Titel: Manifest der Unabhängigen Socialisten
Untertitel: Das erste anarchistische Manifest in Österreich
Datum: 1892
Quelle: Reinhard Müller, Manifest der Unabhängigen Socialisten (1892) Das erste anarchistische Manifest in Österreich, Verlag Monte Verita, Wien 2002.
Bemerkungen: Edition Wilde Mischung Band 22

Zum aktuellen Hintergrund

1892 entstanden, ist dieses erste anarchistische Manifest in Österreich noch immer kein angestaubtes Dokument. Es erinnert zunächst an die Geburtsstunde einer ersten autonomen anarchistischen Bewegung in Österreich, die den Namen „Bewegung“ ebenso verdient wie das Prädikat „anarchistisch“. Gedacht als öffentliche Erklärung gegen die österreichische Sozialdemokratie, wurde das Manifest aber auch zu einem Zeugnis vorausschauender Kritik, einer Kritik an jener Sozialdemokratie, die sich auf dem legendär gewordenen Hainfelder Parteitag zur Jahreswende 1888/89 von ihren revolutionären Teilen getrennt hatte, um mittels des Wahlrechts reformatorische Politik mit vielleicht sogar ernsthaft beabsichtigter revolutionärer Zielsetzung zu betreiben. „Verwahrlosung des revolutionär-sozialistischen Prinzips“ lautet der zentrale Vorwurf im Manifest der Unabhängigen Socialisten. Die mehr als hundertjährige Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie und ihr heutiger Zustand zeigen, dass diese Bewegung tatsächlich ihre weltanschaulichen Grundsätze, auf die sie sich bei ihrer Gründung eingeschworen hatte, längst aufgegeben hat. Nicht nur in Österreich, europaweit ist die Sozialdemokratie eine Staats- und kapitalismustragende Institution geworden, deren ganzes Ausmaß an revolutionärer Verwahrlosung nicht einmal von den Unabhängigen Socialisten vorausgeahnt wurde. Die Sündenfälle jenes Sozialismus, der nicht auch die Freiheit des Individuums zu einem gleichwertigen Prinzip erhob, sind Legion, der Verrat an einstigen sozialistischen Idealen und Grundprinzipien unübersehbar. Es war die österreichische Sozialdemokratie, die in den Hurra-Patriotismus des ersten Weltkriegs einfiel, den Chor der Kriegshetzer verstärkte und tragende Kraft der Kriegsbetreiber wurde; darüber kann auch das später als ideologisches Feigenblatt missbrauchte Attentat Friedrich Adlers nicht hinwegtäuschen. Die jung erstandene erste Republik Österreichs betrachtete sie getreu ihren deutschnationalen Wurzeln nur als Anhängsel des Deutschen Reichs und zeugte mit ihrer gesamtdeutschen Stimmungsmache jenen deutschen Größenwahn mit, zu dessen Opfern später auch sie selber zählen sollte. Es war die österreichische Sozialdemokratie, die durch ihren Partei- und Führerkult, die mit ihrem Republikanischen Schutzbund und ihrer militaristischen Parteidisziplin, die mit ihrer Vorstellung „Die Partei ist alles, die Partei macht alles für dich“ die Entwicklung von Persönlichkeit, Eigeninitiative und zivilem Ungehorsam unter ihren Anhängern verhinderte und damit große Teile der österreichischen Bevölkerung auf das autoritäre Regime von 1933 bis 1938 und die Verbrecherherrschaft von 1938 bis 1945 einstimmte. Und als dann doch einige ihrer Anhänger im Februar 1934 den Aufstand wagten, waren die sozialdemokratischen Führer die Ersten, die nach Brno davonliefen, um dort von einer gesamtdeutschen Revolution zu träumen. Besonders schwer wiegt, dass die sozialdemokratischen Kader auf jegliche ethische Bildung ihrer Anhängerschaft verzichteten und all ihre Kräfte auf das Versprechen eines großen, reichen Brotkorbs konzentrierten. Als dann einer kam, dessen versprochener Brotkorb noch verlockender schien, dessen Partei noch militärischer durchorganisiert war und der Österreich ans Deutsche Reich tatsächlich anschloss, waren es Sozialdemokraten, die in überdurchschnittlichem Maß ins Lager der Nationalsozialisten überliefen:War hier nicht alles noch besser, noch militärischer und noch deutscher? Und wieder träumten die österreichischen Sozialdemokraten im Exil — denn die „bewährten“ Führer hatten sich rechtzeitig abgesetzt — von einer gesamtdeutschen Revolution — von welcher eigentlich? Es war die österreichische Sozialdemokratie, die nach dem zweiten Weltkrieg im Zuge der sogenannten Entnazifizierung besonders vielen Nationalsozialisten Zuflucht gewährte und unter ihren Fittichen zu außerordentlichen Karrieren verhalf. Noch immer ist Karl Renner sakrosankte Parteiikone der österreichischen Sozialdemokratie, jener Karl Renner, der 1938 lauthals für den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland stimmte, um nach dessen Ende als erster Bundespräsident Österreichs den sozialdemokratischen Wendehals zu verkörpern. In der zweiten Republik institutionalisierten österreichische Sozialdemokraten unter dem Deckmantel einer vorgeblichen „Sozialpartnerschaft“ neben dem Parlament einen zweiten, nur der Parteipolitik verbundenen Machtfaktor in Österreich, der sich jeglicher Kontrolle durch das Volk entzieht. Sozialdemokratische Kräfte in Parlament und Gewerkschaft halfen jene „Marktwirtschaft“, die sich eine „freie“ nennt, in Österreich zu verankern. Sie wirkten an der Wiedererrichtung des Bundesheers mit, wollten die Atomkraft in Österreich „friedlich“ nutzen und ließen gewerkschaftliche Schlägertrupps und Polizei gegen die Besetzer der Hainburger Au anrücken. Sozialdemokratische Politiker kamen mit „ausländer“feindlicher Gesetzgebung fremden feindlichen Stimmungen entgegen und führten Österreich in jene Europäische Union, in der statt gepredigter Bürgernähe und Mitbestimmung Zentralismus und Bürokratie herrschen. Wie alle anderen europäischen Sozialdemokratien ist auch die österreichische Sozialdemokratie zu einem Handlanger der kapitalistischen Globalisierung verkommen. Diese Aufzählung kann nicht vollständig sein, sie diene nur der Skizzierung jenes Hintergrunds, vor dem das Manifest der Unabhängigen Socialisten von 1892 auch gelesen werden sollte.

Radikale und Gemäßigte

1868 hatten sich österreichische Arbeiter um die Fahne des Lassalleanismus geschart, doch ein Jahrzehnt voller politischer Rückschläge und auf reibender Intrigen unter den Arbeiterführern, vor allem aber auch die zunehmende Verfolgung seitens der Behörden führten Anfang der 1880er Jahre zu einer Spaltung der österreichischen Arbeiterbewegung in die blauen Gemäßigten und die roten Radikalen. Die ersteren, heißt es im anarchistischen Standardwerk zur Frühzeit des Anarchismus in Österreich, die Gemäßigten, erstrebten also die Umgestaltung der bestehenden Gesellschaftsordnung auf friedlichem, gesetzlichem Wege, und zwar einzig und allein auf Grund des einmal erlangten, allgemeinen und directen Wahlrechtes, um die „politische Macht“ zu erobern. Daneben erstrebten sie gewisse wirtschaftliche und sociale Reformen. Die Letzteren, die Radicalen, vertraten den Standpunkt, dass die Beseitigung der bürgerlichen Gesellschaft und deren Ordnung nur durch die Gewalt möglich sei und zwar dadurch, dass das Volk unausgesetzt durch Wort und Schrift über die Unhaltbarkeit und Ungerechtigkeit der herrschen den Zustände aufgeklärt, mit den Ideen des Socialismus vertraut gemacht und zu revolutionärem Handeln erzogen wird. Der Parlamentarismus wurde als anti-revolutionär und zur Verbesserung der Lage des arbeitenden Volkes ungeeignet erklärt. [1] Bis zum Einigungsparteitag von Hainfeld zur Jahreswende 1888/89 kennzeichnete die österreichische sozialistische Arbeiterbewegung das Neben-, Mit- und wiederholte Gegeneinander unterschiedlicher weltanschaulicher Gruppierungen. Das nur schwer entwirrbare Gemenge aus gemäßigten Sozialdemokraten, Radikalen, Sozialrevolutionären und einzelnen Anarchisten macht es schwer, vor diesem für die Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung so folgenreichen Parteitag auch von einer anarchistischen Bewegung in Österreich zu sprechen.[2] Zu Beginn der 1880er-Jahre kam es zu einer zunehmenden Radikalisierung der österreichischen Arbeiterbewegung; diese zeigte sich in einer Häufung von Gewaltakten, die in zwei Wiener Polizistenmorden und einem Raubmord durch den schlesisch-österreichischen Sozialrevolutionär Hermann Stellmacher (1853–1884) und den österreichischen Sozialrevolutionär Anton Kammerer (1862–1884) gipfelten.[3] Deren Hinrichtung schuf zwar die ersten österreichischen „Märtyrer“ der radikalen Arbeiterbewegung,[4] deren Attentate bildeten jedoch auch den Vorwand für die Behörden, am 30. Jänner 1884 den Ausnahmezustand über die damals niederösterreichischen Bezirke Wien, Wiener-Neustadt und Korneuburg zu verhängen. Hunderte Arbeiter wurden ausgewiesen, gingen teilweise ins Ausland, stärkten aber auch die radikale Arbeiterbewegung in der Provinz, vor allem in Oberösterreich, Kärnten und in der Steiermark.

Die steirischen Autonomisten

Zwar versuchten auch in der Provinz die Behörden durch konsequente Verfolgung die radikale Arbeiterbewegung zu eliminieren. Doch in der Steiermark konnte 1887 der damals dreiundzwanzigjährige Schneider Johann Rismann (1864–1936) eine Gruppe ehemaliger Radikaler um sich sammeln, die sich dem kommunistischen Anarchismus zuwandten, wie ihn der im englischen Exil lebende österreichische Maler- und Anstreichergehilfe Josef Peukert (1855–1910) in seiner Zeitschrift „Autonomie. Anarchistisch-communistisches Organ“ (London; 1886–1893) propagierte. Diese steirischen „Autonomisten“, wie sie genannt wurden und sich später selbst nannten — übrigens die erste explizit anarchistische Organisation Österreichs —, entsandten Rismann als ihren Delegierten zum Hainfelder Parteitag.

Der Hainfelder Parteitag 1888/89

Aus zeitgenössischer anarchistischer Sicht war der Einigungsparteitag von Hainfeld durch Victor Adler und seine Anhänger von langer Hand und gut vorbereitet. Mit geradezu magnetischer Gewalt (klingende Münzen und Aussichten auf fette Parteikrippen) zog Dr. Adler die „Braven“ Julius Popp, Rudolf Pokorny, Josef Tobola, Josef Hybes (Prosnitz) [5] u[nd] A[ndere] an sich, er war jetzt der König, vor dessen Geldsack sich diese nun beugten und das Princip, ihre Ueberzeugung, zum Teufel jagten.[6] Die Pläne Adlers kamen nach Ansicht der Anarchisten auch der herrschenden politischen Führung entgegen, denn es gab noch Radicale am Platze, deren Gegnerschaft von Bedeutung war und deren Ueberzeugung um irdische Güter nicht zu erkaufen waren, darunter Krčal in Wien, Rismann in Graz. Da die Regierung ein hohes Interesse daran hatte, dass einerseits die radicale Partei durch Entziehung der thätigsten Elemente vernichtet wird, damit andererseits die „Mittelpartei „ gedeihet, so war es das Beste, Krčal (Da Krčal durch die steten Verfolgungen sich in Oesterreich nicht mehr halten konnte, ging er ins Ausland und weilte zuletzt in Amerika.) nach erlangter Freiheit, wie Polizeipräsident Kraus auf eine Interpellation Kronawetters [7] im Abgeordnetenhause antwortete, „von seinem Thätigkeitsgebiete, da dessen Agitation keine ruhige Auffassung bezeugte, zu entfernen“; er wurde aus ganz Niederösterreich ausgewiesen. Das Feld war jetzt zum größten Theile geräumt, Adler mit seiner Suite hatten die Oberhand. [8] Nach der Gewinnung führender Radikaler durch Adler und der Verfolgung wie Vertreibung Radikaler durch die Regierung folgte die zweite Phase in Adlers Plan. Wie ein regelrechter General sandte jetzt Adler die Renegaten an die Arbeit, als die Vertrauenspersonen der radicalen Partei bekannt, in die Provinz. In allen größeren Städten der Provinz wurden Volksversammlungen abgehalten, in welchen Pokorny, (Popp verrichtete seine Arbeit in Wien) Hybe, Hanser und Andere als Referenten auftraten und im Sinne Adlers Reden hielten. Johann Rismann suchte nach Kräften gegen das Treiben dieser Leute anzukämpfen, allein „viele Hunde sind des Hasen Tod“; er musste weichen. Ueber anderweitige gewandte Redner und Agitatoren verfügte die Partei nicht mehr. Der socialdemokratischen Propaganda wurden keinerlei Schwierigkeiten von Bedeutung gemacht. Niemand wurde gemaßregelt oder sonstigen Chicanen ausgesetzt! Die Bewegung gewann täglich an Ausbreitung, aber in demselben Maße verlor sie auch an revolutionärem Gehalt. Das Wahlrecht als „Recht“ und andere Paliativen [!] wurden wieder leierkastenmäßig auf Kosten der revolutionären Idee von den Rednerbühnen den Massen vordemonstriert und statt selbständig denkende Socialisten zu erziehen, suchte man willige Schafe und käufliche Subjecte um sich zu sammeln. Nachdem allenthalben das Feld so ziemlich bearbeitet wurde, konnte Adler daran denken, einen Parteitag einzuberufen, um, wie es hieß, die langersehnte „Einigung der österreichischen Arbeiterpartei zu constatieren.“[9]

So wandte sich Johann Rismann als alleiniger Vertreter der „Autonomisten“ gegen das von den Sozialdemokraten propagierte Wahlrecht und damit den Parlamentarismus als Basis des sozialistischen „Zukunftsstaats“. Dabei verwies er weniger auf das dem Anarchismus innewohnende anti-staatliche Grundprinzip als vielmehr auf historische Beispiele, auf Staaten mit langer demokratischer Tradition: So sei in England wie in den Vereinigten Staaten von Amerika das Proletariat noch immer geknechtet und verelendet, obwohl es dort die von der Sozialdemokratie angestrebten politischen Rechte wie Versammlungs- und Pressefreiheit sowie ein freies, allgemeines Wahlrecht schon lange gebe. Solange die heutigen ökonomischen Einrichtungen bestehen, werden unsere politischen Rechte eine Null sein, ein Spielball, mit dem die Machthaber umgehen können, wie sie wollen und die Massen ködern. [10] Rismann erkannte richtig, dass er die anderen Delegierten des Hainfelder Parteitags nicht überzeugen könne. Nach seiner innerhalb der österreichischen anarchistischen Bewegung legendären Rede — eigentlich waren es zwei Ansprachen und ein Schlusswort [11] verließ er nach der für Victor Adler erfolgreichen Abstimmung über die Prinzipienerklärung am 30. Dezember 1888 den Parteitag. [12] In den folgenden Monaten besuchte Rismann Anarchisten in Deutschland, der Schweiz und in London. Im Februar 1892 nach Graz zurückgekehrt, wurde er hier zum Wortführer der steirischen Anarchisten. Rismann war es auch, der die zweite überragende Persönlichkeit der Unabhängigen Socialisten — im November 1892 — nach Österreich — nämlich nach Graz — zurückholte: den Bäckergehilfen und Literaten August Krčal (1862–1894).

Die erste Opposition (Herbst 1891): die socialdemokratischen Unabhängigen um die „Volkspresse“

Verwirrender als in der Steiermark war die Situation in Wien. Zwar gab es auch hier mit dem in Hainfeld eingeschlagenen Kurs der Sozialdemokratie Unzufriedene, doch fehlten ihnen zunächst eine organisatorische Basis, vor allem aber jene klaren weltanschaulichen Grundsätze, die Rismann seinen steirischen Genossen vermitteln konnte. Erst Ende 1891 entstand eine erste oppositionelle Gruppe gegen die Sozialdemokratie um die seit Oktober 1889 erscheinende Zeitung „Volkspresse“ (Wien). Wortführer waren der 1853 im böhmischen Teplitz (Teplice) geborene Porzellanmaler Adolf Heimann und der 1859 in Wien geborene Schriftsetzer Rudolf Hanser. [13] Beide versuchten, innerhalb der sozialdemokratischen Partei eine Opposition zu gründen, und erregten vor allem dadurch Aufsehen, dass sie in ihrer „Volkspresse“ unsaubere finanzielle Machenschaften von Sozialdemokraten aufdeckten. [14] Nachdem Hanser, Heimann und andere Genossen anlässlich des dritten Parteitags der österreichischen Sozialdemokratie Ende 1891 aus der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Oesterreichs“ ausgeschlossen worden waren, verlagerte sich der Konflikt zunehmend auf die ideologische Ebene, wobei sich die Opposition um die „Volkspresse“ der deutschen Opposition der „Jungen” [15] verwandt fühlte. So verwundert es auch nicht, dass deren deutsches Organ, „Der Sozialist“ (Berlin), als Diskussionsforum diente: Da uns in Oesterreich kein Abeiterblatt zur Verfügung steht, welches materiell unabhängig wäre von der Partei [Victor] Adler’s, wenden wir uns vertrauensvoll an unsere gleichgesinnten deutschen Genossen, um auch den auswärtigen Freunden ein Bild über unsere Bewegung zu geben. [16] Auch organisatorisch versuchte sich diese Opposition zu institutionalisieren. Am 21. November 1891 wurden bei der niederösterreichischen Statthalterei die Statuten des Vereins „Unabhängigkeit“ eingereicht, dessen Gründung mit Erlass vom 21. November nicht untersagt und der am 7. Dezember 1891 konstituiert wurde.[17] Doch schon bald regten sich Stimmen „Unabhängiger“ gegen Rudolf Hanser und seinen Verein:[18] Zwischen Hanser und der [sozialdemokratischen; R.M.] Partei besteht kein nennenswerther prinzipieller Unterschied. Der Verein „Unabhängigkeit„ macht sich in §1 der Statuten zur Aufgabe die Verbreitung politischer Bildung und demokratischer Grundsätze. [...] So ist die Hanser’sche Opposition bestellt; man muß jedoch zwischen ihr und der Opposition seitens der Genossen in der Provinz sehr wohl unterscheiden, da bei letzteren vorwiegend anarchistische Tendenzen bemerkbar sind. [19] Allerdings erlangte diese österreichische Opposition nicht jene Bedeutung für den Anarchismus wie die „Jungen“ in Deutschland. Im wesentlichen diente die Opposition um die „Volkspresse“ als organisatorisches Sammelbecken für die mit der in Hainfeld eingeleiteten Entwicklung der Sozialdemokratie Unzufriedenen.[20] Es war das ein unableugbares Zeichen, meinte der Unabhängige Socialist Samuel David Friedländer, daß etwas faul sei im Staate Dänemark. Der Unwille gegen die Mißwirthschaft innerhalb der socialdemokratischen Partei trieb viele der besten Genossen in das Lager der Opposition, die eben nur in Heimann und Hanser das Mittel sahen, ihrem langverhehlten Unwillen Ausdruck zu geben, und die bei einem geeigneten Momente daran dachten, sich als selbstständige [!] Partei streng geschieden von der Socialdemokratie zu organisiren. [21]

Die Opposition innerhalb der Opposition (Februar / März 1892): die socialistischen Unabhängigen

Bereits in einem mit 1. Februar 1892 datierten Artikel richteten Unabhängige, die sich nun zur Opposition um die „Volkspresse“ in Opposition stellten, heftige Angriffe gegen Rudolf Hanser und Adolf Heimann. Gründeten da kurze Zeit nach der Proklamirung des „welterlösenden „ Hainfelder Programmes zwei Biedermänner ein obskures Winkelblatt mit dem hochtrabenden Namen: „Die Volkspresse. Organ für die Interessen des arbeitenden Volkes“ — seit neuester Zeit „Organ der österreichischen Sozialdemokratie“, wiewohl sich die Herren Macher „Sozialisten“ nennen und auf die Radikalen hinausspielen. Dieses Blatt sollte nichts weiter sein, als ein ganz lumpiges Geschäftsunternehmen, welches Herrn Heimann und Hanser eine Existenz bieten sollte. [..] Allerdings waren an der Gründung der „Volkspresse“ auch andere Genossen betheiligt, die es wirklich ehrlich meinten, die „Volkspresse“ einerseits zu einem Organ des indifferenten Volkes bestimmten, andererseits durch dieses Blatt dem korrumpirenden Treiben der „Adlerclique“ vorbeugen wollten. Also es sollte ein bischen gewissermaßen in Opposition gemacht werden. Aber die guten Leute, die man zur Gründung wohl ausgenutzt hatte, wurden sachte bei Seite gedrängt und die Opposition ging — schlafen. Denn unsere Helden fanden es allerdings für ihren Geldbeutel vernünftiger und weniger riskant, wenn sie sich unter die schützenden Fittige [!] der Partei begaben, als blindes Parteiorgan mitthaten und mit dem breiten Strom schwammen, als auf eigene Faust zu kämpfen. Und siehe da, die radikalen Herren wurden lammesfromm, ließen den lieben Herrgott einen guten Mann sein, krochen deh- und wehmüthig [!] zu Kreuze, hatten Sitz und Stimme in der Localorganisation, schweifwedelten zu Füßen Adlers, rühmten in ihrem Blatte himmelhoch seinen Verstand, die Solidarität der Partei, die Unwiderstehlichkeit und die ehrlichen Bestrebungen der österreichischen Sozialdemokratie [...]. So kam der Krach. Man wollte die Herren kontrolliren und mit vollem Recht, denn in jeder Nummer bekannten sie sich als ziel- und klassenbewußte Sozialdemokraten und erklärten ihr Organ als Parteiorgan. Sie sammelten Gelder und Abonnenten, verlegten nach Herrn Hansers eigener Angabe hunderttausende von Nummern, fünfunddreißig Tausend Maifestschriften, achtzehntausend Liederbücher etc., schlugen alles zu Geld, schacherten mit Lassalle- und Marxbildern und anderem Krimskrams, zahlten keine Honorare, druckten Artikel aus allen möglichen revolutionären und reaktionären Blättern ab, versahen Beiträge fremder Autoren mit eigener Marke, fälschten Manuskripte und hatten doch nur — Schulden, nichts als Schulden. Aber kontrolliren ließen sie sich nicht. [..] Nun kommt aber das Beste. Die Redaktion der „Volkspresse“ wurde im Einverständniß mit Hanser und Heimann von einem gewissen Carl Bonupf, einem geistig verkommenen und verkrüppelten Individuum, übernommen. Das ganze war ein Scheinmanöver. Einen tüchtigen, ehrlichen Genossen durften die beiden Herren nicht zulassen, da ihnen derselbe in die Karten geblickt und ihre unsauberen Manipulationen zu nichte gemacht haben würde. So wurde von Herrn Hanser selbst — man höre und staune — in der engeren Sitzung der Oppositionsmänner Bonupf als Redakteur vorgeschlagen und dieser Antrag einstimmig angenommen, da, wie sich ein geistesschwaches Mitglied der Zehnerkommission zu seinem Nachbar ausdrückte, „man keinen Bessern wüsste“! „O sancta simplicitas!“[22]

In dieser angespannten Situation gab die seit dem Parteiausschluss von Hanser und Heimann außerhalb der Sozialdemokratie agierende Opposition am 22. Februar 1892 ein erstes kräftiges Lebenszeichen: Im Anschluss an eine Arbeitslosenversammlung organisierte sie eine Massendemonstration zum Wiener Rathaus, welche unter massivem Polizeieinsatz zersprengt wurde. Da es über diese Form demonstrierender Propaganda zu heftigen Diskussionen innerhalb der Opposition kam, wurde für den 21. März 1892 eine Parteikonferenz nach Wien einberufen. An dieser nahm neben dem Führer der tschechischen Unabhängigen, dem bedeutenden anarchistischen Redakteur Vilém Körber (1854–1899) aus Prag, unter anderem auch Johann Rismann teil. Eine Klärung der Propagandafrage konnte zwar nicht erzielt werden, doch entschloss man sich, das Wort „demokratisch“ fallen zu lassen und sich nur mehr als „socialistisch“ zu bezeichnen. Auch die beeindruckenden Mai-Feiern in Österreich gaben der sich neu formierenden Opposition innerhalb der Opposition Auftrieb, glaubte man doch in ihnen ein Zeichen dafür zu sehen, daß die österreichischen Arbeiter noch nicht so vom Parlamentarismus zerfressen und korrumpiert sind, wie ihre Genossen in Deutschland. [23]

Die Opposition innerhalb der Opposition der Opposition (Mai 1892): die Unabhängigen Socialisten

Anfang Mai 1892 entstand innerhalb der zweiten Opposition eine neue Gruppe, als deren Wortführer zunächst der Schuhmacher Edmund Frank auftrat. Vor dem für den Juni 1892 geplanten Parteitag trennte sich diese Gruppe von den unabhängigen Socialisten um die ,Volkspresse“ und beschloss gemeinsam mit Johann Rismann die Gründung einer neuen Partei (!) und einer eigenen Zeitung. Mit Schreiben vom 15. Mai 1892 berief ein aus Josef Knopf, Johann Gabauer, Edmund Frank und August Peklo bestehendes Exekutiv-Komitee für Anfang Juni (Pfingsten) eine §2-Versammlung von oppositionellen Sozialisten nach Wien ein. [24] Werthe Genossen! Ein wichtiger Moment zwingt uns heute, an Euch heranzutreten, um die Zukunft der Opposition zu sichern. Seit dem Bestand der Opposition, speziell in Wien, haben wir immer mehr und mehr Einsicht bekommen in das Gebahren [!J einzelner Personen, die so gewissermaßen den Stab über sie führen wollen — hauptsächlich in der „ Volkspresse „. Darum haben wir den Entschluß gefaßt, im Einverständnis mit den Genossen der oppositionellen Gruppen, endlich einmal mit einer solchen Wirthschaft aufzuräumen, um uns nicht länger mehr einer Lächerlichkeit gegenüber der „ offiziellen „ Seite preiszugeben, sondern einen prinzipiellen und festen Kern in der heutigen Opposition zu schaffen, der in seiner Weiterentwicklung segenbringend für die Arbeiterschaft werden soll. Gründe und Beweise für die Nothwendigkeit einer solchen Erklärung liegen vor uns in Fülle. Und wir werden keine Enttäuschung erfahren, wenn wir hoffen, daß uns die Provinzgenossen in dieser Mission gewiß unterstützen werden. Wir wollen, was Beschlüsse anbelangt, nichts unternehmen, wodurch die Genossen im Lande hintangesetzt werden könnten, sondern wir fordern vielmehr von Euch, daß Ihr uns in diesem Werke unterstützt.[25] Hier wurde mit der bisherigen Wien-Orientierung der Opposition erstmals gebrochen, und der Einladung an die Genossen in der Provinz folgten viele — vor allem aus der Steiermark, aus Kärnten, Ober- und Niederösterreich.

In einer ganz vorschriftsmäßig einberufenen §2-Versammlung wurde in Wien am 7. August 1892 die „Partei der unabhängigen Socialisten“, wie sich die Anarchisten nun nannten, konstituiert; bisweilen bezeichneten sie sich übrigens auch als „Anti-Autoritäre“ oder „Herrschaftslose“, während der alte Name „Autonomisten“ vollständig verschwand. Als Organisationsform griff man im Wesentlichen auf das Gruppensystem der „Radicalen Arbeiter-Partei“ der 1880er-Jahre zurück: Jeder Bezirk hat einen Vertrauensmann, dieser hat in seinem Bezirk auf Grund des Paragraph 2-Gesetzes über das Versammlungsrecht eine aufgeladene Gäste beschränkte Versammlung einzuberufen, welche die Anwesenheit eines Beamten der Behörde ausschließt. In solchen Versammlungen wird wieder ein Vertrauensmann für die auf solche Weise veranstaltete Landesversammlung gewählt. [26] Geleitet wurde die „Partei der unabhängigen Socialisten“, die bald auf das Beiwort „Partei“ verzichtete, von einem sogenannten Zehner-Ausschuss, dem während seiner kurzen Bestandszeit Johann Duchan (Ternitz, Niederösterreich), Samuel David Friedländer (Wien), Johann Gabauer (Wien), Wenzel Kubesch (d.i. Václav Kubeš; Wien), Gottlieb Kumar (Neunkirchen, Niederösterreich), Josef Lax (Klagenfurt beziehungsweise Neunkirchen), August Peklo (Wien), Johann Polzer (Wien), Johann Rismann (Graz), Anton Stransky (d.i. Antonín Stránský; Wien) und Cajetan Valenci (Wien) angehörten.

Nach einer internen Ausschreibung, zu der verschiedene Anarchisten Manuskripte einsandten, wurde als erstes ein von Samuel David Friedländer verfasstes „Manifest der unabhängigen Sozialisten an das österreichische Proletariat“ veröffentlicht, das übrigens Josef Peukerts Ideen des kommunistischen Anarchismus erkennen lässt. [27] Dieses hier im Anhang abgedruckte Manifest wird dort durch einen Artikel Friedländers ergänzt, in welchem er sich mit der sozialdemokratischen Kritik am Manifest der Unabhängigen Socialisten auseinander setzte und weitere Erklärungen wie auch Präzisierungen gab.

Samuel David Friedländer

Samuel David Friedländer wurde 1865 im mährischen Jägerndorf (Krnov, Tschechische Republik) geboren, kam als Handlungsgehilfe in die Schweiz, war in Zürich als Schriftsteller und seit April 1892 als Redakteur der anarchistischen Zeitschrift „Die freie Gesellschaft“ (Zürich) tätig und übersiedelte Juni / Juli 1892 nach Wien, um hier als verantwortlicher Schriftleiter der seit 27. August 1892 erscheinenden „Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten“ (Wien) zu arbeiten. [28] Wegen eines Artikels über die Haymarket-Märtyrer[29] — in der Nummer 6 der „Zukunft“ vom 12. November 1892 — wurde Friedländer nach einer Hausdurchsuchung am 14. November verhaftet und der Störung der öffentliche Ruhe nach §65 a, b Strafgesetzbuch sowie des Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung im Sinne der §§300, 302 und 305 Strafgesetzbuch angeklagt. In der Hauptverhandlung vor dem Schwurgericht in Wien am 20. Dezember 1892 wurde er zu achtzehn Monaten schweren Kerker, verschärft durch einen Fasttag im Monat, verurteilt und aus Niederösterreich, zu dem damals auch Wien gehörte, ausgewiesen. Friedländer war der Erste in Österreich, der sich in einer Gerichtsverhandlung vorbehaltlos als Anarchist bekannte.[30] Nach seiner Haftentlassung zog er nach Graz, um sich den dortigen Unabhängigen Socialisten anzuschließen. Auf deren Betreiben übernahm er neuerlich den Posten eines verantwortlichen Redakteurs: Am 5. April 1894 erschien die erste Nummer der Zeitung „Die Freiheit. Socialistisches Organ“ (Graz). [31] Mit der zweiten, in Wien erschienenen Nummer vom 6. Mai 1894 fand das Zeitungsunternehmen durch behördliche Einstellung ein rasches Ende. [32] Bereits am 1. Mai 1894 war Friedländer während der Ersten Mai-Feier in Graz verhaftet worden; er hatte einem Wachmann, der ihn auf der Straße zum Weitergehen aufgefordert hatte, geantwortet, dass er gehen könne, wohin er wolle. Wegen einer bei der Verhaftung begangenen Widersetzlichkeit wurde Friedländer am 6. Mai ins Landesgericht Graz eingeliefert und am 7. Mai 1894 zu neun Monaten schweren Kerker, verschärft durch ein hartes Lager monatlich, verurteilt. [33] Danach zog sich Samuel David Friedländer wohl aus der Bewegung zurück.

Die Unabhängigen Socialisten

Die Erwartungen der Unabhängigen Socialisten waren groß: Gewiß, es existirt keine Opposition, schrieb Samuel David Friedländer im August 1892, weder innerhalb noch außerhalb des Rahmens der socialdemokratischen Organisation, aber, das was sich vor wenigen Monaten, als unabhängige socialistische Partei zu organisieren anschickte, ist mehr als alles andere dazu geeignet, die Socialdemokratie in ihrem Innersten zu erschüttern. [34] Dabei bezog sich die Konstituierung dieser Partei der Unabhängigen zunächst nur auf Wien, während andere Orte zwar nicht formell, aber thatsächlich schon vorangegangen waren, z.B. Graz, Klagenfurt und andere Provinzorte sich hingegen wieder nachträglich für die neue Partei entschlossen haben. [35] Zunächst war die Bewegung auch erfolgreich, denn die Polizei schätzte die Anhängerschaft der Unabhängigen Socialisten im Frühjahr 1893 in Wien auf 1.000 bis 1.200 Mitglieder, in der Provinz, besonders der Steiermark, auf einige tausend. [36]

Die Unabhängigen Socialisten organisierten sich nicht in einer Partei oder einem Zentralverein, weil dies anarchistischen Prinzipien widerspricht, aber auch, weil sie sich der behördlichen Registrierung entziehen wollten. Stattdessen agierten sie in Arbeiterbildungs- und Fachvereinen, wobei sie teilweise bereits bestehende übernahmen, teilweise neue Vereine gründeten. An Organisationen agitierten in Wien im Umkreis der „Zukunft“ der „Fachverein der Damenschneider“ (Wien I.), der „Arbeiter Lese- und Discutirverein ,Freie Meinung‘“ (Wien II.), der „Slavische Lese- und Discutirverein ,Pokrok‘“ (,Fortschritt‘; Wien II.), der „Lese-, Discutir- und Gesangverein ,Freiheit“‚ (Wien V.), der im Jänner 1894 konstituierte „Deutsch-slavische Arbeiter-Sängerbund ,Morgenröthe‘“ (Wien V.), der „Politische Verein ,Zukunft“ (Wien VII.), der im April 1892 konstituierte „Fortbildungs- und Unterstützungs-Verein der in den Möbelgeschäften Wiens und Umgebung beschäftigten Hilfsarbeiter“ — später „Fortbildungs- und Unterstützungs-Verein der in den Möbelgeschäften Wiens und Umgebung beschäftigten Hilfsarbeiter (Tischler und Packer)“ — (Wien VIII.), der „Cecho-slavische Verein ,Rovnost‘“ (,Gleichheit‚; Wien X.), der „Fortbildungsverein ‚Gleichheit‘“ (Wien X.), der „Lese- und Discutirverein ,Solidarität‘“ (Wien X.), der „Lese- und Discutir-Verein ,Freie Gesellschaft‘“ (Wien XI.), der „Slavische Lese- und Discutirverein ,Volnost‘“ (,Freiheit‘; Wien XV.), der im Oktober 1892 konstituierte „Lese- und Diskutir-Verein ,Aurora‘“ (Wien XVI.), die „Schuhmacher-Gewerkschaft“ (Wien XVI.) und der im Juni 1891 konstituierte ,Volksfortbildungs-Verein Fortschritt‘“ (Wien XVIII.). Zentrum war aber der am 13. November 1892 im Umfeld der Zeitung gegründete „Politische Verein ,Zukunft‘“ (Wien XVI.). Von Bedeutung waren auch die slawischen Vereine „Volnost“ und „Rovnost“, welche die Basis für die bis zum ersten Weltkrieg bedeutende tschechische anarchistische Bewegung in Wien waren. „Rovnost“ gab auch das Schwesternblatt der „Zukunft“, die vom 18. März 1893 bis 11. Dezember 1895 zweimal monatlich erschienene tschechische ,Volne Listy. Organ neodvislych socialistu v Rakousku“ (Viden [Wien]; Freie Zeitung. Organ der unabhängigen Sozialisten Österreichs; 53 Nummern) heraus.[37]

In Graz [38] waren es der „Arbeiter-Bildungsund Unterstützungs-Verein“, der „Steiermärkische Arbeiterbund“ sowie die „Gewerkschaft der Bäckerarbeiter Steiermarks“ und die „Steiermärkische Schneider-Gewerkschaft“, in Linz die „Gewerkschaft der Bäckerarbeiter Ober-Österreichs“, die „Gewerkschaft der Bauarbeiter und deren Hilfsarbeiter Ober-Österreichs“ und der „Politische Verein Vorbote‘“, in Klagenfurt der „Allgemeine Arbeiter-Verein“,[39] der „Fachverein der Holzarbeiter“ und der auf Betreiben von Karl Hattenberger im Mai 1894 konstituierte „Fachverein der Bäcker Kärnthens“, im kärntnerischen Ferlach der sehr aktive „Arbeiter-Verein Rosenthal“, in Salzburg der „Arbeiter-Sängerbund ,Concordia‘“ und in Innsbruck der im März 1894 konstituierte „Lese-, Discussions- und Geselligkeits-Verein ,Freie Vereinigung‘“.

Rege waren auch die Organisationen in niederösterreichischen Industrieorten: in Ebergassing der „Arbeiter-Lese- und Unterstützungs-Verein für Ebergassing und Umgebung“, in Herzogenburg der „Arbeiter-Lese- und Unterstützungsverein für Herzogenburg“, in Leobersdorf der „Arbeiter Bildungsverein Leobersdorf und Umgebung“, in Lilienfeld der „Arbeiter-Fortbildungs-Verein für Lilienfeld und Umgebung“, in Reichenau der „Lese- und Discutir-Verein ;Solidarität‘ für Reichenau und Umgebung“, in Temitz der „Arbeiter-Fortbildungsverein ,Stahlhammer‘“, in Traisen der ,Arbeiter-Fortbildungs-Verein für Traisen und Umgebung“ und in Wilhelmsburg der „Fortbildungs und Unterstützungs-Verein für Wilhelmsburg und Umgebung“.

Außerhalb des heutigen Österreich gab es vor allem in Böhmen Organisationen der Unabhängigen Socialisten: in Gablonz (Jablonec nad Nisou) den „Allgemeinen Arbeiter-Bildungs-Verein ,Gleichheit‘“, in Karbitz (Chabafovice) den „Fachverein der Berg- und Hüttenarbeiter Karbitz“, den „Gesang- und Geselligkeits-Verein beiderlei Geschlechts Karbitz“ und den „Politischen Verein ,Gleichheit‘“, in Aussig an der Elbe (Usti nad Labern) die lose Vereinigung „Freunde der ,Zukunft‘“, in Kleinwöhlen bei Bensen (Benešovnad Ploučnici) den ,Volksbildungs-Verein ,Bildungsquelle ‚ für Kleinwöhlen und Umgebung“, in Klostergrab (Hrob) den „Arbeiter-Fortbildungsverein in Klostergrab“ und in Kosten (Košt‘ any) den ,Volksbildungs-Verein in Kosten“. In Mähren existierte nur das „Arbeiter-Casino, Zweig Zabrzeh“ in Hohenstadt / Zabrzeh (Zábřeh). Rührig waren noch der „Arbeiter-Bildungs-Verein ,Şwit‘“ (Morgenröte), der „Arbeiter-Bildungs-Verein , Strandor“ und der im September 1895 gründete „Arbeiter-Bildungs-Verein ,Czytelnia robotnicza“‚ (Arbeiter-Lesehalle) im galizischen Lemberg (L’vov), wo auch der deutschsprachige „Socialist“, der polnischsprachige „Trybun ludowy“ (Volkstribun) und die jiddische „Arbeterschtime“ (Arbeiterstimme) als deren Organe erschienen.[40]

Diese Vereine dienten, sofern es sich um Fachvereine handelte, vorwiegend dem gewerkschaftlichen Kampf. Mit den Bildungs- und Unterhaltungsvereinen zielte man auf weltanschauliche wie berufliche Bildung, aber auch auf Pflege sozialer Kontakte, auf Geselligkeit und Unterhaltung unter Gleichgesinnten ab. Die Unabhängigen Socialisten verstanden es durchaus, auch Feste zu feiern; immer wieder gab es Tanzkränzchen und Feste mit Gesang und Musikkapellen, mit komischen Vorträgen, Jux-Bazar, Glückshafen, Best-Kegelschieben, Jux-Fotografie, Hahnenschlag und Jux-Fischerei. Darüber sollte jedoch die Bildung nicht zu kurz kommen. Einige der Vereine unterhielten Bibliotheken, in Wien beispielsweise seit September 1893 der „Lese- und Diskutir-Verein ,Aurora‘“ und seit März 1894 der „Lese-, Discutir- und Gesangverein ‚Freiheit—, in Graz der „Steiermärkische Arbeiterbund“; nach dessen Verbot übernahm der Grazer „Arbeiter-Bildungs- und Unterstützungs-Verein“ seine Bibliothek. Die Vereine organisierten auch verschiedene Kurse. Bemerkenswert sind dabei die Rhetorik-Kurse, die in Graz im Rahmen der „Gewerkschaft der Bäckerarbeiter Steiermarks“ und des „Steiermärkischen Arbeiterbunds“ zunächst von August Krčal, seit November 1893 von Josef Schmied und Anton Rott, in Wien im Rahmen des „Volksfortbildungs-Vereins ,Fortschritt‘“, des „Lese- und Diskutir-Vereins ,Aurora‚“ und des „Lese- und Discutirvereins ‚Solidarität‘“ von Georg Matzinger gehalten wurden. Im Sommer 1895 bot Stefan Großmann einen mehrwöchigen Kurs über „Sociale und individualistische Literatur“ an.[41] Eine besondere Rolle kam dem Gesangsverein des „Lese-, Discutir- und Gesangvereins ,Freiheit‘“ unter seinem Chormeister Ferdinand Rohrbeck und dem Chor des „Volksfortbildungs-Vereins ,Fortschritt‘“ unter Chormeister Rudolf Jauk zu; sie kamen bei Begräbnissen von Genossen ebenso zum Einsatz wie bei den zeremoniellen Feiern der Unabhängigen Socialisten (etwa März-Feier anlässlich der Revolution von 1848 und der Pariser Kommune von 1871, Erster Mai, November-Feier für die Haymarket-Märtyrer) und bei Großveranstaltungen.

Die Vereine hatten noch eine weitere wichtige Funktion. Sie boten den Unabhängigen Socialisten eine legale Möglichkeit, ihre Ideen einem größeren Publikum vertraut zu machen. Wichtige Redner waren zwischen 1892 und 1896 in Wien Ferdinand Barth, Johann Huber, Paul Kövári (d.i. Pál Kövári), Matthias Malaschitz (d.i. Mátyás Malaschitz), Georg Matzinger und Anton Stransky (d.i. Antonín Stránský), weiters Johann Gabauer, Stefan Großmann, Josef Knopf, Johann Polzer, Alois Riha (d.i. Alois Říha), Josef Rubin, Jacob Schlesinger und Josef Tuma. Viele Veranstaltungen wurden zweisprachig (deutsch und tschechisch) abgehalten. Als tschechischsprachige Redner fungierten vor allem Franz Modraček (d.i. František Modraček) und Johann Opletal (d.i. Jan Opletal). Fast alle diese Redner traten auch in den umliegenden niederösterreichischen Orten auf. Einzelne wurden wiederholt als Gastredner in andere Gebiete der Monarchie eingeladen. In Graz waren die Hauptredner Ferdinand Barth (der dann nach Wien ging), August Krčal, Anton Notzar, Johann Rismann und Josef Schmied. Aber auch Samuel David Friedländer (der 1894 nach Graz zog), Franz Konitschek und Franz Silberer traten regelmäßig als Redner in Erscheinung. Die Grazer bereisten die gesamte Steiermark, wurden aber auch regelmäßig nach Kärnten, insbesondere Klagenfurt, eingeladen, weil die dortigen Wortführer Josef Kau, Josef Krainer und Josef Lax rhetorisch wenig begabt waren. Als Redner bemerkenswert sind noch in Linz Johann Hospodsky und Josef Schmidt, in Wilhelmsburg Georg Schürhagl und in Innsbruck Josef Frischenschlager und Josef Exner (der im Jänner 1895 nach Bozen übersiedelte).

„Die Zukunft“ (1892–1896)

Ihre eigentliche organisatorische wie weltanschauliche Struktur erhielten die Unabhängigen Socialisten durch ihr Organ: Am 27. August 1892 erschien die erste Nummer der Zeitung „Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten“ (Wien); diese für den österreichischen Anarchismus überaus bedeutende Zeitung erschien bis zum 3. Jahrgang, Nummer 16, vom 11. Dezember 1895, der als Nachzügler noch eine Nummer 17, 4. Jahrgang, vom 1. Mai 1896 folgte.[42] Die in einer Auflage von 2.000 Exemplaren erschienene Zeitung konnte trotz der zahlreichen Beschlagnahmungen und massiver behördlicher Verfolgung ihrer Herausgeber, Redakteure und Mitarbeiter bis zum dritten Jahrgang die vierzehntägige Erscheinungsweise weitestgehend beibehalten; danach gab es wiederholt Lücken, wenngleich man vom Anspruch her an der vierzehntägigen Erscheinungsweise festhielt. Für eine Bewegung wie die anarchistische, die keine Parteistrukturen akzeptiert und kennt, ist ein Presseorgan ein wichtiges Instrumentarium des inneren Zusammenhalts: Wir sind weit davon entfernt, der Presse einen Lobgesang darzubringen, aber die Nothwendigkeit, ein Parteiblatt zu besitzen, wollen wir nicht verkennen.[43] Man darf nicht vergessen, dass die Unabhängigen Socialisten keine Partei im rechtlichen Sinn waren, sondern eine lose Organisation, die von der Behörde nicht registrirt werden soll und kann.[44] Eine eigene Zeitung hatte noch einen weiteren Vorteil; gerade für kleinere Gruppen, die nicht über materielle Mittel für Agitationsreisen und über ein größeres Potential guter Redner verfügen, ist sie ein wesentliches Instrument, Ideen einem größeren Kreis bekannt zu machen. Als wir vor wenigen Monaten, hieß es im November 1892 nach den ersten Verhaftungen von Mitarbeitern, die „Zukunft“ ins Leben riefen, waren wir uns dessen bewußt, daß wir eine schwere, mühevolle Arbeit auf unsere Schultern geladen, daß wir ein Unternehmen begonnen, welches bestimmt für die höchsten Interessen der unterdrückten und leidenden Menschheit einzutreten, nicht nur unsere besten Kräfte, sondern auch unsere höchste Aufopferung in Anspruch nehmen werde. Nicht blos [!] um ein Parteiorgan zu besitzen, haben wir die „Zukunft“ gegründet. Unser Blatt war bestimmt, und zwar in erster Linie, dorthin zu dringen, wohin der Schall der gesprochenen Worte nicht zu dringen vermag; es war bestimmt uns die Agitation, die Verbreitung unserer Ideen, unserer Prinzipien zu erleichtern, uns vorzuarbeiten für jenen großen, erhebenden, für jenen gewaltigen Moment, in welchem die Realisirung unserer Ideen in Action zu treten vermag.[45]

HERAUSGEBER: Cajetan Valenci; seit 1. Jg., Nr. 2 (17. September 1892): Cajetan Valenci (Wien), Josef Lax (Klagenfurt), Johann Rismann (Graz); nur 1. Jg., Nrn. 7 und 10 (26. November 1892 und 14. Jänner 1893): Georg Matzinger (Wien), Josef Lax (Klagenfurt), Johann Rismann (Graz); seit 1. Jg., Nr. 18 (8. April 1893): Cajetan Valenci (Wien), Josef Lax (Klagenfurt), Franz Konitschek (Graz); seit 2. Jg., Nr. 10 (12. Jänner 1894): Cajetan Valenci (Wien), Josef Lax (Klagenfurt), Josef Schmied (Graz); seit 2. Jg. Nr. 17 (11. Mai 1894): Ferdinand Barth (Wien), Josef Lax (Klagenfurt), Josef Schmied (Graz); seit 2. Jg., Nr. 22 (8. Oktober 1894): Josef Fürweger (Wien), Josef Schmied (Graz), Josef Lax (Klagenfurt); ab 3. Jg., Nr. 2 (11. Jänner 1895): Julius Ehinger (Wien), Josef Schmied (Graz), Josef Lax (Klagenfurt); ab 3. Jg., Nr. 5 (26. April 1895): Franz Silberer (Wien), Josef Lax (Klagenfurt); ab 3. Jg., Nr. 7 (15. Juni 1895): Wilhelm Kallin (Wien),46 Josef Lax (Klagenfurt); 3. Jg., Nr. 11 (16. August 1895): Franz Heindl (Wien); ab 3. Jg., Nr. 12 (6. September 1895): Franz Heindl (Wien), Anton Rott (Graz), Josef Krainer (Klagenfurt); 4. Jg., Nr. 17 (1. Mai 1896): Franz Heindl (Wien).

VERANTWORTLICHER SCHRIFTLEITER: Samuel David Friedländer; seit 1. Jg., Nr. 7 (26. November 1892): Georg Matzinger; seit 1. Jg., Nr. 16 (8. April 1893): Josef Tuma; seit 2. Jg., Nr. 4 (13. Oktober 1893): Cajetan Valenci; seit 2. Jg., Nr. 15 (13. April 1894): Josef Huber; ab 2. Jg., Nr. 22 (8. Oktober 1894): Johann Gratzl; ab 2. Jg., Nr. 24 (23. November 1894): Josef Jirasek; 3. Jg., Nr. 4 (27. Februar 1895): Franz Duscha; ab 3. Jg., Nr. 5 (26. April 1895): Johann Handl; ab 3. Jg., Nr. 13 (4. Oktober 1895): Josef Huber; 4. Jg., Nr. 17 (1. Mai 1896): Sigmund Handl.

DRUCK: Josef Schwarzinger, Wien; seit I . Jg., Nr. 10 (14. Jänner 1893): M. Schinkay (unter verantwortlicher Leitung von L. Schwarzenberger), Wien; seit 2. Jg., Nr. 17 (11. Mai 1894): Hugo Hoffmann, Wien; ab 2. Jg., Nr. 22 (8. Oktober 1894): Georg Seidl & Norbert Pohl, Wien; ab 2. Jg., Nr. 24 (23. November 1894): A. Wagner, Wien; ab 3. Jg., Nr. 2 (11. Jänner 1895): Georg Seidl & Norbert Pohl, Wien; ab 3. Jg., Nr. 8 (5. Juli 1895): Philipp & Kramer (verantwortlicher Leiter: M. Bandler), Wien.

Auf eine inhaltliche Darstellung der „Zukunft“ sei hier verzichtet, weil sie, zumindest für die frühen Jahre, bereits von Anna Staudacher — in dieser Schriftenreihe — geleistet wurde.[47]

Das Ende der Unabhängigen Socialisten

Die Situation der Unabhängigen Socialisten war stets schwierig, wie sich der steirische Anarchist und Schneidermeister Matthias Pestischek (1864–1943) erinnerte: Einerseits setzten die Behörden der Monarchie mit den infamsten Schikanen ein, andererseits litt der Verein [d. i. Arbeiter-Bildungs- und Unterstützungs-Verein in Graz; R.M.] unter dem wüst fanatischen Treiben der Sozialdemokratie, die durch gewaltsame Störung der vom Verein einberufenen Versammlungen, durch Lokalabtreibungen und sonstige Unwürdigkeiten die Aktivität des Vereines zu unterbinden trachtete.[48] Die „Zukunft“ ist voll von Berichten über teilweise handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Unabhängigen Socialisten und Sozialdemokraten. Auch wurde von bürgerlicher wie sozialdemokratischer Seite immer wieder die Gleichsetzung von „Anarchismus = Terrorismus“ betrieben, was die Selbstbezeichnung der Anarchisten als „Unabhängige Socialisten“ oder „Anti-Autoritäre“ förderte sowie deren wiederholte Distanzierung vom Terrorismus erforderte — typisch die öffentliche Erklärung August Krčals im April 1893: Ich bin weder ein Socialdemokrat noch ein Dynamiter, der mit Bomben in der einen und Revolvern in der andern Tasche ausgerüstet, in Socialismus macht. Ich bin ein anti-autoritärer Socialist![49] Aber nicht die Kämpfe der Sozialdemokraten gegen die Anarchisten — sie zeugen von der Bedeutung, die man in sozialdemokratischen Kreisen der anarchistischen Bewegung damals beimaß — haben die Bewegung der Unabhängigen Socialisten zerstört, sondern die systematische behördliche Verfolgung, welche allerdings von Sozialdemokraten hingenommen, bisweilen sogar unter deren politischer Patronanz durchgeführt wurde. Eine Darstellung der behördlichen Verfolgung der Unabhängigen Socialisten würde ein Buch füllen, doch es reicht das Resümee, das Anarchisten im Sommer 1894 publizierten, um eine Ahnung vom Ausmaß zu bekommen: Gesamtsumme der vom Januar 1893 bis Juli 1894 verhängten Strafen: 45 Jahre schweren Kerker — 7 Jahre Untersuchungshaft. Ein Jahr — welch‘ kurze Spanne Zeit! Und wieviel Kinder wurden in diesem Zeitraum ihres Vaters, ihres Ernährers beraubt! — Wieviel Familienleben wurden zerstört, wieviel Existenzen vernichtet , welch ‚ eine Anzahl von Menschen wurden auf lange Zeit hinaus ihrer natürlichen Freiheit beraubt! —Und all‘ dies, weil sich diese in den Kerker Geworfenen das Recht herausnahmen, Kritik, abfälliges Urteil, Unwillen über das heutige auf den Grundsätzen der Klassenbevorrechtung aufgebaute Gesellschaftssystem, offen an den Tag legen.[50] Die permanenten Beschlagnahmungen und die Verfolgung der Herausgeber und Redakteure der „Zukunft“ durch Polizei und Justiz führten im Mai 1896 dazu, dass die Zeitung ihr Erscheinen endgültig einstellte. Die systematische behördliche Verfolgung der Agitatoren und Propagandisten der Unabhängigen Socialisten sowie die behördliche Zerschlagung ihrer wichtigsten Organisationen schwächten die 1892 bis 1894 erstarkende anarchistische Bewegung Mitte der 1890er-Jahre derart, dass sie keine ernst zu nehmende Konkurrentin der Sozialdemokratie innerhalb der österreichischen Arbeiterbewegung mehr werden konnte. Beruhigt stellte die österreichische Polizei für 1896 fest: Eine anarchistische Bewegung trat im Berichtsjahre eigentlich nur in Böhmen hervor. [...] In Wien liegen die beiden Parteien, der Deutschen und der Čechen, vollständig darnieder. Mit dem Eingehen des Parteiblattes „Die Zukunft“ und mit der 1896 erfolgten behördlichen Auflösung des gleichnamigen politischen Vereines wegen Überschreitung des statutenmäßigen Wirkungskreises stellten die wenigen deutschen Anarchisten ihre Parteithätigkeit ganz ein. Die Čechen zählen noch über eine kleine Gemeinde, welche sich um drei Vereine, den Verein „Volnost“ im XV. Bezirke, den Verein „Rovnost“ im X Bezirke und den Verein „Pokrok“ im II. Bezirke gruppirt. Von diesen Vereinen werden zeitweise Versammlungen und gesellige Abende veranstaltet, welche meist sehr schwach besucht sind. Der rührigste Agitator ist Johann Opletal, der Herausgeber und Redacteur der „Matice delnícka“, welches Blatt in Neu-Bydzov in Böhmen im Drucke erschienen ist. [...] In Graz wurde der schon seit Jahren in der anarchistischen Bewegung stehende Schuhmachergehilfe Johann Hospodsky wegen des Inhaltes dreier Reden, die er als Mitglied des „Steiermärkischen Arbeiterbund“ in Versammlungen desselben gehalten hatte, nach §305 St. G. zu einer viermonatigen Arreststrafe verurtheilt. Infolge dieser Verurtheilung wurde der genannte Verein wegen Überschreitung des statutenmäßigen Wirkungskreises behördlich aufgelöst. Es wurde damit der Hauptagitationsherd der anarchistischen Partei in Graz vernichtet und ist seitdem ein Rückgang in der anarchistischen Propaganda daselbst wahrnehmbar gewesen. [51]

Dennoch darf die Bewegung der Unabhängigen Socialisten in ihrer Bedeutung für den Anarchismus in Österreich nicht unterschätzt werden. Sie hatte in kurzer Zeit etwas geschaffen, dessen sie sich bereits Ende 1894 rühmte: Die meisten unserer Genossen waren seinerzeit [1892; R.M.] Anhänger des Demokratismus, und von diesem Princip zu befreien und durch den so viel geschmähten Anarchismus zu ersetzen, ist ein gutes Stück Arbeit. Aber sie wurde besorgt, unbekümmert im reactionären Oesterreich. Der Grundstein zu einer freiheitlichen Bewegung ist in Oesterreich gelegt; es war vielleicht die schwierigste Aufgabe, und dessen Weiterentwicklung werden die Vertreter des Anarchismus besorgen. Darin liegt der Kernpunkt des Erfolges, der nie und nimmer streitig gemacht werden kann. [52]

Manifest der unabhängigen Sozialisten an das österreichische Proletariat.[53]

[Von Samuel David Friedländer]

Brüder und Schwestern!

Die Ereignisse, die sich seit letzter Zeit innerhalb der österreichischen Arbeiterpartei abspielten, haben eine Situation hervorgerufen, welche mit dringender Nothwendigkeit eine radikale Neugestaltung unserer sozialistischen Bewegung verlangt. Vor unseren Augen werden Szenen entrollt, die von einer äußerst betrübenden Verwahrlosung des revolutionär-sozialistischen Prinzips zeugen und erkennen lassen, in welch‘ schmachvoller Weise die Verleugnung der ursprünglichen Ideale und Ziele in den Reihen der Sozialdemokratie eingerissen ist. Die österreichische Arbeiterschaft, einst bekannt durch ihre radikale Anschauungsweise und infolge ihres ehemaligen revolutionären Auftretens zu den besten Hoffnungen berechtigend, ist seit dem Hainfelder Parteitage zu einem Spielball in der Hand politischer Renegaten herabgesunken.

Die sozialdemokratische Partei in Oesterreich ist von derselben reaktionären Strömung erfaßt worden, welcher auch die deutsche zum Opfer fiel; sie hat die revolutionäre Idee des Sozialismus, der vor allem Anderen zuerst die wirthschaftliche Erlösung des Proletariats anstrebt, verkannt und einen Weg eingeschlagen, der ohne Zweifel zum schmählichen Untergange, zur vollständigen Auflösung der Partei führen muß. Als eine der wichtigsten und dringendsten Forderungen des Proletariats wurde von den die sozialdemokratische Bewegung inspirirenden Führern die Erringung der politischen Macht durch das allgemeine und direkte Wahlrecht aufgestellt. Selbst die Forderung des achtstündigen Normalarbeitstages tritt gegenüber der Erlangung des allgemeinen Wahlrechts in den Hintergrund.

Die ökonomische Abhängigkeit des Proletariats ist die Ursache der politischen Knechtschaft; die letztere schwindet daher nur durch Beseitigung der Ursache. Ein Wahnsinn aber ist es, von der Regierung ein Recht zu verlangen, welches sie ohne den Druck der sozialen Umstände verweigern wird und das ein vom Kapitalismus abhängiger Staat überhaupt nie in vollstem Umfange bewilligen kann, ohne den Kapitalismus und sich selbst zu schädigen. Und wenn auch dem Proletariat in dieser Richtung ein scheinbares Zugeständniß gemacht werden sollte, so wäre es doch werthlos. Wir wollen nur auf jene Länder hinweisen, in welchen die Arbeiterschaft schon seit Jahrzehnten im Besitze des allgemeinen Wahlrechts ist und wo die untersten Volksschichten dennoch rechtlos und bedrückt sind, wo Noth, Elend und Arbeitslosigkeit stetig zunehmen — weil daselbst die Grundlage der wirklichen Freiheit, die wirtschaftliche Freiheit fehlt. Es ist offenbar, daß ehrgeizige Elemente innerhalb der Partei jene in ihren Folgen so verderbliche Richtung eingeschlagen haben, um lediglich eine politische Rolle zur Befriedigung ihres Ehrgeizes spielen zu können; es ist ebenso offenbar, daß seit der Zeit, zu welcher diese Richtung maßgebend wurde, die Bewegung verflachte, ihre Kräfte nutzlos zersplitterte und thatsächlich trotz der extensiven Ausdehnung innerlich versumpfte.

Ein abschreckendes Bild der Verwahrlosung des revolutionär-sozialistischen Prinzips bot der Wahlkampf vorigen Jahres. Uns Allen ist es noch so in Erinnerung, wie man sich in den Wählerversammlungen bemühte, die Kleingewerbetreibenden, deren vollkommene Auflösung und deren Uebergang in’s Proletariat unserer Aufgabe nur förderlich sein kann — wie man sich gleichwohl mit allen Mitteln bemühte, diese Elemente für die Sozialdemokratie zu gewinnen; wie man, rücksichtslos gegen unsere Ideen, Kompromisse mit den Demokraten schloß und deren Kandidaten—Kleinbürgern und Chauvinisten — zum Siege verhelfen wollte, weil die betreffenden Persönlichkeiten im Parlament in Arbeiterfreundlichkeit machten und nutzlose Reden gegen die Uebergriffe der Polizei hielten. Wir Alle wissen, wie man hoch und theuer auf dem „gesetzlichen“ Weg, auf dem die Sozialdemokratie stets wandeln müsse, schwur, und wie man nach „deutschem Muster“ die staatserhaltende Kraft der Partei lobpries. Leute, welche früher die Radikalen und Revolutionären spielten, traten für die Erhaltung einer Institution des Staates ein, für eine Institution, die das Proletariat den brutalsten Angriffen der Regierung preisgab, die Ausnahmegesetze gegen die Sozialisten schuf und Tausende von Arbeitern in ihren Fabriken und Werkstätten ausbeutete, betrog und knechtete. Und indem man für diese Institution, den Parlamentarismus, eintrat und sich bereit zeigte, eine Politik zu treiben, die jede Partei korrumpiren mußte, trat man auch für die Weitererhaltung des Staates ein — eines Staates, der seine mittellosen Bürger durch eine ungeheure indirekte Steuerlast wirthschaftlich darniederschlug, durch Verstümmelung und Knebelung der Preßfreiheit, durch Bevormundung und Zensur, durch Einschränkung der Versammlungs- und Redefreiheit moralisch und politisch entwürdigte.

Die große Masse der gedankenlosen Autoritätsanbeter und Parteifanatiker heulte während der Wahlbewegung mit den Führern um die Wette, und als der ganze Rummel zu Ende war, posaunte man nach allen Richtungen hinaus, daß man einige hundert Stimmen ergattert habe; aber man kümmerte sich nicht darum, daß als Aequivalent dafür das revolutionäre Prinzip zum Teufel gejagt worden war.

Wenige Monate nach dem Wahlkampfe zeigten sich die Blüthen der sozialdemokratischen Korruption in nie geahnter Weise bei dem Ausbruche des Konfliktes zwischen „Volkspresse“ und „Arbeiterzeitung“. Alle, die mehr oder weniger in die intimen Vorgänge eingeweiht waren, wissen, daß trotz der gegenseitigen Einigkeitsheuchelei immer eine gehässige Rivalität zwischen diesen beiden Zeitungen bestand. Nichtsdestoweniger überraschte die Form dieses Zwiespalts dennoch die große Masse; sie warf ein grelles Streiflicht auf die verlotterten und faulen Zustände im Innern dieser „volkserlösenden“ Partei. Die „Volkspresse“— als getreue Schülerin und nothwendiges Resultat der in der Partei herrschenden Prinzipienlosigkeit — formirte nun, um die persönlichen Gründe des Zwiespaltes zu vertuschen, eine Opposition, die, obwohl nur persönlichen Initiativen entsprungen, als „prinzipiell“ ausgegeben wurde, aber wegen ihrer vollkommen destruktiven Tendenz ihres planlosen Hin- und Hertastens und ihrer kopflosen Anschauungsweise eine ungeheuerliche Blosstellung der wirklich „radikalen“ Elemente bedeutete. Nachdem man wochenlang wüthend geschimpft und in Flugblättern sich gegenseitig mit Schmeicheleien überhäuft hatte, entschloß man sich erst, Gründe zu einer Opposition zu suchen, zu einer Opposition, die, weil sie thatsächlich nicht wußte, was sie wollte, zu Grunde ging.

Diese Vorgänge allein genügten vollkommen, um alle ehrlich denkenden, revolutionär gesinnten Elemente zum energischen Handeln zu bewegen. Zu diesem Behufe fand zu Pfingsten in Wien eine Konferenz der oppositionellen Sozialisten Oesterreichs statt, welche beschloß, sich von der zentralistischen Organisation der Sozialdemokratie zu emanzipiren, unabhängig auf föderativer Grundlage zu organisiren und Euch folgenden Organisationsentwurf vorzuschlagen:

1. Die Arbeiterpartei, welche Gruppen verschiedener sozialistischer Schattirungen ohne Unterschied umfassen kann, führt den Namen: Sozialistische Partei.

2. Zur sozialistischen Partei kann Jeder gehören, der die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform, die Vergesellschaftung und allgemeine Zugänglichmachung der Produktionsmittel, sowie gemeinsame Produktion und gemeinsame Konsumtion anstrebt.

3. Wir haben mit [Rudolf] Hanser, [Victor] Adler und Konsorten Nichts gemein. Hanser hat an der Adler’schen Parteiregierung theilgenommen und sie gekräftigt. Adler hingegen wußte genau von den seit Jahren geübten Vergehen Hansers, ohne ihn dem öffentlichen Urtheile preiszugeben. In diesem Falle ist er dessen Hehler. Beide sind einander würdig.

Wir werden unsere Aufgabe zu erfüllen suchen, indem wir uns der Hauptsache nach von folgenden Grundsätzen leiten lassen:

Unser Ziel ist die wirthschaftliche und damit die soziale Befreiung der Arbeiterklasse. Wir bekämpfen die Herrschaft und Knechtschaft in jeder Form, die materielle, wie die geistige. Dieses wird möglich durch die Aufhebung des bürgerlichen Privateigenthums, insbesondere durch Vergesellschaftung der Produktionsmittel. An Stelle des heutigen Sozial- und Wirthschaftszustandes tritt das gemeinsame Eigenthum, die gemeinsame Produktion und die gemeinsame Konsumtion. Aufgabe der Agitation ist es, das Proletariat dafür vorzubereiten, es zu organisiren für die Befreiung. In der internationalen Vereinigung des Proletariats liegt sein Recht und seine Stärke, in der Weltverbrüderung seine unwiderstehliche Macht. Aber das Band seiner Verbrüderung und seiner Vereinigung darf nicht im starren Programmpunkte, in dogmatischen Grundsätzen und in Systemen liegen, sondern in der gemeinsamen, lebendigen Grundidee der wirthschaftlichen Erlösung, in dem Allen gemeinsamen Streben nach materieller Verbesserung ihrer Lebenslage und nach Erlangung geistiger Freiheit. Darum empfehlen wir eine dezentralisirte Organisation im sozialen Kampfe; darum bestehen wir darauf, daß fest und bestimmt formulirte Spezial-Programme, die nach der gestrigen Anschauungsweise vorzüglich, nach der morgigen verwerflich sein können, vermieden werden; darum fordern wir auch die größtmögliche Bewegungsfreiheit der einzelnen Individuen innerhalb und außerhalb der Vereinigung.

Eine revolutionäre, d.h. eine rücksichtslos fortschrittliche Taktik wird Alles vermeiden müssen, was zu Kompromissen mit den herrschenden Klassen führen könnte; sie wird jede Art reformatorische Bestrebungen, die ja doch keinen anderen Zweck haben, als die darbenden Massen einzulullen und über die wahre Sachlage zu täuschen, verwerfen — keine Almosen von dem Staate und der modernen Gesellschaft erbetteln, sondern im Vertrauen auf die unumstößliche Wahrheit und Gerechtigkeit der proletarischen Bestrebungen die Rechte der Arbeiterklasse ertrotzen.

Und dieses Verhalten, diese Taktik bedingt naturgemäß einen offenen Kampf. Die Heuchelei müssen wir verbannen, offen und ehrlich mit unseren Forderungen hervortreten und schonungslos unsere Gegner bekämpfen. Unsere Sache ist die Sache des Volkes, unser Kampf sein Kampf. Daher ist es unsere erste Aufgabe, die großen Massen aufzuklären über die Lage, ihnen die Wege zu zeigen, die sie einzuschlagen haben und ihnen die Nichtswürdigkeit, die verdammenswerthe Heuchelei der modernen Weltordnung zum Bewußtsein zu bringen.

Wohl müssen wir uns organisiren, um ersprießlicher wirken zu können; aber den verderblichen Folgen der Zentralisation müssen wir vorbeugen durch Schaffung freier, unabhängiger Gruppen, die nur durch das Band gemeinsamen Handelns, erfüllt von der gemeinsamen Idee, verbunden sind.

Zentralisation führt zur Korruption. Daher müssen wir nach Kräften diesen Fehler zu vermeiden suchen, um nicht selbst denjenigen Mißständen zu verfallen, die wir bekämpfen. Wir müssen die Zentralisation in eben dem Maße bekämpfen, in welchem wir eine jede Form der Herrschaft befehden: denn aus einer zentralisirten Organisation bildet sich naturgemäß und mit unverleugbarer Nothwendigkeit die Herrschaft eines Theiles über den andern heraus.

Da die Herrschaft von jeher in der konsequentesten Weise das Elend über die arbeitenden Klassen des Volkes häufte und der Menschheit zum Fluche gereichte, so müssen wir unsere Taktik vorzugsweise gegen die Herrschaft richten. Wir müssen den Geist des Widerstandes im Volke wecken. Wir müssen dem Volke sagen, daß es seine Rechte nicht erbetteln, nicht erhoffen, sondern erkämpfen muß. Da aber die herrschende Klasse das Bollwerk der modernen Gesellschaftsordnung ist, so wird es die Hauptaufgabe unserer Taktik sein, dieselbe in ihren Grundfesten zu erschüttern und aufzulösen. Ihre Grundfesten aber sind die bestehenden Institutionen oder vielmehr die herrschenden Begriffe, nach welchen die modernen Gesellschaftseinrichtungen nothwendig und nützlich seien. Wir müssen diese Anschauungsweise zerstören, den menschlichen Geist revolutioniren und die große Masse von der Unhaltbarkeit der heutigen Einrichtungen überzeugen.

Vorläufig müssen wir unsere Taktik auf gewerkschaftlichem Gebiet am regsten entfalten. Unser Kampf ist kein politischer, sondern ein sozialer, kein nationaler, sondern ein internationaler, ein rein proletarischer Klassenkampf, ein ökonomischer Kampf; und gerade weil er ein rein ökonomischer ist, so muß er vorzugsweise auf gewerkschaftlichem Gebiete entfacht werden.

Dies besagt aber noch immer nicht, daß wir eine rein zentrale Organisation auf gewerkschaftlichem Gebiete schaffen müssen. Es genügt, daß allenthalben für eine und dieselbe Grundidee gekämpft wird. Die Art und Weise des Kampfes hängt von den verschiedenen sozialen, politischen und ökonomischen Verhältnissen der betreffenden gewerkschaftlichen Gruppen ab. Aber das Eine müssen wir stets festhalten und nie vergessen, daß wir einen offenen revolutionären Kampf zu führen haben.

Aufgabe der zwanglos organisirten Vereine und Gruppen ist es, durch Agitation unsere Idee in die weiten Kreise der indifferenten Massen zu tragen.

Arbeiter, Gesinnungsgenossen! An Euch liegt es, unseren Bestrebungen Nachdruck zu verleihen und durch Eure Theilnahme an unserem Unternehmen, durch Agitation, und Anschluß an unsere Reihen Euer Scherflein beizutragen zu dem Kampfe des entrechteten Proletariats gegen seine Unterdrücker. Wir hoffen, wir vertrauen auf Euch! Wir wissen, daß der ehemals so revolutionäre Geist des österreichischen Proletariats durch die demagogischen Umtriebe der Sozialdemokratie noch nicht vollends erstickt ist und daß es nur einerenergischen Propaganda bedarf, um ihn wieder zu beleben und aufstreben zu lassen. In unseren Reihen ist Euer Platz, dort der Ort, wo die Interessen aller Proletarier vertreten werden. Nur mit vereinter Kraft kann das Proletariat Großes leisten; nur auf sich selbst gestützt, kann es auf ein völliges Gelingen hoffen, in seinem Kampf von Erfolg begleitet sein.

Es lebe der revolutionäre Sozialismus!

Hoch die Internationale!

 

Eine „Kritik“ unseres Manifestes [54]

Die verehrliche Redaction der „Arbeiter-Zeitung“ hat sich bewogen gefunden, unser im Berliner „Socialist“ veröffentlichtes Manifest seiner „höchst sachlichen“ geschlagene dreieinhalb Spalten langen Kritik zu unterziehen. Offen gestanden, wir waren nicht geneigt uns mit der „Arbeiter-Zeitung“ in eine directe Polemik einzulassen, und wie wohl wir fest entschlossen waren, zur Klärung unserer Stellung zur Socialdemokratie die taktischen und organisatorischen „Maßregeln“ derselben zu beobachten, und eine jede Abweichung von dem angeblich revolutionären Programme derselben festzunageln, so schließt ein derartiges Vorgehen unsererseits immerhin eine directe Polemik nicht ein; jedoch die Art und Weise, in welcher unser Manifest „kritisirt“ wurde, fordert schon aus dem Grunde unsere Entgegnung heraus, um die unseren engern Kreisen fernstehenden Genossen über die bewußten und unbewußten Verdrehungen der zu bezeichnenden Kritik aufzuklären.

Vor allem müssen wir hier voraussenden, daß es sehr ungeschickt war und einen gewissen Mangel an politischer Klugheit des Recensenten bekundet, daß er ohne die weiteren Schritte, die die unabhängigen Socialisten zu thun entschlossen sind, abzuwarten, sich mit einem nur schlecht verhehlten Ingrimm frischweg auf das Manifest stürzte, um es gierig zu zerpflücken. Jedenfalls hat die „Arbeiter-Zeitung“ uns redlich geholfen weitere Kreise auf das Manifest aufmerksam zu machen und unsere Agitation dadurch im bedeutenden Maße erleichtert. Unsere Aufgabe wird es sein, die falsche Auslegung des Manifestes richtigzustellen, und die Kritik gebührend abzufertigen. Uebrigens ist es sehr gewagt nach einem Manifest, welches ja kein Programm ist und auch nie „präcis und gründlich“ auf den Kern einer Bewegung eingehen kann, auf die Vorzüglichkeit oder Unzulänglichkeit einer Bewegung zu schließen, und wie es der verehrte Recensent gethan, auf Grundlage des Manifestes gleich die ganze Bewegung als zwecklos und unsinnig, als eine Bewegung, „die thatsächlich nicht weiß was sie will“ zu erklären. Das war übereilt mein Verehrtester und dies werden sie auch schwerlich abstreiten können.

Wenn auch das Manifest thatsächlich ein verfehltes, ein schlechtes wäre, so ist dies noch kein triftiger Grund zu der Annahme, daß die Partei oder die Bewegung, von welcher es ausgeht unberechtigt ist ihre Wünsche und Forderungen geltend zu machen. Ein Manifest hat unserer Ansicht nach in erster Linie die Aufgabe, nicht durch die Entwicklung eines etwaigen Programms klipp und klar unsere ganzen Bestrebungen zu zergliedern, sondern seine erste Aufgabe ist es, die Aufmerksamkeit der weitesten Kreise auf unsere erst zu beginnende Bewegung zu lenken. Es genügt daher nur die hauptsächlichsten Momente hervorzuheben, Grund und Ursachen, sowie die beabsichtigten Aufgaben in kurzen Umrissen zu schildern. Ein Manifest kann daher nie und nimmer für die Charakterisirung einer Bewegung maßgebend sein.

Aber die Wuth ist blind, und daraus erklärt es sich, daß unsere socialdemokratischen Gegner über die erste wenn auch höchst unpassende Gelegenheit mit unverkennbaren Heißhunger herfielen, um ihrem gepreßten Herzen in einem kritischen Schmerzensschrei Luft zu machen; denn es läßt sich nicht abstreiten, daß der Ingrimm über den thatsächlichen Rückschritt der socialdemokratischen Partei, und die Gewißheit des schmählichen in absehbarer Zeit erfolgenden Bankerotts der Socialdemokratie dem Recensenten die Worte in die Hand dictirt haben.

Doch nun zur Kritik der Kritik selbst.

Eine offenbare Unwahrheit ist gleich Eingang des Aufsatzes zu berichtigen. Hier lesen wir: „Aus der „Deutschen Zeitung“, dem Organe Pleners,[55] dessen sich auch die „Unabhängigen“ etc. für ihre Veröffentlichungen mit Vorliebe bedienen, haben wir schon vor einiger Zeit erfahren, daß die „Unabhängigen“ ein „Manifest“ loslassen würden.“ O diese armen Schäfchen! Diese Unschuldigen! Also erst durch die „Deutsche Zeitung“ haben sie von dem Manifest der Unabhängigen erfahren; nun wenn das die „allergetreuesten“ und „allerintelligentesten“ Leser der „Arbeiter-Zeitung“ glauben, uns kann’s recht sein; wer ein bischen Grütze im Kopfe hat, muß anerkennen, daß dies gelogen wie gedruckt ist. — Aber die Behauptung, daß wir das Organ Pleners zu unseren Veröffentlichungen benutzen, ist so schlecht erfunden, daß wir es gar nicht der Mühe werth fänden diese Unterschiebung abzuschütteln, handelte es sich hier nicht darum, festzustellen, wie die „Herren“ der „Arbeiter-Zeitung“ lügen können. In einem Athem zwei Lügen zur Welt zu bringen, daß ist ein Kunststück, auf welches Münchhausen ‚Verzicht leisten muß. Die erste Lüge haben wir bereits gekennzeichnet, nämlich die Behauptung, daß die „Arbeiter-Zeitung“ die Veröffentlichung des Manifest aus der „Deutschen Zeitung“ erfahren habe; die zweite Lüge besteht in der Behauptung, daß wir uns selbst dieses Organes zur Veröffentlichung interner Angelegenheiten bedienen. Wir haben hierauf nur die Erwiderung: „Es sucht Niemand den Andern hinter dem Strauche, wenn er nicht selbst dahinter gesessen.“

Die Stelle im Manifeste, welche von der Verwahrlosung des revolutionär-socialistischen Princips handelt, und die den thatsächlichen Uebergang zur Reformpartei seit dem Hainfelder Parteitag glorreichen Angedenkens geißelt, ist den socialdemokratischen Herrschenden leicht begreiflicherweise ein Dorn im Auge. Nun wird um diesen Vorwurf zu entkräften die Vorzüglichkeit der jetzigen Organisation in den Himmel gehoben, und der Zeitraum der Bewegung von 1884 bis 1887, der dank der Polizeiwillkür und des brutalen Ausnahmezustandes allerdings kein wünschenswerther war als das Gegentheil aufgestellt. Wenn aber das Manifest von einer Verwahrlosung des revolutionären Princips seit Hainfeld spricht, so ist damit noch immer nicht die Periode von 1884–1887 als eine wünschenswerthe dargestellt, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach die Bewegung Anfangs der Achtziger Jahre bis zu den traurigen Ereignissen von 1883 und die der Siebziger Jahre gemeint. Diese Andichtung, alsob wir den Ausnahmszustand als einen wünschenswerthen zu bezeichnen beliebten, zeigt von einer geradezu nackten „Unverfrorenheit“. — Das können wir jedenfalls noch hinzufügen, daß die Organisation der heutigen socialdemokratischen Partei, kaum einen dieser „Stöße“ der Regierung auszuhalten vermöchte, und bei der Proclamirung eines Ausnahmsgesetzes in Atome zerstieben würde. Doch warum sollte die Socialdemokratie derartiges befürchten. Ihrethalben schläft die österreichische Regierung ruhig und unbesorgt und läßt Gott einen guten Mann sein; denn die Socialdemokratie wandelt auf ehrlichem Wege—aufgesetzlichem Wege. Und wenn die österreichische Arbeiterschaft die Stürme des Ausnahmszustandes überdauert hat, so ist dies nur ein Zeichen ihrer ehemals so revolutionären Gesinnung, die ein Erbtheil der alten Bewegung war.

Doch zur Ehre des Recensenten sei es gesagt, er hat noch nicht ganz die Wahrheit verleugnet. Möglicherweise ist es die Reue über vorhergegangene Unwahrheiten, möglicherweise das Bewußtsein späterhin umsomehr. „Gott Münchhausen“ opfern zu müssen, was ihm einen kostbaren reinen Tropfen der Wahrheit entlockte; eine Wahrheit, die wir voll und ganz anerkennen und deren Bekenntniß den geehrten Verfasser wohl schon bittere Reuethränen gekostet. Die betreffende Stelle lautet wörtlich folgendermaßen: „Wir (nämlich die Socialdemokraten) wissen sehr genau, wie Vieles noch fehlt, wie Riesiges noch zu thun ist, wie weite Kreise des Proletariats der Bewegung noch ferne stehen, wie mangelhaft die Organisation, die gewerkschaftliche nicht weniger als die politische ist, wie unzählige Tausende von Arbeitern, die sich Socialdemokraten nennen, noch keineswegs durch verläßliche und principiell geschulte Parteigenossen sind.“---

Also doch eine Lücke in der wunderbaren Bewegung, doch ein Fehler in der völkererlösenden Partei, doch ein dunkler Punkt in der weltbezwingenden eisernen Organisation. Welch‘ kostbares Geständniß! Aber wie reimt sich dies mit den siegesgewissen Schlachtenbulletins der Partei; wie reimt sich dies mit dem colossalen Erfolg der letzten Parteitage zusammen? Diese Selbstkritik ist ein Dolchstoß ins Herz ihrer Partei, mein Verehrter! --

Bezüglich unserer Meinung über das Verwerfen des Wahlrechtes, die ja im Manifeste in kurzen Worten klar und deutlich darniedergelegt ist, läßt sich der Herr Recensent zu einem langathmigen, schier nicht endenwollendenden Satze hinreißen, den wir zum größten Theil wiedergeben: „Aber wir fragen, welches Proletariat hat eher Aussicht zum Siege zu kommen? Ein phisisch und geistig darniederliegendes, an seiner Zukunft verzweifelndes, dessen große Masse nicht einmal weiß, daß es geplündert, mit welchen Mitteln es ausgebeutet wird. (Daß er geplündert und ausgebeutet wird weiß heute schon der Dümmste, auch wenn er kein erleuchteter Socialdemokrat ist, mein Herr Recensent.), das nicht die Natur und den Mechanismus des Staates kennt, der ihm das Knie auf die Brust setzt, das dem Gedanken ganz unzugänglich ist, sich um die Angelegenheiten dieses Staates, der mit ihm umspringt, wie es das Interesse der besitzenden Classen verlangt, zu kümmern; ein Proletariat, das nicht gewohnt und nicht geübt ist im Kampfe, das schläft und dessen Bewegungen, wenn es halb unbewußt und plump sich rührt, sofort niedergeschlagen werden, um dann weiter zu träumen den schönen Traum von der wirthschaftlichen Befreiung?“ (Wie rührend!) „Oder ein Proletariat, welches Schicht für Schicht durchsetzt ist von der klaren Erkenntniß der Rolle des heutigen Staates und der wahren Bedeutung der herrschenden Parteien, welches um jeden Fuß breit Boden kämpft, welches den Kampf kennt und die Kampfmittel der Gegner, welches die Waffen der Gegner, auch die politischen (Aha!) ihnen Stück für Stück entreißt, welches für die Besserung der wirthschaftlichen Lage im Kleinen und Kleinsten einzutreten durch die gewerkschaftliche Organisation befähigt ist und die mächtigste Organisation der Besitzenden, den Staat selbst durch zähe Arbeit allmälig in die Hände zu bekommen trachtet?“ (Soll das das Hineinwachsen in den Zukunfsstaat à la Singer, Bebel und Liebknecht[56] sein?)

Die Litanei läuft geradezu zu dem Resultat hinaus, als ob unsere revolutionäre Bewegung das Proletariat in totaler Unkenntniß der socialen und politischen Lage ließe; als ob wir blind und taub gegen die sich um uns abspielenden Ereignisse unserer vollkommenen Auflösung entgegeneilen würden. Nichts unrichtiger als dies. Wann hätten wir behauptet, uns um den Staat nicht zu kümmern, seine Maßregeln gegen uns nicht zu beobachten, sein innerstes Getriebe, seinen Zusammenhang, seine Verhältnisse zu den herrschenden Klassen nicht zu ergründen. Gerade eben weil wir den Staat und seine Verhältnisse zur Klassenherrschaft kennen, gerade weil wir wissen, daß der Staat selbst stets der erbitterste Feind eines aufgeklärten Proletariats sein wird, und eben gerade weil wir wissen, daß der Staat der Handlanger der herrschenden Klassen, also unserer Ausbeuter ist; gerade weil wir wissen was wir von ihm zu erwarten haben, eben deßwegen werden wir stets bestrebt sein, dem Proletariate diese Umstände zur Kenntniß zu bringen und unsere Anschauungen darüber unter den weitesten Schichten zu verbreiten; und eben gerade aus diesem Grunde, verzichten wir auf alle vom Staate uns gewährleisteten Rechte und gerade deßhalb werden wir kein allgemeines Wahlrecht und keinen Arbeiterschutz erbetteln; wir werden unsere Rechte durch die imponirende Macht des gesammten Volkswillens zu erringen wissen und wollen deßhalb um keine positive Mitarbeit an Staatsflickwerke betteln, weil wir diesem Flickwerk jede Lebensfähigkeit absprechen und abgesprochen haben.

Bezüglich unserer Ziele scheint der Herr Verfasser mit einer wahrhaft bewundernswerten egyptischen Finsterniß geschlagen zu sein. Denn wie könnte er sich sonst zu der Aeußerung versteigen, „daß in Bezug auf das gemeinsame Ziel wenig Streit herrsche“ also was gewissermaßen daßelbe ausdrückt, als ob wir und die Socialdemokraten ein und daßelbe Ziel verfolgen würden. Was sollen wir darauf hin antworten. Wir werden dem Herren ein Freiexemplar der „Zukunft“ verabfolgen, damit er sich nächstens über unsere Ziele besser instruiren kann.

Allerdings steht im Manifeste daß „zur socialistischen Partei Jeder gehören könne, der die Beseitigung der kapitalistischen Productionsform, die Vergesellschaftlichung und allgemeine Zugänglichmachung der Productionsmittel, sowie gemeinsame Production und gemeinsamen Consumtion anstrebe“.

Das ist freilich nicht präcise und nur im Allgemeinen gesprochen, für ein Manifest aber gerade genug. Aber aus diesen Andeutungen unserer Endziele, die doch heute sowohl vor uns als vor den sonst so erleuchteten Socialdemokraten noch sehr verschleiert liegen müssen und von denen wir kein in fester Form beharrendes Bild uns zu entwerfen vermögen, auf unsere Ziele zu schließen, das eben ist der Gipfelpunkt der socialdemokratischen — „Weisheit“.

Wir wiederholen es hier, Konfisziert! ---Wir glauben daß unsere Ziele wenn wir sie überhaupt erreichen, himmelweit von einander verschieden sind. Hoffentlich geben Sie dies nun zu, — oder nicht Verehrtester!

Und nun kommt das Beste: „Das Hainfelder Programm unterscheidet sich nur dadurch von den Grundsätzen der Unabhängigen, daß es klarer und weniger phrasenhaft ist.[“] Das ist kühn, wenn man bedenkt, daß dies ein Anhänger der socialdemokratischen Partei schreibt, jener Partei, die eine durch und durch phraseologische ist. Wir glauben der Herr Recensent hat förmlich nach der Gelegenheit gesucht um die Vortrefflichkeit des Hainfelder vulgo Kautsky-Adler Programms[57] der staunenden Mitwelt anzupreisen, denn daß er Gespenster sieht, wo absolut nichts zu sehen ist, ist offenbar. Wo haben wir im Manifeste unsere Grundsätze niedergelegt? Oder soll unser Organisationsentwurf auf einmal unsere Grundsätze enthalten. Wie! Wir die Kopflosen, die Unbesonn[en]en, wir, die wir thatsächlich [„]nicht wissen was wir wollen“, wir sollen auf einmal Grundsätze besitzen, wir die Krakehler, die wir die „zielbewußten?[“] und „thätigen??“ (wo??) [„]socialdemokratischen Genossen beschimpfen und verleumden“! —O die armen wehrlosen Schafe! — Wir armen Sünder und Verbrecher an den socialdemokratischen Heiligen I., II. und III. Ranges wir sollten auf einmal Grundsätze gefunden haben. Welche Wendung durch Gottes Fügung! ----

Nun da wir endlich zu Grundsätzen gekommen sind, lassen wir uns auf eine weitere Kritik der „Kritik“ nicht mehr ein. Wir haben von diesem Pröbchen genug, wir glauben unsere Leser werden mit den von der „Arbeiterzeitung“ verabreichten Pillen ebenfalls zufrieden sein. Es wäre schade um das weitere Papier, wollten wir eine Kritik kritisiren, die das bekämpft, was nur in ihrer Einbildung existirt. Wir haben wichtigeres zu thun. — Der Herr Redacteur der „Arbeiterzeitung” hätte das Papier seines Blattes auch vernünftiger verwenden können.

Nur einige kurze Zeilen am Ende der Kritik wollen wir noch mittheilen: „Aber diese absolute Unfähigkeit zu einer Klarheit im Programme und Taktik zu kommen, wird hindern, daß die „Unabhängigen“ einen anderen Anklang im österreichischen Proletariat finden, als ein paar Dutzend Wirrköpfe und eine Handvoll scandal- und zeilensüchtiger Zeitungsreporter“. — Und um die Gelegenheit nicht zu versäumen noch einmal in’s Reclamehorn für die Socialdemokratie zu stoßen, wird laut in alle Welt hinausgeschmettert: „Die österreichische Arbeiterschaft (natürlich die aufs socialdemokratische Evangelium schwört) weiß heute ganz genau — was sie will (ein vollkommener Widerspruch mit dem von uns obenhin citirten Körnchen Wahrheit. Reut’s den Herrn, daß er in der Hitze des Gefechtes unüberlegt einen Tropfen Wahrheit verlor? ) und ihre Bewegung ist über jene Jugendjahre hinaus, wo man auf leere Phrasen hineinfällt.[“] Was sollen wir dazu sagen? Wir ziehen das Schweigen vor. Im Ganzen und Großen haben wir nur zu erwähnen, was wir bereits schon betont haben. Aus jeder Zeile der Kritik spricht die nur schwer verhaltene Wuth. Von Sachlichkeit und Gründlichkeit keine Spur. — Lügen, Verdrehungen und Unkenntniß der wahren Sachlage.

Kurz und gut unsere Kritik ist in wenigen Worten gesagt. — Die „Kritik“ unseres Manifest’s ist unter jeder Kritik. Ein neues Zeugniß der Geistesarmuth, ein schlagender Beweis der Geistesleere der Socialdemokratie.

S[amuel] D[avid] Friedländer.

 

 

[1] August Krčal: Zur Geschichte der Arbeiter-Bewegung Oesterreichs. 1867–1892. Eine kritische Darlegung. Graz: Selbstverlag des Verfassers 1893, S. 14f.

[2] Eindrucksvoll stellte Anna Staudacher die weltanschauliche Mixtur von Radikalen, Sozialrevolutionären und Anarchisten der frühen 1880er-Jahre dar; vgl. Anna Staudacher: Sozialrevolutionäre und Anarchisten. Die andere Arbeiterbewegung vor Hainfeld. Die Radikale Arbeiter-Par tei Österreichs (1880–1884). Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1988 (= Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik. 39.).

[3] Vgl. A. Staudacher, Sozialrevolutionäre und Anarchisten, besonders S. 292–294 und 327–330. Vgl. auch den bürgerlichen Sensationsbericht: Proceß gegen den Anarchisten Hermann Stellmacher, angeklagt der Ermordung des Wechselstubenbesitzers Eisert in Wien, sowie der beiden unmündigen Kinder desselben; ferner der Ermordung des Detectivs Ferdinand Blöch in Floridsdorf. Nebst einer kurzen Darstellung der Arbeiterbewegung, sowie der anarchistischen Bewegung in Wien und Budapest, des vorangegangenen Processes gegen Ferdinand Schaffhau ser und Johann Ondra. (Mord an dem Polizei-Concipisten [Josef] Hlu bek.) Verhandlung vor dem Wiener Ausnahmsgerichtshofe. Nach stenographisch genauen Aufzeichnungen und mit Benützung von authentischen Gerichtsacten bearb[eitet] von Fach-Journalisten. Mit 15 Illustrationen, 6 Bogen stark. Berlin-Wien-Leipzig: Hugo Engel [ 1884] (= Wiener Criminal-Bibliothek. 1.), 103 S.

[4] Vgl. das von deutschsprachigen Anarchisten in Amerika herausgege bene Flugblatt Zum Gedächtniß an den tapferen, opfermuthigen, getreuen Genossen Hermann Stellmacher. Die Gruppe New York der Internationalen Arbeiter-Association an die Proletarier aller Länder. [New York: Gruppe New York der Internationalen Arbeiter-Association 1884], 1 Blatt, abgedruckt in A. Staudacher, Sozialrevolutionäre und Anarchisten, S. 331.

[6] A. Krčal, Zur Geschichte der Arbeiter-Bewegung Oesterreichs, S. 37.

[8] A. Krčal, Zur Geschichte der Arbeiter-Bewegung Oesterreichs, S. 37.

[9] Ebenda, S. 37f.

[10] Rißmann [d.i. Johann Rismann: Erste Rede auf dem Ersten Parteitag der Österreichischen Sozialdemokratie in Hainfeld, gehalten am 20. Dezember 1888], in: Verhandlungen des Parteitages der Österreichischen Sozialdemokratie in Hainfeld (30131. Dezember 1888 und 1. Januar 1889). Nach dem stenographischen Protokoll herausgegeben von J[ulius] Popp und G. Häfner. Wien: Verlag von L.A. Bretschneider, Redakteur der „Gleichheit“ 1889, S. 11–14, hier S. 13.

[11] Von anarchistischer Seite wurde die Echtheit dieser Rede bisweilen bezweifelt und als Produkt sozialdemokratischer Manipulation gedeutet. Dem widersprach der österreichische Anarchist Max Nettlau (1865–1944), der selbst am Parteitag anwesend war: Sie [die Rede Rismanns; R.M.] wurde unter sehr entmutigenden Verhältnissen gehalten hei eisigfeindlichem Schweigen in vollster Isoliertheit. Vor diesem Publikum von Delegierten, in dem jeder zweite ein Renegat war und dies wusste, konnte der Redner keine wärmere Ideen vertretende Rede halten. Mein Stenogramm ist aufgehoben. Max Nettlau: Anarchisten und Syndikalisten. Teil 1: Der französische Syndikalismus bis 1909 — Der Anarchismus in Deutschland und Russland bis 1914 — Die kleineren Bewegungen in Europa und Asien. Vaduz: Topos Verlag 1984 (= Max Nettlau: Geschichte der Anarchie. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam. V, 1.), S. 281, Anmerkung 321.

[12] Vgl. auch die Erinnerungen des österreichischen, in die Schweiz emigrierten Anarchisten Benedikt Starck [recte Benedikt Stark]: Obergenosse Resel auf dem Hainfelder Parteitag, in: Volkswille. Einziges sozialistisches Organ Steiermarks (Graz), 2. Jg., Nr. 10 (15. Oktober 1912), S. 1 f. Vgl. den vollständigen Abdruck seiner Erinnerungen in Benedikt Stark: Erlebnisse eines Drechslers, in: Ohne Herrschaft. Literarisches Beiblatt des „Wohlstand für Alle“ (Wien), 4. Jg., Nr. 2 (Februar 1911), S. [2–4], 4. Jg., Nr. 3 (März-April 1911), S. [2–4], 4. Jg., Nr. 5 (Mai 1911), S. [3f.], 4. Jg., Nr. 6 (Juni 1911), S. [3f.], 4. Jg., Nr. 11 (November 1911), S. [2f], und 5. Jg., Nr. 3 (März 1912), S. [2f].

[13] Kurzzeitig diente auch das von Rudolf Hanser gegründete und herausgegebene Organ „Der arme Teufel. Zeitung für das Volk“ (Wien), 1891–1892, als Organ der Opposition.

[14] Vgl. auch die mit „Wien, 17. October 1891“ datierte Flugschrift von Rudolf Hanser / Adolf Heimann: Arbeiter Oesterreichs! Wien: Verlag von R. Hanser [1891], 4 S. Ein Exemplar der seltenen Publikation befindet sich in der Sammlung Reinhard Müller.

[15] Vgl. Ulrich Linse: Organisierter Anarchismus im Deutschen Kaiserreich von 1871. Berlin: Duncker & Humblot 1969 (= Beiträge zu einer historischen Strukturanalyse Bayerns im Industriezeitalter. 3.), vor allem S. 161–165.

[16] [Anonym]: Briefe aus Oesterreich, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 1. Jg., Nr. 4 (6. Dezember 1891), S. [3f.], hier S. [4].

[17] Vgl. [anonym]: Die Opposition in der österreichischen Sozialdemokratie, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 1. Jg., Nr. 5 (13. Dezember 1891), S. [4], und [anonym]: Die Opposition in der österreichischen Sozialdemokratie (Schluß), in: ebenda, 1. Jg., Nr. 6 (20. Dezember 1891), S. [4]. Eine sozialdemokratische Gegendarstellung erschien [anonym]: Die Sozialdemokratie in Oesterreich, in: ebenda, 1. Jg., Nr. 7 (27. Dezember 1891), S. [3].

[18] Vgl. [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 3 (17. Jänner 1892), S. [4], [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Fortsetzung statt Schluß), in: ebenda, 2. Jg., Nr. 4 (24. Jänner 1891), S. [4], [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Fortsetzung statt Schluß), in: ebenda, 2. Jg., Nr. 5 (31. Jänner 1892), S. [3], [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Fortsetzung), in: ebenda, 2. Jg., Nr. 6 (7. Februar 1892), S. [4], und [anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Schluß), in: ebenda, 2. Jg., Nr. 7 (14. Februar 1892), S. [3].

[19] [Anonym]: Die Arbeiterbewegung in Oesterreich (Schluß), in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 7 (14. Februar 1892), S. [3].

[20] Zur österreichischen Opposition vgl. Gerfried Brandstetter: Sozialdemokratische Opposition und Anarchismus in Österreich 1889–1918, in Gerhard Botz / Gerfried Brandstetter / Michael Pollak: Im Schatten der Arbeiterbewegung. Zur Geschichte des Anarchismus in Österreich und Deutschland. Mit einem Vorwort von Karl R[udolph] Stadler [d.i. K.R. Stavaritsch]. Wien: Europaverlag 1977 (= Schriftenreihe des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung. Herausgegeben von Karl R[udolph] Stadler. 6.), S. 29–97, hier S. 38–42.

[21] S[amuel] D[avid] F[riedländer]: Unsere Stellung zur Socialdemokratie, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 1 (27. August 1892), S. 1 f., hier S. 1.

[22] [Anonym]: Kritische Streifzüge in Oesterreich. I, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 8 (21. Februar 1892), S. [3f], hier S. [4].

[24] Vgl. die zwei Briefe von „Mehreren unabhängigen Sozialisten“ und dem „Exekutiv-Komitee“ in [anonym]: Zur Klärung der österreichischen Oppositionsverhältnisse, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 23 (5. Juni 1892), S. [4]. Vgl. auch Ein unabhängiger Sozialist: Herr [Josef] Schatz! als Staatsretter von Oesterreich, in: ebenda, 2. Jg., Nr. 22 (29. Mai 1892), S. [4], gegen das von Schatzl am 13. Februar 1892 gegründete Organ „Die freie Arbeit. Socialwirtschaftliches Organ der physisch und geistig Schaffenden“ (Wien), 1. Jg. (1892), 20 Nummern; vgl. J[osef] Schatzl: Die Corruption in der österreichischen Socialdemokratie. Ein Nachschlagebüchlein für Socialdemokraten und für solche, die es werden wollen. Wien: „Volkswehr“ [1895], II, 46 S. Zu weiteren Beiträgen der Unabhängigen Socialisten im „Sozialist“ vgl. [anonym]: Irrwege der österreichischen Opposition, in: Beilage zu „Der Sozialist“. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 19 (8. Mai 1892), S. [2], und S[amuel] D[avid] Friedländer: Literarischer Pöbel, in: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 28 (10. Juli 1892), S. [3] (noch datiert Zürich, am 27. Juni 1892). Ein deutscher Gruß an die österreichischen Unabhängigen Socialisten kam von dem im Dezember 1892 nach London emigrierten Österreicher Anton Schönberger: An die Genossen in Oesterreich, in: ebenda, 2. Jg., Nr. 25 (19. Juni 1892), S. [4].

[26] Zitiert nach Anna Staudacher: Die „Zukunft“. Organ der unabhängigen Sozialisten (1892–1895). Wien: Verlag Monte Verita 1992 (= Edition Wilde Mischung Bd. l .), S. 12.

[27] Friedländer war auch Mitarbeiter an Peukerts „Autonomie“ und hat — ziemlich unüblich — einen Artikel auch namentlich gezeichnet; vgl. Samuel] D[avid] Friedländer: „Freie Männer“, in: Die Autonomie. Anarchistisch-communistisches Organ (London), Nr. 165 (19. Dezember 1891), S. [1f.].

[28] Friedländers namentlich gezeichnete Beiträge in der „Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten“ (Wien) sind: Unsere Stellung zur Socialdemokratie, in: 1. Jg., Nr. 1 (27. August 1892), S. l f.; Eine „Kritik“ unseres Manifestes, in: ebenda, S. 211; Zum socialen Kampf; in: ebenda, S. 3f.; Zur Situation, in: 1. Jg., Nr. 2 (17. September 1892), S. 2f., und in: 1. Jg., Nr. 3/4 (12. Oktober 1892), S. 1; Zur Klärung, in: 1. Jg., Nr. 6 (12. November 1892), S. 2–4; Lügen, in: ebenda, S. 4.

[29] Haymarket-Märtyrer: Nach einem bezüglich seiner Urheberschaft ungeklärten, wohl aber von Agents provocateurs inszenierten Bombenattentat während einer Arbeiterversammlung am Haymarket Square in Chicago, Illinois am 4. Mai 1886 wurden 1887 acht Anarchisten wegen dieses Attentats angeklagt und unter juridisch völlig unhaltbaren Umständen verurteilt: fünf von ihnen zum Tod, drei zu langjährigen Kerkerstrafen. Einer der zum Tod Verurteilten beging Selbstmord, vier wurden justizgemordet. Sechs Jahre später wurden die Opfer vom Gouverneur von Illinois rehabilitiert. Auf dieses Ereignis geht übrigens der Erste Mai als Arbeiterfeiertag zurück.

[30] Vgl. [anonym]: Proceß Friedländer, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 9 (24. Dezember 1892), S. 4f., [anonym]: Proceß Friedländer, in: ebenda, 1. Jg., Nr. 18 (13. Mai 1893), S. 3, und [anonym]: Der Anarchisten-Proceß in Wien, in: ebenda, 2. Jg., Nr. 7 (24. November 1893), S. 8–11. Vgl. auch A. Kreal, Zur Geschichte der Arbeiter-Bewegung, S. 50. [31] Die Nummer 1 wurde in der „Zukunft“ bereits für 29. März 1894 mit der Bemerkung angekündigt: Wir empfehlen allen Genossen dieses Blatt auf das wärmste und ersuchen zugleich, für dasselbe nach besten Kräften einzutreten; [anonym]: Ankündigung, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 2. Jg., Nr. 14 (23. März 1894), S. 4.

[32] Von Friedländer stammt auch der einzige namentlich gezeichnete Artikel; vgl. S[amuel] D[avid] Friedländer: Parteigenossen!, in: Die Freiheit. Socialistisches Organ (Graz), 1. Jg., Nr. 1 (5. April 1894), S. 1.

[33] Vgl. [anonym]: Rundschau / Oesterreich, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 2. Jg., Nr. 17 (11. Mai 1894), S. 3. Vgl. auch August Krčal [recte Krčal]: Blätter aus der Geschichte der Arbeiterbewegung Oesterreichs (1867–1894). Eine kritische Darlegung. Zürich: Verlag Kulturgemeinschaft Freie Generation (Rainer Trindler) 1913, S. 84; diese dritte Auflage der Krčal-Schrift von 1893 enthält auch die von Josef Schmied verfasste Erweiterung für die Jahre 1893 bis 1894.

[34] S[amuel] D[avid] F[riedländer]: Unsere Stellung zur Socialdemokratie, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 1 (27. August 1892), S. 1f., hier S. 1.

[35] [Anonym]: „Die Zukunft“. (Zum III. Jahrgange.), in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 3. Jg., Nr. 1 (14. Dezember 1894), S. l f., hier S. 1.

[36] Vgl. Die socialdemokratische und anarchistische Bewegung im Jahre 1893. Wien: Druck der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei 1894, S. 55. Diese von der Polizei jährlich verfassten Berichte wurden nur für den internen Gebrauch gedruckt und kamen nicht in den Buchhandel.

[37] Schon im Februar 1893 verkündeten die Unabhängigen Socialisten, „Rovnost“ beabsichtige, in Kürze ein cechoslavisches Blatt herauszugeben, unter dem Titel „ Volne Listy Gleiche Tendenz wie die „Zukunft [anonym]: Vereine / Wien, X., in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 12(11. Februar 1893), S. 4. Im Juni 1893 empfahlen sie dann unser Schwesterorgan „ Volny [!] Listy [!]in Wien; [anonym]: Wir empfehlen allen unseren Genossen [...], in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 21 (24. Juni 1893), S. 4. In Wien erschien dann noch 1896 die tschechischsprachige Anarchistenzeitung „Matice Delnicka“ (Viden [Wien]; Arbeiterverein), 10. Juni bis 21. Dezember 1896, 8 Nummern; sie wurde danach in Böhmen fortgesetzt.

[38] Vgl. – ar. [d.i. Anton Notzar]: Rück – und Zukunftsblicke. Grazer Situationsbericht, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 16 [recte 15] (25. März 1893), S. 3f.

[39] Vgl. F[ranz] K[onitschek]: Die Unabhängigen und ihre Gegner in Klagenfurt, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 13 (25. Februar 1893), S. 2f.

[40] Vgl. Der Socialist. Organ der unabhängigen Arbeiterpartei Galiiens (Lemberg [L’vov]), 1. Jg., Nr. 1, (24. Februar 1893); die Nummer wurde konfisziert, und mehr ist vermutlich nicht erschienen. Vgl. [anonym]: Streiflichter /„Der Socialist ”, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 14 (11. März 1893), S. 4. Vgl. Trybun ludowy (Lwów [L’vov]; Volkstribun), dessen Redakteur Maurycy David Jeger 1896 mindestens 9 Nummern herausgab. Für die jiddische Zeitung konnte kein Belegexemplar gefunden werden.

[41] Vgl. die Anzeige in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 3. Jg., Nr. 6 (17. Mai 1895), S. 4.

[42] Ein vollständiges Exemplar befindet sich offensichtlich nur im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis in Amsterdam; in Österreich fehlt die Zeitung vollständig. Der Arbeit von A. Staudacher, Die „Zukunft“, liegen nur die beiden ersten Jahrgänge zu Grunde, welche sich an der Jagiellonischen Bibliothek in Krakau (1892/93-1893/94; allerdings unvollständig) befinden.

[43] [Anonym]: „Die Zukunft“. (Zum III. Jahrgange.), in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 3. Jg., Nr. 1 (14. Dezember 1894), S. 1f., hier S. 1.

[44] [Georg] M[atzinger]: Der Weg zum Ziel, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 3. Jg., Nr. 2 (11. Jänner 1895), S. 1.

[45] [Anonym]: Aufruf, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 6 (12. November 1892), S. 1.

[47] Siehe Fußnote 26.

[48] Matthias Pestischek / Gustav Kern: Zur Erinnerung, in: Erkenntnis und Befreiung. Organ des herrschaftslosen Sozialismus (Wien), 6. Jg., Nr. 18 (4. Mai 1924), S. 4.

[49] August] K[rčal]: Von meiner Agitationsreise, in: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 18 (13. Mai 1893), S. 2.

[50] Vgl. A. Krčal, Blätter aus der Geschichte der Arbeiterbewegung Oesterreichs, S. 85.

[51] Die socialdemokratische und anarchistische Bewegung im Jahre 1896. Wien: Druck der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei 1897, S. 58f.

[52] [Anonym]: „Die Zukunft“. (Zum III. Jahrgange.), in: Die Zukunft (Wien), 3. Jg., Nr. 1 (14. Dezember 1894), S. 1f., hier S. 1.

[53] Aus: Der Sozialist. Organ der unabhängigen Sozialisten (Berlin), 2. Jg., Nr. 33 (13. August 1892), S. [2f ]. Nach der Kritik durch einen Mitarbeiter der „Arbeiter-Zeitung“ wurde das Manifest in der nächsten Nummer — mit authentischem Wortlaut — auch hier abgedruckt; vgl, Manifest der unabhängigen Sozialisten an das österreichische Proletariat, in: Arbeiter-Zeitung. Organ der österreichischen Sozialdemokratie (Wien), 4. Jg., Nr. 35 (26. August 1892), S. 9.

[54] Aus: Die Zukunft. Organ der unabhängigen Socialisten (Wien), 1. Jg., Nr. 1 (27. August 1892), S. 2f. Replik auf den Artikel von [anonym] : Ein „Manifest“ an das österreichische Proletariat, in: Arbeiter-Zeitung. Organ der österreichischen Sozialdemokratie (Wien), 4. Jg., Nr. 34 (19. August 1892), S. 3f.

[55] Ernst (1856–1919: von) Plener (1841–1923), österreichischer Politiker und Schriftsteller, Führer der Deutschliberalen; 1893–1895 Finanzminister, 1895–1918 Präsident des obersten Rechnungshofs; seit 1900 Mitglied des Herrenhauses. Pleners „Deutsche Zeitung“ (Wien) weist übrigens keine Veröffentlichung Unabhängiger Socialisten auf.

[56] Hier werden führende deutsche Sozialdemokraten aufgezählt: Paul Singer (1844–1911), August Bebel (1840–1913) und Wilhelm Liebknecht (1826–1900).

[57] Karl Kautsky (1854–1938), österreichischer sozialdemokratischer Politiker und Schriftsteller, der 1890 bis 1924 in Deutschland lebte und sowohl auf die deutsche wie österreichische Sozialdemokratie großen Einfluss hatte.