des Anarchismus hochgehalten und von denjenigen befolgt, die sie entweder aus Faulheit oder Schwäche kritiklos akzeptieren. Die Manifestationen dieser Inseln der Macht nehmen gewöhnlich die Form von Publikationen an, die lange bestehen und sich wiederholen. Sie haben den äußeren Anschein eines „offenen Forums“ für den Gebrauch der Bewegung als Ganzes, aber die grundlegende Ideologie – die der Konservierung und des Stillstands – sickert hinter dem Gewusel von „Helfern“ hindurch, die die Aufgabe haben, die Publikation zu „füllen“ und physisch herzustellen. Diese Publikationen sind die ersten, die autonome Aktionen verurteilen, die ihre Bezugspunkte in der illegalen Bewegung der Ausgebeuteten haben. Sie sind die ersten, die sie anprangern und sie beschuldigen, die polizeiliche Repression auf die anarchistische Bewegung zu lenken. In ihren Träumereien haben sie vergessen, dass es Repression immer gibt, und dass sie nur in ihrer raffiniertesten Form den friedlichen Friedhof der Duldung schafft, auf dem nur Gespenster wandeln dürfen. Viele der stärksten sozialen Rebellionen der letzten Zeit wurden durch die Reaktion der Bevölkerung auf die polizeiliche Repression ausgelöst und verbreitet.

Die traditionelle anarchistische Bewegung sieht sich daher von der anderen Bewegung der Anarchisten bedroht, den autonomen Gruppen und Einzelpersonen, die ihre Aktionen auf eine kritische Bewertung vergangener Methoden und aktueller Theorie und Analyse stützen. Auch sie benutzen die traditionellen Instrumente von Flugblättern, Zeitungen und anderen Publikationen, aber sie benutzen sie als Werkzeuge der revolutionären Kritik und Information und versuchen immer, auf den Massenkampf zuzugehen und persönlich und methodisch zu ihm beizutragen. Es ist durchaus kohärent – und notwendig, wenn sie aktive Teilnehmer des Kampfes sein wollen -, dass sie auch die Instrumente der direkten Aktion und des bewaffneten Kampfes anwenden. Diese Gruppen lehnen die Logik des Machtzentrums und der „freiwilligen Helfer“ ab. Jedes Individuum ist für sein oder ihr Handeln verantwortlich, das auf Entscheidungen beruht, die durch die endlose Aufgabe des Erwerbs von Informationen und Verständnis erreicht werden. Einiges davon kann auch von älteren oder erfahreneren Gefährten in der Gruppe gewonnen werden, aber niemals als etwas, das verehrt und unkritisch weitergegeben werden muss. Genauso wie es keine unverrückbaren Grenzen zwischen den beiden Arbeiterbewegungen gibt, gibt es sie auch nicht innerhalb der beiden anarchistischen Bewegungen. Es gibt auch keine feste Grenze zwischen der letzteren Bewegung und der aufständischen Arbeiterbewegung. Wenn sich der Kampf zuspitzt, nähern sich diese Bewegungen an und vermischen sich, die Anarchisten jedoch immer mit dem Ziel, den Kampf zu einem revolutionären Abschluss zu treiben und libertäre Methoden anzubieten, um zu verhindern, dass er von autoritären Strukturen übernommen wird.

Die andere, traditionelle anarchistische Bewegung hat in der Vergangenheit nur allzu oft ihre Bereitschaft gezeigt, Bündnisse mit Strukturen der offiziellen Arbeiterbewegung einzugehen.

In Anbetracht der Situation Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre, mit der Welle von Arbeiterunruhen von der Basis ausgehend, den Kämpfen der Studenten an den Universitäten, den Kämpfen der Arbeitslosen, der Frauen und so weiter, taucht die Angry Brigade sowohl als Produkt dieser Realität als auch als revolutionäres Subjekt auf, das innerhalb dieser Realität agiert. Sie als irgendeine Form von sozialer Abweichung abzulehnen, hieße, die Augen vor der Realität des Kampfes zu dieser Zeit zu verschließen. Die Tatsache, dass ihre Aktionen bewusst auf dem Gebiet der Illegalität stattfanden und sie andere dazu aufforderten, dasselbe zu tun, disqualifiziert sie in keiner Weise von dem, was in seinem eigentlichen Wesen eine illegale Bewegung war. Es ist möglich, dies sogar im Zusammenhang mit den Bombenanschlägen allein zu sehen, die in diesen Jahren stattfanden (obwohl wir damit nicht beabsichtigen, die umfangreichen und vielfältigen Instrumente der Illegalität auf das der Bombe zu reduzieren): Major Yallop, Leiter der Laboratorien im Woolwich Arsenal, Hauptzeuge der Anklage im Prozess gegen die angebliche „Angry Brigade“, musste zugeben, dass zusätzlich zu den 25 Bombenanschlägen zwischen 1968 und Mitte 1971, die ihnen zugeschrieben wurden, weitere 1.075 durch sein Labor gegangen waren.

Wenn wir die von der Angry Brigade beanspruchten Bombenanschläge betrachten, sehen wir, dass sie sich auf zwei Bereiche des Kampfes konzentrieren, die zu dieser Zeit hochsensibel waren. Der erste war der Kampf in der Industrie: der Bombenanschlag auf das Dept. of Employment and Productivity (A.d.Ü., Arbeitsministerium) am Tag einer großen Demonstration gegen die Industrial Relations Bill[19]; der Bombenanschlag auf das Haus von Carr[20] am Tag einer noch größeren Demonstration; der Bombenanschlag auf das Haus von William Batty[21] während eines Streiks bei Ford in Dagenham; der Bombenanschlag auf das Haus von John Davies, Minister für Handel und Industrie, während der Upper Clyde Shipbuilders-Krise[22]; der Bombenanschlag auf Bryant Homes[23] während eines Streiks auf einer seiner Baustellen. Ergänzend zu diesen Anschlägen gab es die Bomben, die direkt auf den Repressionsapparat des Staates gerichtet waren, zu einer Zeit, als die Repression als Reaktion auf den Aufschwung in allen Bereichen des Kampfes stark zunahm. Der Bombenanschlag auf das Haus von Commissioner Waldron, dem Chef von Scotland Yard. Der Bombenanschlag auf den Polizeicomputer im Tintagel House[24], auf das Haus des Generalstaatsanwalts Peter Rawlinson und schließlich auf ein Rekrutierungszentrum der Territorialarmee – Heeresreserve (Territorial Army Recruitment), kurz nachdem die Internierung[25] in Nordirland eingeführt wurde, fallen in diese Kategorie. Die Bombenanschläge auf die Boutique Biba´s in der Hauptstraße und auf den BBC-Wagen in der Nacht vor dem Miss-World-Wettbewerb waren ein Versuch, weiter in die Richtung zu gehen, die Stereotypisierung und Entfremdung des Spektakels von Konsum und Rollenspiel zu zerstören: „In der Drogerie sitzen, distanziert schauen, leer, gelangweilt, irgendeinen geschmacklosen Kaffee trinken? oder vielleicht BLOW IT UP OR BURN IT DOWN (SPRENG ES IN DIE LUFT ODER BRENN ES NIEDER).“

Durch ihre Aktionen wurde auch die Angry Brigade ein Teil dieses Spektakels, aber ein Teil, der Form annahm, um zu seiner Zerstörung beizutragen. Ihre Aktionen, wie sie hier vorgestellt werden, nehmen daher ihren Platz nicht als eine alte Ware, die man herausnimmt und abstaubt, um sie dann wie ein Relikt, das der Vergangenheit angehört, wieder ins Regal zu stellen. Die Arbeit, die sie geleistet haben – und für die fünf Libertäre mit hohen Gefängnisstrafen bezahlt haben -, ist ein Beitrag zu dem andauernden Kampf, der in dem Maße, wie sich die Strategien des Kapitals ändern, seine Form verändert, um sich zu restrukturieren und zu erhalten. Eine kritische Bewertung der Angry Brigade muss daher woanders stattfinden als auf den sterilen Seiten dieses Pamphlets. Sie muss in den aktiven Überlegungen einer Bewegung stattfinden, die eine Aufgabe zu erfüllen hat und die sich nicht mit der Verurteilung und Diffamierung durch diejenigen zufrieden gibt, deren oberstes Ziel es ist, sich selbst zu schützen.

Viele Probleme werden durch eine erneute Lektüre der Aktionen und Erfahrungen der Angry Brigade aufgeworfen – Klandestinität oder nicht, symbolische Aktion oder direkter Angriff, anonyme Aktionen oder die Verwendung von Kommuniqués, die durch die Medien verbreitet werden – um nur einige zu nennen. Die folgenden Seiten helfen, diese Fragen zu beleuchten, deren Lösung nur im konkreten Feld des Kampfes gefunden werden kann.

Jean Weir

Kommuniqués der Angry Brigade

Erstes Kommuniqué

BRÜDER & SCHWESTERN:

Wir erwarten, dass die Nachricht über den Maschinengewehrangriff auf die spanische Botschaft in London[26] Donnerstagnacht von der bürgerlichen Presse unterdrückt wird… Es ist das dritte Mal innerhalb des letzten Monats, dass das System die Maske der sogenannten „Informationsfreiheit“ fallen lässt und versucht, die Tatsache seiner Verwundbarkeit zu verbergen.

„Sie“ kennen die Wahrheit hinter der BBC[27] am Tag vor der Miss-World-Farce, „sie“ kennen die Wahrheit hinter der Zerstörung des Eigentums von Richtern des Obersten Gerichtshofs; „sie“ kennen die Wahrheit hinter den vier Barclays-Banken, die entweder angezündet oder schwer zerstört wurden; „sie“ wissen auch, dass sich aktive Opposition gegen ihr System ausbreitet.

Die Angry Brigade übernimmt nicht für alles die Verantwortung.

Wir können uns auf die eine oder andere Weise Gehör verschaffen. In Solidarität mit unseren baskischen Brüdern und Schwestern haben wir gestern Abend die spanische Botschaft mit Maschinengewehren beschossen. Wir waren vorsichtig, nicht die Schweine zu treffen, die das Gebäude als Vertreter des britischen Kapitals im faschistischen Spanien bewachen. Wenn Großbritannien bei diesem „legalen“ Lynchmord mit Frankreich kooperiert, indem es die Wahrheit wegsperrt, werden wir beim nächsten Mal vorsichtiger zielen.

SOLIDARITÄT & REVOLUTION
LIEBE
Kommuniqué, Die Angry Brigade[28]

Kommuniqué 1

Faschismus & Unterdrückung
werden zertrümmert werden
Botschaften (Spanische Botschaft mit Maschinengewehren beschossen Donnerstag)
Hohe Schweine
Spektakel
Richter
Eigentum

Kommuniqué 1
Die Angry Brigade

Kommuniqué 2

Erfolg
Britisches Arbeitsministerium

Kommuniqué 2
Die Angry Brigade[29]

Kommuniqué 3

(Von Kommuniqué 3 sind nur Auszüge aus I.T. 94 und I.T. 95 verfügbar)

Die Erklärung übernimmt die Verantwortung für den Bombenangriff auf das Department of Employment and Productivity Wages Council (A.d.Ü., Britisches Arbeitsministerium). Sie beschrieben es als Teil einer „geplanten Serie von Angriffen auf kapitalistisches und staatliches Eigentum“. Sie endet mit: „Wir werden ihre Gewalt mit unserer Klassengewalt beantworten“.[30]

Kommuniqué 4

Robert Carr bekam es heute Abend. Wir kommen näher (We‘re getting closer).[31]

Kommuniqué 4
Die Angry Brigade

Kommuniqué 5

Wir sind keine Söldner.

Wir greifen Eigentum an, nicht Menschen.

Carr, Rawlinson[32], Waldron[33], wären alle tot, wenn wir es gewollt hätten.

Faschisten und Regierungsbeamte sind die einzigen, die die Öffentlichkeit angreifen – die Brandbombe auf die westindische Party in Südlondon, die West End Kino Bombe[34].

Die britische Demokratie basiert auf mehr Blut, Terror und Ausbeutung als jedes andere Imperium in der Geschichte.

Sie hat eine brutale Polizei, über deren Verbrechen gegen Menschen die Medien nicht berichten wollen.

Jetzt hat ihre Regierung einen grausamen Klassenkrieg erklärt.

Carrs Industrial Relations Bill zielt darauf ab, ihn zu einem einseitigen Krieg zu machen.

Wir haben begonnen zurückzuschlagen und der Krieg wird von der organisierten Arbeiterklasse gewonnen werden, mit Bomben.

Kommuniqué 5
Die Angry Brigade

Kommuniqué 6

MITREVOLUTIONÄRE…

Wir haben zu lange still gesessen und die Gewalt des Systems ertragen. Wir werden täglich angegriffen. Gewalt gibt es nicht nur in der Armee, der Polizei und den Gefängnissen. Sie existiert in der schäbigen, entfremdenden Kultur, die von Fernsehen, Filmen und Zeitschriften verbreitet wird, sie existiert in der hässlichen Sterilität des städtischen Lebens. Sie existiert in der täglichen Ausbeutung unserer Arbeit, die den großen Bossen die Macht gibt, unser Leben zu kontrollieren und das System für ihre eigenen Zwecke zu steuern.

Wie viele Rolls Royce… wie viele Nordirlands… wie viele gewerkschaftsfeindliche Gesetze wird es brauchen, um zu zeigen, dass die herrschende Klasse in einer Krise des Kapitalismus nur reagieren kann, indem sie die Bevölkerung politisch angreift?

Aber das System wird niemals von selbst zusammenbrechen oder kapitulieren.

Immer mehr Arbeiter erkennen das jetzt und verwandeln gewerkschaftliches Bewusstsein in offensive politische Militanz. In einer Woche streikten eine Million Arbeiter… Fords, Post, BEA, Ölzusteller…

Unsere Aufgabe ist es, die politischen Widersprüche auf allen Ebenen zu vertiefen.

Wir werden das nicht erreichen, indem wir uns auf „Themen“ konzentrieren oder verwässerte sozialistische Plattitüden verwenden.

In Nordirland haben die britische Armee und ihre Schergen einen Übungsplatz gefunden: das CS-Gas und die Kugeln in Belfast werden morgen in Derby und Dagenham sein.

UNSER Angriff ist gewalttätig…

Unsere Gewalt ist organisiert.

Die Frage ist nicht, ob die Revolution gewaltsam sein wird. Organisierter militanter Kampf und organisierter Terrorismus gehen Seite an Seite. Das sind die Taktiken der revolutionären Klassenbewegung. Wo zwei oder drei Revolutionäre organisierte Gewalt anwenden, um das Klassensystem anzugreifen … da ist die Angry Brigade. Revolutionäre in ganz England benutzen bereits den Namen, um ihre Angriffe auf das System bekannt zu machen.

Keine Revolution wurde jemals ohne Gewalt gewonnen.

So wie die Strukturen und Programme einer neuen revolutionären Gesellschaft an jedem Punkt des Kampfes in jede organisierte Basis einfließen müssen, so muss organisierte Gewalt jeden Punkt des Kampfes begleiten, bis die revolutionäre Arbeiterklasse bewaffnet das kapitalistische System stürzt.

Kommuniqué 6
Die Angry Brigade

Kommuniqué 7

GEFÄHRTEN!

Vor zwei Monaten haben wir das Haus von Carr in die Luft gejagt. Revolutionäre Gewalt durch die hohen Mauern des englischen Liberalismus.

Abgesehen von einem kurzen Communiqué schwiegen wir seitdem… Warum?…wer ist die Angry Brigade…was sind ihre politischen Ziele…eine Menge Kritik wurde in vage Richtungen gelenkt…sie nannten uns die Special Branch[35], die Front, Anarcho-Verrückte, Kommis, Bomben-Mob, alles Mögliche…wir glauben, dass die Zeit für einen ehrlichen Dialog gekommen ist…mit jedem Gefährten, der sich an uns wenden möchte…durch die Untergrundpresse…durch irgendetwas. Schaut euch um, Bruder und Schwester…schaut auf die Barrieren…atmet nicht…liebt nicht, streikt nicht, macht nicht Ärger…TUT NICHT(DON’T).

Die Politiker, die Führer, die Reichen, die großen Bosse, haben das Kommando…SIE kontrollieren. WIR, DAS VOLK (THE PEOPLE), LEIDEN… SIE haben versucht, uns zu bloßen Funktionen eines Produktionsprozesses zu machen. SIE haben die Welt mit chemischen Abfällen aus ihren Fabriken verschmutzt. SIE haben uns den Müll ihrer Medien in die Kehle gestopft. SIE haben uns zu absurden sexuellen Karikaturen gemacht, alle von uns, Männer und Frauen. SIE haben uns getötet, napalmiert (A.d.Ü., mit Napalm einbalsamiert), zu Seife verbrannt, verstümmelt und vergewaltigt.

Das ging über Jahrhunderte so weiter.

Langsam begannen wir den GROSSEN BETRUG zu verstehen. Wir sahen, dass sie „unsere Möglichkeiten“ definiert hatten. Sie sagten: Ihr könnt demonstrieren … zwischen den Polizeiabsperrungen. Ihr könnt Sex haben … in der normalen Position und als Ware; Waren sind gut. Ihr könnt euch zur Verteidigung des TUC[36] (Trades Union Congress) versammeln … Die „Führung“ ist weise.

SIE benutzten verwirrende Worte wie „Öffentlichkeit“ oder das „Nationale Interesse“. Ist die Öffentlichkeit eine Art „würdiges Gremium“, dem wir nur solange angehören, bis wir streiken? Warum werden wir dann zu gefürchteten Schmarotzern reduziert, die die Wirtschaft des Landes ruinieren? Ist „Nationales Interesse“ etwas anderes als IHR Interesse?

In letzter Zeit haben wir begonnen, eine andere Art von Betrug zu durchschauen: es gibt eine bestimmte Art von Fachleuten, die behaupten, uns zu vertreten… die Abgeordneten, die Kommunistische Partei, die Gewerkschaftsführer, die Sozialarbeiter, die alte-alte Linke… All diese Leute haben sich angemaßt, in unserem Namen zu handeln. All diese Leute haben bestimmte Dinge gemeinsam … SIE verkaufen uns immer … SIE haben alle Angst vor uns … SIE predigen, den Frieden zu bewahren … und wir sind gelangweilt … arm … und sehr müde, den Frieden zu bewahren.

DIE ANGRY BRIGADE WURDE EINE REALITÄT wir wussten, dass jeder Moment schlecht bezahlter Langeweile an einem Fließband ein Gewaltverbrechen war. Wir hatten alle senilen Hierarchien und ALLE Strukturen abgelehnt, die Lügner, die Armutszuhälter, die Carrs, die Jacksons[37] die Rawlinsons, die Bob Hopes[38], die Waldrons

Zu glauben, dass UNSER Kampf auf die Kanäle beschränkt werden könnte, die uns von den Schweinen zur Verfügung gestellt werden, WAR DER GRÖSSTE BETRUG. Und wir fingen an, sie zu schlagen.

* * *

Der 12. Januar war wichtig…wir zerschlugen die Verdunkelungen der Yellow Press (A.d.Ü., Sensationspresse) …hunderte von Jahren Imperialismus…Millionen von Opfern der Kolonisation brachen auf…all die unterdrückte Frustration, all das Glühen der entfesselten Energie sprengte unsere Gedanken…Carr war völlig unwichtig…er war nur ein Symbol…wir hätten den Bastard töten können…oder Powell oder Davies[39]…oder irgendein Schwein.

Dann bekamen wir Angst…wie jedes neugeborene Baby, das seine Augen einem gigantischen Leuchten öffnet – wir bekamen Angst…jedes Klopfen, jedes Wort wurde zu einer Bedrohung…aber gleichzeitig wurde uns klar, dass unsere Panik winzig war, verglichen mit der Panik der Mirrors und der Habershons UND ES BLITZTE AUF: WIR WAREN UNSCHLAGBAR…weil wir jeder waren.

SIE KÖNNTEN UNS NICHT VERHAFTEN, WEIL WIR NICHT EXISTIERTEN Wir fingen an, uns in die Öffentlichkeit zu trauen, sprachen mit Freunden, mit Nachbarn, mit Leuten in den Kneipen, bei Fußballspielen … und wir wussten, dass wir nicht allein waren … WIR LEBTEN UND WUCHSEN!

GEFÄHRTEN!

Brüder und Schwestern, die wir kaum kennen, wurden abgeholt, reingelegt, eingeschüchtert, belästigt. Die McCarthy’s[40], die Prescotts, die Purdies[41] sind alle UNSCHULDIG. Die Schweine brauchen Sündenböcke.

Unsere Macht ist die 6 Büros der Konservativen, die am 13. Januar durch Molotowcocktails zerstört wurden, der Generator in Altringham, der in die Luft gejagt wurde, sind alles Antworten der revolutionären Bewegung auf unseren Aufruf.

Wir sind sicher, dass jeder einzelne Tag, an dem diese Gefährten hinter Gittern bleiben, gerächt werden wird…Auch wenn das bedeutet, dass einige der Schweine ihr Leben verlieren werden.

* * *

Vor drei Wochen hätten wir fast Jacksons Hauptquartier in die Luft gejagt. Wir wussten, dass er sich verkaufen musste. Wir wollten ihn treffen, BEVOR er den Schaden anrichtet. Aber in uns tragen wir die Überreste des Liberalismus und der Irrationalität…Lasten unserer Vergangenheit, die wir versucht haben abzulegen. Er kam uns zuvor…ER HAT SICH VERKAUFT…Lassen wir die arbeitenden Brüder und Schwestern unsere Jury sein.

Dieses Mal wussten wir es besser: Es ist FORD HEUTE ABEND. Wir feiern das 100-jährige Bestehen der Pariser Kommune. Wir feiern unsere REVOLUTION, die sich nicht kontrollieren lässt.

Unsere Revolution ist eine autonome Aktion der Basis – wir erschaffen sie SELBST. Wir haben jetzt Vertrauen… wir müssen nicht darauf warten, dass sie uns etwas Verlockendes wie einen Powell, einen Gesetzesentwurf oder einen faulen Apfel vor die Nase halten, bevor wir wie die Kaninchen springen. Wir klammern uns nicht verzweifelt an die Illusion der FREIHEIT. Unsere Strategie ist klar: Wie können wir das System zerschlagen? Wie kann das Volk die Macht übernehmen?

Wir müssen ANGREIFEN, wir können unseren Wunsch, in die Offensive zu gehen, nicht delegieren. Sabotage ist eine Realität… aus der Fabrik rauszukommen ist nicht der einzige Weg zu streiken… drinnen bleiben und die Macht übernehmen. Wir sind gegen jede externe Struktur, ob sie Carr, Jackson, IS[42], KP[43] oder SLL[44] heißt, ist irrelevant – sie sind alle ein und dasselbe.

WIR GLAUBEN AN DIE AUTONOME ARBEITERKLASSE.

WIR SIND EIN TEIL VON IHR. UND WIR SIND BEREIT, UNSER LEBEN FÜR UNSERE BEFREIUNG ZU GEBEN.

ALLE MACHT DEM VOLK (POWER TO THE PEOPLE)

Kommuniqué 7
Die Angry Brigade[45]

Kommuniqué 8

„Wenn du nicht damit beschäftigt bist, geboren zu werden, bist du damit beschäftigt, zu kaufen“.

Alle Verkäuferinnen in den protzigen Boutiquen werden dazu gezwungen, sich gleich zu kleiden und das gleiche Make-up zu tragen, die 1940er Jahre repräsentierend. In der Mode, wie in allem anderen, kann der Kapitalismus nur rückwärts gehen … sie können nirgendwo hin – sie sind tot.

Die Zukunft gehört uns.

Das Leben ist so langweilig, dass es nichts zu tun gibt, außer unseren ganzen Lohn für den neuesten Rock oder das neueste Hemd auszugeben.

Brüder und Schwestern, was sind eure wahren Sehnsüchte?

In der Drogerie sitzen, distanziert schauen, leer, gelangweilt, irgendeinengeschmacklosen Kaffee trinken? Oder vielleicht ES IN DIE LUFT ZU SPRENGEN ODER ES NIEDERZUBRENNEN (BLOW IT UP OR BURN IT DOWN). Das Einzige, was man mit den modernen Sklavenhäusern – Boutiquen genannt – machen kann, IST, SIE ZU ZERSTÖREN. Man kann Profit Kapitalismus und Unmenschlichkeit nicht reformieren. Tritt es einfach, bis es zerbricht.

Revolution.

Kommuniqué 8
Die Angry Brigade[46]

Kommuniqué 9

WIR kommen näher.

Wir zerstören langsam die langen Tentakel der unterdrückerischen Staatsmaschine…

geheime Akten an den Universitäten
Arbeitsstudien in den Fabriken
die Volkszählung zu Hause
Sozialversicherungsakten
Computer
TV
Giro
Reisepässe
Arbeitsgenehmigungen
Versicherungskarten.
Bürokratie und Technologie, die gegen die Menschen eingesetzt werden…
um unsere Arbeit zu beschleunigen
um unseren Verstand und unsere Handlungen zu verlangsamen
um die Wahrheit auszulöschen.

Polizeicomputer können nicht die Wahrheit sagen. Sie zeichnen nur unsere „Verbrechen“ auf. Die Schweinemorde bleiben unaufgezeichnet. Stephen McCarthy, Peter Savva[47], David Owale[48]-Der Mord an diesen Brüdern steht auf keiner geheimen Karte.

Wir werden unsere Brüder rächen.

Wenn sie einen weiteren Bruder oder eine Schwester ermorden, wird das Blut der Schweine auf den Straßen fließen.

168 Explosionen im letzten Jahr. Hunderte von Drohanrufen an die Regierung, Bosse, Anführer.

Die Angry Brigade ist der Mann oder die Frau, die neben Ihnen sitzt. Sie haben Waffen in ihren Taschen und Wut in ihren Köpfen.

Wir kommen näher.

Raus aus dem System und seinem Besitz.

Alle Macht dem Volk (Power to the people).

Kommuniqué 9
Die Angry Brigade[49]

Kommuniqué 10

JOHN DILLON IST DRIN; WIR HABEN GEWONNEN
BATTY UND SEIN TRANSFORMATOR IST RAUS; WIR HABEN WIEDER GEWONNEN
DEN STREIT VOM ZAUN BRECHEN
BOGSIDE-CLYDESIDE
UNTERSTÜTZT DIE WÜTENDE SEITE (ANGRY SIDE) VERBREITET DAS WORT
ALLE MACHT DEM VOLK (POWER TO THE PEOPLE)

Kommuniqué 10
Die Angry Brigade

Kommuniqué 11

DAVIES IST EIN LÜGENDER BASTARD

Er versteckt den absichtlichen Abbau der Schwerindustrie, den Abbau von Investitionen in den traditionell schwachen Gebieten, die sowieso nie viel waren, indem er sagt, dass die Schließungen bei UCS (Upper Clyde Shipbuilders) nur das Ergebnis von schlechtem Management sind. Und das verdammte Management wird sowieso nicht leiden. Die Bedingungen, die er für das neue Unternehmen gestellt hat, sind nur für die Arbeiter hart, die ein für allemal einen Vertrag unterschreiben müssen, gegen den sie laut dem Arbeitsbeziehungsgesetz nicht ankämpfen können.

Davies sagt „mutig“, dass die Regierung keine lahmen Enten unterstützen wird. Doch vor 2 Wochen hat die Regierung eine massive Investition in Harland und Wolff[50] getätigt. Ein politischer Schachzug, um den Kapitalismus um jeden Preis aufrechtzuerhalten, angesichts des Volksaufstandes.

SIEG FÜR DIE ARBEITER AN DER CLYDESIDE

Wir möchten euch sagen, dass ihr euch vor all den Geiern in Acht nehmen sollt, die nach Clydeside fliegen werden, um euch zu sagen, was ihr tun sollt. Die gleichen Leute, die die Produktivitätsvereinbarungen unterschrieben haben, die den Entlassungsball ins Rollen brachten, versuchen nun, sich von eurem Kampf zu ernähren. Wenn es eine Besetzung geben wird, dann muss sie echt sein. Nehmt den Bossen die Höfe weg und behaltet sie. Die Labour Party, die Gewerkschaften und ihre Lakaien, die KP mit ihrem Produktivitätswahn, dieselben Bastarde, die uns immer verraten, werden versuchen, euch mit Gesten wie eintägigen Streiks und eintägigen Besetzungen, Petitionen usw. abzuspeisen, die einen Scheißdreck erreichen werden.

IHR SEID EURE EIGENEN ANFÜHRER. HABT EURE EIGENE TAKTIK, KONTROLLIERT EUREN EIGENEN KAMPF – SOLIDARITÄT

BOGSIDE, CLYDESIDE, JOIN THE ANGRY SIDE (BOGSIDE, CLYDESIDE, SCHLIEßT EUCH DER WÜTENDEN SEITE AN)

Kommuniqué 11
Die Angry Brigade

Kommuniqué 12

Über 5.500 Flüchtlinge, 2.000 Obdachlose, über 20 Tote in 2 Tagen,

230 ohne Anklage oder Prozess inhaftiert, die sechs besetzten Grafschaften Irlands werden von den Bewaffneten in Khaki terrorisiert. Dieser Krieg des Terrors wird im Namen des britischen Volkes geführt. DIES IST EINE VERLEUMDERISCHE LÜGE. Der britisch-imperialistische Feldzug in Irland wird nur geführt, um die fetten Profite einiger reicher Schweine und machtbesessener Politiker zu sichern.

Wir warnen alle arbeitslosen Brüder und Schwestern.

Lasst euch nicht von der Rekrutierungskampagne der Armee täuschen. Eine Armeekarriere ist kein Spaß in der Sonne und das Erlernen eines nützlichen Berufes, wenn ihr beitretet, werdet ihr in Belfast, Derry und all den anderen Arbeiterghettos in Nordirland ausgebildet, um gewöhnliche Menschen der Arbeiterklasse zu ermorden und zu brutalisieren. Die Ausbildung wird sich als nützlich erweisen, wenn die Klasse der Chefs die Truppen nach Clydeside, Merseyside, Tyneside, Birmingham, London und in alle Arbeiterviertel in ganz Großbritannien schickt. Jedem arbeitslosen Arbeiter, der daran denkt, sich zu verpflichten, stellen wir eine Frage:

-IN WELCHE RICHTUNG WIRST DU DEINE WAFFE RICHTEN, WENN DIE OFFIZIERE DICH GEGEN DIE MENSCHEN DEINER EIGENEN STADT BEFEHLEN?

Wen wirst du erschießen, wenn deine Eltern, Brüder und Schwestern in Sichtweite deines Gewehrs sind?

Die britische Klasse der Chefs hat ihre Taschen mit den angehäuften Profiten aus 700 Jahren Ausbeutung des irischen arbeitenden Volkes gefüttert.

Jetzt morden sie, um diese Profite zu verteidigen.

DIE ANGRY BRIGADE RÄT DER BRITISCHEN HERRSCHENDEN KLASSE, AUS IRLAND ZU VERSCHWINDEN UND IHRE MARIONETTEN (LYNCH, FAULKNER, ETC.) MITZUNEHMEN.

ANGRY BRIGADE
ZELLE DER SCHWARZARBEITER (MOONLIGHTER’S CELL)
RICHTE DEINE WAFFE

Kommuniqué 13

Der Bombenanschlag der Angry Brigade auf das Haus von Chris Bryant in Birmingham hat die Aufmerksamkeit auf die Aktivitäten des Baukonzerns Bryant gelenkt.

Seit zwei Wochen streiken die Arbeiter auf einer Bryant-Baustelle und fordern einen Pauschaltarif von einem Pfund pro Stunde und das Ende des „Klumpens“ – eines Pools von selbständigen, nicht gewerkschaftlich organisierten Männern, die man mieten kann.

Die Explosion beschädigte die Fassade von Bryants Haus mit sechs Schlafzimmern schwer, aber wie bei anderen Angry Brigade-Bombenanschlägen wurde niemand verletzt.

Der Kapitalismus ist ein Teufelskreis.

Der Schweiß und das Blut der Menschen wird benutzt und ausgebeutet. Sie lassen uns Scheiße produzieren…sie geben uns so gut wie nichts, während ihre Klasse riesige Gewinne einstreicht…die herrschende Klasse…die Bryants dieser Welt.

Dann, wenn wir die Overalls beiseite legen, säubern wir den Dreck von unseren Gesichtern und wir nehmen den langweiligen Bus oder Zug nach Hause und sie verwandeln uns plötzlich in Konsumenten. Mit anderen Worten, wenn wir nicht arbeiten, zwingen sie uns zu kaufen … die gleiche Scheiße, die wir produziert haben. Das miserable Lohnpaket, das sie uns gegeben haben, lassen sie uns für nutzloses Essen ausgeben, für Maschinen, die speziell dafür entwickelt wurden, kaputt zu gehen und für Häuser, von denen wir wissen, dass sie wie Gefängnisse aussehen und sich auch so anfühlen.

Gefängnisse, die wir mitgebaut haben. Und bezahlt haben (genauer gesagt versprochen, in den nächsten zwanzig Jahren zu bezahlen, denn wir haben nie genug Kohle, um ein Haus oder ein Auto oder sonst irgendetwas zu bezahlen – sie müssen uns sogar noch mehr ausbeuten, indem sie uns Zinsen zahlen lassen) dafür. Wir bauen die Gefängnisse und dann leben wir in ihnen. Wir produzieren Scheiße und dann essen wir sie.

Produzenten von Scheiße – Konsumenten von Scheiße.

Es sind viele unserer Brüder und Schwestern drinnen. Ein alter Revolutionär nannte Gefängnisse einmal „ein Berufsrisiko“. Ein Risiko, das jeden treffen kann, der sich entscheidet, aktiv zu werden. Aber einen Finger, ein Glied, die Lunge zu verlieren – jeder Arbeitsunfall – das ist auch ein Berufsrisiko. Schaut euch die Sicherheitsvorkehrungen auf Bryants Baustellen an – es gibt überhaupt keine. Nicht nur ein Körperteil, sondern dein Leben. Wo ist also der verdammte Unterschied?

Chris Bryant hat letztes Jahr 1.714.857 Pfund Gewinn gemacht – ein Anstieg von 25 Prozent gegenüber 1969. Er macht das durch einen Cocktail aus High Society, Hochfinanz und einer Menge Korruption. Er hat seine Deals für die Sanierung von Birmingham auf den Golfplätzen von Solihull mit Mitglieder des Stadtrates ausgehandelt. Die Mitglieder des Stadtrates verpflichten sich, indem sie hohe Mieten auf den städtische Immobilien verlangen – wie Chelmsley Wood -, um Bryant hohe Preise für seine Verträge zu zahlen. Jetzt kauft er Land in der Umgebung von Solihull auf, um es an denselben Stadtrat zu verkaufen, der ihm die Verträge gibt, um es zu entwickeln – mit unserem Geld. Es sollte auch niemandem vorgegaukelt werden, dass die Birmingham Mail etwas anderes ist als das Bryant-Broschürenblatt. Ein Mann, der in einem vorgetäuschten Tudor-Dorf lebt („Windways“, Jacobean Road, Knowle), muss sich keine Sorgen um die nächste Ratenzahlung machen, muss keine Farbdose von der Arbeit klauen, um sein Haus anständig aussehen zu lassen, muss sich keine Sorgen um Zugluft machen. (Aber heute – sagten wir Windways?) Wir werden Million für Million treffen … Wir werden ihm von Tudor Village zu Tudor Village folgen.

25 Jahre haben wir in Birmingham auf einen Baustreik gewartet. Bryant schlug uns und schikanierte uns mit dem Klumpen. Indem wir Bryant schlagen, schlagen wir auch den Klumpen. Das Woodgate Valley steht für Klassensolidarität und Revolution. Die Arbeiter haben ihren Standpunkt bezogen. Sabotage am Arbeitsplatz ist eine Realität. Die Bosse beginnen, die unverwässerte Macht des Volkes zu spüren. Das Volk schlägt zurück.

Die Brigade schlägt zurück.

Jetzt sind wir zu viele, um uns gegenseitig zu kennen.

Doch wir erkennen alle, die wegen Verbrechen gegen das Eigentum angeklagt sind, als unsere Brüder und Schwestern an. Die Stoke-Newington 6, die politischen Gefangenen in Nordirland sind alle Gefangene des Klassenkrieges.

Wir sind nicht in der Position zu sagen, ob irgendeine Person ein Mitglied der Brigade ist oder nicht. Alles, was wir sagen, ist: Die Brigade ist überall.

Ohne Zentralkomitee und ohne Hierarchie, um unsere Mitglieder zu klassifizieren, können wir fremde Gesichter nur durch ihre Aktionen als Freunde kennen.

Wir lieben sie, wir umarmen sie, wie wir wissen, dass andere es auch tun. Andere Zellen, Sektionen, Gruppen.

Lasst zehn Männer und Frauen zusammentreffen, die entschlossen über den Blitz der Gewalt sind, anstatt die lange Agonie des Überlebens zu ertragen; von diesem Moment an endet die Verzweiflung und beginnt die Taktik.

Alle Macht dem Volk. (Power to the people)

DIE BRIGADE IST WÜTEND (THE BRIGADE IS ANGRY)

Chronologie

1967

21. AUGUST: Drei Bewaffnete in einer weißen Limousine beschießen in der vorangegangenen Nacht die konsularische Abteilung der US-Botschaft mit Maschinengewehrfeuer. Verstreute Flugblätter rufen zur Solidarität mit den Vietnamesen auf. Zu der Aktion bekennt sich die 1. Mai Gruppe[51]. Fünf ihrer Gefährten waren in Spanien inhaftiert worden, weil sie versucht hatten, den Chef eines amerikanischen Luftwaffenstützpunktes in Spanien zu entführen.

NOVEMBER: Gleichzeitige Bombenanschläge gegen die griechische, bolivianische und spanische Botschaft in Bonn und die venezolanische Botschaft in Rom. (1. Mai Gruppe in Solidarität mit den lateinamerikanischen Guerillas und gegen die faschistischen Regime in Europa). Am gleichen Tag zerstörte eine Bombe den Eingang des spanischen Tourismusbüro in Mailand und die spanische, griechische und amerikanische Botschaft in Den Haag, Holland.

1968

JANUAR: Explosive Rakete die auf die griechische Botschaft in London gerichtet war, wird entdeckt.

27. FEBRUAR: Das Haus von Stuart Christie in Hornsey wird von der Polizei unter der Leitung von Kriminalkommissar Roy Cremer mit einem Sprengstofffahndungsbefehl durchsucht, der sich auf die griechische Botschaft bezieht und auf erhaltene Informationen, dass weitere Anschläge in London geplant sind.

3. MÄRZ: Sechs Bomben beschädigen die Gebäude von diplomatischen Vertretungen in London, Den Haag und Turin. Die Verantwortung für diese Aktionen übernimmt die 1. Mai Gruppe.

6. MÄRZ: Brandbombe mit Zeitmechanismus explodiert im Kriminalgericht Moabit, West-Berlin.

18. MÄRZ: Anschläge mit Plastiksprengstoff beschädigen drei US-Gebäude in Paris: Chase Manhatten Bank, Bank of America und Transworld Airlines.

25. MÄRZ: Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Madrid.

AUGUST: Internationale Anarchistische Konferenz in Carrara, Italien.

10. SEPTEMBER: Sieben junge Anarchisten, die in Spanien verhaftet werden, werden beschuldigt, sich mit der 1. Mai Gruppe verschworen zu haben und an Aktionen in der Region Valencia teilgenommen zu haben. Informationen, die zu ihrer Verhaftung führten, kamen von der Special Branch von New Scotland Yard, London.

15. OKTOBER: Imperial War Museum (London) durch Brandsatz ausgebrannt.

4. NOVEMBER: Die Senatsverwaltung für Inneres in West-Berlin wird mit Molotowcocktails angegriffen.

1969

3. FEBRUAR: Nicht explodierte Dynamitladungen werden auf dem Gelände der Bank von Bilbao und der Bank von Spanien in London entdeckt.

9. FEBRUAR: Bombenanschlag auf die Bank von Spanien in Liverpool.

15. MÄRZ: Zwei Anarchisten, Alan Barlow und Phil Carver, werden unmittelbar nach einer gewaltigen Explosion in der Bank von Bilbao in London verhaftet. In ihrem Besitz befand sich ein Bekennerbrief, in dem die Aktion im Namen der 1. Mai Gruppe gemacht wurde.

16. AUGUST: Das Haus von Duncan Sandys, Tory-Abgeordneter, wird mit Brandbomben angegriffen.

17. AUGUST: Ulster-Büro in London mit Brandbombe angegriffen.

19. AUGUST: Bombe explodiert, nachdem sie in das Rekrutierungsbüro der Armee geworfen wurde, Brighton.

1970

28. JANUAR: Bombenanschlag auf Büros des spanischen Kulturattachés in Paris.

10. FEBRUAR: Ian Purdy ist für 9 Monate im Gefängnis, weil er während eines Marsches der Irish Civil Rights Campaign einen Molotowcocktail auf das Ulster-Büro in der Saville Row geworfen hat.

20. FEBRUAR: Drei Studenten werden festgenommen, als sie einen Brandsatz in der Barclays Bank legen wollen.

28. FEBRUAR: Bombenanschlag auf die Bank von Bilbao und die Spanische Staatsbahn – RENFE in Paris.

28. MÄRZ: Zeitbombe an der Waterloo Station gefunden.

4. MAI: Amerikanische Botschaft, London, mit einer Brandbombe angegriffen.

10. MAI: Brandsatz an Bord eines Flugzeuges der spanischen Fluggesellschaft Iberia in Heathrow entdeckt. Ähnliche Vorrichtungen werden in anderen europäischen Hauptstädten in Flugzeugen der Iberia gefunden.

19. MAI: Brandbombenanschlag auf die Wembley Conservative Association.

22. MAI: Ein hochexplosiver Sprengsatz wird in einer neuen Polizeistation in Paddington entdeckt. Dies wurde später von der Staatsanwaltschaft im Prozess gegen die Stoke Newington Eight[52] als die erste Aktion der „Angry Brigade“ bezeichnet.

10. JUNI: Brandbombenanschlag auf die Brixton Conservative Association.

11. JUNI: Stuart Christies Haus wurde mit einem Hausdurchsuchungsbefehl durchsucht und es wird nach Sprengstoff gesucht.

18. JUNI: Brandbombenanschlag auf Lambeth Court.

30. JUNI: Brandbombenanschlag auf ein Armeedepot, Kimber Road, London.

30. JUNI: Ian Purdie wird aus dem Albany Gefängnis (Isle of Wight) entlassen.

3. JULI: Gleichzeitige Bombenanschläge in Paris und London gegen staatliche spanische Tourismusbüros sowie gegen die spanische und griechische Botschaft.

7. JULI: Brandbombenanschlag auf das Rekrutierungsbüro der Armee, Süd-London. Brandbombenanschlag auf das Offiziersausbildungszentrum der Armee, Holborn, London.

10. JULI: Auf das Haus eines pensionierten Polizisten in Stoke Newington wird ein Brandanschlag verübt.

18. AUGUST: Bombenanschlag auf die Londoner Büros von Iberia, der staatlichen spanischen Fluggesellschaft.

30. AUGUST: Das Londoner Haus des Kommissars der Metropolitan Police, Sir John Waldron, wird durch eine Bombenexplosion beschädigt. Über den Bombenanschlag wird in der nationalen Presse nicht berichtet.

8. SEPTEMBER: Auf das Londoner Haus des Generalstaatsanwalts Sir Peter Rawlinson in Chelsea wird ein Bombenanschlag verübt. Auch hierüber wird nicht berichtet.

17. SEPTEMBER: Jake Prescott aus dem Albany Gefängnis, Isle of Wight, auf Bewährung entlassen.

21. SEPTEMBER: Brandbombenanschlag auf die Wimbledon Conservative Association.

26. SEPTEMBER: Brandbombenanschlag auf die Hampstead Conservative Association.

26. SEPTEMBER: Eine Bombe explodiert vor der Barclays Bank, Heathrow.

26. SEPTEMBER: Gleichzeitige Bombenanschläge gegen Iberia auf Flughäfen in Genf, Frankfurt, Paris und London.

7. OKTOBER: Handgranaten-Sprengfalle beim Terminal der BOAC Air in Victoria, gefunden.

8. OKTOBER: Zweite Explosion am Haus von Rawlinson.

9. OKTOBER: Bombenanschlag auf das Italienische Handelszentrum, Exhibition Building, Cork Street, London. Anschläge gleichzeitig in Manchester, Birmingham und Paris gegen Gebäude des italienischen Staates. Die Anschläge wurden im Namen von Giuseppe Pinelli[53], dem 1969 von der Polizei ermordeten italienischen Anarchisten, durchgeführt.

24. OKTOBER: Während des Streiks der städtischen Angestellten explodiert eine Bombe in der Hauptverwaltung der Reinigungsabteilung in Greenford.

26. OKTOBER: Brandbombenanschlag auf das Verwaltungsgebäude auf dem Campus der Keele Universität.

26. OKTOBER: Auf die Barclays Bank in Stoke Newington wird ein Brandanschlag verübt. Im Zeitungsbericht heißt es: „Die Polizei untersucht mehrere ähnliche Vorfälle in anderen Filialen.“

20. NOVEMBER: Ein Van der BBC vor der Albert Hall in London, der über den Miss-World-Wettbewerb berichtete, wird um 2.30 Uhr in die Luft gesprengt. Die Staatsanwaltschaft behauptete, dass Jake Prescott für diese Explosion verantwortlich war, brachte aber auch einen Zeugen, der bezeugte, dass Jake zu dieser Zeit tatsächlich in Edinburgh war. Sie waren gezwungen, diese Anklage fallen zu lassen.

3. DEZEMBER: Die spanische Botschaft in London wird nach internationalen Protesten gegen den Prozess gegen die baskischen Nationalisten, die Burgos Sechs[54], mit Maschinengewehren beschossen. Dies wurde nicht berichtet.

8. DEZEMBER: Großdemonstrationen gegen den Gesetzentwurf über Arbeitsbeziehungen der Tory-Regierung. In den frühen Morgenstunden des 9. Dezember erfolgt ein Bombenanschlag auf das Britische Arbeitsministerium am St. James Square in London. Die Polizei hatte das Gebäude durchsucht und verließ es kaum, als die Bombe hochging. Für die Aktion übernimmt die Angry Brigade die Verantwortung.

1971

12. JANUAR: Tausende von Menschen streiken und demonstrieren gegen den Gesetzentwurf über Arbeitsbeziehungen. Auf das Haus von Robert Carr, Arbeitsminister, in der Hadley Green Road, Barnet, wird ein Bombenanschlag verübt. Die erste Explosion erfolgt um 22.05 Uhr, die zweite um 22.20 Uhr. Für die Aktion übernimmt die Angry Brigade die Verantwortung.

„Ein Mann, den die Polizei besonders sucht… ist ein zwanzigjährigen Schotten, der verdächtigt wird, an dem Bombenanschlag auf das Büro der Fluggesellschaft Iberia in London im letzten August beteiligt gewesen zu sein. Dieser Mann soll sich gestern in Paris aufgehalten haben.“ The Times

Die Jagd nach Stuart Christie als möglichem „ungeheuerlichen Kandidaten“ war eröffnet. Seine Geschichte als Anarchist und seine Beteiligung mit der Bewegung in Spanien machten ihn zu einem hervorragenden Kandidaten für ein abgekartetes Spiel.

Die Durchsuchungen der Polizei erstreckten sich über den gesamten Londoner Raum. Eine Reihe von Leuten wurden zum Verhör auf die Polizeiwache Barnet geschleppt. „Die Special Branch beobachtete Mitglieder einer Gruppe, von der man annahm, dass sie mit den Explosionen in Verbindung stand“. Alle Personen, die zu Beginn der Woche in Barnet verhört wurden, wurden wieder freigelassen, bis auf einen Mann und eine Frau, die der Polizei in anderen Teilen Londons in Zusammenhang mit anderen Straftaten übergeben wurden.

In der Woche nach der Carr-Bombe wurde ein Polizeischutz für Richter Melford Stevenson bereitgestellt, nachdem er einen Anruf erhalten hatte, dass eine Bombe in seinem Haus platziert werden sollte. Dieser Melford war der Henker, der Jake Prescott zu 15 Jahren verurteilen sollte.

Es wurden geheime Befehle an die Polizei und das Sicherheitspersonal ausgegeben, dass die Mitglieder der Organisation mit höchster Priorität aufgestöbert werden müssen. Eine verdeckte Einheit von Special Branch Offizieren wurde gebildet, um Vollzeitermittlungen gegen die Gruppe zu führen.

Für die Kabinettsminister wurden Vollzeit-Personenschutz abgestellt. Dies sind wütende Zeiten…(These are angry times…) Peter Walker (Umweltminister), Melford Stevenson, der Tory-Abgeordnete Hugh Fraser, Tory-Premierminister Heath und viele andere haben Drohanrufe erhalten. In einem Kommuniqué, das an die Zeitung Express geschickt wurde, heißt es: „DIE ANGRY BRIGADE IST JETZT HINTER HEATH HER. WIR KOMMEN NÄHER“.

18. JANUAR: Brandbombenanschlag auf das Büro der South African Airways in Glasgow.

19. JANUAR: Jake Prescott wurde wegen eines Scheckbetrugs in Notting Hill verhaftet. Am 20. Januar erschien er im Marylebone Gericht, wo er von Habershon befragt wurde. In der Zeit, in der er in Untersuchungshaft saß, wurde er in Zellen mit den Herren A, B und C untergebracht. Habershon hatte eine Befragung mit Herrn A in Camberwell Gericht, die er am 9. Februar wieder aufnahm. Herr A machte eine Aussage, dass Jake „die Bombenanschläge im Britischen Arbeitsministerium, in Carrs Haus und beim Miss-World-Wettbewerb zugegeben hat“… Sehr praktisch! Aber unglücklicherweise für Habershon waren die Geschworenen in Jakes Prozess nicht bereit, dem Polizeizeugen zu glauben (vielleicht hatten sie die 10.000 Pfund Belohnung im Kopf, die der Daily Mirror für Polizeiinformanten ausgelobt hatte) … Dieser Teil der polizeilichen Beweise wurde als abgekartetes Spiel zurückgewiesen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei alle Freiheiten, zu tun, was sie wollte. Inmitten der Hysterie, die durch die Vorstellung erzeugt wurde, dass die Opposition bewaffnet sein könnte, inmitten der Angst, die aufkam, nachdem einem Kabinettsminister die Haustür weggesprengt worden war, fand eine Menschenjagd statt, die „nichts unversucht ließ“. Besonders Stuart Christie war ein Opfer davon. Die Londoner Abendzeitungen trompeteten von Tag zu Tag über den „jungen schottischen Anarchisten, der kürzlich aus Spanien zurückgekehrt war“, den sie als den wahrscheinlichsten Täter gebrandmarkt hatten… Leute verschwanden von den Straßen, um verhört zu werden.

Die Polizei besuchte Büros führender Zeitungen und fuhr mit Fotografen nach Barnet, um Personen auf den Fotos zu identifizieren, die in der Nacht des Bombenanschlags vom 12. Januar vor Carrs Haus aufgenommen worden waren.

Am 3. Februar wurde Jake Prescott auf Kaution freigelassen. Ian Purdie war zu dieser Zeit im Gericht, wie auch schon bei Jakes vorherigen Vorladungen.

Dann, am 11. Februar, wurden Jake und ein holländischer Freund in einem Pub in Nordlondon aufgegriffen und nach Barnet geschleppt. Ihnen wurde zwei Tage lang jeglicher Zugang zu Anwälten verweigert. Jake wurde stundenlang von Habershon und Allard verhört. Am 12. Februar begann Jakes Verteidiger mit den Vorbereitungen für einen Haftbefehl (habeas corpus) gegen die Polizei, der sie verpflichten würde, Jake entweder anzuklagen oder freizulassen. Am 13. Februar wurde Jan Oudenaarden, der Holländer, nach „der schrecklichsten Erfahrung meines Lebens“ freigelassen. Jake jedoch wurde nicht freigelassen. Er wurde angeklagt, eine Explosion in Carrs Haus verursacht zu haben, sowie die Explosionen bei der Britisches Arbeitsministerium und dem Miss-World-Wettbewerb.

Jake und Jan waren 3 Tage lang „zur Befragung festgehalten“ worden. Vor dem Gericht in Barnet wird Habershon aufgefordert, „Gründe für die Verhaftung“ vorzulegen, und es wird ihm mit rechtlichen Schritten gedroht. Es wird behauptet, dass er versucht hatte, Jake zu überreden, seinen Anwalt zu wechseln – vermutlich zu einem, der der Polizei keinen Ärger machen würde…

25. JANUAR: Bombenanschlag auf das Haus des Lord Provosts[55] von Glasgow.

27. JANUAR: Die Press Association erhielt das Kommuniqué 5.

Die Polizei war gezwungen, zuzugeben, dass frühere Bombenanschläge (die sie vertuscht hatte) stattgefunden hatten. Die Polizei verhängte jedoch eine Nachrichtensperre über den Verlauf der Ermittlungen. Gleichzeitig setzt der Daily Mirror eine Belohnung von 10.000 £ für jeden aus, der Informationen liefert, die zu einer Verurteilung führen.

29. JANUAR: The Times berichtet: „Scotland Yard und Sicherheitsbeamte bringen sich selbst in Verlegenheit und sind über die Aktivitäten der Angry Brigade verärgert, die nun nicht mehr als eine Gruppe von Spinnern abgetan werden kann. Einige hochrangige Beamte schreiben der Gruppe ein Maß an professionellem Geschick zu, wie man es selten erlebt hat“.

In den Wochen nach dem Carr-Bombenanschlag donnerte die Barnet Brigade unter der Leitung von Roy Habershon (Sprengstoffexperte), Commander Bond und Commander Dace mit Streifenwagen, Hunden und Fotografen durch ganz London und machte Razzien in Häusern von „bekannten Linksextremisten“. Ihr Anliegen war es (wie aus der Anzahl der mitgenommenen Adressbücher, Zeitschriften, Briefe usw. ersichtlich war), ein Bild der außerparlamentarischen Linken zu zeichnen, deren Aktivitäten sie nun ernst nehmen mussten und deren Strukturen sie mehr oder weniger nicht kannten. Es waren Razzien der politischen Polizei in Aktion.

Zu den Razzien gehörten:

13. Januar: Chris Reed, Huddleston Road, London, N7.

14. Januar: Stuart Roche, Aktivist der Schülergewerkschaft.

15. Januar: Ian Purdies Bruder Robert wird nach Barnet gebracht und verhört. Die Polizei ist auf der Suche nach Ian.

17. Januar: Das Haus von Ann Lamche (Cinema Action) wird gestürmt. Zwei Personen werden zum Verhör mitgenommen. Das Adressbuch des Agitprop-Hauses in Muswell Hill (das die Polizei eifrig durchsuchte) wird kopiert.

19. Januar: 4 bekannte Razzien, bei denen nichts gefunden wird. Joe Keith und Tony Swash werden von Habershon verhört.

20. Januar: Ian Purdie wird von Palmer-Hall in Bedford Gardens verhört.

21. Januar: Paul Lewis von der International Times wird von Habershon verhört. Büro und Wohnung werden durchsucht.

22. Januar: Chris Allen wird von der Kripo (Criminal Investigation Department) Edinburgh verhört. Habershon fährt für drei Tage nach Edinburgh.

23. Januar: Eine weitere Razzia in Edinburgh.

24. Januar: Die Polizei macht eine Razzia in einem Haus in London und zwei Männer, Ross Flett und Phil Carver, werden zum Verhör nach Barnet gebracht. Barnet verweigert ihnen den Zugang zu einem Anwalt, der außerhalb der Wache anwesend war. In den Zeitungen ist von einem schottischen Anarchisten die Rede.

Zwei Männer werden von der Polizei in London ergriffen und zur Befragung nach Barnet gebracht. Es geht um „etwa 30 nicht veröffentlichte Angriffe auf Eigentum des Establishments“, darunter Banken, das Haus des Tory-Rassisten Duncan Sandys und verschiedene Büros der Konservativen Partei.

29. JANUAR: Die Evening News berichtet, dass: „… es im letzten Bericht des Sprengstoffinspektors ihrer Majestät (HM Inspector of Explosives) wieder einen erheblichen Anstieg der Fälle mit selbstgebauten Vorrichtungen gab. Es gibt Beweise für die zunehmende Verwendung solcher Geräte bei der Förderung politischer Aktivitäten“.

30. JANUAR: Brandbombenanschlag auf das konservative Büro in Slough.

3. FEBRUAR: Jake Prescott wird gegen Kaution freigelassen und dennoch am 11. verhaftet. Er wird verhört, erhält drei Tage lang keinen Zugang zu einem Anwalt und wird für die Angriffe auf Carrs Haus und den BBC-Van verantwortlich gemacht.

9. FEBRUAR: Brandbombenanschlag auf das Haus eines lokalen Geschäftsführers in Jersey.

11. FEBRUAR: Das Haus in der Grosvenor Avenue, Islington, in dem sich Jake Prescott aufgehalten hatte, wird von der Polizei durchsucht. Das Haus wird nach Sprengstoff durchsucht. Tagebücher, Adressbücher, Zeitungen und andere Gegenstände werden mitgenommen, trotz Protesten, dass dies nicht in den Rahmen der polizeilichen Durchsuchungsbefehle fällt. Presseberichte machen nun die Grosvenor Avenue zum Zentrum der Verschwörung. Das nächstgelegene, was sie finden können…

11. FEBRUAR: Früher am Tag hatten Habershon und seine Bande den Prozess gegen die Leute gestört, die an der Demonstration bei dem Miss-World-Wettbewerb im November 1970 beteiligt waren. Sie entfernten mit Gewalt vier der Zeugen der Verteidigung, die in dem Prozess aussagen sollten. Sie wurden nach Barnet verschleppt, wo sie verhört wurden und ihnen jeder Zugang zu einem Rechtsbeistand verwehrt wurde. Habershon zeigt sich in wahrhaft demokratischem Licht, als er sagt: „Ich kümmere mich nicht um juristische Feinheiten“. Gegen Scotland Yard wird Anklage wegen Körperverletzung (der aus der Bow Street weggeschleppten Personen) und wegen unrechtmäßiger Verhaftung und Inhaftierung erhoben. Die Special Branch war beim Miss-World-Prozess anwesend.

13. FEBRUAR: Durchsuchungen in den Häusern von Hilary Creek, John Barker, Kate McLean, Chris Allen und anderen auf der Jagd nach Sprengstoff. Jake Prescott wird wegen Verschwörung zur Herbeiführung von Explosionen zwischen dem 30. Juli 1970 und Dezember 1971 angeklagt, sowie wegen der konkreten Bombenanschläge auf Carrs Haus, das Arbeitsamt und den Miss-World-Wettbewerb.

15. FEBRUAR: Erneute Razzia in der Cannock Street.

19. FEBRUAR: Habershon fährt nach Edinburgh. In zwei Häusern werden Razzien durchgeführt und Jane und Chris Allen werden verhört. Am selben Tag druckt The Times das Kommuniqué 6 der Angry Brigade. Es gab auch einen Telefonanruf eines Sprechers der Angry Brigade an den Havering Recorder in Essex, in dem es hieß, dass ab dem kommenden Samstag eine Gewaltkampagne gegen die Politik der Konservativen Partei in Südafrika geführt werden würde.

DIE RAZZIEN GEHEN WEITER…

20. FEBRUAR: Razzia im Haus von Mike Kane.

5. MÄRZ: Razzia in einem Haus in der Talbot Road, Notting Hill.

6. MÄRZ: Mitternacht, Haus in der Tyneham Road, SW11, Razzia, Ian Purdie war dort und wurde verhaftet. Habershon sagte in Barnet, dass „die Razzia dazu diente, Sprengstoff und Ian Purdie zu finden. Soweit es mich betrifft, sind sie synonym.“ Er gab vor Gericht zu, dass er die Verhaftung von Ian zur Befragung angeordnet hatte, was illegal ist.

7. MÄRZ: Ian Purdie wird zusammen mit Jake Prescott angeklagt, für die beiden Bombenanschläge der Angry Brigade verantwortlich zu sein. Beide sitzen im Hochsicherheitstrakt des Brixton-Gefängnisses – als Gefangene der Klasse A – und werden 23 Stunden am Tag in ihren Zellen gehalten.

10. MÄRZ: The Guardian berichtet über Exzesse der Polizei bei ihren Ermittlungen.

18. MÄRZ: Während eines großen Streiks der Ford-Arbeiter in England wird das Hauptbüro der Ford Motor Company in Gants Hill, Ilford am Stadtrand von London, durch eine starke Explosion zerstört. Ein tausend Worte umfassendes Kommuniqué (Kommuniqué Nr. 7) wird kurz darauf abgegeben.

…Ein Mann betritt eine Londoner Bank und fordert 5.000 Pfund mit der Drohung einer Bombe, die er bei sich hat (eine Keksdose voller Kohle).

Die Bombe bei Fords löst eine weitere Welle von Razzien aus.

20. MÄRZ: Razzia in einem Haus in Notting Hill. Dokumente der Verteidigung werden beschlagnahmt.

23. MÄRZ: Zum zweiten Mal Razzia in der Grosvenor Avenue. Hunde und zehn Schweine.

24. MÄRZ: Razzia in zwei Häusern in Ost-London. Zuerst das von Ron Bailey mit einem Durchsuchungsbefehl auf der Suche nach Sprengstoff – Abdruck von der Schreibmaschine werden genommen. Das zweite ist das von Digger Walsh, mit einem Haftbefehl (Sprengstoff), von Cremer und Bentley.

1. APRIL: Zwei Häuser in Notting Hill werden durchsucht. Weitere Akten der Verteidigung für den Powis-Square-Prozess werden beschlagnahmt.

Seit ihrer Verhaftung werden Ian und Jake in Einzelhaft im Brixton-Gefängnis gehalten und dürfen nur eine Stunde pro Tag aus ihrer Zelle. Ihre Verteidiger können nur nach Verhandlungen mit Habershon Zugang zu ihnen erhalten. Als der Verteidiger darum bittet, Beweise für die Verhaftungen vorzulegen, wird ihm gesagt, dass dies nicht ohne die Erlaubnis des Generalstaatsanwalts möglich ist. Außerdem wird eine Kaution von 10.000 Pfund für jeden der Angeklagten vom Haftrichter in Barnet abgelehnt.

1. APRIL: Auf das Haus des Schulleiters der Roydale School wird ein Brandanschlag verübt.

5. APRIL: Brandstiftungsversuch auf den Tory Club in Gosport. (Evening Standard sagt: „Dies ist der letzte in einer Reihe von Vorfällen in Verbindung mit diesem Club.“)

5. APRIL: Eine Bombe wurde auf dem Leicester Square hinterlassen.

22. APRIL: Die gerichtlichen Voruntersuchungen für Jake und Ian beginnen am Barnet Gericht. Die Voruntersuchung soll entscheiden, ob der Richter der Meinung ist, dass es genug Beweise gegen die beiden gibt, um einen Prozess im Old Bailey anzusetzen. Es besteht kein Zweifel daran, dass er das so sehen wird, aber trotzdem fährt das Verfahren fort … endlos … bis zum 27. Mai. Jake wurde (am 15. April) mit drei weiteren Anklagen konfrontiert: sich mit Ian verschworen zu haben, um Explosionen „mit anderen“ zwischen Juli 1970 und März 1971 zu verursachen und die Bombenanschläge auf den Miss World-Wettbewerb und auf das Britische Arbeitsministerium tatsächlich verursacht zu haben.

22. APRIL: Brandstiftung an der Barclays Bank in Whitechapel.

23. APRIL: Brandbriefumschlag-Sprengfallen an einen Abgeordneten im House of Commons.

24. APRIL: Zweite Polizeirazzia in Wivenhoe, Essex. Anklage: Besitz von Drogen- Fotos von Jim Greenfield und Anna Mendelson und 2 anderen werden gezeigt.

26. APRIL: Dritte Razzia in der Cannock Street. Chris wegen Scheckbetrugs verhaftet.

28. APRIL: The Times erhält mit der Post eine Flüssigbombe. Sie hatte eine Nachricht: „Von der Rachetruppe, der Angry Brigade, der Volksarmee (Vengeance Squad, the Angry Brigade, The People’s Army). Wir werden diese benutzen. Viele von ihnen im Juni und Juli. Revolution jetzt.“

29. APRIL: Sabotage im Kernkraftwerk Berkeley, Gloucester (Dritter Vorfall dieser Art innerhalb von drei Monaten).

APRIL/MAI: Der IS-Drucker hatten einen einschüchternden Besuch und es wurden nach Frauenzeitungen gefragt. Razzien bei IS-Mitgliedern in London.

1. MAI: Am 1. Mai explodiert eine Bombe in der Biba-Boutique im trendigen Kensington. Es wurde mit dem Kommuniqué 8 begleitet.

4. MAI: Eine Bombe wird an der Unterseite von Lady Beaverbrooks Autos gefunden. Die Ermittlungen erstrecken sich über Kent, Essex und Oxfordshire.

4. MAI: Vier selbstgebastelte Bomben wurden in der Nähe der Sidcup and Chislehurst Grammar School gefunden, in der Premierminister Heath am Freitag die Schlüssel der Ortschaft von Bexley erhielt.

22. MAI: Bombenanschlag auf den Computerraum von Scotland Yard im Tintagel House, London. Der Anschlag wird von gleichzeitigen Anschlägen der Angry Brigade, der Internationalen Solidaritätsbewegung und der Gruppe Marius Jacob[56] gegen die Büros von British Rail, Rolls Royce und Rover in Paris begleitet.

MAI: Harris Gleckman, Alan Barlow und Smith wurden zum zweiten Mal bei Agitprop in Muswell Hill gerazzt.

1. JUNI: Ein Brief wird an die The Times geschickt: „Wenn Heath und Rippon es schaffen, der Europäische Wirtschaftsgemeinschaft beizutreten, ohne die Meinung des britischen Volkes einzuholen, werden sie am empfangenden Ende einer Kugel sein. Dies ist keine leere Drohung. Gezeichnet: Die Angry Brigade.“

19. JUNI: Fabrik in Dordan wird durch mehrere Brände, die durch Brandsätze ausgelöst wurden, beschädigt.

22. JUNI: Während eines Streits zwischen dem Ford-Management und dem militanten Vertrauensmann John Dillon im Ford-Werk Liverpool sprengt die Angry Brigade das Haus des Ford-Geschäftsführers William Batty in Essex. In derselben Nacht beschädigt eine Bombe einen Transformator im Dagenham-Werk der Ford Motor Company.

Zu diesem Zeitpunk ist Scotland Yard fuchsteufelswild. Sir John Waldron hält dort eine Konferenz ab, auf der hochrangige Polizeibeamte über den Befehl informiert werden, der vom Premierminister über Innenminister Maudling gekommen ist: „Die Angry Brigade muss gefunden und zerschlagen werden“… „Wir haben den Befehl, die Angry Brigade als Staatsfeind Nr. 1 zu behandeln. Das ist eine Aufgabe von höchster Priorität.“

Mit den Worten des Sunday Telegraph:

„YARD WIRD DIE ANGRY BRIGADE KRIEGEN …. Ein spezielles Team von 20 handverlesenen Detektiven aus der Flying Squad und der Special Branch, die mit Bombenentschärfungsexperten der Armee und Wissenschaftlern des Innenministeriums zusammenarbeiten. Ihr Anführer, ein Kommandant, dessen Name zu seiner eigenen Sicherheit geheim gehalten wird … ist als rau und bereit bekannt … Die Truppe fährt eine harte Linie. Sie wird Razzien in Hippie-Kommunen durchführen, bekennende Mitglieder des „Untergrunds“ befragen und eine vollständige Akte über die Subkultur anlegen, die die gegenwärtige Gesellschaftsordnung bedroht.“

25. JULI: Einschüchterung eines Klägers in Nordlondon, als die Polizei mit einem Hausdurchsuchungsbefehl wegen Sprengstoff die Tür einschlägt.

26. JULI: Ian Purdie wurde von Melford Stevenson eine Kaution von 17.500 Pfund verweigert.

31. JULI: Trotz des starken Polizeischutzes im Haus des Ministers für Handel und Industrie, John Davies, wird es durch eine starke Explosion in London schwer beschädigt. Diese Aktion folgte kurz nach Davies‚ Ankündigung seiner Absicht, die Upper Clyde Shipbuilders zu schließen und damit Tausende von Männern aus der Arbeit zu werfen. Dies wird begleitet von dem 11. Kommuniqué der Angry Brigade.

2. AUGUST: Zwei Häuser in Essex werden mit einem aufgrund eines Hausdurchsuchungsbefehls wegen Sprengstoff durchsucht.

Richter Argyll vom OZ-Prozess[57] wird in seinem Haus in den Midlands bedroht. Der Prozesstermin für Jake Prescott und Ian Purdie ist für den 7. September angesetzt, und nun geht es der Polizei darum, alles zu tun, um jede Unterstützungsaktion, die für die beiden geplant sein könnte, zu zerstören und einzuschüchtern. Verschiedene Häuser werden durchsucht und Material und Adressen, die mit der Verteidigung von Ian und Jake zu tun haben, werden beschlagnahmt. Einer der Orte, an denen Razzien durchgeführt wurden, war das Agitprop-Kollektiv in Bethnal Green, London, wo Material beschlagnahmt wurde.

15. AUGUST: Weitere Razzien: Hungerford Road, Dave Garfinkel zum Verhör mitgenommen. Beresford Terrace, N5 – Dokumente beschlagnahmt. Crystal Palace – Sally Keiths Haus, Dielen aufgerissen.

15. AUGUST: Nach der Ankündigung der britischen Regierung, dass die Internierung in Irland eingeführt werden sollte, gab es eine gewaltige Explosion im Rekrutierungszentrum der Armee in der Holloway Road im Norden Londons. Dies wurde von einem Kommuniqué begleitet, das mit „Angry Brigade Moonlighters Cell“ unterzeichnet war.

16. AUGUST: Agitprop, Bethnal Green erneut Razzia mit Sprengstofffahndung.

17. AUGUST: Wilson und Habershon durchsuchen ein Haus in der Talbot Road, Notting Hill, mit Durchsuchungsbefehl für gestohlene Waren.

21. AUGUST: Haus in der Amhurst Road, London, Razzia durch Special Branch und Kripo. Jim Greenfield, Anna Mendelson, John Barker und Hilary Creek werden verhaftet. Die vier werden zum Hauptquartier der „Bomb Squad“ in der Albany Street, London, gebracht, wo die beiden Männer brutal zusammengeschlagen werden, um ihnen ein Geständnis zu entlocken.

21. AUGUST: Stuart Christie wird in der Amhurst Road, London, verhaftet, als er das Haus besucht. Eine Stunde später wird auch Chris Bott an der gleichen Stelle verhaftet. Beide werden zu den anderen auf die Albany Street Police Station gebracht. Belastendes Beweismaterial in Form von zwei Sprengsätzen wird von Polizeibeamten in Christies Auto platziert. Beide Männer werden ebenfalls angeschwärzt.

23. AUGUST: Alle sind auf dem Polizeirevier Albany Street angeklagt wegen:

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Verschwörung zur Herbeiführung von Explosionen zwischen dem 1. Januar 1968 und dem 21. August 1971.

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Besitz von explosiven Substanzen für einen ungesetzlichen Zweck.

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Besitz einer Pistole ohne Feuerwaffenschein.

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Besitz von acht Schuss Munition ohne Feuerwaffenschein.

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Besitz von zwei Maschinengewehren ohne die Genehmigung des Staatssekretärs.

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Besitz von 36 Schuss Munition ohne Feuerwaffenschein.

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Jim: Versuch, im Mai 1970 eine Explosion zu verursachen.

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Anna und Jim: Versuch der Herbeiführung einer Explosion in Manchester, Oktober 1970.

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Stuart: Besitz von einem Schuss Munition ohne Waffenschein. (Dies wurde 2 Jahre zurück datiert, als eine Kugel aus seiner Wohnung entnommen wurde. Damals wurde keine Anklage gegen ihn erhoben.)

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John, Jim und Stuart: Besitz von explosiven Substanzen.

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Jim, John und Hilary: Entgegennahme eines gestohlenen Fahrzeugs.

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Stuart: Besitz von explosiven Substanzen. (Die beiden Sprengkapseln wurden von der Polizei platziert). Allen wird die Kaution verweigert und sie werden in Untersuchungshaft genommen.

29. AUGUST: Bombenanschlag auf den militärischen Bereich von Edinburgh Castle.

10. SEPTEMBER: Bombenanschlag auf das Gerichtsgebäude in Ipswich.

16. SEPTEMBER: Bombe in der Offiziersmesse im Gefängnis von Dartmoor entdeckt. (Nachrichten wurden zwei Wochen lang nicht veröffentlicht)

20. SEPTEMBER: Bombenanschlag auf den Pfeiler der Chelsea Bridge gegenüber der Kaserne. (Explosion wurde drei Meilen entfernt gehört).

24. SEPTEMBER: Trotz der Tatsache, dass die Polizei behauptet, alle Angry Brigade Mitglieder verhaftet zu haben, wird die Albany Street Armeekaserne (in der Nähe des Bomb Squad HQ) von der Angry Brigade aus Protest gegen die Aktionen der britischen Armee in Nordirland mit einer Bombe angegriffen.

15. OKTOBER: Brandbombenanschlag auf das Armeehauptquartier Maryhill Barracks, Glasgow.

20. OKTOBER: Bombenanschlag auf das Haus von Bryant, einem Bauboss aus Birmingham, während seine Arbeiter streiken. Von der Angry Brigade herausgegebenes Kommuniqué.

30. OKTOBER: Bombenanschlag auf den Post Office Tower in London durch die Angry Brigade.

30. OKTOBER: Bombenanschlag auf den Pub „The Cunning Man“ in Reading, der sich weigerte, Arbeiter von der M4-Baustelle zu bedienen.

1. NOVEMBER: Bombenanschlag auf das Panzer-Hauptquartier der Armee in Everton Street, London, durch die Angry Brigade.

6. NOVEMBER: Amsterdam: Angriff auf die Lloyds Bank; Basel: Italienisches Konsulat angegriffen; Rom: Britische Botschaft angegriffen; Barcelona: Britische Botschaft angegriffen. Alles zur Unterstützung der „Stoke Newington Eight“ und der italienischen Anarchisten, die unter dem fingierten Vorwurf der „Verschwörung“ und Subversion inhaftiert wurden.

11. NOVEMBER: Haverstock Street, Islington, Razzia. Angie Weir wurde verhaftet, in die Albany Street gebracht und wegen Verschwörung zur Herbeiführung von Explosionen angeklagt.

17. NOVEMBER: Razzia in der Talbot Road 89: Chris Allen wird am Ende gleichfalls angeklagt.

26. NOVEMBER: Pauline Conroy wird in ihrer Wohnung am Powis Square verhaftet und angeklagt.

29. NOVEMBER: Brandbombenanschlag auf das Broadstairs Gerichtsgebäude.

1. DEZEMBER: Der Prozess gegen Ian Purdie und Jake Prescott endet. Ian Purdie in allen Anklagepunkten für nicht schuldig befunden. Jake Prescott wird für die Verübung spezifischer Bombenanschläge für nicht schuldig erklärt, aber schuldig der Verschwörung zu Bombenanschlägen auf der Grundlage, drei Umschläge geschrieben zu haben, und wurde zu fünfzehn Jahren verurteilt.

15. DEZEMBER: Der jordanische Botschafter in London wird in seinem Auto mit einem Maschinengewehr beschossen.

18. DEZEMBER: Kate McLean verhaftet und zusammen mit Angela Weir, Chris Allen und Pauline Conroy, die im Laufe des Novembers verhaftet worden waren, angeklagt, sich mit den sechs bereits wegen Verschwörung verhafteten Personen verschworen zu haben. Kurz vor der Eröffnung der gerichtlichen Voruntersuchung gegen die zehn Militanten entschied Generalstaatsanwalt Sir Peter Rawlinson, das Opfer eines der Angriffe der Angry Brigade, dass die Beweise für eine Anklage gegen Pauline Conroy und Chris Allen nicht ausreichten, und sie wurden aus der Untersuchungshaft entlassen.

1972

22. JANUAR: Briefbombe an einen Abgeordneten im Unterhaus.

1. FEBRUAR: Brandbombenanschlag auf das Rhodesia House[58] in London.

3. FEBRUAR: Kirkgate, Huddersfield, Armee-Rekrutierungsbüro durch Brandbomben zerstört.

17. FEBRUAR: Brandbombenanschlag auf das Bonhill Street Social Security Office, London. Bombenanschlag auf das Liverpool Armee-Hauptquartier, Edge Lane. Schwere Schäden.

22. FEBRUAR: Bombenanschlag auf das Aldershot Paras HQ (A.d.Ü., Fallschirmjäger) – 7 Tote.

10. MÄRZ: Brandbombenanschlag auf South African Airways, London.

15. MÄRZ (Ungefähr): Gefängnisbeamter vor dem Wandsworth-Gefängnis erschossen.

20. MÄRZ: Zwei Schüsse durchschlagen die Fassade des Armee-Rekrutierungsbüros, Slough, Buckinghamshire.

MÄRZ: Vier Mitglieder der Workers‘ Party of Scotland wurden zu insgesamt 81 Jahren verurteilt, weil sie im Juni 1971 eine Enteignung der Bank of Scotland durchgeführt hatten. Die Genossen, die ihre Taten vor Gericht politisch verteidigten, erhielten die höchsten Strafen, die jemals von einem schottischen Gericht wegen Raubes verhängt wurden: William McPherson, 26 Jahre, Matt Lygate, 25 Jahre, und Ian Doran wurden von der revolutionären Linken praktisch ignoriert.

30. MÄRZ: Bombe mit 13 Stangen Sprenggelatine, platziert auf der Eisenbahnlinie in der Nähe von Stranraer, Glasgow, die von der Armee für den Transport von Männern und Ausrüstung zur Fähre nach Nordirland benutzt wurde.

6. APRIL: Zweite Bombe (13 Stangen) auf Bahnstrecke bei Glasgow platziert.

24. APRIL: Selbstgebaute Bombe im Polizeihauptquartier in Sleaford, Lancashire, platziert. 15 Jahre alter Junge festgehalten.

26. APRIL: Bombenexplosion und Feuer im Tory-Hauptquartier, Billericay, Essex.

1. MAI: Explosion in CS-Gas-Fabrik.

30. MAI: Der Prozess gegen die „Stoke Newington Eight“, die der Verschwörung zur Verübung der Bombenanschläge der Angry Brigade angeklagt sind, beginnt im No. 1 Court im Old Bailey in London. Dies sollte der längste Prozess in der Geschichte des britischen Rechtssystems werden.

Auszug aus einem Stoke Newington Eight Verteidigungs Bulletin:

DER PROZESS BIS JETZT…

Sind vier Monate der Anklage/Strafverfolgung gewesen, vier Monate, in denen sich Polizeizeuge nach Polizeizeuge gegenseitig widersprechen, ihre Geschichte ändern, LÜGEN, unterbrochen nur durch vier Wochen, als der Richter seinen Urlaub hatte…

EINE VERSCHWÖRUNG DES SCHWEIGENS

Die Presse hat nichts von all dem berichtet – genauso wie sie nie über die Bombenanschläge berichtet hat, bis es ihnen passte. Wovor haben sie Angst?

WELCHE VERSCHWÖRUNG?

Der einzige konkrete Beweis sind die von der Polizei in der Wohnung, in der vier der Angeklagten lebten, „gefundenen“ Waffen und Sprenggelatine. Zuerst sagte die Polizei, dass 2 der 4 während der gesamten Razzia dort waren; dann gaben sie zu, dass sie an einem Punkt aus der Wohnung gebracht und dann zurückgebracht wurden. WARUM? Der Fingerabdruckexperte gab zu, dass es keine Fingerabdrücke auf den Waffen und dem Sprengstoff gab. WARUM NICHT?

Die Geschichte der Staatsanwaltschaft änderte sich von Tag zu Tag. Es stellte sich heraus, dass die Polizei über die Waffen und die Sprenggelatine gestolpert wäre, als sie in die Wohnung kam, wenn sie dort gewesen wären, wo sie sagte, dass sie es waren, anstatt sie zehn Minuten später zu „finden“; so „erinnerten“ sie sich plötzlich zum ersten Mal – ein Jahr später – dass sie mit Stoff bedeckt gewesen waren.

POLIZEIVERSCHWÖRUNG

Ein Kriminalbeamter musste zugeben, dass er sein Notizbuch während des Prozesses verändert hatte. Ein anderer verriet das Spiel komplett, als er sagte, dass er und ein Kollege sich in der Küche hingesetzt und „entschieden“ hätten, was bei der Razzia passiert sei.

KEINE VERSCHWÖRUNG

Der Rest der Beweise gegen die Acht sind Recherchen, Briefe und Artikel, die von den Angeklagten für verschiedene Untergrundzeitungen (Frendz, Strike) und großformatige Zeitungen geschrieben wurden. Die Staatsanwaltschaft nennt sie Beweise für eine Verschwörung, weil sie solche politischen Ziele wie den Gesetzentwurf über Arbeitsbeziehungen, den Gesetz für faire Mieten, den Miss World-Wettbewerb usw. erwähnen.

Ihre wissenschaftlichen „Experten“ versuchten, 25 der Bombenanschläge, die zwischen 1968 und 1971 in England stattfanden, diesen Personen anzuhängen, indem sie behaupteten, dass diese Bombenanschläge „miteinander verbunden“ waren – wobei sie andere ähnliche Bombenanschläge außer Acht ließen und die Unterschiede zwischen den 25 Bombenanschlägen vertuschten.

Aber die Verantwortung der Explosionen wurden von so unterschiedlichen Gruppen wie der 1. Mai Gruppe, der Angry Brigade, The Wild Bunch[59] und Butch Cassidy and the Sundance Kid[60] übernommen. Und das „Set“ beinhaltete nicht 3, für die die Angry Brigade die Verantwortiung übernommen hatte, NACH der Razzia in der Amhurst Road.

Jetzt, wo die Verteidigung beginnt, kann die Wahrheit ans Licht kommen: Die einzige Verschwörung, die es gegeben hat, ist eine STAATSVERSCHWÖRUNG.

* * *

Ein Sprengstoffexperte der Polizei sagt aus, dass es zwischen März 1968 und August 1971 123 bekannte Anschläge auf Immobilien gegeben hat.

24. NOVEMBER: In seinem Schlussplädoyer wies Mr. Justice James die Geschworenen an, die Beteuerungen der Verteidigung zu ignorieren, dass dies ein politischer Prozess sei. Er sagte: „Das ist es nicht (ein politischer Prozess) und ich weise Sie an, nichts davon zu halten. Politische Prozesse sind Prozesse gegen Menschen wegen ihrer politischen Ansichten. Wir haben sie nicht in diesem Land.“

6. DEZEMBER: Der Prozess endet. Jim Greenfield, Anna Mendleson, Hilary Creek und John Barker werden wegen „Verschwörung zur Herbeiführung von Explosionen“ zu 10 Jahren verurteilt. Die anderen vier Angeklagten werden freigesprochen, und die Strafe von Jake Prescott wird auf 10 Jahre reduziert.

7. DEZEMBER: Nach den Verurteilungen der Angry Brigade am Vortag nennt Scotland Yard zwei weitere Personen, die sie im Zusammenhang mit den Bombenanschlägen suchen: Gerry Osner und Sarah Poulikakou, die beide zu der Zeit im Ausland lebten. 300 Menschen marschieren aus Protest zum Holloway-Gefängnis.

Insgesamt wurden 12 Personen verhaftet und angeklagt – bei zwei wurden die Anklagen gegen sie zurückgezogen, fünf wurden freigesprochen, fünf wurden wegen Verschwörung verurteilt und ins Gefängnis gesteckt.

***

Nach dem Prozess wurde Commander Bond zum Deputy Assistant Commissioner[61] bei Scotland Yard befördert, Det. Chief Superintendent[62] Habershon wurde zum Commander[63] ernannt und 1973 in das Forschungs- und Planungsbüro des Innenministeriums abgeordnet. Im Juni 1974 leitete er die polizeiliche Untersuchung des Mordes an Kevin Gateley, dem Studenten der Universität Warwick, am Red Lion Square am 5. Juni 1974 – als Ergebnis wurde die Polizei von jeder Verantwortung freigesprochen. Im April 1975 wurde Commander Habershon zum Leiter des Bombenkommandos ernannt und löste damit Robert Huntley ab.

DER KAMPF GEHT WEITER…

Die Situation heute ist ganz anders als Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre. Neue Gefährten nehmen den Kampf auf, der sich auf die Angriffe auf NATO-Einrichtungen und Atomkraftwerke sowie andere Manifestationen des zunehmenden Militarismus in Europa und den USA und Kanada ausgeweitet hat. Es gibt heute keine Strukturen mehr, die der alten RAF, der Action Directe, den Roten Brigaden, wie sie einmal waren, oder anderen Formen von einigermaßen strukturierten bewaffneten Gruppen entsprechen.

Die Signaturen und Embleme werden zwar immer noch verwendet, aber die Gefährten, die sie benutzen, haben kaum noch eine direkte Beziehung zu anderen, die das Gleiche tun. Was sich zeigt, ist der Wille, gegen die neuen und alten Formen der Repression vorzugehen und dabei auch die alten Organisationsformen zu kritisieren. In diesem Licht sehen wir die folgenden Kommuniqués, die in den letzten drei Jahren (1981-1984) in diesem Land erschienen sind. Eine weitere Öffnung zum bewaffneten Kampf zeichnet sich am Horizont ab. Sie findet ihre Wurzeln in der massive Ilegalität der Gegenwart und versucht, weiter zu gehen in Bezug auf die Schaffung eines neuen spezifischen revolutionären bewaffneten Angriffs. Es ist an der Zeit, eine Position zu beziehen und zu handeln.

1981

DIE BRIGADE WIRD WÜTEND – SCHON WIEDER! (THE BRIGADE IS GETTING ANGRY—AGAIN!)

FAST ZEHN JAHRE sind vergangen, seit die politische Situation in Großbritannien nach der Art von direkter Aktion verlangte, wie sie von der Angry Brigade praktiziert wurde. Das Rad hat sich vollständig gedreht und wir sind gezwungen, wieder einmal, uns darauf vorzubereiten, uns gegen die Provokationen eines virulent arbeiterfeindlichen Staates und seiner multinationalen Manipulatoren, wie dem Lenkungsausschuss der Bilderberg-Gruppe und der Trilateralen Kommission, zu verteidigen.

SEIT DIE THATCHER REGIERUNG an die Macht kam, haben wir eine rasante Zunahme der Macht der Repressionsorgane des Staates erlebt, mit einer entsprechend obsessiven und paranoiden Betonung auf der Perfektionierung seiner Maschinerie für „Antisubversion“ und „Recht und Ordnung“, politische Euphemismen für die Kontrolle und Eliminierung aller realen, potentiellen und imaginären Dissidenten. Die erhöhten Ausgaben für Polizei, Gefängnisse und Armee, die ständige Überwachung von Gewerkschaftern, die Schikanierung von investigativen Journalisten, Whistleblowern, Umwelt-, Ökologie- und Gemeindeaktivisten, der erweiterte Einsatz der SAS[64] in Nordirland mit ihren Morden an entschiedenen Sozialisten wie Miriam Daly und wahrscheinlich Noel Little und Ronnie Bunting, die offene Terrorisierung und Einschüchterung von jedem, der auch nur im Entferntesten mit dem Kampf in Nordirland in Verbindung steht, die Betonung der Bevölkerungskontrolle in der Polizeiausbildung und die erhöhte Anzahl bewaffneter Polizisten, die auf den Straßen Großbritanniens patrouillieren, die neuen Streikpostengesetze, usw; all diese Dinge zeigen, dass der Konsens in der britischen Politik schnell zu einer Sache der Vergangenheit wird.

DIE ZUNAHME DER STAATLICHEN SICHERHEIT ist durch die politische und wirtschaftliche Politik der Thatcher-Regierung und ihrer Unterstützer notwendig geworden. Sie wissen nur zu gut, dass sich die wirtschaftliche Situation ohne eine Umkehrung ihrer Politik kaum verbessern wird. Dies wiederum wird zu groß angelegten sozialen Unruhen führen. Innerhalb der monetaristischen Ideologie, von der sie besessen sind, gibt es keine praktikablen wirtschaftlichen Abhilfen, die ihnen zur Verfügung stehen. Die Arbeitslosigkeit wird steil ansteigen, die Inflation wird sich verschlimmern, mehr Fabriken und Unternehmen werden schließen oder in Konkurs gehen, Apathie und Spannungen werden die sozialen Beziehungen durchdringen, die Gewerkschaftsführung wird nicht in der Lage sein, die Basis im Zaum zu halten. Die Menschen werden wütender und frustrierter werden, und es werden stärkere und verzweifeltere Formen der Kontrolle auferlegt werden müssen, wenn das System zu versagen beginnt, hoffnungslos außer Kontrolle gerät und schließlich ganz zusammenbricht.

WARUM JETZT UND NICHT VORHER? In den späten sechziger und siebziger Jahren gab es eine ähnliche Periode der schrillen Anti-Arbeiterklassen-Hysterie und der Gesetzgebung, die zu dem berüchtigten und erfolglosen Versuch führte, die Organisierung der Arbeiter durch den Gesetzentwurf über Arbeitsbeziehungen zu kontrollieren, was zum Sturz der Heath-Regierung führte. Nachdem es den Tories nicht gelungen ist, die Arbeiterbewegung durch die Gerichte zu brechen, haben sie sich nun einem eher schrägen Ansatz zugewandt: einer bewussten Politik der Massenarbeitslosigkeit! Zweifellos wird die Thatcher-Clique durch die Wahl Reagans in ihrer Entschlossenheit gestärkt und beginnt, ihre Politik mit jedem Zugeständnis an sie zu intensivieren.

WIR SIND KEINE AVANTGARDE, noch erheben wir den Anspruch, irgendjemand anderen als uns selbst in unserem Widerstand gegen die Arroganz der gegenwärtigen Regierung und das Elend, die Frustration und die Verzweiflung, die durch ihre selbstsüchtige und unmenschliche Politik geschaffen werden, zu führen oder zu vertreten. Es ist einfach so, dass wir als Individuen an die Grenzen unserer Toleranz stoßen. Wir sehen uns als Ausdruck der Wut, des Widerstands und der Hoffnung, die durch das drohende Scheitern dieser sich rapide polarisierenden Gesellschaft entstehen.

IN DEN VERGANGENEN ZEHN JAHREN haben wir vor allem in Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland und Nordamerika gehandelt und dabei neue Fähigkeiten, Fachkenntnisse, Personal und Zugang zu Informationsquellen erworben. Die jüngeren Aktionen von Action Directe zeigen die Strategie und Taktik, die wir anwenden sollten. Wie bisher wird es keinen „geistlosen Terror“ geben, keine Toten, keine Entführungen, keine Geiselnahmen von unschuldigen Zuschauern.

Wir haben nichts gemeinsam mit den Taktiken oder der Politik der Roten Armee Fraktion, der Roten Brigaden, der PLO oder irgendeiner anderen autoritären Gruppe, die sich einem Kampf um die Macht oder die Kontrolle des Staates auf Kosten des Mannes und der Frau auf der Straße verschrieben hat. Die soziale Revolution wird nicht auf den Leichen der alten Herrscher oder ihrer Funktionäre aufgebaut werden; sie kann nur von Menschen aufgebaut werden, die die Kontrolle über ihr eigenes Leben übernehmen, ihre Unabhängigkeit behaupten, ihre Ablehnung des Staates, der Machtpolitik, des autoritären Lebensstils und der Konkurrenzwerte des Konsumismus, die uns von Geburt an bis zum Tod aufgezwungen werden.

Im Kampf gegen diese Übel haben wir auch positive Bestrebungen. Wir wünschen uns eine selbstverwaltete Gesellschaft als einzig mögliche Grundlage, auf der wir eine gerechtere, gleichberechtigte und freiheitlichere Welt für uns und unsere Kinder aufbauen können. Die zunehmende Macht des Staates, die aggressive Konfrontationspolitik der Thatcher-Regierung, der Zusammenbruch freier kollektiver Verhandlungen und des Konsenses im täglichen Leben, die immer stärkere Entfremdung der Menschen von den Entscheidungsprozessen usw. zeigen nur einen Weg auf. Wir müssen diese unaufhaltsame Aushöhlung unserer Menschlichkeit und unserer Hoffnungen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zurückweisen und Widerstand leisten.

WIR WISSEN, WAS WIR DAGEGEN TUN WERDEN –

TUST DU ES?

DIE ANGRY BRIGADE II

(IRSM)

1983

Kommuniqué an die Konservative Partei geschickt:

WÜTENDER WERDEN! (GETTING ANGRIER!)

WIR PLATZIERTEN die kleinen Bomben in euren nördlichen Hauptquartieren in Manchester und Leeds als Erinnerung für euch an den aktiven Widerstand, der in diesem Land existiert.

Wir haben genug davon, dass ihr unser Leben ruiniert. Ihr begeht die schlimmsten Formen von Gewalt in unserer Gesellschaft und es kümmert euch nicht. Wir werden aus der Arbeit geworfen, von dem Sozial- und Gesundheitsministerium und der Polizei misshandelt, abgeschoben und ausgebeutet – und trotzdem ist es nicht genug für euch. Jeden Tag sind wir größeren Repressionen ausgesetzt; die Befugnisse der Polizei werden erweitert, weitere rassistische Gesetze werden eingeführt, 20 Jahre Errungenschaften der Frauen werden in drei ausgehöhlt, die organisierte Arbeiterbewegung wird angegriffen, und jetzt sehen wir eine Politik der summarischen Hinrichtung.

Ihr glaubt, ihr könnt uns vernichten, aber ihr irrt euch. Wir werden angesichts dieses Ansturms nicht schweigen – wir schlagen zurück. Bis jetzt waren unsere Aktionen auf Eigentum und nicht auf Menschen gerichtet, aber unsere Geduld ist am Ende.

WIR KOMMEN NÄHER.

ANGRY BRIGADES

WIDERSTANDSBEWEGUNG (RESISTANCE MOVEMENT)

1983

„Überbelegung in den Gefängnissen, allgemeine Repression und der Mord an Barry Prosser Anfang des Jahres durch Schrauben im Winson Green Gefängnis sind einige der Gründe, die eine Gruppe, die sich selbst „Angry Brigade Resistance Movement“ nennt, für den Bombenanschlag auf das Grundstück des Prison Officers Training College (A.d.Ü., Schule für Schließer) in Wakefield angibt.

… Ein in London ansässiger ATS-Offizier (A.d.Ü., Anti-Terror Einheit) soll gesagt haben, es sei unwahrscheinlich, dass sich die Angry Brigade neu formiert habe, … es darf nicht möglich sein, dass sich die Angry Brigade „neu formiert“. Sie war weder eine Organisation noch eine einzelne Gruppierung – sondern ein Ausdruck der Wut und Verachtung, die viele Menschen landauf, landab für den Staat und seine Institutionen empfanden. In diesem Sinne ist die Angry Brigade die ganze Zeit bei uns (der Mann oder die Frau, die neben dir sitzt?) – sie taucht weder auf noch verschwindet sie (oder formiert sich neu), sondern ist die natürliche Manifestation der Revolte, wenn sich diese Revolte gegen das Herz all dessen richtet, was Leid verursacht: den Staat.“

Black Flag, Vol V11 No 2, Feb 1983.

1984

WÜTENDE WORTE (ANGRY WORDS)

Wir beschlossen, die Sprengsätze am Strommast nördlich von Maltby anzubringen, um den Mast zu beschädigen, die Supergrid-Netz von den Midlands zum Nordosten zu unterbrechen und zu zeigen, dass das System verwundbar ist.

Wir sehen, dass der Staat hier die Techniken der Unterdrückung anwendet, die gegen die Menschen in Irland entwickelt und praktiziert wurden. Aber auch wir haben unsere Lehren aus dem irischen Kampf gezogen.

Während wir uns auf einen offenen KLASSENKRIEG zubewegen, werdet ihr uns nicht unvorbereitet vorfinden!

SIEG DEN SCHLAGENDEN KOMMANDOS (HIT SQUADS).

Teeside Humberside, schließt euch der WÜTENDEN SEITE an. (Teeside Humberside, join the ANGRY SIDE)

ANGRY BRIGADES

WIDERSTANDSBEWEGUNG (RESISTANCE MOVEMENT)

IRSM

[1] A.d.Ü., das Old Bailey ist das Zentrale Gerichtshof in London. 1973 wurde das Old Bailey von der Belfast Brigade der Provisional IRA mittels einer Autobombe angegriffen.

[2] A.d.Ü., Class War war eine anarchistische Gruppe und Zeitung um die Person des Ian Bone, die 1983 das erste Mal das Licht erblickte. Dieser Text wurde 1978 veröffentlicht, daher ist es nicht sicher ob das Zitat von der besagten Publikation und Gruppe auch stammte.

[3] A.d.Ü., im Englischen ist die Rede von Comrades, war genauso auch als Genossen und Genossinnen übersetzt werden kann, wir entschieden uns jedoch für den Begriff des Gefährten.

[4] A.d.Ü., die Symbionese Liberation Army war eine in den Vereinigten Staaten agierende maoistische bewaffnete Gruppe, bekannt wurde diese Gruppe vor allem aufgrund der Entführung der Tochter des damaligen Medienmogul Randolph Apperson Hearst, Patty Hearst. Die im Verlauf der Entführung sich der Gruppe anschloss, ihr Kampfname war Tania und nahm bei einer Enteignung einer Bank teil. Sie gilt als eins der berühmtesten Beispiel des sogenannten Stockholmer Syndroms.

[5] A.d.Ü., Freedom ist eine anarchistische Zeitung aus London, welche seit 1886 herausgegeben wird. Unter den Gründern und Mitmachern waren Peter Kropotkin und Charlotte Wilson.

[6] A.d.Ü., der Begriff der Rekuperation, oder Zurückgewinnung, Wiedererlangung, usw., wurde vor allem von der Situationistischen Internationalen beeinflusst und entnommen. Es erklärt den Moment, wo revolutionäre Ideen ihrer Inhalte entleert werden und zur Ideologie verkommen, bzw. von jeglicher herrschenden Ideologie übernommen werden. Im konkreten bedeutet dies, als Beispiel, als der Kommunismus (oder eher der Marxismus-Leninismus) zur Staatsform (sowie in der UdSSR praktiziert), zu einer herrschenden Ideologie wird, verlor dieser automatisch seinen Ursprung und wurde zum Instrument der Herrschaft einer Partei gegen die Arbeiterinnen und Arbeiter. In diesem Falle wird aber das genaue Gegenteil unterstrichen, dass die aufständische Praxis nicht entleert werden kann.

[7] A.d.Ü., im Englischen ist immer die Rede von Insurrection, was wir entweder als Insurrektion oder als Aufstand übersetzt haben. Für uns sind beide Begriffe Synonyme.

[8] John Zerzan – Creation and its Enemies: „The Revolt Against Work“, Mutualist Books.

[9] A.d.Ü., entgegensetzt der hiesigen und lokalen Annahme das zwischen einem Syndikat und einer Gewerkschaft – oder zwischen Syndikalismus und Gewerkschaftstätigkeit – es einen Unterschied gibt – mit der Suggestion das eine wäre radikal und das andere nicht – sagen wir ein weiteres Mal das es keinen Unterschied gibt. In Frankreich, wo auch der Ursprung der „radikalen“ Gewerkschaften ist, sowie in Spanien, bedeutet das Wort Syndicat oder Sindicato schlicht und einfach Gewerkschaft. Es ist nichts anderes.

[10] A.d.Ü., die IWW – Industrial Workers of the Word – Industrielle Arbeiter der Welt, ist eine Gewerkschaft die 1905 in den Vereinigten Staaten gegründet wurde. Als eine Gewerkschaft die die Praxis der direkten Aktion verteidigt, führte sie vor allem zu ihrer Anfangszeit sehr härte Kämpfe, die mit einer sehr harten Repression seitens des Staates beantwortet werden würde. Viele ihrer Mitglieder wurden inhaftiert und ermordet.

[11] A.d.Ü., im Englischen shop steward, was direkt übersetzt Vertrauensleute der Gewerkschaft bedeutet, während der Weimarer Republik war auch die Rede von Obleute. Diese Personen sind Mitglieder einer Gewerkschaft, aber im Gegensatz zu Gewerkschaftsvertretern, die in der und von der Gewerkschaft leben und arbeiten, sind die Vertrauensleute Personen, die direkt im Unternehmen arbeiten und dort als Vertreter und Vertreterinnen anderer Arbeiter und Arbeiterinnen gelten. Ihre radikale Erscheinung synthetisierte sich während dem ersten Weltkrieg in der Rätebewegung mit der Gründung der Betriebsräte die anfänglich eine revolutionäre Funktion hatten.

[12] A.d.Ü., siehe Fußnote Nr. 11.

[13] A.d.Ü., Go-Slows, sind Bummelstreiks. Es ist eine Art von Kampfmethode, bei die Arbeiter und Arbeiterinnen ihre Pflichten erfüllen, aber versuchen, die Produktivität oder Effizienz bei der Erfüllung dieser Pflichten zu verringern. Sie arbeiten exakt nach der Vorschrift, was immer zu einer Reduktion der Produktion führen wird. Für Arbeiter und Arbeiterinnen ist diese Kampfmethode weniger riskant als ein offener Streik. Als ein bekanntes Beispiel gilt der Go-Slow im Ford-Werk in Dagenham, wo die Arbeiter und Arbeiterinnen in den 1970er Jahren einen Bummelstreik durchführten, nachdem das Ford-Management die Geschwindigkeit der Produktionslinie von 5,5 auf 6,4 Meter pro Minute erhöht hatte. Dies war die zweite Geschwindigkeitserhöhung, und die Arbeiter und Arbeiterinnen empfanden dies als unfair. Nach einem Bummelstreik der Arbeiter und Arbeiterinnen am Fließband reduzierte das Ford-Management die Fließbandgeschwindigkeit wieder auf 5,5 Meter pro Minute.

[14] A.d.Ü., Sit-ins, sind Sitzblockaden.

[15] A.d.Ü., Transport and General WorkersUnion, existierte von 1922 bis 2007.

[16] A.d.Ü., im Originaltext ist die Rede von sectionalism was die Loyalität einer Gruppe von Menschen, oder eines Einzelnen, einer Region, oder einem Teil eines Landes, aber nicht diesen als ganzes, beschreibt. In Großbritannien wird meistens damit die Unabhängigkeitsbestrebung großer Teile der Bevölkerung in Schottland und in Nordirland beschrieben.

[17] A.d.Ü., auch bekannt als Absentismus. Aus dem Latein absentia, Abwesenheit.

[18] A.d.Ü., im Originaltext ist die Rede von claimant. Abgeleitet von claim, fordern, ist claimant die fordernde Person oder die fordernde Haltung.

[19] A.d.Ü., Gesetz über Arbeitsbeziehungen, das das Streikrecht verschärfte, führte letztendlich zur Niederlage der konservativen Regierung bei den darauffolgenden Wahlen.

[20] A.d.Ü., Robert Carr war von 1970 bis 1972 Arbeitsminister (Secretary of State for Employment).

[21] A.d.Ü., damals Hauptgeschäftsführer und Vorsitzender von Ford in Großbritannien.

[22] A.d.Ü., Upper Clyde Shipbuilders war ein 1968 gegründetes Konsortium von schottischen Werften. 1971 wurde das Unternehmen trotz voller Auftragsbücher zahlungsunfähig, da die Tory-Regierung die zur Weiterführung nötigen Kredite verweigerte.

[23] A.d.Ü., großes Hausbau-Unternehmen in Großbritannien.

[24] A.d.Ü., ehemaliges Hauptquartier der Metropolitan Police in London.

[25] A.d.Ü., internment im Originaltext, wir gehen davon aus, dass damit die sogenannte Operation Demetrius gemeint ist, bei der, ausgehend vom britischen Heer, vom 9. zum 10. August 1971 um die 342 Personen in Internierungslagern, ohne Gerichtsverfahren, eingesperrt wurden. Sie wurden beschuldigt Mitglieder der IRA zu sein. Weitere 7000 Personen wurden gezwungen ihre Häuser und Wohnorte zu verlassen. Die meisten wurden bei den Verhören gefoltert und bei mindestens 14 Personen wurde die vom britischen Heer entwickelte Verhörmethode five technics angewandt, bei der man länger an der Wand steht, das Gesicht bedeckt wird, ständigen Lärm ausgesetzt wird, genauso unter Schlafentzug und Entzug von Essen und Trinken ausgesetzt wird. Fast genau dieselben Verhörmethoden, bekannt als der Euphemismus Erweiterte Verhörtechniken, die Jahrzehnte später die CIA im Krieg gegen den Terror an hunderten von Menschen anwandte.

[26] Ein nicht nummeriertes Kommuniqué, das das erste zu sein scheint. Donnerstagnacht war die Nacht des 2. auf den 3. Dezember 1970.

[27] Am 20. November 1970 wurde eine Bombe unter einem Van der BBC platziert. Der Van sollte dazu genutzt werden, der BBC dabei zu helfen, die Superfrauen des Miss-World-Wettbewerbs zu glorifizieren.

[28] Kommuniqué 3 wurde am 9. Dezember 1970 versendet.

[29] Diesem Kommuniqué gingen zwei Telefonate mit der nationalen Presse voraus. Min. E. & Prod (Department of Employment and Productivity) [Britisches Arbeitsministerium, A.d.Ü.] wurde in der Nacht zum 8. Dezember von einer Bombenexplosion im Keller des St. James‘ Square getroffen. Das DEP, damals mit Minister Robert Carr an der Spitze, ist eine der Organisationen der Regierung, die für gefährliche Arbeitsbedingungen, Arbeitslosigkeit, Produktivitätsvereinbarungen und die von der Tory-Regierung verabschiedete Industrial Relations Bill [Gesetz über Arbeitsbeziehungen, A.d.Ü.] verantwortlich ist.

[30] Das Kommuniqué wurde am 9. Dezember 1970 versendet.

[31] Das Kommuniqué wurde in der Nacht des 12. Januar 1971 versendet. Die Familie Carr, die einen typischen Abend zu Hause verbrachte, wurde von der Explosion der ersten Bombe erschüttert. Nachdem Mr. Carr auf dem Boden zum unterbrochenen Telefon gekrochen ist, bringt er seine Frau und seine Tochter zu einem Nachbarhaus. Seine übliche Sorge um das Wohlergehen der Arbeiter zeigend, weist er das Kindermädchen/Haushälterin an, allein in das Haus zurück zu gehen. Dann explodiert eine zweite Bombe, die die Haushälterin nicht verletzt, aber drei Polizeibeamte zu Boden wirft.

[32] Sir Peter Rawlinson, Kommissar der Metropolitan Police, ist in London, Ceylon, Lancashire und Berkshire seit 43 Jahren ein Schwein gewesen. Eine Bombe war bei seinem Haus am 8. September 1970 explodiert.

[33] Sir John Waldron, Generalstaatsanwalt in Heath, absolvierte das Christ College in Cambridge mit einem BA, die britische Armee in Nordafrika mit dem Rang eines Majors und die Inner Temple Bar mit einem Stück Seide (QC). Eine Bombe war bei seinem Haus am 8. September 1970 explodiert.

[34] Eine Bombe explodierte auf mysteriöse Weise im vergangenen Herbst in einem Auto in der Nähe eines Kinos im West-End und tötete zwei Menschen.

[35] A.d.Ü., Special Branch ist eine Bezeichnung, die üblicherweise verwendet wird, um Einheiten zu bezeichnen, die für Angelegenheiten der nationalen Sicherheit und des Nachrichtendienstes in britischen, Commonwealth-, irischen und anderen Polizeikräften zuständig sind. Eine Special Branch-Einheit beschafft und entwickelt nachrichtendienstliche Informationen, in der Regel politischer oder sensibler Natur, und führt Ermittlungen durch, um den Staat vor wahrgenommenen Bedrohungen durch Subversion, insbesondere Terrorismus und andere politische Aktivitäten, zu schützen.

[36] A.d.Ü., Der Trades Union Congress (TUC) ist ein gewerkschaftlicher Dachverband in Großbritannien.

[37] Tom Jackson leitete als Chef der Union of Post Office Workers den Streik bei der Post und brach ihn dann mit einem ausverkaufenden Lohnabkommen.

[38] Bob Hope, der regelmäßig für die US-Truppen in Vietnam auftrat, spielte auch den großen Zeremonienmeister bei dem Miss-World.Wettbewerb.

[39] John Davies, der Minister für Technologie und ehemalige Generaldirektor der Confederation of British Industry, dem vermeintlichen Gegenstück zum TUC. Seine früheren Posten bei Anglo-Iranian Oil, BP, Shell Mex und dem National Export Development Council trugen zur Stärkung des britischen Empire bei.

[40] Stephen McCarthy starb im Januar 1971 an den Folgen einer brutalen Verhaftung durch zwei Islington-Schweine und grober Misshandlung durch die Gefängnisärzte in Wormwood Scrubs und Dover Borstal.

[41] Jake Prescott und Ian Purdie wurden von Chief Superintendent Habershon fälschlicherweise beschuldigt, an früheren Aktionen der Angry Brigade beteiligt gewesen zu sein. Jake, der am 11. Februar 1971 verhaftet wurde, und Ian, der am 7. März verhaftet wurde, saßen wegen der Aktionen der Angry Brigades gegen Fords, Biba’s und den Polizeicomputer in Isolationshaft.

[42] A.d.Ü., hier ist die Rede von der International Socialist einer trotzkistischen Organisation, die jetzt Socialist Workers Party heißt.

[43] A.d.Ü., Kommunistische Partei Großbritaniens.

[44] A.d.Ü., hier ist die Rede von der Socialist Labour League einer trotzkistischen Organisation, die jetzt Workers Revolutionary Party heißt.

[45] Dieses Kommuniqué wurde in der Nacht des 13. März 1971 versendet.

[46] Das Kommuniqué ist auf den 1. Mai 1971 datiert. Am selben Tag explodierte eine Bombe in der trendigen Biba-Boutique in der Kensington High Street, Chelsea.

[47] Peter Savva wurde in der Schweinewache in der Holloway Road getötet. London, im Mai 1971. Die Schweine gaben vor, dass Peter betrunken gestolpert sei: Der Gerichtsmediziner meldete „Tod durch Unglück“.

[48] David Owale, ein Nigerianer, wurde vor zwei Jahren tot in einem Fluss bei Leeds gefunden. Die Schweine von Leeds wurden wegen „ungesetzlicher Tötung eines vagabundierenden nigerianischen Einwanderers“ angeklagt.

[49] Dieses Kommuniqué wurde am 22. Mai 1971 nach einer Explosion im Polizeicomputer, Tintagel House, London, und gleichzeitigen Explosionen in drei britischen Büros in Paris verschickt.

[50] A.d.Ü., Harland & Wolff Ltd. ist eine Werft in Belfast, Nordirland.

[51] A.d.Ü., mehr zum anarchistischen bewaffneten Widerstand bis in die 1970er, zu der 1. Mai Gruppe und die Internationale Solidaritätsbewegung, auf der Broschüre von Albert Metzler, Internationale Solidarität.

[52] A.d.Ü., unter dem Namen, würden einige Jahre später ein Prozess gegen acht vermeintliche Mitglieder der Angry Brigade geführt.

[53] A.d.Ü.,Giuseppe Pinelli war ein mailändischer Anarchist und wurde, wie so viele andere Anarchisten und Anarchistinnen, 1969 wegen des Anschlags auf der Piazza Fontana verhaftet und beschuldigt diesen verübt zu haben. Nach mehreren Stunden Verhör – was in diesem Falle eine brutale Tracht Prügel bedeutete – wurde dieser aus dem vierten Stock der Bullenwache in Mailand rausgeworfen, wo er verhört wurde. Drei Jahre später wurde dann der Kommissar, Calabresi, dieser Wache auf offener Straße erschossen. Mehr dazu in Alfredo Bonannos Text Ich weiss, wer den Kommissar Luigi Calabresi getötet hat“.

[54] A.d.Ü., die Burgos-Prozesse – spanisch: Proceso de Burgos – waren eine Reihe von Militärtribunalen, die vom 3. bis 9. Dezember 1970 in der spanischen Stadt Burgos stattfanden. Die Prozesse verfolgten 16 Mitglieder der baskischen bewaffneten Gruppe Euskadi Ta Askatasuna (ETA) wegen ihrer Beteiligung an zwei Morden an Polizisten im Jahr 1968.

[55] A.d.Ü., der Lord Provost ist der Repräsentant der lokalen Behörden in Schottland.

[56] A.d.Ü., bezieht sich auf den französischen Anarchisten Alexandre Marius Jacob. Einer der berühmtesten Einbrecher seiner Zeit der vielen Bourgeoisen die Tresore leichter machte. Die Geschichte des Alexandre Marius Jacob inspirierte Maurice Leblanc die fiktive Figur des Arsène Lupin – einen Räubergentleman – zu erfinden.

[57] A.d.Ü., hier handelt es sich um eine Untergrund Publikation namens OZ, die von 1967 bis 1973 veröffentlicht wurde. Die Publikation erreichte eine gewisse Bekanntheit als 20 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahre ausgesucht wurden, um die Ausgabe für Schüler und Schülerinnen herauszugeben. Ihnen wurde komplette Freiheit gegeben und das Resultat war eine Reihe von Artikeln und Zeichnungen die die Sicht der Jugendliche auf Themen wie Musik, sexuelle Freiheit, Heuchelei, Drogenkonsum, körperliche Bestrafung und Erziehung synthetisierte. Am nächsten Jahr wurde die Publikation von der Obscene Publications Squad (Einheit für obszöne Publikationen) heimgesucht und mehrere Personen aus dem Editorial wurden für sieben Tage inhaftiert. Drei Verleger wurden am Ende zu Geldstrafen und Gefängnisurteilen verurteilt, zuletzt wurden die Urteile bei dem Revisionsverfahren gekippt.

[58] A.d.Ü., Rhodesien war der Name der früheren britischen Kolonie, die nach ihrer Unabhängigkeit sich in Zimbabwe umbenannte, das Gebäude heißt jetzt Zimbabwehaus.

[59] A.d.Ü., The Wild Bunch ist ein Westernfilm vom Filmregisseur Sam Peckinpah. Zu seiner Zeit galt dieser Film als sehr gewaltgeladen. So wie alle Filme von Sam Peckinpah.

[60] A.d.Ü., Butch Cassidy and the Sundance Kid ist ein Westernfilm vom Filmregisseur George Roy Hill. Berühmt ist die Abschlussszene, eigentlich der ganze Film, bei der die Gesetzlosen Butch Cassidy (Paul Newman) und Sundance Kid (Robert Redford) in einem Kugelhagel auf bolivianische Truppen losgehen.

[61] A.d.Ü., es handelt sich hier um Dienstgrade im britischen Polizeiapparat. Genaue Entsprechungen auf Deutsch haben wir nicht gefunden.

[62] A.d.Ü., ebenda.

[63] A.d.Ü., ebenda.

[64] A.d.Ü., die Special Air Service ist eine Spezialeinheit im britischen Heer. Sie wurden auch in Nordirland ab 1969 inmitten des Konfliktes (auch als the Troubles bekannt) stationiert, wo sie über die Jahre mehrere Mitglieder der IRA hinrichteten.