Titel: Revolutionärer Kampf und Aufstand
Datum: 1980
Quelle: Entnommen aus: Alfredo M. Bonanno: "Anarchismus und Aufstand", Edition Irreversibel in Zusammenarbeit mit Konterband Editionen, ohne Ort, August 2014, S. 38-48.
Bemerkungen: Original auf Italienisch, Orginaltitel: "Lotta rivoluzionaria e insurrezione", in “Anarchismo”, Nr. 30, Italien, 1980, S. 9-12.
Eine Teilübersetzung dieses Artikels erschien in “Insurrection”, einmalige Ausgabe, London, 1982, S. 1-3.

Die Notwendigkeit der aufständischen Perspektive

Unsere Aufgabe als Anarchisten, unsere grösste Sorge, unser stärkstes Verlangen ist es, die soziale Revolution verwirklicht zu sehen: eine fürchterliche Umwälzung von Menschen und Institutionen, der es endlich gelingt, der Ausbeutung ein Ende zu setzen und das Reich der Gerechtigkeit einzuleiten.

Für uns Anarchisten ist die Revolution unser Leitfaden, unser ständiger Referenzpunkt, was auch immer wir tun, mit welchem Problem auch immer wir uns beschäftigen. Ohne den schmerzhaften revolutionären Übergang wird die Anarchie, die wir alle wollen, nicht möglich sein. Wenn wir die Anarchie nicht in einen unnützen Traum verwandeln wollen, müssen wir dafür kämpfen, den Staat und die Ausbeuter durch die Revolution zu zerstören.

Aber die Revolution ist kein idealer Mythos, den es als blossen Referenzpunkt herbeizuziehen gilt. Eben weil sie eine konkrete Tatsache ist, muss Tag für Tag an ihr gebaut werden, auch mit bescheideneren Versuchen, die nicht all die befreienden Charakteristiken der wirklichen sozialen Revolution haben. Diese bescheideneren Versuche sind die Aufstände. In ihnen öffnet die aufständische Bewegung der am stärksten ausgebeuteten Minderheiten
 und der politisch sensibilisiertesten Minderheiten den Weg für eine mögliche Erhebung von immer breiteren Schichten der Ausgebeuteten, in einem Fluss der Rebellion, der auch in der Revolution münden kann, der aber auch in der Einrichtung einer neuen Macht oder in einem blutigen Wiedererstarken der alten enden kann. In diesem Fall hat der Aufstand, obwohl er als befreiende Erhebung auftrat, bitter mit einer Wiedereinrichtung der Herrschaft des Staates und der Bosse geendet. Darin gibt es keinen Widerspruch. Es handelt sich um den normalen Lauf der Dinge. Der Aufstand ist der unwegdenkbare Bestandteil der Revolution, ohne ihn, ohne eine lange und schmerzhafte Reihe von Aufständen, wird es keine Revolution geben und wird die Macht ungestört und in vollem Besitz ihrer Kräfte herrschen. Aber die Entmutigung ist nichts für uns. Stur bereiten wir uns ein weiteres Mal vor und kämpfen wir für den Aufstand, der kommen wird, als ein kleines Stück des künftigen grossen Mosaiks der Revolution.

Sicher, der Kapitalismus hat tiefgreifende Widersprüche, die ihn zu Anpassungs- und Entwicklungsprozessen antreiben, eben um die periodischen Krisen zu meiden, die ihn heimsuchen, aber wir dürfen uns nicht im Warten auf diese Krisen wiegen. Wenn sie eintreten, werden sie willkommen sein, falls sie den Anforderungen von Elementen entsprechen, die den aufständischen Prozess beschleunigen. Wir unsererseits, in der Zwischenzeit, bereiten uns und bereiten die ausgebeuteten Massen auf den Aufstand vor.

In diesem Sinne denken wir, dass die Zeiten immer reif sind für den nächsten Aufstand. Lieber ein gescheiterter Aufstand, als hundert Zögerungen, die hundert Gelegenheiten scheitern lassen, woraus die endgültige Revolution hätte hervorbrechen können. Wir sind also gegen diejenigen, die sagen, dass die jüngsten Rückschläge der revolutionären Bewegung [1982] uns nachdenklich stimmen sollten und uns schlussfolgern lassen sollten, grössere Vorsicht zu üben. Wir denken, dass die Zeit der Aufstände gekommen ist, eben weil es immer Zeit ist, zu kämpfen, während das Warten nur dem Kapital zu Nutzen kommt.

Den Aufstand vorzubereiten, bedeutet, die (persönlichen und materiellen) subjektiven Bedingungen vorzubereiten, die es einer spezifischen anarchistischen Minderheit erlauben, die unerlässlichen Bedingungen für die Entwicklung des aufständischen Prozesses zu kreieren. Wenn der Aufstand ein Massenphänomen ist, weshalb er, anderenfalls, Gefahr läuft, unverzüglich zu scheitern, so ist sein Anfang stets das Resultat der Aktion einer entschlossenen Minderheit, einer Handvoll mutiger Personen, welche die bedeutsameren Punkte des zu erreichenden Teilziels angreifen.

Wir müssen sehr deutlich sein. Die Aufgaben des anarchistischen Kampfes gegen die Macht können sehr unterschiedlich sein, aber alle müssen – unserer Meinung nach – konsequent darauf ausgerichtet sein, den Aufstand vorzubereiten. Manche Gefährten mögen sich der theoretischen Klärung, der ökonomischen und philosophischen Analyse oder der historischen Nachforschung widmen, aber alles muss unmittelbar der Vorbereitung von jener Minderheit dienlich sein, die fähig ist, den Aufstand zu realisieren, dafür sorgend, dass die Massen sich möglichst breit an ihm beteiligen oder ihm zumindest nicht im Wege stehen. Manche Gefährten mögen den Aufstand zu einem späteren Zeitpunkt (nicht ewig auf später hinausgeschoben) für realisierbar halten, andere halten ihn unmittelbar für realisierbar: dies kann zu einer Aufgabenteilung führen, in dem Sinne, dass erstere mehr darum bestrebt sein werden, sich um die Probleme der revolutionären Kultur zu kümmern, aber ihr Zweck muss auf dasselbe Ziel hinauslaufen. Andernfalls würde man jene rebellischen Kräfte einschläfern, die tatsächlich Klarheit benötigen, um die Aktion zu organisieren, und nicht Geschwätz, um sie hinauszuschieben.

Die Rolle der spezifischen Minderheit

Die Vorbereitungsaufgabe der Minderheit ist doppelt: einerseits ihre Sensibilisierung auf die Probleme des Konfrontationslevels, was nicht nur militärische und politische Probleme, sondern auch und hauptsächlich soziale und ökonomische Probleme sind. Dann die konkrete Vorbereitung, in spezifischen und detaillierten Begriffen, in Hinblick auf den Aufstand.

Wir insistieren noch einmal: die Vorbereitung der Massen wird auf keinen Fall eine der Bedingungen der Revolution sein können. Wenn wir darauf warten würden, die Massen erst auf eine derart grosse Aufgabe vorzubereiten, würden wir nie etwas tun. Vor allem sind wir davon überzeugt, dass die Vorbereitung der grossen Massen eine Konsequenz der Revolution sein wird, und vielleicht nicht eine der Unmittelbarsten. Die revolutionäre anarchistische Minderheit hingegen muss auf die historische Aufgabe, die sie erwartet, vorbereitet sein können.

Beseitigen wir auch das Problem der “Reinheit”. Wir werden uns nicht nur an den Aufständen beteiligen, die von den Anarchisten geleitet werden, sondern auch an allen anderen Aufständen, die sich mit den Charakteristiken des revoltierenden Volkes ausdrücken, auch wenn es aus bestimmten Umständen die Stalinisten sind, die sie leiten, unsere zukünftigen Feinde. Das heisst, dass wir versuchen werden, uns im Kampf selber, im Verlauf der Ereignisse einen besseren Platz zu erobern, während wir unser Programm der totalen Befreiung, das wir dem rein ökonomischen und politischen Programm der Autoritären gegenüberstellen werden, so weit wie möglich verbreiten. Der Rest wird sich durch den Aufstand selber zeigen.

Es ist eine unverzüglich zu realisierende Aufgabe, jene des Aufstands. Aber mit welchen konkreten Mitteln? Wir haben gesehen, dass sich die spezifische Minderheit um den ersten Anstoss kümmern muss, indem sie die Macht überrascht, indem sie eine chaotische Situation auslöst, die die Kräfte der Repression in Schwierigkeiten bringen und die Massen der Ausgebeuteten darüber zum Nachdenken bringen kann, zu intervenieren oder nicht. Aber was verstehen wir unter einer spezifischen Minderheit? Etwa die anarchistische Bewegung in ihrer Gesamtheit? Etwa die revolutionäre Bewegung im weitesten Sinne? Diese Fragen erfordern eine klare Antwort.

Beginnen wir mit der breiteren Hypothese. Die revolutionäre Bewegung in ihrer Gesamtheit kann, unter dem Gesichtspunkt, der uns interessiert, nicht als eine spezifische Minderheit betrachtet werden, die fähig ist, den Aufstand einheitlich zu realisieren. Sie weist eine ganze Reihe von Widersprüchen auf, die ihrerseits die Widersprüche der Gesellschaft widerspiegeln, in der wir leben. Den ideologischen Modellen entsprechen organisatorische Gruppierungen, die darin enden, die theoretische präjudizielle Frage den unmittelbaren Interessen der Befreiung überzuordnen. Zudem sind die analytischen Formulierungen selbst eines guten Teils der revolutionären Bewegung von autoritärem Charakter, demnach sehen sie die Eroberung der Macht, und nicht ihre unmittelbare Zerstörung, ihren angeblichen Gebrauch im anti-bürgerlichen Sinne, und nicht ihr Verschwinden vor. Es ist daher klar, dass dieser Teil der revolutionären Kräfte kein Interesse daran hat, jetzt und sofort den Aufstand vorzubereiten, da er sich die Illusion macht, die langen Zeiten würden für sie arbeiten, indem sie das Fundament zersetzen, auf dem der Kapitalismus beruht, und – ohne das gefährliche Vorzimmer des Aufstands – die revolutionäre Situation vorbereiten. Es wird sich also ergeben, dass diese Gruppen der revolutionären Bewegung konter-aufständische Positionen ergreifen, während sie (wie wir vor Kurzem in vielen Fällen gesehen haben) soweit gehen, die anarchistischen Gefährten, die die entgegengesetzte These verfechten, anzugreifen und zu denunzieren. Unsere Schlussfolgerung ist es also, zu sagen, dass es nicht möglich ist, das Konzept von spezifischer Minderheit bis zu diesem Punkt auszuweiten. Wenn wir hypothetisch annehmen würden, dass es die Stalinisten sind, die den aufständischen Prozess auslösen, entweder weil sie der Überzeugung sind, vor revolutionären Bedingungen zu stehen, oder weil sie von den Forderungen der Basis mitgerissen werden, die keine ideologischen Finessen zulassen, dann bestünde unsere Aufgabe darin, uns mit allen Kräften am Aufstand zu beteiligen, um uns auf dem konkreten Feld der Kämpfe zu schlagen und dort den nötigen Raum für unsere Ideen zu finden. Im entgegengesetzten Falle, wenn wir die Initiatoren und Verfechter des Aufstands sind, geschieht es recht schnell, diesen Teil der revolutionären Bewegung auf Gegenpositionen oder, im besten Falle, auf Wartepositionen zu finden.

Betrachten wir nun, ob die anarchistische Bewegung in ihrer Gesamtheit als spezifische Minderheit in Betracht gezogen werden kann, die fähig ist, den Aufstand einheitlich zu realisieren. Ein weiteres Mal ist die Schlussfolgerung negativ. Die Widersprüche in ihrem Innern sind riesig und meistens den Ängsten und Bedenken verschuldet, die eine beschränkte Gruppe von Talmifiguren sorgfältig in ihrem Innern ausgesät hat. Sie wirkt heute wie ein alter Mantel, zerrissen und voller Flicken, dem es nur mit Mühe gelingt, an den alten Glanz zu erinnern. Die Fluchten nach vorne, in Richtung von hypothetischen Formen von elitärer Intervention, wie, als man von Ausserhalb versuchte, vorgefertigte und bereits abgepackte Analysen oder gebrauchsbereite Katechismen zu liefern, oder wie, als man beanspruchte, der ganzen Bewegung die abschliessende Analyse zu liefern, die es unmittelbar in die Praxis umzusetzen gilt, waren ein Fehlschlag. Dasselbe gilt für die Fluchten nach hinten, in Richtung von jenen Wiedereinführungen des Anarchosyndikalismus, die unmöglich nicht sowohl die Arbeiter in ihrer Gesamtheit, als auch die revolutionären Gefährten selbst unzufrieden lassen konnten. Und dann der grösste und feststehendste Fehlschlag der Vogel-Strauss-Politik. Sich hinter der Angst vor Provokationen zu verstecken, um nichts zu tun, um erst zu intervenieren, wenn alles vorbei ist, um ständig die Waage in der Hand zu halten und jene wenigen Gefährten, die etwas tun, sei es auch beschränkt und limitiert, abzuwägen, zu beurteilen und zu verurteilen. Von der Spezifität dieser Bewegung bleiben nur noch der Name, das Symbol, die Fahne, ein paar alte Gefährten, ein paar frühzeitig gealterte junge Gefährten, ein paar Enthusiasten, die noch immer Hoffnung haben, und ein paar runzlige Mumien in ihren kleinen Läden. Die grosse Anzahl der aktiven Gefährten, die den revolutionären Geist der anarchistischen Bewegung bildet und die bereit ist, den Kampf wiederaufzunehmen, darf sich nicht entmutigen lassen von Kassandren und Schwarzmalern. Die Aktion ist der Massstab, um jenseits der Symbole und der Prinzipienerklärungen zu unterscheiden.

Eben jene zur Aktion bereiten Gefährten sind es, die die spezifische Minderheit bilden, von der wir vorhin sprachen. Sie werden es sein, die den Aufstand vorbereiten und realisieren, auf den Wegen und in den Formen, die die Kampferfahrung der revolutionären Bewegung in ihrer Gesamtheit uns überliefert hat, und unter Berücksichtigung der jüngsten Veränderungen des Staates und der Bosse. Diese Wege werden nicht von jenen minimalen organisatorischen Basisstrukturen absehen können, die sich darum kümmern müssen, die verschiedenen Probleme zu lösen, die im Verlaufe der aufständischen Vorbereitung aufkommen. In diesen Strukturen muss die Verantwortung für die zu verrichtende Arbeit selbstverständlich auf die anarchistischen revolutionären Gefährten zurückfallen und darf nicht dem guten Willen oder der Improvisation überlassen werden. Die Regeln des Überlebens selbst zwingen, an diesem Punkt, unabdingbare Sicherheits- und Schutzvorkehrungen auf. Die Zeit des unnötigen Geredes endet im Angesicht der Dringlichkeit der Aktion.

Über die Gesamtheit der Aktivität, die von dieser, somit ermittelten, spezifischen Minderheit entwickelt wird, und die sich in den minimalen Interventionsstrukturen artikuliert, gibt es noch etwas zu sagen. Diese Aktivität kann nicht allein unter dem Gesichtspunkt der “Propaganda der Tat” betrachtet werden. Ihr Ziel besteht nämlich nicht darin, ein Beispiel zu geben oder einen breiten Umkreis von möglichen Sympathisanten zu beeinflussen. Sicher, es gibt auch den empirischen Aspekt, während man sich bewusst halten muss, dass die maximale Allianz, die für das Gelingen der künftigen Pläne garantiert, jene mit den revoltierenden Massen ist, aber es handelt sich um einen Aspekt, der stillschweigend vom Mechanismus der kapitalistischen Information aufgegriffen wird, der ihn in eine Ware verwandelt und über die Zeitungen, das Fernsehen, das Kino, die Bücher, etc. im Detailhandel verkauft. Die Wahrheit ist, dass die spezifische Minderheit selbst, indem sie ihre Aktionen realisiert, die Möglichkeit hat, den anderen etwas zu verstehen zu geben, wenn sie auch selbst im selbigen Moment der Aktion etwas versteht. Die Aktion bedeutet also Belehrung durch die Aktion, und Belehrung von sich selbst und von den anderen. Wenn wir glauben, alles verstanden zu haben, und wir uns ausschliesslich unserer Wissenschaft anvertrauen, überreichen wir dem Kapital zum Zeitpunkt der Aktion einen repetitiven Mechanismus, der sich bestens in den generalisierten Komplex der kapitalistischen Produktion einfügt, die, in erster Linie, eine endlose Repetierung von sich selbst ist.

Die Aktion der spezifischen Minderheit muss also nicht auf einem Unterbrechen davon, auf eigene Kosten zu lernen, was die Realität des Konflikts ist, sondern auf einer allmählichen und kompletten Veränderung des eigenen Lernens beruhen, eine Veränderung, die realisiert wird, indem man den anderen aufzeigt, wie man lernt, die Realität des Konfliktes zu verstehen. Wenn die Aktion der spezifischen Minderheit ein Beispiel von irgendwas gibt, dann gibt sie ein Beispiel davon, wie man lernt, den Feind zu ermitteln und zu treffen, und nicht davon, wie man die jeweilige Methode lehrt. Die richtige Aktion im richtigen Moment wird Substanz des einzelnen und spezifischen Angriffs, Symbol aller möglichen künftigen Angriffe, Entfaltung eines noch nicht zur Reife gekommenen Moments, höchstes Interventionslevel, das in der Realität des Konflikts operierend erreichbar ist. Der Klassenkampf charakterisiert den bestehenden Konflikt. Dieser Faktor erlaubt die konkrete Aktion der spezifischen Minderheit. In ihrem Innern verwandelt sich die Aktion ständig von Versuch, zu verstehen, in Versuch, beizubringen. Wenn man den ersten Moment wegstreicht, versinkt alles in der Repetitivität, wenn man den zweiten Moment wegstreicht, versinkt alles in der Unentschlossenheit.

Im stetigen Fluss des Klassenkonfliktes befinden sich alle: Belehrende und Lernende, in ihm erhält alles seine richtige Stellung innerhalb der Kräfteverhältnisse. Wer aus den eigenen Fehlern nicht gelernt hat, der kann den anderen auch nichts zeigen, und eine hervorragende Weise, nicht zu lernen, besteht eben darin, damit aufzuhören, zu lernen, zu denken, dass der Moment gekommen ist, um beizubringen und damit basta. Durch den Filter des Klassenkonfliktes entfaltet sich langsam die Erinnerung der Revolution, und wird überlieferbar. In den Aktionen überliefert sich die Erinnerung auf konkrete Weise und wird von Seiten der anderen wahrnehmbar, in demselben Augenblick, wo sie Reflexion und Kritik für jene ist, die die Aktion selbst ausführen.

Jede einzelne minimale Interventionsstruktur, die innerhalb von der spezifischen Minderheit agiert, läuft Gefahr, sich als einen Teil hinzustellen, der mit der revolutionären Bewegung in ihrer Gesamtheit und, manchmal, mit der ganzen Masse der Ausgebeuteten Dialog führt, wenn sie den Sinn ihrer Aktion nicht auf korrekte Weise aufgleist. Sich als einen isolierten Teil hinstellend, gegenüber so vielen Referenzpunkten, macht man sich die Illusion, dass die ganze Bewegung und die Ausgebeuteten, ihr Schicksal und das Schicksal der Revolution von uns abhängen, erwartet man sich von dem, was man tut, wer weiss was alles, und bleibt man frustriert ab der Oberflächlichkeit der Antworten und ab dem allgemeinen Unverständnis. Der revolutionäre Kampf ist wie ein wogendes Meer, gegen das es vergeblicher Wahnsinn wäre, anzukämpfen, man muss sich der Richtung der Wellen anpassen, mal mit Kraft und mal mit Leichtigkeit schwimmen, die Lebenswucht ergreifen, die das Meer in sich birgt, um zum gewünschten Ziel zu gelangen. Die schwierige Kunst des Schwimmers birgt den politischen Sinn der minoritären Aktion in sich. Diese letztere hebt ihre Klassenbedeutung hervor, indem sie plötzlich als Frucht der revolutionären Erinnerung und als Hinweis für den gegenwärtigen Konflikt hervorbricht.

Wir denken deshalb, dass die Aktion dieser minimalen Strukturen – wenn sie korrekt aufgegleist wird – für die Vorbereitung von jenem aufständischen Prozess, den wir für die unmittelbare und unaufschiebbare Aufgabe aller Anarchisten halten, ein weiteres Mal unentbehrlich ist. Fern davon, zwischen den beiden Dingen einen Widerspruch zu sehen – wie uns jemand darauf hinzuweisen versuchte – glauben wir, dass sie einander ergänzend und voneinander nicht trennbar sind. Die grundlegende Arbeit der minimalen Interventionsstrukturen summiert sich in der gesamten Arbeit, von organisatorischer und allgemeiner Natur, der spezifischen Minderheit in ihrer Gesamtheit.

Der Aufstand wird, ein weiteres Mal, der Prüfstand von dem sein, was getan worden ist, Ursache und Wirkung, zur selben Zeit, von jener Veränderung der Kräfteverhältnisse, die das Öffnen der Türen der Revolution gestattet.