Alfredo M. Bonanno
Das Ideal in Trümmern
Die Bedingungen, die eine quantitative Beziehung zu den Massen vertretbar machten, sind in den letzten Jahren definitiv verschwunden. Die alte Illusion des „Stellen wir eine grosse Organisation auf die Beine und dann schauen wir weiter“ ist untergegangen, mit all ihren leninistischen Voraussetzungen. Die Aggregation hat sich als das gezeigt, was sie schon immer gewesen ist: ein Produkt des Bedürfnisses, eine Herde zusammenzustellen und sie zu zählen. Die Stärke, die vom Zählen herkommt, erschien endlich im Licht der Politik, fern von jeder revolutionären Wirksamkeit.
Seit Jahren haben wir uns gegen diese Illusion des Quantitativen ausgesprochen, aber mit spärlichen Resultaten. Der grundlegende Widerspruch (wenn man mit sehr wenigen ist, kann man nichts machen) endete darin, das, was wir sagten, oft unverständlich zu machen.
Das Kapital seinerseits, mit den strukturellen Evolutionen, die es charakterisieren, hat ständige Evolutionen durchgemacht, die für Krisen gehalten wurden, und Krisen, die nach Umstrukturierungen ausgesehen haben. Die Antwort der Ausgebeuteten liess auf sich warten, lässt noch immer auf sich warten. Die Skandale beeindrucken nicht. Die Naturkatastrophen treiben die Leute dazu an, den Kopf in den Sand zu stecken. Die Kernkraftwerke und die Atomraketenstützpunkte lassen Spielräume zum Überleben und oft zur Spekulation. Der Mangel an Arbeit lässt Dunkelzonen, wo das Sich-Arrangieren zur Kunst wird.
Ein beträchtlicher Teil der revolutionären Bewegung, der in der Vergangenheit Lebenszeichen gab, befindet sich [1983, in Italien] im Knast und kämpft, um zu überleben. Ein anderer, ebenso beträchtlicher Teil dieser Bewegung hat ihre intime denunziatorische Tendenz entdeckt und sich mit tausend verschiedenen Ausdrücken des Unterscheidens und des Anschuldigens, des Bereuens und des Sich-Ergebens aus ihm hinausgezogen. Draussen korrespondiert der Unterschied auf anderen Ebenen: ein beträchtlicher Teil von jenen, die dabei geblieben sind, sich die Finger an den Händen abzuzählen, wartet noch immer darauf, dass alles zur Normalität zurückkehrt, um sich weiterhin die Finger an den Händen abzuzählen. Ein anderer, nicht weniger bedeutender Teil hat bereits alles bereut, und hat sich wieder in sich zusammengerollt: überleben, wenig atmend, um keinen Sauerstoff zu verbrauchen. Dieser letztere Teil ist gar nicht erst vor das Tribunal der grossen Entscheidungen geführt worden: er hat schlicht, mit Vornehmheit, die Hosen runtergelassen, während er eine gute Dosis Skeptizismus vorheuchelte, den er nicht schon immer besitzen konnte (eine revolutionäre Gabe ist das sicherlich nicht), und der nun eine eigens für diesen Moment erworbene Gabe scheint.
Wenn die Anarchisten eine konstante Charakteristik haben, dann ist es eben jene, sich von den Widrigkeiten der Klassenkonfrontation nicht entmutigen zu lassen, sich von den Versprechungen der Macht nicht verlocken zu lassen. Es wird immer schwierig (oft unmöglich) sein, einen anarchistischen Gefährten zu finden, der von der Macht in die Knie gezwungen wurde. Vielleicht von den Foltern, vom physischen Schmerz, nie von der langen Repression, nie von der Niedergeschlagenheit, die von den Enttäuschungen herkommt. Es gibt etwas in den Anarchisten, das sie daran hindert, den Mut zu verlieren, etwas, das sie auch in den schlechtesten Momenten ihrer Geschichte optimistisch macht, das sie nach vorne blicken lässt, auf die möglichen zukünftigen Mündungen des Kampfes, und nicht zurück, auf die begangenen Fehler und auf eine mögliche Rückkehr.
Die revolutionäre Arbeit eines anarchistischen Gefährten, folglich, ist nie ausschliesslich auf die Aggregation der Massen ausgerichtet, wozu die Anwendung von bestimmten Instrumenten den Entwicklungen von dieser Beziehung folgt. Die agierende Minderheit ist nicht eine stumpfe Dienerin der Zahl, sonder auferlegt sich dieser mit ihren Ideen und ihrer Aktion. Die Gesetze der Wachstumsverhältnisse der Organisationen sind gewiss auch an diese Aktionen und an diese Ideen gebunden, aber nicht in einem deterministischen Sinne.
Gegenüber den leblosen Lektionen des Buchhalters schüttelt der revolutionäre Enthusiasmus alle Bedenken ab und schreit dem Krämer ins Gesicht, das es Zeit ist, zu handeln, anzugreifen, auch wenn die Berichte der Rechenmaschinen enttäuschend sind, auch wenn die Organisationsstrukturen ein Desinteresse der sogenannten Massen vermelden.
Ein solcher Gedankengang ist es, aufgrund dessen unsere Gefährten den Reuigen ihre Verachtung ins Gesicht spucken, und nicht aufgrund von Gedankengängen, die die historische Erinnerung der Organisationen der Vergangenheit bewahren wollen. Und dieselbe Art von Gedankengang ist es, aufgrund derer viele Gefährten, die von der kritischen Kritik angezogen werden, sich mit ihrem eleganten Sich-Herausziehen, als geschickte Seiltänzer des Paradoxons, mit sich selbst in Widerspruch befinden. Ihr Herz zieht sie hinein, ihr Hirn drängt sie an die Peripherie zurück. Sie leben unglücklich, weil sie nicht gut überlegen im Angesicht von sehr deutlichen Wahrheiten. Nicht zu handeln, nicht zu kämpfen, erfordert eine sehr grosse Anstrengung, um seine Positionen zu rechtfertigen, erfordert geistige Gewandtheit und pyrrhonischen Skeptizismus. Ein Anarchist kann auch Gebrauch davon machen, aber er endet darin, unglücklich mit sich selbst zu sein, er endet darin, Bedarf an immer grösseren Dosen von Skeptizismus zu haben, um sich selber zu rechtfertigen. Eine Droge wie jede andere.
Die Aktion ist viel einfacher und erfordert weniger Anstrengung.
Der scharfsinnige Skeptiker kann sicher erwidern, dass die Aktion der Aktion halber der tristen Szene der Katze gleichkommt, die dem eigenen Schwanz hinterherjagd. Der Revolutionär – fährt unser Gefährte fort – der auf dem Kampf beharrt, obwohl bereits klar ist, dass es nichts mehr zu tun gibt, ist ein armer Träumer, der sich nicht bewusst hält, in welche Richtung die Auswirkungen seines Kampfes gehen. Er glaubt, für die Revolution zu kämpfen, und ist aber, entgegen seinen Hoffnungen, einer der Erbauer der Ordnung und der Restauration von morgen: er liefert Instrumente und Ideen an die Innenminister der neuen Ordnung.
Dieser Anspruch, der Geschichte ein deterministisches Flussbett zu graben, ist ebenso alt wie die Welt. Die Antiken hatten ein eigenes Modell von sozialer Aufwühlung, sie sprachen nicht von Revolution, sie glaubten an die Rückkehr aller Dinge, an den fortwährenden Zyklus ohne Neuerung. Dann wälzte die industrielle Revolution das kreisförmige Denken endgültig um, während sie die Wissenschaft mit der Philosophie, und die Politik mit der angewandten Sozialwissenschaft verknüpfte. Das neue Modell war jenes des Geistes, der sich ewig weiterentwickelt, als Kenner seiner selbst und seiner Schicksale, der mit den Menschen und ihren Dingen sein Spiel treibt, aber der sich auf unabwendbare, rationale Weise verwirklicht. Dann der Zusammenbruch von jeder Hoffnung, das Zeitalter der Symbole und der siegreichen Reaktion, der Moment, wo die Karten endgültig durchmischt werden (und noch sind sie nicht entwirrt worden). Aus der Revolution wird Reaktion, das Rot vermischt sich mit dem Gelb. Die Plätze der proletarischen Revolte werden zertrampelt und mystifiziert durch die Symbole des konventionellen Progressismus, des Staatssozialismus, des roten Faschismus.
Für den Skeptiker wäre da schon lange viel Platz gewesen. Es ist sicherlich nicht erst jetzt, wo man die mangelhafte und blinde Seite des revolutionären Determinismus der (positivistischen und marxistischen) Prägung des 19. Jahrhunderts mit Offensichtlichkeit entdecken kann. Wer zu diesen Schlussfolgerungen gelangen wollte, konnte das schon vorher tun. Im Grunde, wenn man in die Annalen der Revolution zurückgeht, können wir viele gewesen sein, die für die Reaktion arbeiteten, eine wahre Masse. Aber ist es eine Einbahnarbeit gewesen? Hat nur die Reaktion daraus Vorteile gezogen? Oder muss man zugeben, dass, beim Schwinden des deterministischen Denkmodells, alleine zu sagen bleibt, dass der Kampf die Beziehungen (jede Art von Beziehungen) umwälzt, weshalb man, je nach Blickwinkel, Verstärkungen und Abschwächungen (besser wäre es zu sagen, Veränderungen des Konfrontationslevels) wahrnehmen kann, dass man aber nicht Einbahnstrassen, klare Ursachen und ebenso klare Wirkungen wahrnehmen kann.
Kein wirklicher Revolutionär arbeitet je gänzlich für die Revolution. Nicht, weil er das nicht will oder weil er nicht weiss, wie er das tun kann, sondern schlichtwegs, weil das unmöglich ist. Er evaluiert (innerhalb von gewissen Grenzen) und entscheidet. Das Ergebnis ist ein widersprüchlicher Prozess, der mit dem Level der Klassenkonfrontation in Zusammenhang steht, und der nur dort seine Bedeutung findet. Es wird darin Momente geben können, in denen diese Bedeutung deutlich ist, und Momente, in denen sie unklarer ist und sie entziffert werden muss, aber sie wird nie in dem einen oder anderen Sinne endgültig sein.
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Die Grenzen der Massenarbeit rühren paradoxerweise von denselben Grenzen her, die uns in einer unfernen Vergangenheit dazu veranlasst haben, aufgrund der äusseren Formen der Bewegung, aufgrund ihrer fortgeschritteneren, kreativeren Ausdrücke grosse Hoffnungen zu hegen. Die Negierung des Subjekts knüpfte an die Verherrlichung eines subjektiven Modells an, das ständig wieder ein Subjekt vorschlug, das von allen widersprüchlichen Charakteristiken der Subjektivität frei ist. So wurde die Erdrückung des Qualitativen, die in den immer brüskierteren Schemen der Arbeiter der revolutionären Partei oder der libertären Gewerkschaft ausgeübt wurde, in den avveniristischen Schemen der hypersubjektiven Bewegung auf anderem Wege wieder vorgeschlagen. Das Resultat war die Abflachung von beidem. Da wie dort gab es keinen Platz für das wirkliche Subjekt. Im Falle der Massenarbeit gab es keinen Platz aus Definition, im Falle der Bewegung gab es keinen Platz aus Kurzsichtigkeit und Unwissenheit.
In diesem Sinne reichen sich der Skeptiker und der Singende die Hand und gehen sie dem Parteifunktionär und dem Gewerkschaftsaktivisten entgegen. Jeder befragt den anderen über die Gründe des jeweiligen Scheiterns, keiner hat Augen, um zu sehen, und Ohren, um zu hören.
Müssen wir also die Beziehung zu den Massen aufgeben? Müssen wir die Bewegung als wenn auch beschränkt quantitatives Wachstumsziel negieren? Müssen wir uns vor dem Instrument der spezifischen Organisation verschliessen? Wir sind der Ansicht, dass nichts von all dem getan werden muss. Im Gegenteil müssen diese drei Elemente in einer neuen Perspektive überdacht werden
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Die Beziehung zu den Massen kann nicht auf der langen Frist, auf dem endlosen Wachstum, auf dem Terrain der Verteidigung und des Widerstands gegen die Angriffe der Bosse aufgebaut werden. Sie muss reduzierte, spezifische, entschieden Angriffs- und nicht Nachhutsdimensionen haben.
Die Organisationsstrukturen, die wir vorschlagen können, sind Strukturen, die – zeitlich und räumlich – begrenzt sind, schlichte aggregative Formen, mit Zielsetzungen, die innert kurzer Frist erreichbar sind. Sie sollen nicht widerständische oder gewerkschaftliche, sondern ausschliesslich operative Charakteristiken haben. Sie sollen möglichst nicht von einer sehr schwerfälligen ideologischen Grundlage, sondern von simplen und heute recht teilbaren Elementen ausgehen: Selbstverwaltung, permanente Konflikthaltung, Angriff gegen den Klassenfeind.
Mindestens zwei Faktoren ermutigen uns in diesem notwendigen Ansatz, den es unserer Beziehung zu den Massen zu geben gilt: erstens, die Zerklüftung der Klassenhomogenität durch die vom Kapital auferlegten Produktionsverhältnisse selbst; zweitens, das grassierende Gefühl von Ineffizienz, das der Einzelne aus der Dimension des kollektiven Kampfes auf einem gewissen Level zieht.
Hingegen ist der Wille, sich zu widersetzen, noch immer recht verbreitet, die objektiven Räume, in denen er sich üben kann, existieren, die Aktionsmodelle sind dabei, ausgearbeitet zu werden. In diese Richtung gibt es noch viel Arbeit zu tun.
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Die Bewegung bekundigt immer mehr jene ungreifbaren Charakteristiken, die sie eben dort auf massive Weise präsent zeigten, wo sie nur der Schatten von sich selbst war. In den objektivierendsten Teilen, eben dort, wo sich der einzelne Gefährte am stärksten der noch immer vorherrschenden Ideologie der Partei aufopferte, zeigten sich die Strukturen der Bewegung stark und florierend. Und dabei war es eben dort, wo sie am stärksten nach Kadaver stanken. Anderswo versanken die grössten Öffnungen zur Kreativität in einer Atmosphäre, die noch zu sehr von proletarischen Gemeinplätzen durchtränkt war. Die isolierten Versuche von einigen kritischen Intelligenzen waren nicht ausreichend. Die Aktionen von einigen Gruppen, die zeigen wollten, wie es möglich ist, es besser und auf libertärere Weise zu machen, hatten den Wert, den all jene Dinge haben, die eine noch in Entstehung begriffene Realität ankündigten: den Wert von einer Stimme in der Wüste.
Jetzt ist die Realität anders. Sie zeigt sich uns gleichförmig und schwierig, flach, ja abgeflacht von der Repression und von der Rückkehr zum Konformismus. Aber einer Sache kann man sich sicher sein, diese Abflachung hat darin geendet, mit Klarheit zu zeigen, wo die Grenzen und die Gefahren der leninistischen Ideologie der Partei liegen, Grenzen und Gefahren, die zu einem gewissen Zeitpunkt überall grassierten. Heute ist all das vorbei, und es ist seltsam, dass man an einem solchen Begräbnis von Tod spricht. Wenn Lenin tod ist, dann lebe die Revolution.
Aber das Grassieren der parteilichen Pest war nicht nur in den Schichten präsent, die eine Fahne daraus machten, sondern auch in Bereichen der Bewegung, die sich entrüsteten, wenn sie bloss des Namen davon hörten. Eben diese Bereiche, diejenigen, die den Splitter im Augen des Gefährten suchen gingen, waren jene, die besser als alle mit einem leninistischen Balken im eigenen Auge auskamen. Im Grunde lag das Problem nicht darin, die von den anderen gemachte Arbeit als Element von einer komplexen Beziehung zu betrachten, die man nicht dadurch austreiben konnte, dass man sie ignoriert, sondern, im Gegenteil, darin, eine Mentalität aus den Fluren der Polizeikommissariate einzuführen, die eben das verderblichste Element des Leninismus ist, jenes Element, das die ganze Ideologie des sogenannten demokratischen Zentralismus verbindet. Es war gewiss nicht das Anerkennen der (wenn auch widersprüchlichen) Gültigkeit der Aktionen, die von den Leninisten gemacht wurden, was ein Anzeichen der parteilichen und autoritären Infektion darstellte, als vielmehr die Anwendung der Denunziation, die überlegene Haltung, die ideologische Selbstverherrlichung, die unkritische Orthodoxie, der Anspruch auf einen intellektuellen Leaderismus, die Suche nach einem kleinen Stück von persönlicher Macht, etc. All dies musste bekämpft werden, eben in dem Moment, wo die leninistischen Konzeptionen der bewaffneten Partei oder der Eroberung des Winterpalastes grassierten.
Und ein Kampf in diese Richtung ist tatsächlich geführt worden und es scheint uns nicht, dass er ohne Bedeutung war. Er wurde für ein Nachhausebringen des Kriegs gehalten, während er hingegen im Ausland geführt werden musste, aber man findet immer irgendeinen Dummkopf – in gutem oder bösem Glauben – der liest, wie es ihm scheint oder wie es ihm am bequemsten ist.
Die Ungreifbarkeit der revolutionären Bewegung kann jetzt wie ein notwendiges Übel erscheinen, und sie ist hingegen die notwendige und objektive Bewertung von etwas, das darin geendet hat, sich zu reinigen, die Altlasten loszulassen, und sich somit auf einen Kern, auf eine Essenz reduziert hat, die vielleicht bescheidener, aber zweifellos bedeutsamer ist. Es ist dies, woraus die Bewegungen von morgen hervorgehen werden, und gewiss nicht aus den Klagen oder aus den Nostalgien.
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Im Kleinen ist die Aktion kritisierbar aufgrund von ihrer Bedeutungslosigkeit, aufgrund der Spöttischkeit der Beziehung, die sie zum kolossalen Komplex der feindlichen Macht aufstellt. Aber es wäre falsch, in anderer Hinsicht, quantitative Beziehungen aufzustellen. Die Konfrontation bleibt bedeutsam, da der Feind, eben aufgrund von seiner extremen Komplexität, eine konstante Beschaffbarkeit des Konsens benötigt. Jede minimale Störung schädigt ihn weit über die objektiven Grenzen der Störung selbst hinaus. Sie schädigt sein Bild, seine Pläne, die Mechanismen zur Produktion des sozialen Friedens, die instabilen Gleichgewichte seiner Politik.
Jede kleine Aktion, die von einer wenn auch minimalen Miteinbeziehung der Leute ausgeht, ist daher eine grosse subversive Tatsache, eine Tatsache, die die manchmal mikroskopischen Dimensionen des Geschehnisses übersteigt, um weniger zu einem Symbol, sondern zu einem möglichen Referenzpunkt zu werden.
In diesem Sinne haben wir oft von Aufstand gesprochen. Wir können den Kampf so angehen, dass sich objektive Bedingungen von Revolte realisieren, so, dass sich die latente Gegenüberstellung entwickelt und hervorhebt, so, dass der Kontakt zwischen anarchistischer Minderheit und spezifischer Situation geknüpft wird, worin der Kampf entwickelt werden kann.
Wir wissen, dass viele Gefährten diese Ideen nicht teilen. Einige haben uns angeschuldigt, analytisch zurückgeblieben zu sein, andere, nicht zu verstehen, dass die patiellen Kämpfe nur der Macht zu Nutzen kommen, dass man heute im Zeitalter der Elektronik nicht mehr von Revolte sprechen kann.
Es tut uns wirklich leid, aber wir sind Sturköpfe. Wir sind der Ansicht, dass es auch heute noch, auch im Zeitalter der Rechenmaschinen, die alles wissen, noch immer möglich ist, zu rebellieren, noch immer möglich ist, dass eine kleine Stecknadelspitze ins Innere des Kolosses eindringt, der bereit ist, alles zu verschlingen. Es ist jedoch erforderlich, die alten Gemeinplätzen des grossen Massenkampfes, des endlosen Wachstums, der Bewegung, die alles beherrscht und alles kontrolliert, zu verlassen. Es ist erforderlich, eine eingegrenztere, präzisere, detailliertere Mentalität anzunehmen. Es ist erforderlich, die Realität so zu betrachten, wie sie ist, und nicht so, wie wir sie uns vorstellen. Gegenüber einer Situation ist es erforderlich, eine möglichst präzise Vorstellung von dem zu haben, was uns umgibt, von der Klassenkonfrontation, die diese Situation widerspiegelt, und ist es auch erforderlich, sich die geeigneten Mittel zu geben, um zu intervenieren.
Wir sind Überbringer von Interventionsmodellen und Ideen von grosser Wichtigkeit und von grosser revolutionärer Bedeutung. Aber diese Modelle und diese Ideen sprechen nicht von alleine, sie werden nicht sofort verstanden, es ist erforderlich, zu handeln, um sie in Funktion zu zeigen, es genügt nicht, sie zu erklären. Oft scheinen wir Schwätzer wie viele andere zu sein, Erzeuger von Worten wie der Grossteil von jenen, die in der Politik lavieren.
Bereits die Anstrengungen, die wir machen werden, um uns die Mittel zu geben, um auf die tauglichste Weise zu intervenieren, stellen ein gutes Element zur Klärung der Ideen dar, für uns und für jene, die mit uns in Kontakt treten. Eine reduktive Anschauung dieser Mittel, eine auf die blosse Information, auf den Dissens, auf die Prinzipienerklärungen begrenzte Auffassung, ist zweifellos unausreichend. Wir müssen weiter gehen, in die drei Richtungen arbeiten: Kontakt mit den Massen (eingegrenzt und auf ein genau definiertes Kampfziel ausgerichtet); Aktion innerhalb der revolutionären Bewegung (im zuvor betrachteten subjektiven Sinne); Aufbau der spezifischen Organisation (sowohl der Massenarbeit wie auch der Aktion innerhalb der revolutionären Bewegung dienlich).
Dies ist die Richtung, in die es erforderlich sein wird, sehr viel zu arbeiten.